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Müters Söhne #8

Geheimnisse


"Verpiss dich, du Betrügerin!"

Henry ist 12 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 16 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen".

Henry verbringt viel Zeit in seinem Zimmer. Momentan noch mehr als sonst. "Verpiss dich, du Betrügerin!", muss ich mir anhören, wenn ich ihn durch seine abgeschlossene Zimmertür frage, was er so treibt. Ich bin überzeugt, dass Henry sich von mir distanziert, weil er ein Geheimnis hat. Ich habe nichts gegen Geheimnisse. Ich selbst habe das Geheimnis, dass ich eine leidenschaftliche Affäre mit einem Mentalisten hatte, jahrelang gehütet, als hinge meine Ehe davon ab. Heute kann ich sagen: Vielleicht zurecht. Mein Mann ist ausgezogen.

Was Henry geheim hält, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Als ich sein Zimmer nach Indizien durchsuchte, fand ich in seinem Kopfkissenbezug 10 000 Euro in bar. Henry hat viel Geld zur Kommunion geschenkt bekommen. Eigentlich hat er das aber vollständig für In-App-Käufe bei Fortnite ausgegeben. Sofort kam mir Petr Bystron in den Sinn. Der AfD-Politiker soll doppelt so viel Bargeld von einem prorussischen Netzwerk erhalten haben. Spione sind unter uns, soviel ist sicher. Nur ist mir nie in den Sinn gekommen, dass auch in meinem Umfeld einer lauern könnte. Natürlich spricht einiges dagegen, dass mein zwölfjähriger Sohn für die russische Regierung spioniert. Was kann er Wladimir Putin schon bieten? Sensible Informationen gibt es in unserem Haushalt nicht. Sensibel ist nur mein Mann. Seine Konfliktlösungsstrategie hieß bisher "beleidigt abhauen". Wohl kaum interessant für den russischen Präsidenten.

Denkbarer ist, dass Henry mit den 10 000 Euro nach Nordkorea auswandern möchte. Ständig hört er den neuen Propaganda-Song von Kim Jong-un. Jedenfalls immer, wenn ich an seiner Zimmertür lausche. "Friendly Father" heißt das Lied. Ich finde es nachvollziehbar, dass Henry sich einen freundlicheren Vater wünscht. Einen, der nicht bei der kleinsten Unannehmlichkeit seine Familie verlässt. Aber ob ihm der nordkoreanische Diktator ein besserer Vater wäre? Ich fange Henry am Schulbus ab, um ihn zu informieren, dass auch Kim Jong-un immer wieder plötzlich verschwindet. Ich war überrascht von mir selbst, dass ich meinen Mann einmal gegen Kim Jong-un verteidigen würde. "Du checkst es einfach nicht", war Henrys harsche Reaktion.

Ich habe gelesen, dass es Kindern nicht egal ist, wenn sich ihre Eltern trennen. Das könnte erklären, warum Henry aktuell so aufgebracht ist. Vielleicht ist es nicht wichtig, was genau er verheimlicht. Meine Vermutungen werden reichen, um meinen Mann zur Besinnung zu bringen. "Für Henry. Und zwar sofort und nicht erst, wenn der Verfassungsschutz wegen Landesverrat anklopft", werde ich meinem Mann ins Gewissen reden. Woher die 10 000 Euro kommen und warum Henry tatsächlich einen nordkoreanischen Propaganda-Song in Dauerschleife hört – egal, muss er selbst wissen. Es gibt Geheimnisse, die man für sich behalten sollte.

Die Kolumne von Viola Müter erscheint jeden Donnerstag nur bei TITANIC.

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Endspurt im EuropawahlKAMPF

Nach Angriffen auf Kandidaten und Wahlkampfhelfer von SPD, Grünen und AfD lässt sich eine positive Bilanz ziehen:

Die Politikverdrossenheit in Deutschland ist endgültig niedergerungen! Unsere Karte zeigt raufbereiten Wählerinnen und Wählern, wo in den kommenden Tagen und Wochen noch mal richtig die Fäuste fliegen dürfen.

Die wichtigsten Termine und Events nur im Juniheft.

Jetzt an jedem Bahnhofskiosk, im Onlineshop als Print, PDF, in der App oder am besten: im Abo!

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Startschuss in deutschen Freibädern

50 Prozent der Stellen in städtischen Freibädern sind laut einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) auch in diesem Sommer unbesetzt. Während man in den meisten Schwimmstätten nur mit einer überforderten Rumpftruppe auf den Ansturm angetrunkener und pöbelnder Tagestouristen warten kann, ist im Berliner Columbiabad Pragmatismus angesagt. "Hier wird jetzt vehement auf technische Lösungen gesetzt", versichert Bademeister-Veteran Jimmy Manzke. "Als Allzweckwaffe nutzen wir seit neuestem eine ferngesteuerte Plastik-Kackwurst mit Kamera, die es uns ermöglicht, fummelnde Pärchen in Rekordtempo aus der Venus-Grotte zu befördern. Lästiges Herauflaufen in den Rutschröhren verhindern wir zudem sehr erfolgreich durch in Fließrichtung ausgerichtete Nagelsperren." Das Problem der für den Andrang viel zu kleinen Becken betrachten Manzke und sein Team ebenfalls als gelöst. "Damit der unübersichtliche Schwimmerbereich weniger häufig frequentiert wird, bekommen Kunden mit deutlich sichtbarem Pilz- und Stachelwarzenbefall hier freien Eintritt", verspricht der Vokuhila-Träger und kratzt sich intensiv am Skrotum. Zu Massenschlägereien, von denen insbesondere im letzten Jahr häufiger berichtet wurde, dürfte es im Columbiabad ebenfalls nicht mehr kommen. Manzke hat an den Bäumen der Freibadwiese flächendeckend Nester der asiatischen Hornisse angebracht, auf die er im Notfall mehrfach mit einem extralangen Knüppel eindrischt. "In Tests hat die Räumung des Bades danach durchschnittlich bloß 90 Sekunden gedauert", ist der Schnäuzer-Fan hellauf begeistert. Hartgesottene, denen die Stiche der Vespa velutina nichts ausmachen, treibt Manzke mit Aufnahmen alter ZDF-Fernsehgarten-Folgen auf einer Videoleinwand zum Ausgang. Allerdings nur sehr ungern: "Als friedliebender Mensch ist mir diese Form von brutaler und unverhältnismäßiger Gewalt eigentlich zuwider."

PH

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Vorschlag zur Güte #12

Scheinbar unüberbrückbare Differenzen spalten unsere Gesellschaft dieser Tage, wohin man auch schaut. Dem ehemaligen TITANIC-Chefredakteur und Hobby-Mediator Moritz Hürtgen lässt das keine Ruhe, liegt eine versöhnliche Lösung doch oft auf der Hand.

Die neue Kolumne von Moritz Hürtgen erscheint jeden Dienstag nur bei TITANIC.


Nach Bekanntwerden eines skandalösen Videos aus einem Sylter Luxusschuppen, streiten Medienvertreter und Aktivisten, ob es rechtens ist, die Namen der mutmaßlichen Nazikids auf Social Media zu verbreiten.

Vorschlag zur Güte: Wer rechtsradikale Lieder singt, muss auch in Zukunft damit rechnen, dass sein Arbeitgeber davon erfährt, wird nach Veröffentlichung seines Namens aber zu Sandra Maischberger eingeladen, um dort seine Version der Geschichte zu präsentieren. 

 

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Wir sind wieder wehr!

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat zum Angriff geblasen und den Osnabrücker Erlass unterzeichnet – Deutschland soll wieder kriegstüchtig werden. Doch der Truppe fehlt es an Trupps.

Ob auch Sie für den Dienst an der Waffe in Frage kommen, erfahren Sie beim TITANIC-Rekruten-Recruiting in der Juniausgabe.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, welt.de!

Die Firma Samyang stellt offenbar recht pikante Instant-Ramen her. So pikant, dass Dänemark diese jetzt wegen Gesundheitsbedenken vom Markt genommen hat. Und was machst Du? Statt wie gewohnt gegen Verbotskultur und Ernährungsdiktatur zu hetzen, denunzierst Du Samyang beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, wo Du fast schon hämisch nachfragst, ob das Produkt vielleicht auch hierzulande verboten werden könne.

Das Amt sekundiert dann auch sogleich bei der Chilifeindlichkeit und zählt als angebliche »Vergiftungssymptome« auf: »brennendes Gefühl im (oberen) Magen-Darm-Trakt, Sodbrennen, Reflux bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Bauch- und Brustraum. Bei hohen Aufnahmemengen können zudem Kreislaufbeschwerden auftreten – beispielsweise Kaltschweißigkeit, Blutdruckveränderungen und Schwindel«. Hallo? Neun von zehn dieser »Nebenwirkungen« sind doch der erwünschte Effekt einer ordentlich scharfen Suppe! Erbrechen müssen wir höchstens bei so viel Hetze!

Feurig grüßt Titanic

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

 »Welt«-Feuilletonist Elmar Krekeler!

»Friede eurer gelben Asche, Minions!« überschrieben Sie Ihre Filmkritik zu »Ich – einfach unverbesserlich 4«. Vorspann: »Früher waren sie fröhliche Anarchisten, heute machen sie öde Werbung für VW: Nach beinahe 15 Jahren im Kino sind die quietschgelben Minions auf den Hund gekommen. Ihr neuestes Kino-Abenteuer kommt wie ein Nachruf daher.«

Starkes Meinungsstück, Krekeler! Genau dafür lesen wir die Welt: dass uns jemand mit klaren Worten vor Augen führt, was in unserer Gesellschaft alles schiefläuft.

Dass Macron am Erstarken der Rechten schuld ist, wussten wir dank Ihrer Zeitung ja schon, ebenso, dass eine Vermögenssteuer ein Irrweg ist, dass man Viktor Orbán eine Chance geben soll, dass die Letzte Generation nichts verstanden hat, dass Steuersenkungen für ausländische Fachkräfte Deutschlands Todesstoß sind und dass wir wegen woker Pronomenpflicht bald alle im Gefängnis landen.

Aber Sie, Elmar Krakeeler, haben endlich den letzten totgeschwiegenen Missstand deutlich angesprochen: Die Minions sind nicht mehr frech genug. O tempora. Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

 Hello, Herzogin Kate!

Hello, Herzogin Kate!

Ihr erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntmachung Ihrer Krebserkrankung wurde von der Yellow Press mit geistreichen Überschriften wie »It’s just Kate to see you again« oder »Kate to have you back« bedacht.

Und bei solchen Wortspielen darf unsereins natürlich nicht fehlen! Was halten Sie von »Das Kate uns am Arsch vorbei«, »Danach Kate kein Hahn« oder »Das interessiert uns einen feuchten Katericht«?

Wie immer genervt vom royalen Kateöse: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster