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Sinn und Chloroform – Philosophische Gedanken nach der Wahl

Ein Gastbeitrag von Peter Sloterdijk

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Germania im Herbst 2017. Am Wochenende tänzelt man mit einem Gläschen Prosecco, halbnackt und ein Liedchen von Napalm Death trällernd, durch seine Villa in Karlsruhe und erfreut sich an der Einsicht, daß Deutschland die ruhige Kraft in Europa bleibt. Am Montagmorgen wacht man auf und hat nicht nur einen metaphysischen Brummschädel, sondern auch eine Anzeige wegen Ruhestörung am Hals. Mit anderen Worten: Wir stecken in der "Krisis" (Husserl). Auf dem politischen Feld nimmt diese eine Form an, die mein Reitlehrer Julian Nida-Rümelin vermutlich als Gefangenendilemma beschreiben würde. Und zwar folgendermaßen: 

Cem Özdemir und Christian Lindner werden getrennt voneinander befragt, ob sie bereit sind, mit Angela Merkel zu koalieren. Ihnen ist klar: Wenn sie beide bejahen, bedeutet das ewige Schmach für sie sowie die endgültige Vernichtung für ihre Partei. Wenn sie bejahen, während der jeweils andere verneint, bedeutet das endgültige Vernichtung für sie und ewige Schmach für ihre Partei. "Na ja", denkt sich Özdemir in seinem modrigen Kellerverlies, "verdient hätten die Grünen es ja schon – allein wegen der unsäglichen Göring-Eckardt." Aber lethargokratisch, wie er ist, kann er sich letztlich ebensowenig zu einem Ja durchringen wie Christian "Smartpopo" Lindner. 

Moral des Ganzen: Die Wacht am Nein steht treu und fest. Die thymotische Machtergreifung findet nicht statt. Und mein ehemaliger Assistent Marc Jongen eignet sich weder zum transitorischen noch zum transhistorischen Führer. Oder können Sie sich vielleicht eine verfassungsfeindliche Organisation vorstellen, die aus lauter Jongen-Jungen besteht?

Es bleibt also erneut alles beim alten. Go, GroKo, go – ohne Martin, ho, ho, ho! Merkel-Faktor Forever, Forever Faktor Merkel. Bzw. MFFFFM! 

Herzlichst
Ihr Peter Sloterdijk

PS: Grüße gehen raus an meine Fans im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar, vor allem den Japaner. Keep up the good work und YOLO, Leute!

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Wie mich das AfD-Wahlergebnis aus meiner Instagramroutine riß

Ein Kommentar von TITANIC-Online-Chef Moritz Hürtgen

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitdeutsche unter 30,

wir müssen chatten. Die Alternative für Deutschland, die in den letzten vier Jahren langsam aus dem Nichts kam, zieht mit über 13 Prozent in den Bundestag. Der Schock sitzt tief. Ich habe seit gestern um 18 Uhr keinen Bissen mehr heruntergekriegt – #lowcarb #nocarbaftersix. Rassismus, Faschismus, Rechtsradikalismus: dafür steht die AfD. Wir kennen diese Begriffe, aber sie sagen uns nicht viel. Mit dem Dritten Reich haben wir nichts am Hut. Politisch nicht, und in Sachen #interiordesign sind die 50er ergiebiger. Auch modisch ... sagen wir es so: Mit einer SS-Uniform von Boss würde man in der Kleiderkreisel-App keinen schnuckligen Blumentopf aus Bambus gewinnen. Höchstens erobern! Wie kann man Fremde hassen und daraus ein politisches Programm stricken? Wir #instatraveln um den Globus, halten unsere Eindrücke fest. Stories, die sich unsere Enkel später einmal anschauen müssen. Wir sind #loveroflife und wollen die ganze Welt umarmen. Doch wer wählt dann überhaupt den Haß der AfD?

Die Antifa hat jahrzehntelang Rassismus bekämpft, damit ihr es nicht müßt

Es sind die Alten. Immer die Alten! Wer wollte den Brexit? Die Alten. Wer hat Trump gewählt? Die Alten. Wer zahlt unsere Innenstadtmieten? Unsere Alten. Und wo sitzen die meisten Alten? Im Osten. In den "neuen" Bundesländern, die schon älter sind als der Großteil von uns. Welpenschutz für alte AfD-Wähler? Es piept wohl!

Ich bin 28. Ich stand nach der Wiedervereinigung auf der richtigen Seite (Westen). Wir sind zwischen 20 und 30. Wenn es nach uns ginge, hätte die AfD erst in 20 bis 30 Jahren etwas zu sagen. Wir müssen uns unser Land und unser Internet zurückholen, wir müssen Gauland jagen. Koste es Datenvolumen, was es wolle! Meine Aufmerksamkeit dürfte sich noch über eine gute Woche spannen. Und Eure?
#REVOLUTION

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Klaas Heufer-Umlauf im großen TITANIC-Interview

Klaas Heufer-Umlauf ist dem Fernsehpublikum vor allem als einer von zwei Eseln bekannt. Nun versucht er sich an einer eigenen Polittalkshow. Doch kann der 33jährige wirklich mehr als nichts?

TITANIC: Herr Heufer-Umlauf ...

Heufer-Umlauf: Bitte, sagen Sie ruhig Klaas!

TITANIC: Herr Heufer-Umlauf, Sie moderieren bei Pro-7 die neue Sendung "Ein Mann, eine Wahl", in der Sie sich mit Spitzenpolitikern unterhalten. Sind Sie nervös?

Heufer-Umlauf: Ja, ich habe ehrlich gesagt ein bißchen Bammel, daß die Leute jetzt merken, wie doof ich bin, wenn neben mir kein Armleuchter mehr sitzt.

TITANIC: Ziel der Show soll es u.a. sein, junge Wahlberechtigte für Politik zu begeistern. Warum ist Ihnen das wichtig?

Heufer-Umlauf: Nun, wer nicht zur Wahl geht, der stärkt damit bekanntlich indirekt kleinere Parteien, z.B. Rechtsradikale. Deshalb animiere ich die Zuschauer, zur Urne zu marschieren, damit sie diese Parteien dann dort direkt unterstützen können.

TITANIC: Woher rührt die Politikverdrossenheit?

Heufer-Umlauf: Schauen Sie sich doch um, die Leute verblöden: Im Fernsehen läuft ausschließlich Mist. Da sieht man nur noch depperte Typen, die sich in hirnlosen Wettkämpfen messen, talentfreie Nullen, die sich gegenseitig Streiche spielen, oder Dämlacks, die am Pokertisch sitzen.

TITANIC: Jüngst haben Sie Helene Fischer dazu aufgefordert, bei Konzerten in puncto Flüchtlingskrise öffentlich Stellung zu beziehen. Sie selbst machen ja nicht nur im Fernsehen, sondern auch als Musiker keine gute Figur. Neigen Sie zu politischen Statements bei Auftritten Ihrer Band "Gloria"?

Heufer-Umlauf: Ja, auf jeden Fall! Leider haben wir in der Regel keine zahlenden Gäste und die Techniker können meine Parolen schon auswendig mitsprechen.

TITANIC: Sie sind Fürsprecher der SPD. Wieso das?

Heufer-Umlauf: Ich habe meinen Zivildienst in der geriatrischen Abteilung des Klinikums Köln geleistet. Seither faszinieren mich Siechtum und Vergänglichkeit. 

TITANIC: Als Ihre letzte Show zu Ende ging, wurde das in weiten Teilen der Bevölkerung begrüßt. Nicht wenige meinten, sie würden lieber sterben, als jemals wieder eine Sendung mit Ihnen sehen zu müssen. Andere Urteile waren weniger wohlwollend.

Heufer-Umlauf: Echt? Wer hat denn so was gesagt?

TITANIC: Wir, Herr Heufer-Umlauf, danken fürs Gespräch.

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Exklusiv-Interview mit CSU-Wahlkämpfer zu Guttenberg

Ende August greift Ex-Verteidigungsminister und CSU-Legende Karl-Theodor zu Guttenberg mit mehreren Auftritten in den Bundestagswahlkampf ein – und schon spekulieren die Medien über ein Comeback. TITANIC hat nachgefragt.

TITANIC: Guten Tag, Herr Guttenberg! Sie machen wieder Wahlkampf für die CSU. Was ist Ihre wichtigste Botschaft an die Wähler?
Guttenberg: Die Wahrheit. Nach den ganzen Skandalen der letzten Zeit wollen die Leute wieder ehrliche Politik. Deshalb steht das bei meinen Auftritten im Mittelpunkt.

TITANIC: Die Medien spekulieren derzeit über Ihr Comeback.
Guttenberg: Ach, die schreiben nur voneinander ab. Ganz üble Masche.

TITANIC: Dann ist also...
Guttenberg: Außenminister!

TITANIC: Bitte?
Guttenberg: Sie wollten doch fragen, welchen Ministerposten ich mir zutrauen würde, oder? – Also: Außenminister auf jeden Fall! Aber auch Finanzminister! Und Bundeskanzler selbstverständlich! Bildungsminister würde ich aber nicht machen. Wäre eher was für meine Frau. Und mein Vater könnte Gesundheits-, Frauen- und Jugendminister werden. Und mein Hund Pipo von und zu Gut...

TITANIC: Schon gut, schon gut... Anderes Thema: Als Minister sind Sie über die Plagiatsaffäre gestolpert. Wie beurteilen Sie diese heute? Haben Sie damals Fehler gemacht?
Guttenberg: Aber klar doch! Ich hätte niemals zurücktreten müssen. Und ich hätte Giovanni di Lorenzo dieses bescheuerte Interview nach meinem Rücktritt nicht geben sollen. Ein furchtbarer Typ. Schmierig, eitel, geltungssüchtig. Nie wieder!

TITANIC: Sie haben nach wie vor viele Bewunderer. Viele trauen Ihnen Großes zu.
Guttenberg: Ich versichere Ihnen hiermit in aller Bescheidenheit: Das will ich auch hoffen!

TITANIC: Aber hat jemand wie Sie auch Schwächen? Kennen Sie z.B. so etwas wie die Angst vor dem weißen Blatt?
Guttenberg: Allerdings. Bei mir ist es jedoch die Angst vor der weißen FAZ. Oder der weißen "Süddeutschen Zeitung".

TITANIC: Herr Guttenberg, vielen Dank für das Gespräch.
Guttenberg: Gerne. Und? Wie war ich? War großartig, oder? – Oh, das Aufnahmegerät läuft noch...

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TITANIC exklusiv: H. P. Baxxter über das Scooter-Konzert auf der Krim

TITANIC: Hans-Peter, den Warnungen vor juristischen Konsequenzen zum Trotz bist Du mit Deiner Band Scooter auf der von Rußland annektierten Krim aufgetreten. Jetzt ermittelt die ukrainische Staatsanwaltschaft, es droht eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren – war es das wert?

H. P. Baxxter: Nun, als seriöse Künstler sahen wir es einfach als unsere Pflicht an, uns nicht von politischen Konflikten unterkriegen zu lassen. "Jumping all over the World" zum Beispiel ist für uns nicht nur ein meinungsstarker Song, sondern Ausdruck unserer Lebensphilosophie: Every minute, every hour, got the power, take a shower – dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

TITANIC: Das russische Staatsfernsehen feiert Euch, weil Ihr Verbote und Drohungen ignoriert habt. Jeder Künstler, der dort auftritt, erweckt den Eindruck normaler Zustände. Der FDP-Chef Christian Lindner findet, man müsse die Krim als "dauerhaftes Provisorium" ansehen. Was meint Ihr?

Baxxter: Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Wir wollen unsere Bühnenpräsenz nutzen, um Wahrheit auszusprechen. Letztlich sind wir immer auch im Dienst der Aufklärung unterwegs. Life without knowledge is death in disguise.

TITANIC: Glaubt Ihr, die Situation der Menschen im Besatzungsgebiet mit Eurer Musik verändern zu können?

Baxxter: Ja, auf jeden Fall, skibadee, skibadanger, I am the rearranger. We put some energy into this place! Wir haben uns ja seit jeher nicht nur als Musiker, sondern auch als Aktivisten verstanden. Jede Zeile, die ich schreibe, soll die Welt ein bißchen besser machen.

TITANIC: Deutschland wird angeblich gebeten, Rechtshilfe zu leisten – habt Ihr Angst, daß man Euch ausliefert?

Baxxter: Das ist uns völlig egal. Ich bin bereit, für meine Überzeugungen in den Knast zu gehen. Sonst könnte ich Zeilen wie "Respect to the Man in the Ice Cream Van" niemals guten Gewissens singen.

TITANIC: Verabschiedet hast Du Dich mit den Worten "Spasibo, Crimea! See you next time!" – glaubst Du, daß es ein nächstes Mal geben wird?

Baxxter: Das hoffe ich doch. Wladi, äh, der russische Präsident will uns jedenfalls bald wiedersehen. Er schätzt unsere Kompositionen sehr und spielt sie auch selbst gerne auf dem Klavier nach.

TITANIC: Lieber Hans-Peter, wir danken fürs Gespräch.

Baxxter: Thank YOU! Over and out! Döp döp döp döp döp döp! YEEAAAAAAAAHHH!!!

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"Die Auto-Industrie muß künftig besser manipulieren!" – Ein Gastbeitrag von Alexander Dobrindt (BMW)

Liebe Autofreunde!

Es sind schwierige Zeiten für uns. Auf der Autobahn stehen wir überall im Stau, weil die Bauarbeiter und Menschen mit zweistelligem PS-Wert trödeln und niemand etwas dagegen unternimmt. Apropos linke Spur: In den Städten sind wir nicht mehr sicher, weil linke Chaoten ständig unsere schönen Boliden anzünden. Zu allem Überfluß drohen jetzt auch noch Fahrverbote für Dieselkarren, weil sie angeblich gesundheitsgefährdend sind, wie einige fahrradversiffte Oberschlaumeier behaupten.

Wie Sie wissen, habe ich die Automobilkonzerne für Mittwoch zum großen Diesel-Gipfel nach Berlin eingeladen. Dann wollen wir gemeinsam alle Probleme lösen und drohende Fahrverbote abwenden. Und gesoffen wird natürlich auch! Meine eigenen Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch. Punkt eins: Das Einatmen von schädlichen Abgasen wird verboten – wer es dennoch tut, muß eben mehr Sport machen und die Schadstoffe wieder rausschwitzen. Punkt zwei: Statt der Autos werden Menschen mit schwachen Atemwegen aus den Innenstädten verbannt. Punkt drei: Das extrem unter Luftverschmutzung leidende Stuttgart wird zum Schutz des restlichen Landes komplett dem Erdboden gleichgemacht. 

Aber ich appelliere auch an die verdammte Verantwortung der Hersteller, das Vertrauen wiederherzustellen. Die deutsche Auto-Industrie muß künftig besser manipulieren – andernfalls droht unserem Land, unseren Autos und unserem besten Minister (mir!) ein großer Imageschaden. Sollten die Konzerne aus ihren Fehlern nichts lernen, werde ich mich – und da bin ich knallhart – für den Ausstieg aus dem Diesel einsetzen. Jedenfalls testweise, ab dem Jahr 2300. Vorerst selbstverständlich nur auf dem Mond. Wir möchten schließlich nichts überstürzen.

Vielen Dank und wrumm-wrumm!

Ihr Alexander Dobrindt

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Brief von Außenminister Gabriel an die jüdische Gemeinde in Deutschland

Nach den türkeistämmigen Menschen bekommen nun auch die Juden Post aus dem Außenministerium.

Liebe jüdische Mitbürger,

ich möchte mich – auch im Namen aller Deutschen – an Sie wenden. Vor allem Sie bekommen die Auswirkungen der israelischen Politik zu spüren. Nicht zuletzt deshalb versucht die Bundesregierung, das aus Gründen extra für Ihre Glaubensbrüder und -schwestern geschaffene Staatsgebilde vor den gröbsten Fehlern zu bewahren. Leider macht es uns die Clique um Chefisraeli Netanjahu in letzter Zeit nicht ganz leicht. Die jüngsten Spannungen um den Tempelberg zeigen, daß das Land auch von Teilen der Bevölkerung durchaus kritisch gesehen wird.

Die Unstimmigkeiten zwischen der Bundesrepublik und dem Judenstaat sollen und dürfen das deutsch-jüdische Verhältnis jedoch nicht belasten. Wenn ich als Außenminister zu dem übertriebenen Blutdurst der israelischen Armee an den Palästinenserkindern das eine oder andere Wort der Mahnung verliere oder mein Parteifreund Martin Chulz die Trinkwasservergiftung im Gazastreifen anprangert, meinen wir damit selbstverständlich nicht Sie. Die besondere Freundschaft zwischen den Deutschen und den Juden, die aus einer gemeinsamen, leidvollen Geschichte erwachsen ist, ist ein großer Schatz, den wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollten ;-)

Als Deutscher und als Sozialdemokrat weiß ich, was es bedeutet, Nachfahre von Überlebenden der Generation Holocaust zu sein. Die schrecklichen Ereignisse von damals, die das Bild von Deutschland in der ganzen Welt so stark getrübt und Millionen von Menschen das Leben gekostet haben, dürfen sich niemals wiederholen, und wenn es noch so viel Anstrengung kostet. Denn eines müssen wir uns immer vor Augen halten: Für die Handlungen einer Regierung darf kein ganzes Volk in Sippenhaft genommen werden – damals wie heute.

Ihnen, den Juden, gilt nach wie vor unsere ganze Sympathie, nach allem, was Sie durchmachen mußten. Gleichgültig, wie schwierig die Beziehungen zwischen uns und dem Staat Israel sind, steht für uns außer Frage: Sie, die jüdischen Menschen in Deutschland, sind und bleiben Teil unserer Volksgemeinschaft auf immerdar.

Herzlich
Ihr Sigmar Gabriel, Bundesaußenminister

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella
12.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »Ach was – Loriot zum Hundertsten«
12.05.2024 Kleinschönach/Bodensee, Kunsthalle Thomas Gsella