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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (13)

Schließlich traf Kurtchen zuhause ein.

Einen halben Moment lang stand er, wie eigentlich immer, erstaunt vor der opak verglasten, metallenen Haustür und wunderte sich nicht nur, daß er in diesem knapp oberhalb der Schäbigkeitsgrenze vor sich hin wesenden Nach­kriegsneubaukasten trotz seiner, Kurtchens, nicht unerheblichen intellektuel­len und also durchaus altbaumäßigen Fähigkeiten nicht nur seit Jahren wohnte, sondern auch noch recht kommod, ja nachgerade zufrieden wohnte; und diese Erkenntnis in Richtung einer Generaltheorie des Zusammenhangs von Alter, Übersicht und Vernachlässigung je kurrenter Wohnzwangsstile erweiternd, drückte er, während er mit der Rechten den Schlüssel abzog, mit der Linken gegen das schiefergraue Türgriffsquadrat und betrat das Treppenhaus; und schuftete sich über zehn Steintreppenfluch­ten die fünf Neubaustockwerke hoch, die rechte Hand immer am schwarzen Kunststoffhandlauf, der so dünn war wie die Volants epochenspezifischer Automobile, und freute sich, die Nase durch den Mief aus kaltem Stein und altem Mann pflügend, an seiner, Kurtchens, Widerständigkeit, die ihm um so reizvoller erschien, als sie für niemanden kenntlich wurde; außer für Gernolf vielleicht, der derlei antidistinktive Verrenkungen aber, ihn, Kurtchen, regelmäßig unterschätzend wie auch, andererseits, in seiner, Gernolfs, typischen Klarsicht, viel eher auf seine, Kurtchens, Faulheit und die Widrigkeiten des lokalen Wohnungsmarkts geschoben hätte denn auf den Wunsch, nicht zum Altbautrottel zu degenieren, jedenfalls nicht vor Erreichen des fünften Lebensjahrzehnts.

Als Kurtchen, wie üblich nah an einer Ohnmacht, seine Wohnungstür aufschloß und wie stets erschrak über den niedrig hängenden, extrem stuckfreien Plafond aus Waschbeton und Rauhfaser, war er sich aber wiederum nicht mehr sicher, ob der Preis für diese komplett folgenlose Disktinktionsleistung – wenn es denn, so ganz ohne Publikum, überhaupt eine war – nicht vielleicht doch zu hoch war, und er glaubte, im Treppenhaus rieche es bereits nach ihm, aber nicht nach ihm, wie er war, sondern nach ihm, wie er in zwanzig Jahren sein würde. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (12)

Von der Aussicht auf einen geselligen Abend beschwingt (denn Gernolf in die Kneipe zu kriegen war in aller Regel bloß Formsache) schritt Kurtchen zügig aus, durchquerte den Park, nahm auf der anderen Seite eine Fußgängerampel bei Rot, begegnete dem unfrohen Blick einer In-Viertel-Mutter, die mit ihrem Töchterchen trotz eminent leerer Kreuzung, den Kindern ein Vorbild, ausharrte, mit einem vergnügten Lächeln, bog nach links, dann links lag die Heimat; es war jetzt dämmerig und frisch, wenn auch noch nicht kalt, und Kurtchen drehte sich wie von ungefähr um, als habe wer nach ihm gerufen, sah, daß der Fußweg leer war, drehte sich wieder zurück, ließ mit Aplomb einen fahren und freute sich an der Vorstellung, seine Wohnung gemäß der Wechselwirkung von actio und reactio nun vielleicht zwei Sekunden eher zu erreichen, sich dort zwei Sekunden früher umzuziehen, um zwei Sekunden früher mit Gernolf zu telefonieren, um zwei Sekunden früher die Kneipe zu erreichen und zwei Sekunden vor der Zeit mit einem Bombenrausch auf die Straße zu fallen, ebenda zwei Sekunden später zwei Sekunden früher einen Verkehrsunfall zu verursachen, um wegen fahrlässiger Tötung oder was zu einer Gefängnisstrafe verurteilt zu werden, die, weil Gefängnisstrafen zu festen Zeiten enden (wahrscheinlich früh um acht, dachte Kurtchen, was allein schon gegen einen mutwillig verursachten Gefängnisaufenthalt sprach), seinen Zwei-Sekunden-Vorsprung wieder zunichte machen würde, ja, welcher Umstand seinen, Kurtchens, Gefängnisaufenthalt sogar und letzten Endes um zwei Sekunden verlängern würde. Es empfahl sich also, dachte Kurtchen und freute sich en passant wie stets über die "Metzgerei Igel", den Verkehrsunfall und die fahrlässige Tötung zu vermeiden, sonst klang aber alles, soweit es den kommenden Abend betraf, plausibel und wünschenswert. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (11)

