Inhalt der Printausgabe

Die PARTEI informiert


Martin Sonneborn (MdEP)
Bericht aus Brüssel
Folge 20

»Man soll nur von Europa sprechen, denn die deutsche Führung ergibt sich ganz von selbst.«

Außenpolitisches Amt der NSDAP

Berlin, Büro

Die »Mitteldeutsche Zeitung« berichtet, dass zwei stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU in Sachsen-Anhalt das Szenario für eine Koalition mit der dämlichen AfD entworfen haben: »Es muss wieder gelingen, das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen.«

→ Sachdienliche Hinweise aus dem Netz

Martin Sonneborn: Ich hätte auch schon einen guten Namen: SOZIALNATIONALISMUS… HitlerbärtchenSmiley!
Ruprecht Polenz: Antwort an Martin Sonneborn: Es gibt einen für alle Mitglieder verbindlichen Parteitagsbeschluss d. CDU: Keine Zusammenarbeit mit der AfD. Wer dagegen verstößt, verhält sich parteischädigend. Das sollte allen klar sein, die jetzt laut nicht zu Ende denken. #FreiheitstattFaschismus #NoAfD
Martin Sonneborn: Antwort an Ruprecht Polenz: Ist ja nur ein einfach… Pardon: sind ja nur zwei einfache stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ihrer Partei. Hat wahrscheinlich gar nichts zu sagen… ZwinkerSmiley!

Straßburg, Parlament

Erster Sitzungstag der neuen Legislatur. Es ist ungewöhnlich voll, weil viele abgewählte Abgeordnete angereist sind, um Abschied zu nehmen. Über 60 Prozent der Abgeordneten sind neu. Meine alten Kumpel Elmar Brocken, Pannen-Jo Leinen, Korwin-Mikke und Alessandra Mussolini haben es leider nicht wieder geschafft. So freue ich mich schon, als ich vor der MEP-Bar McAllister sehe, immerhin ein bekanntes Gesicht. Auf seine Frage, ob ich mich diesmal einer Fraktion anschließen will, entgegne ich: »Wenn ich das je tun sollte, dann komme ich zu Ihnen in die EVP.«

Schade, in Zukunft keine Letzwählergruppen mehr zu Besuch bei Elmar Brocken!

Minuten später kommt mir im Zentralregister Hans-Olaf Henkel entgegen. »Hi, Henkel, auf dem Weg in den verdienten Ruhestand?« »In den Ruhestand? Erst mal werde ich jetzt den ZDF-Skandal recherchieren, aufarbeiten, wie das ZDF Ihnen Wahlkampfhilfe geleistet hat!« Da ich Henkels unbewegtes Gesicht auf eine großzügig dosierte Ladung Botox zurückführe, nehme ich das für einen Witz und lächle höflich. Ich hatte lediglich einmal als Gast in der »Heute-Show« gesessen, ganz regulär vor Beginn der sechswöchigen Karenzzeit, in der Vertreter kleiner obskurer Oppositionsparteien vor Wahlen dann nicht mehr in Unterhaltungssendungen auftauchen dürfen. Wenn Henkel wüsste, dass wir diverse Einladungen ausgeschlagen haben, weil wir mit linearem Fernsehen praktisch keine PARTEI-Wähler erreichen …

Straßburg, Plenum

Meine zweite Legislaturperiode beginnt gut: Neben mir taucht noch ein bekanntes Gesicht auf. Bzw. eine bekannte Kapuze: Nico Semsrott ist mit ins Parlament eingezogen. Die PARTEI erhielt bei der EU-Wahl 899079 Stimmen, 714370 mehr als 2014. Damit haben wir unser Ergebnis in fünf Jahren vervierfacht und mit 2,4 Prozent die Zahl der Mandate verdoppelt.

→ Sachdienlicher Hinweis von Büroleiter Hoffmann

Hätten wir nicht erfolgreich gegen die Zwei-Prozent-Sperrklausel gekämpft, die die Groko Haram einführen wollte, hätten wir sogar einen Sitz mehr: Dann wären nämlich Kleinparteien wie Piraten, Familienpartei, Tierschutzpartei und ÖDP gar nicht ins Parlament gekommen.

