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"Ich ficke eure Servicewüste" – Bushido gegen mangelnde Kundenfreundlichkeit

Meine Damen und Huren, liebe Brüder und Schwuchteln!

Mein Name ist Bushido. Sie kennen mich vielleicht noch von Liedern wie "Wir regieren Deutschland" oder "Wenn ein Gangster weint". Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, nämlich wie man als Kunde in diesem Land gefickt wird. Ich weiß, jetzt werden sich gleich wieder ein paar Hurensöhne aufregen und sagen: Diesdas, der hat meine Mutter beleidigt usw. Ich sage ganz ehrlich: Mache ich nicht. Ich erwarte nur ein Mindestmaß an Freundlichkeit, wenn ich in irgend so einem abgewichsten Scheißladen ein Produkt käuflich erwerben möchte oder einen Dienstleistungsservice in Anspruch nehme. Ich bin der netteste und liebste Mensch, wenn man mir mit Respekt begegnet und ich nicht von irgendeiner Schwuchtel oder fetten Kuh oder sonst einer Fotze bedient werde, die ihren langweiligen Sklavenjob nicht mit der gebührenden Begeisterung ausführt. Ich habe wirklich kein Problem damit, wenn jemand mal einen Fehler macht. Überhaupt kein Problem! Solange ich nicht davon betroffen bin.

Die Liste der Firmen, die mit mir schlechte Erfahrungen gemacht haben, ist lang. Ich verstehe einfach nicht, was bei denen falsch läuft! Neulich z.B. wollte ich mir ein Buch kaufen, wie man gleichzeitig denkt und atmet. Ich bin also zu Thalia gelaufen, nein, gefahren – ich besitze nämlich ein Auto, hähä, wrooom-wrooom – und habe die Verkäuferschlampe ganz höflich angepöbelt, ob sie in ihrem verfickten Studenten-Bio-Gammelgeschäft auch Produkte für Männer mit riesen Genitalien und Minderwertigkeitskomplexen haben. Da zieht die Alte erst mal so eine Fresse, daß man schon sieht, sie will sich überhaupt nicht weiter von mir beleidigen lassen. Ich meine: Was habe ich ihr bitte getan? Nur weil ich nicht aussehe wie so ein Öko-Sandalenträger, der jeden Nachmittag Karotten frühstückt und sich cool vorkommt, weil er Goethe und Chiller liest und "ach so gebildet" ist? Ey, ist kein Problem, ihr Spasten! Ich kann mein Geld auch behalten. In Deutschland gehört so ein Hurensohnservice anscheinend zum guten Ton. Da muß man gleich reinschlagen und randalieren, sonst wird man nie bedient! Ich bin nur ein ganz normaler Bürger mit Eigenheim und Dachschaden, der seine Rechte als Kunde wahrnehmen möchte. Leider läßt man mich nicht, schade. Bitte entschuldigen Sie mich nun, ich muß die Falschparker in meiner Straße aufschreiben.

Herzlich
Ihr Bushido, M.A.

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TITANIC Thinktank – Ein Aschermittwochsgespräch mit Peter Sloterdijk

TITANIC: Herr Sloterdijk, die tollen Tage sind vorbei. Die Fastenzeit beginnt.

Sloterdijk: Aber der tolle Peter fastet keineswegs, wie Sie ja am stolzen Denkerbäuchlein sehen. Statt dessen arbeitet er, also ich, an einem theoretisch-erotischen Werk, also gleichsam an einer Therotik, in der er das, was er in seinem Schelling-Projekt mit eher literarischen Mitteln betrieb, auf theoretischer Ebene fortsetzen möchte. Theorie hier verstanden als eine theoría neuen Typs, nämlich als ein Hinsehen, das es nicht beim reinen Anschauen beläßt, sondern das ursprüngliche Staunen, von dem Heidegger irgendwo spricht, auf ein Anfassen hin überschreitet.

TITANIC: Klingt irgendwie übergriffig.

Sloterdijk: Aber auch geil, oder? Und kann bei einem Denker, der einst ein Buch mit dem Titel "Blasen" veröffentlichte, nicht ernstlich verwundern. Ich habe meine Wurzeln nie verleugnet und gehörte im übrigen in den achtziger Jahren zu den ersten deutschen Interpreten, denen klar war, was Foucault meinte, wenn er über "Wurzeln" sprach. Oder über den "Wald", in dem man sich versteckt. Ganz zu schweigen von dem "Ast", auf dem der Päder-ast Foucault ...

TITANIC: Herr Sloterdijk! Wir möchten über Philosophie sprechen.

Sloterdijk: Tun wir doch! Das Funkenmariechen unter meinen philosophischen Vorbildern, Jacques Derrida, hat einmal darauf hingewiesen, daß Anführungszeichen im allgemeinen wie kleine Wäscheklammern funktionieren, die die Kleider auf Distanz halten, ohne sie wirklich zu berühren. Was er dabei übersehen hat, ist, daß man Wäscheklammern auch zu völlig anders gearteten Zwecken gebrauchen, also mißbrauchen, also mißbrauchend verbrauchen kann. Wenn ich einmal ganz kurz diese Wäscheklammer, die ich, rein zufällig natürlich, mit mir führe, an Ihre linke Brustwarze ...

TITANIC: AUUU!

Sloterdijk: Jaa, schreien Sie Ihren Schmerz heraus. Philosophie muß, der Kritischen Theorie zufolge, dahin gehen, wo es weh tut. Deshalb nannte sich deren exponiertester Vertreter ja auch Theodor Weh Adorno ... Tolles Wortspiel, oder? Ist mir soeben in Echtzeit eingefallen. Ich notiere das gleich mal. T wie Theodor, h wie Husserl, e wie Epistemologie im Sinne Bachelards – da sehe ich gerade: In "Not-tiere" verbirgt sich ja ebenfalls ein brillantes Wortspiel. Die Not der Tiere bemerkt nur der, der notiert, sich also Notizen macht. In dekonstruktivistischer Lesart sind Notizen aber freilich jene Novizen, die sich arglos auf ein Rendezvous mit Foucault einließen. Oder auch auf ein Interview mit mir. Schalten Sie mal das Aufnahmegerät ab, junger Mann, und machen Sie sich frei. Ich habe, rein zufällig natürlich, noch ein paar Dutzend weitere Wäscheklammern ...

TITANIC: HILFEEEEE!

Professor Dr. Julian Nida-Rümelin: Hat mich jemand gerufen? Steckt irgendwer in einem Gefangenendilemma?

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Haushaltsüberschuß: Pro und Kontra Sparen

Pro

Sparen – weil Gott es so will
6 Milliarden Euro oder wie der Engländer sagt: 6 Billionen Pfund – selbst für einen Schwaben ist das ein beträchtlicher Batzen. Um einmal so viel Geld zu besitzen, müßte unsereins mindestens zwei Monate lang einer unehrenhaften Arbeit nachgehen, etwa als "Stern"-Kolumnist tätig werden. Klar, daß manchem angesichts solcher Summen der Atem stockt und das Hirn nach Luft japst. 

Zerebral mit Sauerstoff unterversorgte Geister äußern seit einigen Tagen die kühnsten Wünsche: Mit dem bundesdeutschen Haushaltsüberschuß sollen Schulen, Straßen und – im Ernst! – das Internet ausgebaut werden! Als wäre der Cyberspace mit seinen vermutlich mehr als tausend Homepages nicht schon geräumig genug (Kennen Sie eigentlich diese hier zum Thema Geldanlage?). Darüber hinaus schreit die Wirtschaft scheinheilig "Steuersenkung!". Welcher Wirtschafter zahlt denn bitte sehr Steuern?
Nein, diesen Zaster dürfen wir nicht hergeben. Sparen lautet die Devise und mit Devisen kennt sich ein Exportweltmeister aus. Der badische Bereicherungsbär Wolfgang Schäuble (100 000 DM) liegt goldrichtig: Die Staatsschulden müssen beglichen werden. Zwei Billionen Euronen prangen auf unserem Deckel.

