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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Simple as that

Eigentlich ist alles ganz einfach, pflegte mein seliger Vater einen seiner (seltenen) Vorträge einzuleiten, und also kann der Nahostkorrespondent des liberalen Morgenblatts die dortige Malaise ganz leicht per Leitartikel zusammenfassen: „Da ist Israel als routiniert rücksichtslose Besatzungsmacht; da sind Amerikaner und Europäer als halbherzige Vermittler; und natürlich sind da die Palästinenser selbst, die seit jeher mit ihren Führungsfiguren gestraft sind … Abbas also ist grandios gescheitert. Letztlich aber hat er nur die Chance vertan, die er de facto gar nicht hatte. Denn der Staatsgründung wäre er wohl auch nicht näher gekommen, wenn er rund um Ramallah ein Musterländle erschaffen hätte. Das potenzielle Staatsgebiet wird schließlich seit fünf Jahrzehnten von Israel besetzt gehalten – und die Regierung in Jerusalem zeigt keinerlei Interesse mehr, daran etwas zu ändern. In der täglichen Praxis wird der Siedlungsbau vorangetrieben, und in Israels politischen Diskussionen geht es mittlerweile mehr um mögliche Annexionen im palästinensischen Westjordanland als um eine palästinensische Staatsgründung.“

Das ist natürlich wieder ein glänzender Streich Volksaufklärung, wenn Israel seit 50 Jahren in routinierter Rücksichtslosigkkeit ein potentielles Staatsgebiet besetzt hält und, einfach so, keine Lust mehr hat, daran etwas zu ändern, und das hat sich der Peter Münch dann doch nicht getraut, die Wahrheit noch weiter zu beugen und auf dieses „mehr“ zu verzichten; ohne es freilich zu erklären. Platz bietet so ein Leitartikel halt nicht unbegrenzt, aber man kann ja darauf setzen, daß das Publikum die nahöstliche Geschichte der letzten hundert Jahre gut genug kennt, daß mehr bei ihm hängenbliebe, als daß der Palästinenser ein Halbjahrhundert lang chancenlos gegen die Brutalität israelischer Besatzung gewesen sei; und daß es z.B. weiß, daß diese Besatzung sich gewisser Tendenzen in der arabischen Welt verdankt, welche die Beseitigung Israels vorsahen und immer noch vorsehen.

„Weil einfach einfach einfach ist.“ Mobilfunkwerbung, 2005ff.  

Mit derselben Lust an der weltbildgerechten Vereinfachung erkannte Jasper von Altenbockum (FAZ) betr. Trump und rechts „das Paradox, daß es den Deutschen noch nie so gut ging, sich aber gleichzeitig so viele von ihnen so fremd vorkommen“, und die Beobachtung, es gehe den Deutschen so gut wie überhaupt noch nie, hatte vor zwei Wochen auch Prantl in München bereits gemacht (oder mindestens arglos wiedergegeben), und zwar ohne einen Blick auf die aktuelle Armutsstatistik, auf die Explosion der Zahl von Minijobs und working poor; und wo zuletzt ja häufig die Vokabel postfaktisch fällt und die, die jetzt AfD oder Hofer wählen, in ihrer Blase leben und Fakten gar nicht mehr wahrnehmen, darf doch auffallen, daß diese Angewohnheit eine scheint’s ubiquitäre ist. Wie nach dem Tode Fidel Castros der Hinweis unterblieb, daß es einem Schulkind in Havanna materiell sicher schlechter geht als einem im Münchner Hasenbergl, daß dieser Umstand aber weder seine Bildungschancen, noch seine Lebenserwartung berührt, die auch beide besser sind als im Slum von Caracas oder einer Favela von Rio; während in jenem Land, dessen Insassen es so gut geht wie noch niemals zuvor, Arme dümmer bleiben und ein reichliches Jahrzehnt früher sterben.

Aber an solchen Fakten hat ja keins ein Interesse, denn sie betreffen das Klassenregime, das so gottgegeben ist wie die Sonne, die Naturgesetze oder die jüdische Tücke; weshalb ich mir, unter Vereinfachern, den Tip sparen will, daß das Gegenteil von einfach gar nicht unbedingt kompliziert ist. Es ist nur schwer zu machen. -- Aber apropos Tip (zu Weihnachten): Oliver Nachtwey: Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne. Berlin: Suhrkamp, 2016; Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Israel, Heiliger Krieg und die "Protokolle der Weisen von Zion": Über die Scheinheiligkeit des traditionellen Bildes vom Nahostkonflikt. Freiburg u.a.: Edition Telok, 5. Aufl. 2016 

 


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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ein bißchen Frieden

Im Alter noch mal neue Freunde, neue Freundinnen zu finden ist eine schöne Sache, gerade dann, wenn sie jahrelang sozusagen Tür an Tür mit uns gelebt haben.