→ Sachdienlicher Hinweis von »Business Insider«

BI: Bei den Erstwählern hat die PARTEI mehr Stimmen bekommen als die SPD. Was sagt das über junge Menschen in Deutschland?
Sonneborn: Die Biologie ist auf unserer Seite, denn die Volksparteien werden vor allem von Letztwählern gewählt. Je mehr Stammwähler von Union und SPD aussterben, desto mehr verstärkt sich der Trend zu unseren Gunsten. Übrigens liegt die CDU bei den Erstwählern nur noch zwei Prozent vor uns, die sind als nächstes dran. Auf lange Sicht werden die Grünen und wir um die Macht streiten.

Brüssel, Parlament

Nach der letzten Sitzung vor der EU-Wahl hatte mich in Straßburg der Vorsitzende der Grünen-Fraktion, der Belgier Philippe Lamberts, eingeladen, seiner Fraktion beizutreten. Jetzt erneuern Sven Giegold und die Co-Vorsitzende Ska Keller diese Einladung. Hintergrund ist das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Status der viertgrößten Fraktion hinter Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen, das sich die europäischen Grünen gerade mit den Rechtsradikalen liefern. In deren neugegründeter Fraktion »Identität und Demokratie« tummeln sich 73 unappetitliche Identitäre, Vertreter von AfD und FPÖ, von Vlaams Belang und den Wahren Finnen, von Marine Le Pens Rassemblement National und der italienischen Lega. Die Grünen/Europäische Freie Allianz bringen es im Moment mit ÖDP, Piratenpartei und VOLT ebenfalls auf 73 Abgeordnete. Da es um den ersten Zugriff bei Berichten, mehr Redezeit und die Verhinderung von rechtsradikalen Vizepräsidenten in den Ausschüssen geht, tritt Semsrott nach kurzer Überlegung in die Fraktion der europäischen Grünen ein. Sehr zum Ärger der AfD: Obwohl Salvini und AfD-Meuthen vollmundig eine rechte »Superfraktion« angekündigt hatten, reicht es für die Rechten nur zum fünften Platz.

→ Sachdienlicher Hinweis von »Business Insider«

BI: Apropos Grüne, was halten Sie von denen?
Sonneborn: Die Grünen sind so erfolgreich, weil sie unser Konzept kopieren: keine Inhalte, sympathisch, gutaussehend. Nur leider sind sie eine Partei der Besserverdienenden und so krampfhaft gut gelaunt. Mit Nico Semsrott haben wir ja extra einen depressiven Kandidaten aufgestellt, um dieser unbegründeten Fröhlichkeit etwas entgegenzusetzen.
BI: Ihr Parteikollege hat sich ausgerechnet der Grünen-Fraktion angeschlossen. Ist das Verrat?
Sonneborn: Nein, das ist strategische Unterwanderung. Wir nutzen die Möglichkeiten, die das bringt. Wenn wir künftig noch mehr legislativ arbeiten wollen, kann das nur von Vorteil sein …

Ich bewahre mir meine Unabhängigkeit, bitte aber meine gut vernetzte belgische Assistentin, noch einmal die Information zu streuen, dass ich selbstverständlich bereitstehe, in jede beliebige Fraktion einzutreten. Für eine Million (netto).

Tatsächlich kommt eine Anfrage: Einer der wenigen zurechnungsfähigen Abgeordneten der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung bittet um ein Gespräch, ohne allerdings direkt auf meine Ablösesumme einzugehen. Er erklärt mir, dass die Cinque Stelle ihre ungeliebte Zusammenarbeit mit Nigel Farage aufgekündigt hätten, um eine eigene Fraktion zu gründen. Einen Tag vor Meldeschluss fehlen ihnen noch zwei Mandatsträger zur Mindestgröße. Höflich lehne ich ab. Die Fünf Sterne koalieren in Italien mit der faschistischen Lega von Benito Salvini. Das ist mir selbst für eine Million (netto) zu schmutzig.

Straßburg, Plenum

Leider sitzt Nico Semsrott im Plenarsaal zu weit entfernt zum Tuscheln oder Schachspielen unter der Bank, weit drüben in der letzten Reihe hinter den Grünen. Aber die Verwaltung hat mir einen guten Platz zugeteilt, ganz links außen, durch zwei freie Plätze getrennt von meinen zum größten Teil unseriösen fraktionslosen Kollegen. Eigentlich sollten Carles Puigdemont und Antoni Comin neben mir sitzen, zwei ordentlich gewählte katalanische Abgeordnete. Ihre Sitze aber bleiben frei. Eine der letzten Amtshandlungen des scheidenden Präsidenten und Mussolini-Verehrers Tajani (»Mussolini hat auch Gutes getan. Wenn wir ehrlich sein wollen, hat er Straßen, Gebäude, Brücken gebaut«) ist es, ihnen auf Druck der spanischen Zentralregierung den Zutritt zum Parlament zu verwehren, solange sie nicht in Madrid auf die spanische Verfassung geschworen haben. Diesen Schwur wiederum können sie kaum leisten, weil Madrid in der Durchführung des Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien 2017, in das die Guardia Civil blutig eingegriffen hatte, den Straftatbestand der »Rebellion« erfüllt sieht und ihre sofortige Festnahme angeordnet hat. DemokratieSmiley!

Damit sich nicht irgendein anderer Abgeordneter aus Versehen auf die beiden Plätze setzt, stelle ich in der Eröffnungssitzung zwei improvisierte katalanische Fähnchen auf ihre Tische. Eine kleine Geste, die mir sofort eine Vielzahl herzlicher Einladungen nach Barcelona beschert.

Die Wahl des neuen Parlamentspräsidenten erfolgt im Konsens und ist diesmal recht unspektakulär. Ich twittere ein wenig vor mich hin, während der Italiener David-Maria Sassoli (S&D) für die nächsten zweieinhalb Jahre gewählt wird.

→ Sachdienlicher Hinweis aus dem Netz

Martin Sonneborn: Amazon hat im vergangenen Jahr 11.200.000.000 Gewinn gemacht – und 0 Steuern bezahlt. Zeit für #amazonfreiermittwoch die ganze Woche… KotzSmiley! Danke dafür, @OlafScholz (angeblich Sozialdemokrat) #Digitalsteuer #GAFA-Steuer

Sassoli ist ein nicht unsympathischer ehemaliger Journalist, der sich in den 90er Jahren einen Namen gemacht hat im Kampf gegen die organisierte Kriminalität in seinem Land. Fun Fact zur Wahl des Parlamentspräsidenten: »Bei Stimmengleichheit gilt der Kandidaten mit dem höheren Lebensalter als gewählt.« (Geschäftsordnung des EU-Parlaments)

 

→ Sachdienlicher Hinweis aus dem Netz

Ron: Warum nicht der, der mehr Follower hat?
Der Doktor ist da: Wenn beide gleich alt sind, gilt als gewählt, wer mehr Eier hat?

Straßburg, Büro

Ein bisschen Sorge bereitet mir, dass das Zeitalter der deutschen Vormachtstellung in der EU sich offensichtlich dem Ende zu neigt. Nicht nur, dass die zweitgrößte Fraktion (S&D) plötzlich nicht mehr von einem Deutschen geführt wird, sondern von einer quirligen Spanierin. Bedeutsamer ist, dass es offenbar nicht möglich ist, den Spitzenkandidaten Manfred Streber (CSU) gegen den ebenso verbissen wie geschickt organisierten Widerstand Macrons als Kommissionspräsidenten durchzusetzen. Wieso gilt der neoliberale Franzose, der in Frankreich die kleinen Leute und den Mittelstand zugunsten von Superreichen finanziell beschneidet und routiniert von paramilitärischen Polizeieinheiten zusammenprügeln lässt, der das Heil seines Landes in Aufrüstung und Waffenexporten sieht, in Deutschland eigentlich als sympathischer Hoffnungsträger eines neuen Europa? Der französische Soziologe und Demograph Emmanuel Todd sagt über ihn: »Macron, das ist Thatcher, bloß in älter und weniger männlich.«

Der Franzose, dessen erstes Ziel eine EZB unter französischer Führung sein dürfte, verbündet sich mit den illiberalen Ostblockstaaten Ungarn & Polen, mit Salvini und dem korrupten tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis. Babis ist der zweitreichste Mann seines Landes und hat sich gerade 17,4 Millionen Euro aus den Europäischen Sozial-, Kohäsions- und Regionalfonds selbst zugewiesen. Verfahren läuft.

