Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Deutschland, einig Vaterland

Am Dienstag (oder Mittwoch) ist dann hoffentlich Ruhe, nach zirka tausend im wesentlichen identischen USA-Analysen, und die tausendunderste stand wochenends im Morgenblatt, Stichwort, ah, zerrissene Nation: „Gibt es überhaupt noch ein Amerika? Oder sind die einst Vereinigten Staaten nicht längst in zwei Entitäten zerfallen – man könnte sie Clinton-Land und Trump-Land nennen –, deren Einwohner zwar die gleichen dunkelblauen Pässe besitzen, die aber im Alltag nichts mehr verbindet außer tiefer gegenseitiger Verachtung?“

Das sind so Fragen; und das sind so die Antworten: „Die Menschen in Trump-Land und in Clinton-Land reden unterschiedlich, sie essen unterschiedlich, sie wohnen an unterschiedlichen Orten und schicken ihre Kinder auf unterschiedliche Schulen. Sie klauben sich ihr Weltbild aus unterschiedlichen Medien zusammen, sie haben unterschiedliche Meinungen, vor allem aber haben sie inzwischen eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung davon, was die Tatsachen sind … Es gibt viele Grenzen, die Clinton-Land von Trump-Land trennen – ökonomische, religiöse, ethnische, soziale, kulturelle, politische. Um es sehr grob zu sagen: In Clinton-Land wohnen die wohlhabenden, gebildeten, weißen Liberalen sowie die Minderheiten, Schwarze und Latinos. In Trump-Land wohnt die arme, von der Globalisierung zerriebene weiße Arbeiterschicht und eine gebeutelte Mittelklasse, die eine Heidenangst davor hat, ebenso zu enden.“

Was für ein spezifisch US-amerikanischer Wahnsinn, immer wieder; und es war ein guter Witz des Weltgeistes (eigentlich bloß: der SZ-Redaktion), eine Seite vorm Leitartikel über „Bruchland“ („Die USA sind und bleiben geteilt“) die Seite drei mit einer Reportage über einen Berliner Gerichtsvollzieher zu tapezieren: „Nicht nur die Menschen haben sich verändert, auch der Bezirk. Plötzlich ziehen Studenten nach Oberschöneweide … Dann die jungen Eltern in den Cafés, der Vater schuckelt den Kinderwagen, die Mutter liest Sibylle Berg. Der Soja-Cappuccino kostet 3,50 Euro. ,Das verunsichert die Leute’, sagt Björn Ellendt, der vollstreckt, aber auch vermittelt, der mit den Leuten spricht. Mit den Leuten, die seit Jahren hier wohnen, weil sie darauf angewiesen sind, daß die Mieten bezahlbar bleiben. Das Bier in der Bar ,Hollywood’ kostet am Wochenende einen Euro.“

„U S A ! U S A!“ Homer Simpson, 1992 et passim

Man könnte also sehr grob sagen: Es gibt das Soja-Cappuccino-Land und das Ein-Euro-Bier-Land. Die Menschen in Soja-Cappuccino-Land und Ein-Euro-Bier-Land reden unterschiedlich, sie essen unterschiedlich, sie wohnen, ist die Gentrifizierung erst mal abgeschlossen, an unterschiedlichen Orten und schicken ihre Kinder auf unterschiedliche Schulen. Sie klauben sich ihr Weltbild aus unterschiedlichen Medien zusammen, sie haben unterschiedliche Meinungen, vor allem aber haben sie inzwischen eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung davon, was die Tatsachen sind. Es gibt viele Grenzen, die Soja-Cappuccino-Land von Ein-Euro-Bier-Land trennen – ökonomische, religiöse, ethnische, soziale, kulturelle, politische. Sie besitzen, wenn’s hoch kommt, die gleichen roten Pässe, aber im Alltag verbindet sie nichts mehr außer tiefer gegenseitiger Verachtung.

Aber sind „wir“ (FAZ, Taz, Zeit, Welt) deshalb eine zerrissene Nation? Da seien der Führer und seine Nachfolgerinnen vor; oder wenigstens unsere selbstgewissen Qualitätsberichterstatter, dafür angestellt, die Splitter in den Augen der anderen zu sehen und ex negativo eine Volksgemeinschaft zu beschwören, wo andere bloß Klassenkampf haben. Es ist wirklich nicht auszurotten; und wenn ich es noch tausendmal sage.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg