L'État, c'est … wer jetzt eigentlich?
"Macron Explosion"-Sprechchöre, Hunderttausende Demonstrierende und brennende Mülltonnen – Frankreich hat wieder einen Premier. Michel Barnier wurde vor knapp drei Wochen vom Gottkönig höchstpersönlich ausgewählt, auch wenn er eigentlich Teil der kleinsten Fraktion ist (mon dieu!) und dazu noch mit den Rechtsextremen paktiert (mon dieu!!!). Macron hatte leider keinen Bock auf den eigentlichen Wahlsieger: das Linksbündnis NFP. Pech für die Franzosen, die Demokratie und den Rechtsstaat, aber was will man machen? Klar, auf die Straße gehen! Auch gegen Barniers sehr konservative Regierung wird fleißig protestiert. Kann er dem Volksunwillen standhalten? Ja! TITANIC sucht dennoch schon mal nach einem passenden Ersatz:
Jean-Luc Mélenchon
Wer? Alt-68er und Kommunist, der schon Universitäten blockierte, als Macron noch nicht mal sprechen konnte. Seit Jahrzehnten versucht der französische Bernie Sanders mit seiner Partei "Aufsässiges Frankreich" und einem stabilen linken Programm (Kapitalismus abschaffen, 6. Republik einführen, Rente ab 35), erfolglos in die Regierung zu kommen. Trotzdem ist Mélenchon eine absolute Ikone und hängt in vielen Studi-WGs auf dem Klo.
Zielgruppe? Mélenchon steht für guten, handgemachten Populismus von links und spricht damit eigentlich alle an, die unter Macrons radikalem Neoliberalismus leiden – also wirklich fast alle! Die Hälfte der französischen Linken redet allerdings gerade aus Gründen nicht mehr mit ihm.
Skandale? Klassischer Anti-Imp, kann man gut finden oder halt nicht.
Chancen? Eher geht der Eiffelturm durch ein Nadelöhr, als dass Mélenchon auch nur als Hausmeister des Élysée-Palastes nominiert würde. Allerdings kommandiert er die wütenden Massen wie kein Zweiter und wird mit der Revolution endlich an die Macht kommen.
Brigitte "Bibi" Macron
Wer? Sympathische Rentnerin aus Amiens, ehemalige Lehrerin, literaturwissenschaftliches Studium (intellektueller Touch), katholisch. Macron engagiert sich für Bildung und Inklusion und konnte bereits erste politische Erfahrungen im Gemeinderat Truchtersheim im Elsass sammeln.
Zielgruppe? Macron ist bisher noch nicht politisch bekannt, dadurch aber unverbraucht und mit großem Wählerpotential.
Skandale? Im Gemeinderat Truchtersheim soll Macron 1986 von einem Buffet Pizza eingetuppert und außerdem den Zuschlag für den Kindergartenbau an ihren Cousin zweiten Grades gegeben haben. Das weiß aber zum Glück keiner mehr genau.
Chancen? Gar nicht so gering. Aus mysteriösen Gründen scheint sich Macron gut mit Macron zu verstehen, Expert*innen bescheinigen ihr schon einen kometenhaften Aufstieg. Ob es eine Rolle spielt, dass beide zufällig den gleichen Nachnamen haben?
Angela Merkel
Wer? Politisch frustrierte Altkanzlerin, die auf der Flucht vor ihrer ehemaligen Partei nach neuen Herausforderungen sucht. Merkel war schon mal in Frankreich, spricht einige Worte Französisch und kann sich sogar an landestypische Eigenheiten wie Bise, Apéro oder Atomstrom gewöhnen.
Zielgruppe? Potentiell sehr groß, die Franzosen lieben deutsche Exporte.
Skandale? Zum Glück kann hier keiner Deutsch.
Chancen? Hätte eigentlich gute Chancen, zumal sie mit Macron befreundet ist. Leider wird Merkel als Arbeitsmigrantin abgeschoben, bevor sie das Amt antreten kann.
Charles de Gaulle
Wer? Ehemaliger Radiomoderator, Erfinder des Frankreichaustausches in der achten Klasse und französische Allzweckwaffe, die bei allen größeren Krisen des letzten Jahrhunderts hervorgekramt wurde. Neben seinen politischen Tätigkeiten wurde de Gaulle vor allem durch sein Hutgesicht bekannt.
Zielgruppe? Nostalgiker, Konservative und alle, die sich nach einem "richtigen Mann" sehnen.
Skandale? Ein coup d’état, anschließende Umstrukturierung der Verfassung zu einem autoritären Präsidialsystem sowie diverse Kriegsverbrechen im Algerienkrieg (Folter, systematische Vergewaltigungen), aber sonst nichts Wildes.
Chancen? Wahrscheinlich könnten sich auf de Gaulles ausgestopften Leichnam immer noch mehr Menschen einigen als auf Barnier oder die letzten drei Regierungen zusammen. De Gaulle hätte das größte Potential, das gespaltene Land wieder durch Verhandlungsgeschick, Väterlichkeit und bedingungslose Härte zu einen.
Lara Wagner