Liebe katalanische Leser, bitte keine weiteren Einladungen schicken

Die 28 Regierungschefs schlagen den Kommissionspräsidenten zwar vor, wählen muss ihn aber das EU-Parlament. Und das Parlament hat 2018 mit Zweidrittelmehrheit beschlossen, dass es jeden Kandidaten ablehnen werde, der nicht zuvor Spitzenkandidat gewesen ist. Blieben also Manfred Streber, Frans Timmermans. Und Nico Semsrott, der offizielle Spitzenkandidat der PARTEI.

Dass Donald Tusk für den Rat nur ein paar Stunden nach der ersten konstituierenden Sitzung stattdessen Ursula vonderLeyen vorschlägt, weil das Parlament sich nicht auf einen Kandidaten einigen könne, kommt deshalb selbst mir als altgedientem Parlamentarier ungewöhnlich unseriös vor. Genauso wie der Rest des wahnsinnigen Personaltableaus, das die Regierungschefs ausgeklügelt haben. Immerhin, bei McKinsey, Nato, Heckler&Koch dürften gerade die Korken knallen – und die Militarisierung der EU kann voranschreiten.

Mehr über Borell: www.fckaf.de/VAh

Als ich mich in meinem neuen Büro etwas näher mit den Namen beschäftigen will, klingelt zum ersten Mal das Telefon. Aus dem Hörer lacht empört meine Europapolitische Beraterin: »Sie wollen Borrell zu deinem Außenminister machen, Josep Borrell. Ich lache schon seit über einem Jahr über den Mann.« »Borell? Wie Borreliose?« »Jetzt ist keine Zeit für Späße! Der Mann ist 71, zwar spanischer Sozialdemokrat, aber die sind in Spanien auch zum Großteil Frankisten. Er ist Ultranationalist, will Katalonien desinfizieren lassen und ist Mitglied der spanischen SCC, die mit anderen Faschisten zusammenarbeitet, z.B. mit deinen Freunden von der Goldenen Morgenröte. Bei einer Konferenz zur Zukunft Europas in Madrid kürzlich hat Borrell erklärt, die Amerikaner hätten für ihre Unabhängigkeit, wörtliches Zitat, nur vier Indianer umbringen müssen. Und der Poser Heiko Maas saß daneben …«

Während sich die Büros um mich herum langsam leeren, setze ich mich noch einmal an den Schreibtisch und verfasse einen kurzen Überblick fürs Netz.

→ Sachdienlicher Hinweis aus dem Netz

Martin Sonneborn: Kurze Anmerkungen zu den Personalvorschlägen des Rates. Korrigieren Sie mich gern, aber ein erster kurzer Überblick ergibt folgendes:
Josep Borrell: Ein spanischer Tüp, der als Präsident des Europäischen Hochschulinstituts zurücktreten musste, weil er vergessen hatte, ein 300.000-Euro-Jahreseinkommen bei einem Energieversorger anzugeben, soll Außenbeauftragter der EU werden?
Christine Madeleine Odette Lagarde: Eine Französin, die wegen Veruntreuung von 400 Millionen Euro öffentlicher Gelder im Falle Tapie schuldig gesprochen wurde und noch nie eine nationale Notenbank geleitet hat, soll die EZB leiten?
Charles Michel: Ein Belgier, der nicht einmal in Belgien eine funktionierende Regierung bilden konnte und der mit Rechtsradikalen paktiert, soll Ratspräsident werden und für den Ausgleich immer komplexerer nationaler Interessen in der EU sorgen?
Ursula vonderLeyen: Eine erfolglose deutsche Ministerin, die lediglich durch einen irren Hang zu überteuerten externen Beratern, Missmanagement und Euphemismen (»Trendwende Finanzen« für die größte deutsche Aufrüstungsanstrengung seit Kriegende) aufgefallen ist und die von den illiberalen Visegrád-Staaten gestützt wird, die zuvor den konservativen Sozialdemokraten Timmermans als linksradikal abgelehnt haben, soll EU-Kommissionspräsidentin werden?
Was für eine Parade der Inkompetenz! Europa nicht den Leyen überlassen … #FCKHinterzimmerdeals #FCKRAT
Peter Altmaier: Antwort an Martin Sonneborn: Tja (Der Tweet wird wenig später wieder gelöscht.)

→ Sachdienlicher Hinweis der »FAZ«

Der Name einer Person, der von der Leyen nicht wählen will, ist jedenfalls schon mal bekannt: Der deutsche EU-Abgeordnete der Satire-Partei Die Partei, Martin Sonneborn, will nicht für die CDU-Politikerin stimmen. »Ich bin hin und her gerissen: Einerseits sehe ich nicht gerne Ausländer in Führungspositionen hier in Europa – und die deutsche Vormachtstellung scheint mir tatsächlich so ein bisschen gefährdet. Andererseits kann ich von der Leyen nicht wählen. Sie steht für Auslagerung in Beraterkreise, für Deals mit der Waffenindustrie«, sagte Sonneborn am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Sonneborn kritisierte, dass mit von der Leyen keine Spitzenkandidatin der Europawahl nominiert worden sei. »Wenn der Rat hier einen Vorschlag serviert, der praktisch nicht als Spitzenkandidat ausgemacht war, der dann einfach nur noch abgenickt wird im Parlament, dann ist das nicht im Sinne einer demokratischen Entwicklung in dieser EU«, sagte er. Die Nominierung von der Leyens mache auch seine eigene Arbeit als Satiriker schwierig: »Wie soll man die EU kompetent kritisieren, wenn alles bestätigt wird, was an schlechten Vorurteilen gerade im Lande kursiert durch dieses Personaltableau?«

Das Telefon klingelt aufgebracht. »Hör zu: VonderLeyen hat gerade eine Vision für Europa versprochen, die sie in zehn Tagen vorstellen will. IN ZEHN TAGEN! Habermas hat 20 Jahre dafür gebraucht. Politikwissenschaftler rechnen mit zehn Jahren intensiven Studiums, um die inneren Funktionsmechanismen fremder Gesellschaften zu durchdringen … Und es empört mich richtig, dass Orban, Kaczynski und Salvini jetzt zu den Taktgebern europäischer Politik werden. Das sollte jenseits jeglichen bürgerlichen Konsenses sein! Genau wie ihre Sturmhaubenfrisur …«

Luxemburg, Tankstelle

Auf dem Weg nach Brüssel höre ich im Inforadio des RBB, dass die AfD vom Landeswahlausschuss in Sachsen nach langer Beratung lediglich mit einer reduzierten Landesliste zur Wahl antreten darf, die Listenplätze 19 bis 61 wurden wegen formaler Mängel gestrichen. Ich muss lächeln. Mit 18 Plätzen soll die AfD antreten dürfen in Sachsen? 18? AH? Smiley

Brüssel, Parlament

Vermutlich zum letzten Mal treffe ich Marcus Pretzell im Parlament. Als ich ihn nach der Situation in Sachsen frage, erzählt er mir, dass seine Frau, Frauke Petry, für ihre Blaue Partei bei der Sitzung des Landeswahlausschusses war: »Die haben die AfD nicht benachteiligt, im Gegenteil! Die haben sehr intensiv und sehr lange nach Gründen gesucht, um sie noch irgendwie zulassen zu können. Die hatten Angst, dass ihnen der Laden sonst um die Ohren fliegt!«

→ Sachdienlicher Hinweis aus dem Netz

Martin Sonneborn: Wie wollen die dämlichen Rechtsradikalen in #Sachsen eigentlich korrekte Todeslisten aufstellen, wenn sie schon an einer einfachen Landesliste scheitern? Smiley. FCKAfD!
Sam Schröder: Am Ende stehen die eigenen Namen drauf
Martin Sonneborn: Aber nur die ersten 18

 

 


 

Meine Rede gegen vonderLeyen im Parlament: www.fckaf.de/wjp

Achtung, Durchsage: Dieser Bericht wurde aus Mitteln des Europäischen Parlamentes finanziert und zeigt möglicherweise ein Zerrbild desselben.