Sicher: In kurzer Zeit wäre der Schuldenberg wieder auf die aktuelle Höhe gewachsen. Rechnen wir mit einem konservativ geschätzten Schuldenzuwachs von 60 Euro pro Sekunde, ergibt sich folgende Rechnung: 6 000 000 000 : 60 : 60 (Sekunden) : 60 (Minuten) : 24 (Stunden): 368 (Tage*) = 3,14 Jahre bis wir wieder so hoch verschuldet wären wie jetzt. Da könnte man die Moneten ebenso gut der AfD oder SPD spenden, von denen sehen wir in drei Jahren ja auch nichts mehr. Allein: 3,14 - die Zahl π! Die Zahl des Kreises, der die Unendlichkeit repräsentiert, in welcher bekanntermaßen unser aller Herrgott verkehrt. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, Schäuble folge da einem göttlichen Plan. Wenn der Tag des Jüngsten Insolvenzgerichts wirklich nur noch drei Kalender entfernt ist, verscherzen wir es uns mit dem obersten Richter besser nicht. Bei dem stehen wir schließlich auch noch in der Kreide. Ich sage nur "Erbschuld"!

Cornelius W. M. Oettle, aus dem Neckar gesägter Sparfuchs

*Moment mal, werden Sie sagen, ein Jahr hat doch nur 365 Tage. Das stimmt, hätte aber zu einem Ergebnis von 3,17 Jahren geführt. Die Berechnung der Kreiszahl bedurfte eines Zirkelschlusses.

 

Kontra

Sparen können wir uns sparen
Geld ist da, um es auszugeben, das wußte schon Karl Marx. Hamburg und Berlin haben wunderschöne Prachtbauten erhalten, jetzt sind auch mal andere Städte an der Reihe. Jetzt muß Schäuble liefern, freilich nicht literally, das dauerte ja Dekaden, sondern er sollte im Sinne eines föderalen Deutschlands die 60 Milliarden gerecht und mit Augenmaß über das Bundesgebiet verteilen. Ich habe bereits einen Bauplan ausgearbeitet und den entsprechenden Ausschüssen vorgelegt, wo man durchaus mit Wohlwollen und zustimmendem Kopfschütteln reagierte, soviel kann ich sagen. 

Eine Herzensangelegenheit etwa wäre mir das Projekt "Stuttgart 21plus", welches das komplette westliche Stadtgebiet eine Etage tieferzulegen beabsichtigt, um über Tage ein gigantisches Parkhaus zu errichten. Wer einigermaßen vertraut ist mit der dramatischen Parkplatzsituation in Stuttgart-West, wird rückhaltlos zustimmen und den von Young-von-Mad-Koryphäe Andreas Maier ersonnenen Slogan "Tief ist das neue Hoch" wie ein Mantra aufsagen, bis endlich Spatenstich ist.
In Ludwigshafen ist ein 875 Millionen Euro teures Luxus-Hospiz für Helmut Kohl geplant, das des großen Architekten Europas würdig ist, mit einer Außenverkleidung aus vergoldeten Saumägen, blühenden Landschaften im Garten und Hausverbot für Maike Kohl-Richter.
Für die Bankenmetropole Frankfurt schwebt mir ein riesiger Geldspeicher im Stile Dagobert Ducks vor. Schon lange überlegt man am Main – insbesondere, seit das bargeldlose Zahlen zunehmend durch Transaktionen via Cash, Banknoten, Scheine ersetzt wird –, wo man den ganzen ergaunerten "Zaster" (Carl Barks) lagern soll. Sir Norman Foster zeigt bereits Interesse an dem 9-Milliarden-Prestigeprojekt, Sir Patrick Bahners übernähme die künstlerische Gestaltung.
Dresden wiederum bekommt endlich, endlich, endlich sein eigenes Konzentrationslager; nach den jahrelangen, couragierten Demonstrationen eine große Genugtuung für das durch "raumfremde Subjekte" arg gebeutelte Elb-Dachau. Wer zuerst deportiert wird, entscheidet der Volksmund von Björn Höcke, erste Bürger zeigen sich schon wieder unbesorgt.
Osnabrück indes wäre über die Errichtung einer überdachten Bushaltestelle am Christian-Wulff-Platz überglücklich, wie OB Wolfgang Grieser bereits euphorisch verlauten ließ: "Es wäre ein Meilenstein für die Infrastruktur unserer Stadt, darüber würden wir uns natürlich freuen wie Osnaglückspilze. Man muß auch mal auf das ewige Bescheidenheitsgetue verzichten und sich etwas gönnen, das bewußt den Rahmen sprengt."
So wäre für alle gesorgt, ach herrlich! 

David Schuh, hat die Spendierhosen an (nicht im Bild)

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TITANIC Meinung: Gabriels Schulzbehauptung

von Michael Ziegelwagner

Nun ist es offiziell. Was die Spatzen schon seit Monaten von den Dächern kotzen, ist seit gestern Realität: Martin Schulz wird SPD-Kanzlerkandidat. Damit ist die Katze aus dem Sack, das Kartenhaus liegt vollkommen devastiert auf dem Tisch. Wer jetzt überrascht ist, muß ein Volltrottel sein. Doch der Reihe nach.

In der Politik gibt es Trends, die klar sichtbar zutagetreten – zumindest für Experten. Geübten Beobachtern (wie z.B. mir) fällt es auf, wenn sich Dinge wiederholen. Wenn ungeschriebene Regeln zu grellen Mustern anwachsen, werde ich hellhörig. So habe ich beispielsweise – nur durch gezielte Beobachtung, durch scharfes Hinschauen – herausgefunden, daß in jedem Kalenderjahr ein Altbundespräsident sterben muß. 2015 traf es Richard von Hefeweizen, 2016 hieß das Opfer Walter Scheel, und 2017, vor wenigen Tagen erst, mußte Romy Herzog ins bittere Grab beißen. 2018 ist Gauck dran.

Wir tun also gut daran, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus der Entfernung zu betrachten. Dann sehen wir etwa, daß die SPD seit mittlerweile 23 Jahren ausnahmslos Männer in die Bundestagswahl schickt, deren Namen mit einem S beginnen: Scharping 1994, Schröder 1998, Schröder II 2002 und 2005; Schteinmeier 2009, Schteinbrück 2013. Vor die Auswahl gestellt, Gabriel oder Schulz zu erkiesen, mußten sich die Sozialdemokraten natürlich – wie unter Zwang, wie behext – für Schulz entscheiden, den Mann mit dem S vorne dran. Sie können nicht anders. Sonst hätten sie schließlich bewiesen, etwas aus ihren vielen Niederlagen gelernt zu haben. 2021 wird der Kandidat der S(!)PD deshalb auch entweder Bürgermeister Scholz heißen oder Manuela Schwesig bzw. Ulla „Helmut“ Schmidt; im Rennen sind auch noch die Ministerpräsidenten Sieling (Bremen) und Sellering (Woiwodschaft Kongreßpolen), da hat sich die Weltregierung noch nicht endgültig entschieden.

Diesmal aber: Schulz. Politische Kommentatoren aller Richtungen stellen sich nun alle dieselben Fragen: Kann er Kanzler? Hat er Chance? Ist Journalisten-Kopfi aua? Dreimal nein. Denn daß die Wahl 2017 für die Sozialdemokratie verlorengeht, ist schon jetzt so klar wie Hechtsuppe. Die Gegnerin heißt schließlich CDU. Und die fährt die entgegengesetzte Schiene, die sogenannte „M-Strategie“: Ihre Kanzlerkandidaten beginnen seit bald zwölf Jahren ausnahmslos mit einem M: Merkel (2005), Merkel (2009), Merkel (2013, nicht verwandt), Merkel (2017), Merkel. Mundus vult decipi. Merkel. Hüten wird sich die oral-, Quatsch, erfolgsverwöhnte Bundeskanzlerin vor parteiinterner Konkurrenz der S-Klasse, auch wenn diese Rivalen so erdig und basisverwurzelt sind wie der Schäuble-Wolfgang oder der Stalin-Sepp.

Und Gabriel? Bleibt als Ehrenmann in Erinnerung. Seine Bilanz ist glänzend wie ein Streifen Schweinespeck. Er hat Respekt verdient, keine albernen Dicken- und Essenswitze. Nicht zuletzt seiner Amtsführung als Wirtschaftsminister ist es zu verdanken, daß die Supermarktkette Kaiser's-Tengelmann heute achtzehn Sorten Leberwurst führt anstatt, wie früher, nur sieben (Achtung, drittletzter Dickenwitz in diesem Artikel!). Gabriel, der jetzt das Amt des Bundesjausenministers übernehmen wird (vorletzter Witz), möchte nicht wie der Elefant im Porzellanladen abtreten (das ist kein Dickenwitz, das ist ein Tierwitz, einen hab ich also noch), er möchte nichts anderes als seine Ruhe haben, für seine junge Familie dasein und jeden Tag fressen, fressen, fressen, bis er explodiert (das ist überhaupt kein Witz, das ist nur eine haltlose Vermutung). Seine Erbschaft heißt Schulz. So, wer schreibt diesen Artikel jetzt zu Ende? Der Typ dort drüben vielleicht, der Blasse mit den Koteletten – hallo, hierher, junger Mann! Schnappen Sie sich mal einen Stift, Freundchen, und überlegen Sie sich eine fetzige Schlußsentenz!

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TITANIC Gastkommentar: K.-T. z. Guttenberg über die neue Weltordnung

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger,

keine Frage! Die Wahl eines neureichen, ebenso gut geföhnten wie arroganten Schnösels zum Politsuperstar stellte ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland dar. Ebenso verhält es sich nun mit der Präsidentschaft Donald Trumps. Oder, um Bundesaußenminister Franz-Walter Steinmeier mit meinen Worten aus der "Bild am Sonntag" zu zitieren: "Mit der Wahl Donald Trumps ist die alte Welt des 20. Jahrhunderts endgültig vorbei." Doch wie sieht diese schöne neue Welt aus? Als mir vor einigen Jahren Uncle Sam eine Atlantik-Brücke vom Westend nach Greenwich, Connecticut, baute, brachte ich meine Gedanken und Gefühle mit ein paar selbst geschriebenen Versen zum Ausdruck, die da lauteten: "Einfach leben / Frei leben / Dauerkarte für eine einfache Fahrt / Nichts fragen / Laßt mich in Ruhe / Mit allem spielend fertig werden / Brauche keinen Grund / Brauche keinen Reim / Es gibt nichts, was ich lieber tun würde / Ich gehe runter / Partyzeit / meine Freunde sind dort auch / Ich bin auf dem Highway zur Hölle." Schön, nicht? 

Doch was ist unter dem neuen Präsidenten geblieben von dieser Freiheit? Bereits in den ersten Tagen von Trumps Amtszeit hat Amerika sich merklich verändert. Als ich heute morgen das Haus verließ, wurde ich folgendes gewahr: Unten in Straßenhöhe flatterte ein anderes, an einer Ecke eingerissenes Plakat unruhig im Winde und ließ nur das Wort "Engsoz" bald verdeckt, bald unverdeckt erscheinen. In der Ferne glitt ein Helikopter zwischen den Dächern herunter, brummte einen Augenblick wie eine Schmeißfliege und strich dann in einem Bogen wieder ab. Es war die Polizeistreife, die den Leuten in die Fenster schaute. 

Auch im US-Schulsystem weht bereits der Wind of Change (pfeift fröhlich). In meiner Funktion als Unternehmensberater konnte ich mir bereits einen Einblick in eine staatliche Bildungsanstalt verschaffen und nach einer eindrucksvollen Lehrstunde mit dem Schulleiter ein wenig plaudern. "Beachten Sie das, meine Herren", sagte der Direktor triumphierend, "beachten Sie das ganz genau!" Bücher und unerträglicher Lärm, Blumen und elektrische Schläge – schon der kindliche Verstand verband diese Begriffe miteinander, und nach zweihundert Lektionen dieser oder ähnlicher Art waren sie unlösbar miteinander verknüpft. Was der Mensch zusammenfügt, kann die Natur nicht trennen. "So wachsen sie mit einem, wie die Psychologen zu sagen pflegten, 'instinktiven' Haß gegen Bücher und Blumen auf. Wir normen ihnen unausrottbare Reflexe an. Ihr ganzes Leben lang sind sie gegen Druckerschwärze und Wiesengrün gefeit."

Ja, es sind vor allem die Medien, die Trump im Visier hat. Folgendes Bild des US-Präsidenten nach seiner Inauguration will mir nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen: Auf dem Kopf den Helm mit dem Zeichen 451, in den Augen einen flammenden Widerschein dessen, was nun kommen sollte, knipste er das Feuerzeug an, und das Haus flog auf in eine gierige Lohe, die sich rot und gelb und schwarz in den Abendhimmel fraß. Er selber war umschwirrt wie von einem Schwarm von Leuchtkäfern. Ein alter Witz kam ihm in den Sinn, und er hätte am liebsten eine aufgespießte Wurst in das Feuer gehalten, während die Bücher mit dem Flügelschlag weißer Tauben vor dem Haus den Flammentod starben. Während die Bücher in Funkenwirbel aufsprühten und von einem brandgeschwärzten Wind verweht wurden.

Eines jedoch kann ich Ihnen trotz aller Befremdlichkeiten aus dem Land des Weglächelns versichern: Ich habe trotz eines US-Präsidentens Donald Trump Amerika im Gegensatz zu vielen anderen nicht abgeschrieben! Noch nicht.

Ihr
Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Penis Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg

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"Warum ich die CDU verlasse" – Ein Gastbeitrag von Erika Steinbach

Liebe Wähler und Deutsche! Sehr geehrte Reichsbürger!

Seit vielen Jahren quälen mich wirre Stimmen in meinem Kopf. Seit Anfang des Jahres quält mich außerdem die Frage, ob ich noch einmal Wahlkampf für die CDU machen soll. Die Antwort konnten Sie jetzt im Lügeninternet lesen: Nein! Ich verlasse die CDU, denn sie ist nicht mehr meine Partei, sondern eine Partei der Asylanten- und Negerfreunde, eine Partei für linksgrünversiffte Gutmenschen wie Wolfgang Schäuble, liberale Multikultis wie Thomas de Maizière und linksradikale Nafribabos wie Angela Merkel.

Seit Merkel Bundeskanzlerin ist, geht es mit der CDU bergab. Die Partei hat ihre grundlegenden Werte verloren: Rassismus, Ressentiments und Besserwisserei; Aggressivität, Mundgeruch und Inkontinenz. Und auch Deutschland geht es schlechter seit Merkel an der Macht ist. Sie hat Griechenland Milliarden deutscher Steuergelder geschenkt, und das ohne jede Gegenleistung. Die Stinkegriechen lachen sich immer noch ins Fäustchen in ihren neuen schicken Villen. Außerdem hat die Kanzlerin Millionen von Flüchtlingsterrorasylanten in unser früher mal so schönes Land gelassen, einfach so, ohne mich – das Volk – zu fragen. Und sie ist dafür verantwortlich, daß Deutschland 2016 erneut nicht Europameister geworden ist. Das habe ich jedenfalls auf Instagram gelesen.

Viele meiner Freunde (u.a. Horst Seehofer, Beatrix von Storch, Sahra Wagenknecht) haben mich schon gefragt, was ich denn in Zukunft machen will. Nun, zunächst möchte ich mehr Zeit in meine Hobbys investieren: twittern, doof gucken und die AfD gut finden. Ob ich allerdings in die AfD eintrete, weiß ich noch nicht. Es gibt ja noch andere interessante rechte Parteien in Deutschland, so etwa Bündnis 90/Die Grünen. Eine Zusammenarbeit mit Winfried Kretschmann und Boris Palmer kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich bekomme derzeit jedoch auch andere Angebote. Einige hören sich durchaus spannend an. So soll ich montags bei Pegida mitmarschieren, ein Praktikum bei Donald Trump im Oval Office absolvieren und als Nachfolgerin von Udo Ulfkotte im Kopp-Verlag veröffentlichen. Alles spannende Aufgaben, ich freue mich darauf!

Ihre Erika Steinbach

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TITANIC Meinung: Warum die Fußball-WM noch mehr Teilnehmer braucht

Ein hartes Einsteigen von Cornelius W. M. Oettle

Die FIFA hat sich entschieden: Sie erhöht die Anzahl der an der Fußballweltmeisterschaft 2026 teilnehmenden Mannschaften auf mehr als bisher. Jeder Mensch gesunden Verstandes unterstützt das. Die meisten deutschen Fußballer und Fans folglich nicht. Sie unterstellen dem Weltfußballverband Geldgeilheit. Ein haltloser Vorwurf, den spätestens Aufklärer Franz Beckenbauer entkräftet hat, als er darlegte, daß etliche Funktionäre ehrenamtlich schuften. Der wahre Grund ihres Degouts ist freilich ein anderer: Fußballer fürchten nichts so sehr wie die Niederlage. Und klar: Wenn fortan mehr Teams bei einer WM mitkicken, bedeutet das auch: mehr Widersacher der eigenen Truppe – und damit mehr Spiele, bei denen man sich eine Schlappe einfangen kann.

Der essentielle Gedanke des Sports, der des Dabeiseins nämlich, ist längst aus den Köpfen der machtbesessenen Rundlederfreunde gestrichen. Es zermürbt die Anhänger der deutschen Elf der Gedanke, bei einer Weltmeisterschaft könnte ein Kontrahent auflaufen, der ihre Jungs auf dem Feld so richtig aufmischt. Während man 2014 beim Turnier in Rio permanent auf Witzgegner wie Portugal (4:0) und Brasilien (7:1) traf, und sich nach den Triumphen über derlei Fußballzwerge auch noch aufs Unverschämteste mit dem Titel brüstete, begegnet "Die Mannschaft" (Schon dieser arrogante Name – als gäbe es keine anderen!) im Jahre 2026 voraussichtlich jenen ernstzunehmenden Konkurrenten, die man bislang aus Feigheit von der Teilnahme ausschloß. Gegen Gabun etwa konnte das deutsche Team noch nie gewinnen.

Die Entscheidung der Herren um den brillanten Vordenker Gianni Infantino, der es wie kein anderer versteht, den in Ungnade gefallenen Sepp Blatter zu ersetzen, ist die einzig richtige. Auf der Erdkugel existieren eben mehr als 32 Nationen, mehr als 200 sogar. Wenn die Welt(!)meisterschaft in Zukunft nicht zur Narrenposse verkommen und weiterhin todernst genommen werden will, müssen auch alle Länder antreten. Nicht länger dürfen sie bei dubiosen, von der Öffentlichkeit unbeachteten Hinterzimmermachenschaften (sogenannten "Qualifikationsgruppen") abgewatscht werden. Selbst die Niederlande sollen ihre Chance bekommen.

tl;dr
Die FIFA hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, 48 Mannschaften an der Fußballweltmeisterschaft 2026 teilnehmen zu lassen. TITANIC-Kolumnist Cornelius W. M. Oettle hat vom Weltfußballverband bereits Freikarten fürs Finale geschenkt bekommen.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella
12.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »Ach was – Loriot zum Hundertsten«
12.05.2024 Kleinschönach/Bodensee, Kunsthalle Thomas Gsella