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Schulnoten
„Ich habe in der Französischklausur eine unzureichende Bewertung erhalten“
Gideon ist 17 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 12 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen".
Neulich kam Gideon ungewohnt niedergeschlagen von der Schule. "Bitte lass mich in Frieden, ich möchte mit meiner Trauer allein sein", entgegnete er auf meine Frage, ob schon wieder etwas in der Mittagspause vorgefallen sei. Das letzte Mal habe ich ihn nämlich so erlebt, als er erfahren hat, dass in der Schulmensa keine Weinbegleitung angeboten wird. Ich folgte ihm in sein Zimmer, wo er bereits bäuchlings auf seinem Bett lag. Spätestens in diesem Moment wäre mir aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Gideon legt sich nie mit Straßenkleidung ins Bett. Einmal hat er sogar seine Seidenbettwäsche direkt in den Müll geschmissen, nachdem ich sie kurz mit meiner Jeans berührt hatte. Und auch nur, weil sie so schlecht gebrannt hat.
Gideon erzählte nicht sofort, was los war. Ich musste ihm erst drohen, in seiner Abwesenheit seine Boxspringmatratze als Arbeitsplatte zum Zwiebelschneiden zu nutzen. Zuzutrauen wäre es mir – das wusste auch Gideon. "Ich habe in der Französischklausur eine unzureichende Bewertung erhalten", gab er zu. Ich verdrehte die Augen. Gideon schreibt eine Zwei und tut so, als sei gerade das zweite Flugzeug ins World Trade Center geflogen. Mich amüsierte, dass er ausgerechnet in Französisch seine bisher schlechteste Note erhalten hatte. Wo er doch täglich mit seiner französischen Freundin Clémentine telefoniert. Aber für eine Textanalyse reicht es eben nicht, dass er ihr auf dutzend unterschiedliche Weisen erklären kann, wie er sie verführen möchte.
Es gab Zeiten, da hätte auch mich jede Note, die keine Eins war, sehr verärgert. Mir war es eine Zeit lang sehr wichtig, dass Gideon bessere Noten schreibt als die Tochter von Ursula, damals noch Vorsitzende der Elternvertretung. Ursula wurde in dem Moment meine Erzfeindin, als sie am Waffeltag herablassend über meinen Teig redete. Es dauerte eine Weile, bis das von mir in Umlauf gebrachte Gerücht über ihre Affäre mit dem stellvertretenden Schulleiter seine beabsichtigte Wirkung zeigte: Ursula wurde einstimmig aus der Elternvertretung ausgeschlossen. Das ist nun mehrere Jahre her. Mir fällt auf, dass ich Gideon nie gesagt habe, dass mir seine Noten seitdem egal sind.
Ich kann sogar verstehen, dass ihn meine hohen Erwartungen stark unter Druck gesetzt haben. Das war das Ziel. Vor allem die Drohung, ihn bei einer schlechten Note von der Privatschule auf ein normales Gymnasium zu versetzen. War Gideon wegen der Zwei in Französisch so niedergeschlagen, weil er glaubte, ich würde meine Drohung von damals heute noch wahrmachen? Eigentlich soll mich Gideon als eine Person wahrnehmen, die zu ihren Worten steht. Meine Mental Health ist mir jedoch genauso wichtig. Es wäre sehr nervenzehrend für mich, würde sich Gideon sein ganzes letztes Schuljahr in Selbstmitleid suhlen. "Mach mit mir, was du willst!" jaulte Gideon in sein Kissen. Ich entschied mich für eine Strafe von vergleichbarer Härte: Federweißerverbot in der Mittagspause.
Die Kolumne von Viola Müter erscheint jeden Donnerstag nur bei TITANIC.
© Jochen Quast
Passend zum Buchmessenmonat verzichtet TITANIC auf unbeschriebene Blätter. Kein Geringerer als Gerhard Henschel ist der Einladung des Bockenheimer Blödelblättchens zu seiner Club-Voltaire-Show im Oktober gefolgt. Der Kasseler Literaturpreisträger von 2023 hat mit dem "Schelmenroman" jüngst den zehnten Band seiner autobiografischen Romanreihe um sein Alter Ego Martin Schlosser vorgelegt. Seien Sie live dabei, wenn er vielleicht sogar Anekdoten für sein nächstes Buch, den "Clubroman", sammelt – je nachdem wie dusselig sich die anderen Egos aus der TITANIC-Redaktion auf der Bühne anstellen werden.
Mit Laura Brinkmann, Torsten Gaitzsch, Julia Mateus, Leo Riegel, Daniel Sibbe und Stargast Gerhard Henschel.
Am heutigen Dienstagabend um 20:30 Uhr im Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, 60313 Frankfurt am Main!
Das exklusive Interview lesen Sie nur in der Oktoberausgabe. Jetzt als Print, PDF, in der App, oder am besten: im Abo!
LeBron James und sein Sohn LeBron James Jr. haben zusammen NBA-Geschichte geschrieben. Als erstes Vater-Sohn-Duo standen die beiden im Testspiel der Los Angeles Lakers gegen die Phoenix Suns gemeinsam auf dem Feld. TITANIC war live dabei und dokumentiert exklusiv, welche Anweisungen LeBron James seinem Junior während des Matches gab:
DSch