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Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Gut gehobelt, Noemi Molitor (»Taz«)!

»Unser Handwerk im Journalismus ist die Sprache. Bei genau diesem Werkzeug lohnt es sich also, genau hinzuschauen und auch ethische Fragen an orthografische Regeln zu stellen.«

Die Sprache: Handwerk und Werkzeug in einem. Wird auch nicht besser mit dem Fachkräftemangel, wie?

Schaut genau hin: Titanic

 Wie Ihr Euch als Gäste verhaltet, liebe »Zeit online«-Redaktion,

ist uns wirklich schleierhaft. Immerhin empfehlt Ihr allen guten Besucher/innen, beim Verlassen des Gästezimmers »mehr als eine Unterhose« anzuziehen. Da drängen sich uns einige Fragen auf: Ist Euch im Höschen öfters kalt? Ist das wieder so ein Modetrend, den wir verpasst haben? Gibt es bei Eurem Gastgeber keine Toilette und Ihr müsst vorbeugen?

Und wie trägt man überhaupt mehr als eine Unterhose? Muss man sich Buxen in aufsteigenden Größen kaufen oder reicht ein erhöhter Elastan-Anteil? Wie viele Schlüpferlagen empfiehlt der Knigge?

Denkbar wäre etwa, bei engen Freund/innen zu zwei, bei Geschäftskolleg/innen jedoch zu mindestens fünf Slips zu greifen. Aber wie sieht es aus bei der nahen, aber unliebsamen Verwandtschaft?

Trägt zur Sicherheit immer mindestens drei Stringtangas: Titanic

 Njamm, REWE!

Da lief uns ja das Wasser im Mund zusammen, als wir in einer Deiner Filialen mit dieser Werbung beschallt wurden: »Der Sommer schmeckt nach Heinz«. Mmmh! Nach welchem denn? Heinz Rühmann? Heinz Erhardt? Heinz Rudolf Kunze? Oder gar Karl-Heinz Rummenigge? Worauf wir danach aber komischerweise gar keinen Appetit mehr hatten, war Ketchup.

Im Anschluss an diesen Brief haben wir gleich noch ein paar weitere Erledigungen zu machen und freuen uns schon auf Durchsagen wie »Der Herbst schmeckt nach Stuhl« bei Ikea, »Der Herbst schmeckt nach Eicheln« im Gartencenter, »Der Herbst schmeckt nach getrockneten Ochsenschwänzen« im Tierfutterhandel oder »Der Herbst schmeckt nach Linoleum« im Baumarkt!

Deine Heinzelmäuse von Titanic

 Interessant, was Sie da sagten, Erling Haaland (Manchester City)!

»Die besten Spieler sind die besten in den einfachsten Dingen. Mit der rechten Hand berühren und mit der linken passen. Das ist das Wichtigste. Pep sagt das immer wieder zu mir.«

Mit welcher Hand man dann das Tor erzielt, ist egal, meint im Gedenken an Diego Maradona Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

 Zum Sterben hoffentlich zu dämlich

In der Wartezone der Arge in Fürth sitzen zwei Männer um die vierzig. Einer der beiden hält eine aufgeschlagene Tageszeitung so, dass der zweite mitlesen kann. Geduldig blättern sie gemeinsam bis zur Seite mit den Todesanzeigen. »Schau«, sagt der eine, »da ist einer zwei Mal gestorben.« – »Wie kommst du darauf?« – »Lies doch! Derselbe Name in zwei Anzeigen.« – »Tatsächlich! Zwei Mal gestorben. Wie er das wohl geschafft hat?« Eine längere Denkpause setzt ein. »Wahrscheinlich einer wie ich, der nichts auf Anhieb hinkriegt«, schlussfolgert der eine dann. »Ha, das kommt mir bekannt vor!« stimmt der zweite ein. »Meine erste Frau mit den Kindern abgehauen, Führerschein schon drei Mal gemacht. Also zwei Mal wegen Alkohol, und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon hier nach einer neuen Arbeit angestanden bin.« – Seufzend: »Hoffentlich kriegen wir wenigstens das mit dem Sterben mal besser hin als der hier …«

Theobald Fuchs

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella