Fabian Lichters Economy Class
Deutsche Versöhner
Es ist schon eine besondere Leistung, die Laschet vollbracht hat, nämlich dafür zu sorgen, dass sich einmal wenigstens auch auf Twitter alle einig in etwas sind, jedenfalls darin: Laschet kann es nicht. Der neue Versöhner, er kommt also wohl aus Aachen. Der Rest liegt bekanntlich an den Wählerinnen und Wählern da draußen. Und da muss man einfach ganz klar sagen, dass die Existenz des Mediums Film jemandem wie Laschet in der Hinsicht nicht gerade in die Hände spielt.
Was im Zeitalter mündlicher Überlieferung noch hätte irgendwie gesteuert und verschleiert werden können, dass Laschet eben so ist, wie er aussieht und dass all diese Sätze also tatsächlich und nachweislich aus ihm herauskommen, das könnte im Medienzeitalter doch ein entscheidender Nachteil für ihn sein. Das fällt ihm jetzt sozusagen auf die verdächtig sauberen Gummistiefel.
Es ist dann aber wiederum ein seltsamer Dreh, wenn man ihm ausgerechnet vorwirft, im Wahlkampf nun eben vorrangig das, nämlich Wahlkampf zu betreiben. Wem es genützt hätte, wenn – wie ebenfalls auf Twitter vielfach gewünscht – er doch mal eine Viertelstunde mitgeschippt hätte in den vom Hochwasser verschlammten Eifel-Straßen, das weiß nur die Bubble. Und ob es dem Schlamm überhaupt recht gewesen wäre?
Regelrecht streberhaft dagegen schon Kandidat Scholz, der etwa zeitgleich einen Videobeweis online stellte, der zeigt, wie er bei der Tafel in seinem Wahlkreis Potsdam sehr wohl tatkräftig mittat, Essenskisten schleppte, zumindest einmal, und mit "Teamleiterin Sabine" die Kelle für die Bedürftigen schwang. Dazu auch noch bescheiden genug, nicht gleich prahlerisch damit herauszuplatzen, dass dank ihm und der Agenda 2010 der Laden, gerade was die Kundschaft angeht, ja erst so richtig brummen dürfte.
"Es gibt kein Recht auf Faulheit", sagte bekanntlich schon Gerhard Schröder und wer denkt, bei den Grünen gelte das nichts, übersieht, dass Baerbock sich in Sachen Bürgerdialog in den letzten Tagen wohl einfach nur auf das Portal abgeordnetenwatch.de zurückgezogen hat (698 von 898 Fragen beantwortet), wo sie sich dem Fragen-Dauerfeuer ihrer Wähler und Kritiker stellt. "Wieso ist ihre für Ihre Partei für E-Motoren bei E-Autos?" [sic], will da etwa ein Gregor Helbing am 29. Juli endlich einmal klipp und klar wissen. Volltreffer offensichtlich: Bis jetzt jedenfalls keine Antwort von Baerbock.
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