Die Autorin und SZ-Kolumnistin Carolin Emcke, die neulich den Friedenspreis des deutschen Buchhandels gekriegt hat, habe ich allsamstäglich tapfer ignoriert, weil mir schien, einen Prantl in weiblich nicht auch noch zu benötigen; doch was habe ich da all die Zeit verpaßt! Denn gestern sah ich mal hinein, und es war nun wirklich heißer Scheiß: „Das ist vielleicht das einzig Gute an der Wahl in den USA: daß sie einen nötigt, neu nachzudenken, anderes zu lesen und Vertrautes kritisch zu befragen.“ Ich spürte förmlich, wie mich nach diesem Vorspann die Lust anfiel, neu nachzudenken und Vertrautes kritisch zu befragen, daß ich herauskäme aus meiner, hmpf, Komfortzone, angeleitet von einer, die mich gleich und gern durch ihre Bibliothek führt: „,Die Geschichte zeigt’, schreibt der italienische Philosoph Roberto Esposito in seinem Buch ,Person und menschliches Leben’, ,daß jedes kollektive Ereignis von einer gewissen Unvorhersehbarkeit gekennzeichnet ist.’“ Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. „Daß Trump der nächste amerikanische Präsident werden könnte, erschien mir, allen Umfragen zum Trotz, so wahrscheinlich wie furchteinflößend. Auch der bittere Zorn, der nun wahlweise als Unmut einer objektiv vergessenen Arbeiterklasse, als Angst einer sich subjektiv als nicht mehr ausreichend abgesichert empfindenden Mittelschicht oder als objektiv-subjektiver Rassismus gelesen wird, schien mir keineswegs neu zu sein. Allen, die sich in den vergangenen Jahren auch nur ein bißchen außerhalb der urbanen Zentren der Vereinigten Staaten bewegt haben; allen, die mal mit hochdekorierten Veteranen gesprochen haben, die zwar in Afghanistan oder dem Irakkrieg kämpfen durften, aber mittlerweile unter den Autobahnbrücken in abgeranzten Zelten hausen müssen; allen, die mal in den vergangenen Jahren die de-industrialisierten Brachen und Ruinen von Detroit besucht haben oder die Straßenzüge um Las Vegas, in denen nach der Finanzkrise ein Haus neben dem anderen zur Zwangsversteigerung angeboten wurde, oder die auch nur die Essays von John Jeremiah Sullivan über die inneren Paradoxien Amerikas gelesen haben, konnte dieser Zorn nicht verborgen geblieben sein.“

„Wie eine Blume am Winter beginnt / so wie ein Feuer im eisigen Wind, / wie eine Puppe, die keiner mehr mag, / fühl ich mich am manchem Tag. / Dann seh ich die Wolken, die über uns sind, / und höre die Schreie der Vögel im Wind. / Ich singe als Antwort im Dunkel mein Lied / und hoffe, daß nichts geschieht.“ Meinunger, 1982

Und so erfahren wir, daß Carolin Emcke mit Veteranen gesprochen hat, in Detroit und Las Vegas gewesen ist und die Essays von John Jeremiah Sullivan kennt. Und, mit Degenhardts altem Senator zu klagen, was hat es gebracht? Gar nichts: „Aber das ändert alles nichts daran, daß mir, je länger die Wahl zurückliegt, mein eigenes Instrumentarium zum Deuten des Phänomens Trump immer unzulänglicher erscheint … Mir fehlen offensichtlich passende Begriffe, mir fehlt historisches Wissen, das mich über die eigene Ratlosigkeit hinwegtrösten könnte … Warum haben viele von denen, die wählen gegangen sind, scheinbar gegen ihre Interessen gestimmt?“ Oder wenigstens anscheinend? „Welche Rolle spielen Begriff und Selbstverständnis der sozialen Klasse in einem Land, das ansonsten eher bestreitet, daß es so etwas überhaupt noch gibt?“ Ganz anders als das eigene! „Wie sinnvoll ist es, eine soziale Klasse primär über Einkommen zu definieren – statt auch über Bildungsgrad oder seltener abgefragte Kategorien wie Selbstbewußtsein oder Stolz nachzudenken?“ Falls nicht das eine mit dem anderen doch irgendwie zu tun hat. „Wie verhalten sich die modischen Konzepte von Elite und Prekariat“, die, wem passende Begriffe und historisches Wissen nicht fehlen, auch einfach Klassenkampf nennen könnte, „wenn die Bedingungen von intellektueller oder kreativer Arbeit keineswegs mehr stabile Anstellungsverhältnisse oder Löhne generieren?“ Generieren, nie verkehrt.

„Hat eine Gerechtigkeitsdebatte wirklich Sinn, bei der beständig Verteilungsfragen gegen Artikulationschancen ausgespielt werden?“ Hä? Wer? Was? „Und hilft den sogenannten“, den sogenannten!, „Abgehängten wirklich eine Kritik am globalisierten Kapitalismus, die nur mehr im protektionistischen Nationalismus ihre Antwort sucht, anstatt viel genereller über die Zukunft der Arbeit im Zeitalter der digitalisierten Industrien nachzudenken?“ Oh, also doch noch Dath? Nee, bloß Bertelsmann: „Welche Qualifizierungsinitiativen wird es brauchen, damit die dramatischen Transformationen der Arbeit 4.0 sozial abgefedert werden können? Und nicht zuletzt“, ja, last but not least: „Wie unterscheidet sich das, was da Populismus oder Autoritarismus genannt wird, von einer faschistischen Bewegung? … Ich habe keine Antworten auf diese Fragen. Aber sie diktieren mir die Lektüre für die nächsten Wochen.“

Es ist ein schöner Beruf, den die Carolin Emcke da hat: In der Welt herumfahren, Bücher lesen und dann die richtigen Fragen nicht und die falschen Fragen so gymnasial stellen, daß der liberalen Kundschaft, die die Antworten auf gar keinen Fall wissen will (und von dramatischen Transformationen auch immer zuletzt betroffen ist), der Samstagsspaziergang nicht vergeht. Daß für derlei windelweiches Gemurkse kostbares Altpapier verbraucht wird: das muß – für Frieden und Kapitalismus! – die Freundschaft aushalten.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Sag mir, wo du stehst

Dem Ruf, ein Kulturkonservativer zu sein, will man sich ja nicht ohne Not aussetzen, und also geht ein Dankeschön an die FAZ und ihre Wirtschaftsredaktion, die das Megathema Digitale Bildung dem Hausgeist entsprechend so aufbereitet hat, daß ich in Ruhe dagegen sein kann: „In etwa zehn Jahren, prognostiziert Monika Heusinger, werden die Schüler ganz selbstverständlich mit Datenbrillen auf der Nase in der ,Virtual Reality’ (VR) lernen. Die Französisch- und Spanischlehrerin tippt auf ihr Smartphone und ruft ein Vokabel-Lernprogramm auf, mit dem man durch die Wüste spazieren kann. An verschiedenen Stellen stehen Schilder mit spanischen Wörtern, zum Beispiel ,Cactus’ neben einem Kaktus … So setzen zum Beispiel der Elektronikkonzern Samsung und der Schulbuchverlag Cornelsen ebenfalls auf das schulische Lernen in der virtuellen Wirklichkeit. Sie haben eine Anwendung für den Biologieunterricht entwickelt, die gerade an einigen Schulen erprobt wird. Mit Tablet, Smartphone und VR-Brille können Schüler auf Entdeckungsreise durch den menschlichen Körper gehen und biochemische Prozesse ,hautnah’ miterleben … Städte in Spanien haben sie kennengelernt, indem sie wie in dem Handyspiel Pokémon Go zu Orten, die sie interessierten, ,Pokestops’ mit Foto und Text gestalteten. ,Hätte ich ihnen lediglich erzählt, hier gibt es eine Kathedrale und dort einen Park, wäre das für sie wenig spannend gewesen’, sagt Heusinger“, und darum geht es heutzutage ja in der Hauptsache: daß die Dinge unter der Aufsicht von Elektronikkonzernen spannend sind und bleiben.

„Stundenlang, in völliger Einsamkeit, Buch für Buch zu lesen paßt nicht mehr in unsere Zeit, die vom Wettbewerb dominiert ist und in der es um schnellen Austausch und das richtige Netzwerken geht.“ Spiegel Online, 2013

Zwar hatte (und hat) der Kollege Fischer völlig recht, wenn er wider die alten Herren in ihren verrauchten Bildungsbürgerredaktionen stänkerte: „Jugendliche vom Computer fernzuhalten ist Gegenaufklärung, Analphabetismus, ein Verbrechen“, hatte aber andernorts genauso recht, die zeitgenössische Mode von Science Slams, Wissenschaft als Show mithin, in den Kontext von „Bewerbungsseminaren“ zu stellen: „Wer die Abstraktion, die jeder wissenschaftlichen Wahrheit inhärent ist, erfolgreich auf den idiotischen Alltag des Publikums herunterbricht, der damit zugleich als alternativlos geadelt wird, gewinnt. Wissenschaft, die das Leben auf den Kopf stellt, … findet dort nicht statt; die bestehende Weltordnung wird nicht in Frage gestellt, sondern auf ihre brachliegenden Effizienz- und Nachhaltigkeitskapazitäten abgeklopft. Alles soll reibungs- und widerstandslos exekutiert werden“.

Daß ihre Schüler per Tablet „mehr und nachhaltiger lernen“, davon ist, fast wortgleich, die Gewährsfrau der FAZ überzeugt, und auch (oder hauptsächlich) die Wirtschaft, der wir ja schon die Bildungsbooster Bologna und G8 zu verdanken haben, quengelt bzw. „mahnt zur Eile. Für die Unternehmen sei die Digitalisierung der ,wichtigste Megatrend’, sagt Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer“, dessen Sprache wiederum verrät, was hier Bildung heißt. „Bisher sei das deutsche Bildungssystem aber nicht für die Herausforderungen der Zukunft“, den Weltmarkt und den ganzen Scheiß, „gerüstet. Deshalb müsse der Umgang mit den digitalen Medien in der Schule Pflicht werden … Das Lernen mit den neuen Medien sei für ihre Schüler sehr motivierend, betont die Saarbrücker Lehrerin Heusinger. Sie bewegten sich in einer vertrauten und als spannend empfundenen Welt“, die vom idiotischen Alltag gottlob nicht mehr unterschieden zu werden braucht, und werden, das wäre jetzt mein polemischer Anschluß, abgeholt, wo sie gerade stehen, gewissermaßen das genaue Gegenteil von Bildung; aber guck, ich kann’s mir sparen: „Außerdem würden sie dort abgeholt, wo sie gerade stünden; es müßten nicht alle zu jeder Zeit das Gleiche lernen“, denn Langeweile ist Distanz, und die kann keiner wollen. Individualität pur, und auch ein Didaktiker ist begeistert: „Lehrer würden sich dann weniger als Wissensvermittler, sondern eher als Lerncoach verstehen. ,Die Schüler recherchieren im Internet und werden vom Lehrer im Lernprozeß unterstützt.’ Letztlich müsse sich jeder Mensch sein Wissen selbst aufbauen“, im Internet mit Lerncoach; und der Souverän, seinerseits in Umfragen abgeholt, glaubt zu „fast 70 Prozent …, daß durch das Internet Faktenwissen jederzeit abrufbar sein wird, wodurch mehr Freiraum für Kreativität und praktisches Erfahren entsteht“.

„Frisch-fröhliche Verbreitung von Bildung unter den herrschenden Bedingungen ist unmittelbar eins mit ihrer Vernichtung.“ Adorno, 1966

Kreativität und Praxis – das wären, wie mich die Münchner FAZ-Konkurrenz dankenswerterweise informiert, denn auch Kernbegriffe des US-amerikanischen Pragmatismus, dem auch ein Bildungsbürger wie Trump sein Weltbild zu verdanken hat, und auf die Welt, an deren Einrichtung er bald mitstricken darf, weil seine posse ihr Faktenwissen jederzeit im Internet hat abrufen können, will ich mich gern freuen. Auch wenn sie mich im dümmsten Fall irgendwann abholen.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ihre letzte Chance – Trump

Mir fällt zu Trump nichts eins; auch weil der ARD-Demoskop Schönenborn, den sie nach jeder Wahl loben, weil er immer so schön nüchtern sei, etwas fallenließ, was bereits alles sagte. Zwei Lager gebe es in den USA: Das eine habe Angst vor der Zukunft, das andere nicht, und diesem seien die Ängste des ersten ganz egal.

Wer vom Rathaus kommt, ist freilich immer schlauer, aber falls es stimmt, daß die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden, dann darf es doch eigentlich kein „Schock“ (Uschi v. d. Leyen) sein, wenn die wachsende Zahl der Armen oder von Armut Bedrohten lieber einen rechten Demagogen wählt als die Vertreterin eines liberalen Establishments, dem die Probleme der unteren Bevölkerungshälfte (von der Krankenversicherung vielleicht abgesehen) weniger wichtig sind als die eines juste milieu, das sich nicht um seine Stromrechnung sorgt, sondern darum, wo der Strom herkommt. Kollege Dath, der weiß, daß zum Überbau die Basis gehört wie der White trash-Malocher zum Loft im Meatpacking District, nannte Obama in der FAZ einen „ethischen Erzieher, der mahnt: Bekehrt euch zur Krankenhilfe nach dem Solidarprinzip, zu nachhaltiger Energie als Klimaschutzmaßnahme, zur Achtung der Würde auch von Gefangenen, zur internationalen Politik des Ausgleichs anstelle von Vorherrschaftsarroganz, zu Kosmopolitismus, Antirassismus, Antisexismus, wie ihn die Gebildeten und Toleranten in New York schon lange lieben und leben.“

Denn wo keine Gefahr ist, braucht es das Rettende nicht, und also waren acht Jahre unterm Überbaulöwen Obama nicht mehr (aber auch nicht weniger) als Wahlkampf für Trump: „Das Krankenversicherungsprojekt endete in der Praxis als unentwirrbares Knäuel von desaströsen Deals mit Gesundheitsunternehmen wie Humana, United-Health Group und Wellpoint. Den Weg zur grünen Energie säumten Absprachen mit Konzernen wie General Electric und Duke Power, die sich die Erfüllung neuer Auflagen leisten können und so die schwächere Konkurrenz aus dem Feld drücken, deren Belegschaft damit auf der Straße steht und die Statistik in Richtung der schlechtesten Beschäftigungsquote seit den Siebzigern verschieben hilft. Die bessere Behandlung Terrorverdächtiger faßte der Lehrer in der Ankündigung zusammen, Guantánamo zu schließen – man wartet noch heute darauf. Die Politik des Ausgleichs führte von einer wunderschönen Rede in Kairo zu Drohnentod, NSA-Skandal und einem Riesenmilitärbudget. Das zivilisatorische Vorbild New York schließlich ist eine Stadt, in der die Chancenungleichheit durch de facto segregierte Schulen eklatanter ist als in manchen Regionen des rückständigen Südens, während die Berufsmöglichkeiten für weiße Mittelstandsfrauen in der Weltmetropole des liberalism vor allem von nichtweißen Nannies verbessert werden.“

„Die Leute wurden erst von den Konzernbossen hintergangen und dann von den Politikern belogen. Kein Wunder, daß sie Trump wählen.“ Ein Gewerkschafter in Ohio, 2016

Was ich und das Publikum für selbstverständlich halten, ist selbstverständlich bloß für die, für die es selbstverständlich ist, wie die Entscheidung gegen das „Establishment“ nicht allein von der Wut über die hauptstädtische Erfüllungspolitik getragen wird, sondern auch von der Arroganz der Gebildeten und Toleranten, die ausblendet, daß andere diese Vorzüge bezahlen und im Zweifel dafür noch verachtet werden. Die Trump-Hitler-Vergleiche sind, in vielerlei Hinsicht, Unsinn, aber des Älteren Stilisierung als „Arbeiter“ entspricht Trumps Stilisierung als „Prolet“ (Süddeutsche Zeitung), als einer, der trotz seiner Milliarden die einfache Sicht der Dinge verkörpert, und die allereinfachste ist, daß die Wurst aufs Brot muß. Wer Stunden vorm Regal mit den veganen Ersatzprodukten verbringen kann, teilt diese Sorge nicht, mit uns aber gern die Ansicht, dieser Präsident sei nicht seiner.

Ob der Vorwurf, der darin schwingt, schon der Grund für Trumps Erfolg sei, wäre aber eine so gute Frage wie die, wer (und was) die Prolos macht, die letztlich Prolos wählen. „Am Wahltag machten sie ihr Kreuz bei ihm – was hatten sie denn schon zu verlieren?“ (SZ)

Noch ’ne gute Frage.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Deutschland, einig Vaterland

Am Dienstag (oder Mittwoch) ist dann hoffentlich Ruhe, nach zirka tausend im wesentlichen identischen USA-Analysen, und die tausendunderste stand wochenends im Morgenblatt, Stichwort, ah, zerrissene Nation: „Gibt es überhaupt noch ein Amerika? Oder sind die einst Vereinigten Staaten nicht längst in zwei Entitäten zerfallen – man könnte sie Clinton-Land und Trump-Land nennen –, deren Einwohner zwar die gleichen dunkelblauen Pässe besitzen, die aber im Alltag nichts mehr verbindet außer tiefer gegenseitiger Verachtung?“

Das sind so Fragen; und das sind so die Antworten: „Die Menschen in Trump-Land und in Clinton-Land reden unterschiedlich, sie essen unterschiedlich, sie wohnen an unterschiedlichen Orten und schicken ihre Kinder auf unterschiedliche Schulen. Sie klauben sich ihr Weltbild aus unterschiedlichen Medien zusammen, sie haben unterschiedliche Meinungen, vor allem aber haben sie inzwischen eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung davon, was die Tatsachen sind … Es gibt viele Grenzen, die Clinton-Land von Trump-Land trennen – ökonomische, religiöse, ethnische, soziale, kulturelle, politische. Um es sehr grob zu sagen: In Clinton-Land wohnen die wohlhabenden, gebildeten, weißen Liberalen sowie die Minderheiten, Schwarze und Latinos. In Trump-Land wohnt die arme, von der Globalisierung zerriebene weiße Arbeiterschicht und eine gebeutelte Mittelklasse, die eine Heidenangst davor hat, ebenso zu enden.“

Was für ein spezifisch US-amerikanischer Wahnsinn, immer wieder; und es war ein guter Witz des Weltgeistes (eigentlich bloß: der SZ-Redaktion), eine Seite vorm Leitartikel über „Bruchland“ („Die USA sind und bleiben geteilt“) die Seite drei mit einer Reportage über einen Berliner Gerichtsvollzieher zu tapezieren: „Nicht nur die Menschen haben sich verändert, auch der Bezirk. Plötzlich ziehen Studenten nach Oberschöneweide … Dann die jungen Eltern in den Cafés, der Vater schuckelt den Kinderwagen, die Mutter liest Sibylle Berg. Der Soja-Cappuccino kostet 3,50 Euro. ,Das verunsichert die Leute’, sagt Björn Ellendt, der vollstreckt, aber auch vermittelt, der mit den Leuten spricht. Mit den Leuten, die seit Jahren hier wohnen, weil sie darauf angewiesen sind, daß die Mieten bezahlbar bleiben. Das Bier in der Bar ,Hollywood’ kostet am Wochenende einen Euro.“

„U S A ! U S A!“ Homer Simpson, 1992 et passim

Man könnte also sehr grob sagen: Es gibt das Soja-Cappuccino-Land und das Ein-Euro-Bier-Land. Die Menschen in Soja-Cappuccino-Land und Ein-Euro-Bier-Land reden unterschiedlich, sie essen unterschiedlich, sie wohnen, ist die Gentrifizierung erst mal abgeschlossen, an unterschiedlichen Orten und schicken ihre Kinder auf unterschiedliche Schulen. Sie klauben sich ihr Weltbild aus unterschiedlichen Medien zusammen, sie haben unterschiedliche Meinungen, vor allem aber haben sie inzwischen eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung davon, was die Tatsachen sind. Es gibt viele Grenzen, die Soja-Cappuccino-Land von Ein-Euro-Bier-Land trennen – ökonomische, religiöse, ethnische, soziale, kulturelle, politische. Sie besitzen, wenn’s hoch kommt, die gleichen roten Pässe, aber im Alltag verbindet sie nichts mehr außer tiefer gegenseitiger Verachtung.

Aber sind „wir“ (FAZ, Taz, Zeit, Welt) deshalb eine zerrissene Nation? Da seien der Führer und seine Nachfolgerinnen vor; oder wenigstens unsere selbstgewissen Qualitätsberichterstatter, dafür angestellt, die Splitter in den Augen der anderen zu sehen und ex negativo eine Volksgemeinschaft zu beschwören, wo andere bloß Klassenkampf haben. Es ist wirklich nicht auszurotten; und wenn ich es noch tausendmal sage.

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Zwei Welten

Ein Land erleidet Schiffbruch, und was unserer Journalistik dazu einfällt, ist Schadenfreude: „Die Simon-Bolívar-Brücke ist 315 Meter lang und 7,30 Meter breit. Sie führt über den Rio Táchira, einen Fluß, der nicht nur zwei Länder trennt, sondern zwei Welten. Eine der vollen und eine der leeren Supermärkte, eine der satten und eine der hungrigen Menschen. Der Rio Táchira ist auch Reisgrenze, Mehlgrenze, Klopapiergrenze … Offiziell gibt es in Venezuela, einem der erdölreichsten Staaten der Welt, keine Warenknappheit und keinen Versorgungsnotstand, sondern nur einen imperialistischen Wirtschaftskrieg, der in Washington koordiniert wird. Tatsächlich kann man hier dem sogenannten Sozialismus des 21. Jahrhunderts bei der Selbstdemontage zusehen.“ Weil Venezuela nämlich das meiste, was es zum Leben braucht, importieren muß und der gefallene Ölpreis die Staatskasse geleert hat. Der Rest ist (sozialistische) Mißwirtschaft und ein neuerlicher Beweis für die Tatsache, daß weder Dachdecker (Honecker) noch Busfahrer (Maduro) ein Staatswesen sollten leiten dürfen. So einfach ist das.

Oder höchstens ein kleines bißchen komplizierter. Im Juni interviewte Konkret den lokalen Sozialwissenschaftler und Regisseur Dario Azzellini: „Der venezolanische Staat legt die Preise bestimmter Grundnahrungsmittel fest. Es gibt ein Gesetz, das nicht mehr als 30 Prozent Gewinn beim Lebensmittelverkauf zuläßt. Das ist den meisten Konzernen natürlich zuwenig. Und so wird von verschiedenen Großkonzernen massiv geschmuggelt, betrogen, abgezockt; Waren werden illegal gelagert, um sie dann an den Schwarzmarkt weiterzuverkaufen. Das ist ein Hauptgrund für die Knappheit und die explodierenden Schwarzmarktpreise.“ Zur selben Zeit war in der Zürcher Wochenzeitung über die Angriffe der Spekulanten zu lesen, die die Anleihen Venezuelas zu Schleuderpreisen kaufen und die Preise treiben: „Den ohnehin klammen Staatshaushalt hat diese Steigerung nach einer Berechnung … bisher 3,5 Milliarden Dollar gekostet … Zuletzt hat der venezolanische Präsident Nicolas Maduro im Februar den GläubigerInnen 1,5 Milliarden Dollar überwiesen – mehr als die 1,2 Milliarden, die er im ganzen Jahr für den Import dringend benötigter Medikamente ausgeben kann.“

„Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Und ward nicht mehr gesehn.“ Goethe, 1779

Dieser Hintergründe ungeachtet wußte Springers Welt bereits im Frühjahr 2014 nach „tödlichen Schüssen auf die Demonstranten“ und „der Abschaltung von regierungskritischen Sendern“, daß Venezuela eine Diktatur geworden sei. „Sie hat in den letzten zwei Wochen mit Mord, Folter und Verhaftungswellen einen moralischen Absturz vollzogen, dessen langfristige Konsequenzen nicht absehbar sind. Viele Linke sind irritiert, können oder wollen nicht glauben, was sich in Venezuela abspielt.“ Noch einmal Azzellini, 2016: „Es gibt sehr starke und stetig wachsende Kritik, aber die meisten Linken unterstützen diese Regierung weiterhin, weil sie wissen, daß in Lateinamerika ein Regierungswechsel nicht einfach ein Regierungswechsel ist. Wenn dort die Rechte an die Macht kommt, dann ist damit zu rechnen, daß Hunderte, vielleicht Tausende von Aktivisten eingesperrt, ermordet werden oder verschwinden. Der Terror ist auch heute schon auf dem Vormarsch … In den US-Geheimpapieren zu Venezuela, die kürzlich veröffentlicht wurden, ist diese Destabilisierung erklärte Absicht.“

So sieht es aus, wenn Sozialismus sich selbst demontiert, und was immer hier nun stimmt oder nicht stimmt (wir können’s schlecht überprüfen), wird es doch so sein, wie es immer gewesen ist: daß Sozialismus nur gegen eine Welt von Feinden zu haben ist: gegen die Konzerne, gegen den Kapitalmarkt, gegen die Zeitungen, in denen Kolumbien plötzlich zum Paradies der Satten wird, nur weil Kapitalismus vieles nicht kann, aber eines bestimmt, die Läden füllen. Allerdings wäre Sozialismus, Rosa Luxemburg zu folgen, auch eher eine Angelegenheit von Produktion als von Verteilung; und das ist, wie auch unser linker Regisseur klagt, olle Chávez dann leider schnurz gewesen, „einen produktiven industriellen Apparat aufzubauen, der in der Lage wäre, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Seit in Venezuela Öl gefördert wird, ist das allerdings noch keiner Regierung gelungen.“

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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Hart, aber fair

Eine entführte Maschine der Lufthansa nimmt Kurs auf die vollbesetzte Münchner Allianz-Arena. Nachdem das Krisenmanagement versagt hat und das Stadion nicht hat räumen wollen (oder können), entscheidet sich ein Pilot der Luftwaffe, das entführte Flugzeug abzuschießen. Seine Rechnung: Besser 164 Tote als 70 000. Nun steht er vor Gericht.

Des Juristen und Schriftstellers von Schirach Theaterstück „Terror“ ist bislang über 400mal zur Aufführung gelangt. Sein Clou: Am Ende der fiktiven Gerichtsverhandlung entscheidet das Publikum. 60 Prozent entschieden bislang auf Freispruch, 40 Prozent auf schuldig, und zwar des Mordes an 164 Unschuldigen. Es ist ein klassisches juristisch-moralisches Gedankenexperiment: Darf ich einen Güterzug, der auf einen Personenzug zurast, umleiten, auch wenn dabei fünf Gleisarbeiter sterben? Daß sich Schirachs Publikum im Verhältnis 60:40 entscheidet, ist achtbar und bildet das Dilemma immerhin näherungsweise ab; denn eine Lösung ohne Rest gibt es hier nicht.

Das konnte man zu Wochenbeginn auch der „Event“-Verfilmung des Stückes in der ARD entnehmen, wo Staatsanwältin und Verteidiger Schirachs Plädoyers pro und contra vortragen durften: Einerseits ist da das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches 2006 das sog. Luftsicherheitsgesetz für verfassungswidrig erklärte, weil, grob gesprochen, das eine Menschenleben nicht gegen ein anderes verrechnet werden darf, nicht einmal dann, wenn es, wie in einem entführten Flugzeug, absehbarerweise zu Ende geht. Andererseits gibt es in angelsächsischer Rechtstradition den Begriff des „kleineren Übels“ und ist, abermals grob gesprochen, Prinzipienreiterei spätestens dann so eine Sache, wenn es um ein volles Fußballstadion (oder, ergänzen wir das, einen Atomreaktor) geht. Hinterher saß man vorm Gerät und wußte nicht recht weiter.

„In der höchsten Not bewährt sich das höchste Recht und erscheint der höchste Grad richterlich rächender Verwirklichung dieses Rechts.“ Carl Schmitt, 1934

Das Volk, als Fernsehpublikum ein anderes denn als Theaterkundschaft, wußte es. 87 Prozent hießen den Abschuß gut, woraufhin der Fernsehrichter den Angeklagten freisprach und Frank Plasberg dran war, der, hart aber fair, nicht etwa Verfassungsjuristinnen und Moralphilosophen in der Sendung hatte, sondern den CDU-Knüppel und ehemaligen Bundesverteidigungsminister Jung; einen Luftwaffenpiloten; die designierte evangelische Landessuperintendentin von Hannover; und den Altliberalen Gerhart Baum, dessen Verfassungsklage das Luftsicherheitsgesetz zu Fall gebracht hat. Es ergab sich das erwartbar reaktionäre Remmidemmi, denn zwei waren, mit teils abenteuerlichen Begründungen, fürs Abschießen (das mit der grundgesetzlichen Menschenwürde, so ca. der Pilot, sei ja nicht von Gott befohlen und in Stein gemeißelt), die Protestantennudel, eine Käßmann in Blond, war plappermäulig unentschieden (obzwar die Christin es eigentlich am einfachsten gehabt haben sollte: Du sollst nicht töten, Punkt), und der arme Baum, halt auch schon 83, saß da wie ein Großvater, der die Nachgeborenen samt ihrem willig grinsenden Vollstrecker Plasberg beschwor, die unverlierbare Würde des einzelnen, bitte!, nicht leichtfertig dem zu opfern, was da gesunder Menschenverstand heißt.

Da war es freilich schon zu spät, wie die Zusammensetzung der Runde – Politik, Militär, Kirche und ein liberaler Rest – das Abstimmungsergebnis sowohl vorwegnahm als auch abbildete. Es müßten, war zu hören, halt auch mal Entscheidungen getroffen werden, gerade in diesen Zeiten, in denen die Bedrohungen nun mal andere seien als in der Nachkriegszeit, und schon Helmut Schmidt sei bekanntlich nicht mit dem Grundgesetz unterm Arm herumgelaufen; und ein Hipster im Publikum freute sich mitzuteilen, seine Freundin, als Stewardeß, habe ihren Abschuß bereits erlaubt. So wurde alles Lob der Tat; und was noch Wort war, kam von einer frommen Trine und einem alten Mann aus Bonner Zeiten, dessen Hinweis, die Art der „Event“-Reklame sei im Grunde Propaganda und präjudizierend gewesen, schon niemand mehr hören wollte.

Nach dieser Runde war ich freilich klüger; oder wenigstens so klug als wie zuvor. Denn unrecht haben immer die Mehrheit und das Fernsehen, das sie macht. (Bitte so doppelt verstehen, wie es gemeint ist.)

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.05.2024 Wien, Rabenhoftheater Max Goldt
23.05.2024 Bielefeld, Theaterlabor Max Goldt
24.05.2024 Dresden, Buchladen Tante Leuk Thomas Gsella
30.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »POLO«