Nein, dachte Kurtchen und kam wie von ungefähr zu einem archimedischen Punkt seiner Weltanschauung: Kluge Menschen erkennt man daran, daß sie die Klappe halten können; und eben nicht ein ICE-Ruheabteil betreten, um sofort ihr Multifunktionstelefon auszupacken und loszudumpfen – den jun­gen Mann mit der Bundeswehrfrisur hatte Kurtchen auf seiner Fahrt zur Fortbildungsveranstal­tung "Durchlauferhitzer II: Methodik und Konsequen­zen" bloß deshalb nicht zurechtgewiesen, weil sich das Telefonat faszinie­renderweise um einen Per­sonalausweis drehte, den der halberwachsene Esel ausdauernd "BPA" nann­te: Alles, klagte er wie trainiert, hänge von seinem BPA ab bzw. es komme dar­auf an, wann ihm endlich sein BPA ausgehän­digt werde, "ohne BPA" sei er ja "praktisch bloß ein halber Mensch", und "von daher" könne er bis auf weiteres in keine Urlaubsplanungen einsteigen, was er "der Caro auch schon gemailt" habe etc.; und Kurtchen hatte aber da­mals im Abteil schon gezweifelt, ob das hörbare Fehlen der Hälfte dieses un­günstigen DNS-Zufalls tatsächlich durch einen Bundespersonalausweis, und sei es auch einer der neuen vollelektronischen, tatsächlich kompensiert wer­den könnte.

Kurtchen spürte, daß er annähernd durch sei mit der täglichen alltagskultur­kritischen Bestandsaufnahme; und daß er sich, wie in letzter Zeit häufiger, bloß vor dem Feierabend drückte, den er zuhause in seinen tadellos aufge­räumten zwei Zimmern (das war wichtig, um nicht vollends den Über­blick zu verlieren) mit unangenehmen Anrufen verbringen mußte, so ihm nicht noch rechtzeitig was Gescheites einfiel. Aber wann war ihm zuletzt schon was Gescheites eingefallen? Kurtchen kramte sein Notizbuch aus der Tasche und besah sich einen der zahlreichen Einträge, derenbezüglich er nicht die Spur einer Ahnung hatte, wann und unter welchen Umständen sie erfolgt waren; noch, was sie eigentlich bedeuten sollten:

"Wie lang ist der Schwanz von Nelson Mandela? Erinnerungen"

– vielleicht, dachte Kurtchen, könnte er ja wirklich mit einer Autobiographie beginnen, der Arbeitstitel war ja schon mal spitze, er würde gleich Gernolf in die Kneipe bestellen und sich mit ihm in ein Projektgespräch vertiefen, das, wenn auch sonst nichts dabei herauskäme, immerhin eine Quittung fürs Finanzamt abwürfe. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (10)

 

Auf die Bank nebenan setzte sich ein älterer Mann, der eine Windjacke und eine Schiebermütze trug und umgehend begann, vor sich hin zu reden. Kurt­chen verstand nicht alles, aber es ging wohl um „diese Schweine“, die ihn, den Mann, „fertigmachen“ würden, vor allem wohl „der Regierungsrat Dr. Schönfärber, diese Sau“, denn der habe „die Dokumente“ bzw. wolle sie haben, das ver­stand Kurtchen nicht genau; jedenfalls würden, so der Mann weiter, „die Schweine schon sehen“, insbesondere „der Schönfärber, die Drecksau“ usw., ein Wind war aufgekommen und trug die Litanei des Mannes von Kurtchen fort, nur ab und an wehten Worte und Wortfetzen wie „Verfassungsschutz“, „von wegen“ und, immer wieder, „Drecksau“ herüber.

Es ist, geriet Kurtchen von neuem ins Überlegen, schon so, daß es dem Men­schen schwerfällt, still zu sein; und er erinnerte sich an einen Besuch im Hallenband, vor zwei Wochen vielleicht, als sein Nachbar unter der Dusche den Duschvorgang mit Grunzen, Stöhnen und anderen Lauten orchestriert hatte, was für sich genommen noch gar nicht weiter bemerkenswert gewesen wäre, wenn sich Duschen und Grunzen, Stöhnen und Duschen nicht reziprok hochgeschaukelt hätten, so daß Kurtchen nicht klar gewesen war, ob hier das Duscherlebnis das Grunzen oder, im Gegenteil, der Spaß und die bloße Freu­de am Grunzen das Duschen bestimmten; und jedenfalls verlängerten. Der Mann hörte nämlich gar nicht wieder auf zu duschen (und zu grunzen), so daß Kurtchen, nachdem er sich wohl zehn Minuten vor- und wieder zurück­gedreht hatte, um abwechselnd seine längst tiefengereinigte Vorder- und blitzsaubere Rückseite beregnen zu lassen, ohne Ergebnis in die Umkleide verzog; werweiß stand der Mann, den man sich unbedingt als glücklichen vorstellen mußte, noch immer da und grunzte. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (9)

Aber was gesagt war, war gesagt, war entschieden und in der Welt; man müßte, dachte Kurtchen, überhaupt seine Worte ein bißchen sorgsamer wägen. Und nicht, im Vollgefühl mentaler Souveränität, immer gleich ausspucken, was gerade so im Arbeitsspeicher lag.

Dabei war er, war Kurtchen noch vergleichsweise wägefreudig, war nachgerade ein Topwäger, jedenfalls wenn man sich den Rest der Menschheit (der einheimischen zumal) so ansah, dem es, was das betraf, nicht so sehr darauf anzukommen schien. Kurtchen mußte an seine lokale Lieblingsreklame denken, die von der Straßenbahnhaltestelle in der Innenstadt: „Fisch Linke – Ihr Familienrestaurant mit den akzeptablen Preisen!“ Wunderbar, auch wenn Kurtchen „Ihr Familienrestaurant mit der akzeptablen Qualität“ noch ein Quentchen beherzter, ingeniöser gefunden hätte. Überhaupt (und er drehte sich vor Vergnügen noch ein Zigarettchen) müßte „akzeptabel“ als Epitheton ornans aus seinem Schattendasein endlich entlassen werden; denn wo schon immer alles sensationell und dramatisch war, öffnete „akzeptabel“ die Tür zu einem Reich bescheidener Ehrlichkeit: „Wie ist denn die Dorade?“ „Ganz akzeptabel, mein Herr!“ – wie schön wäre das, wie erlösend für alle, die sich sehnten nach Befreiung aus dem eisernen Würgegriff des Sensations- und Wettbewerbsgedankens!

Fast gleich gut war gestern die Aufschrift auf der Plane eines Getränkelasters gewesen: „Getränke-Zapf – das Getränkehaus von Weltruf“, eben bzw. genau; darauf mußte eins als Getränkemarkt auch erst mal kommen.

In diesem Licht müßte, überlegte Kurtchen weiter und nahm einen Mund voll Tabak, auch die „behinderte Fotze“, von der in der Tram neulich

jugendlicherseits die Rede gewesen war, sub specie humanitatis einer

Prüfung unterzogen werden; „akzeptable Fotze“ müßte sich als hinreichend und, nun ja, akzeptabel bloß noch durchsetzen. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (8)

So saß Kurtchen Sahne und erinnerte sich fleißig und rauchte Wolken in die sonnige Spätnachmittagsluft; ein Hund stob vorbei, das Herrchen kam langsam hinterhergewackelt; der Hund machte einen Haufen, das Herrchen ließ ihn liegen. Ying und Yang, dachte Kurtchen und wußte kaum, warum; am Ende war es bloß einer dieser Momente, in denen alles Halbe, alles Unvollständige, alles Zersplitterte und Zerfaserte so ungeheilt und verloren vor einem lag, daß es wiederum Zerstörung gewesen wäre, es im Sinne einer bloß wieder zurichtenden Ordnung, einer geradezu faschistischen Bereinigung des naturhaft und per se Widerstand leistenden Chaotischen (nicht schlecht für einen Klempner!, dachte Kurtchen kokett und unterschlug dabei seine dreieinhalb Semester Soziologie) aufzulesen und die Ordnung in all ihrer latenten Gewalttätigkeit wiederherzustellen. Da lag nun also ein Haufen Hundekot, und die Welt drehte sich nicht langsamer deswegen, und von ihm, Kurtchen aus konnte er da liegenbleiben bis an der Zeit Ende, als Menetekel und Zeichen, daß er es damals mit Petra Steinhart vergeigt hatte, es verschissen hatte bei ihr bis zum Abi, und wenn er daran dachte, daß die blöde Kuh es sich in der Abiturzeitung nicht hatte verkneifen können, sich an das Malheur in allen Einzelheiten zu erinnern, dann hoffte er inständig, sie sei heute mindestens so oft geschieden wie er selbst. Kam ja bei Filmschauspielerinnen häufiger vor, Oscar hin, Riesenbusen her.

Da er sich gerade so unschön erinnerte, erinnerte sich Kurtchen, daß er bereits seit Tagen einen Anruf vor sich herschob, einen Trost- und Beistands- und hauptsächlich Entschuldigungsanruf bei einem Freund, der, als Zeuge in einen Verkehrsunfall geraten, in dessen Verlauf ein beim Onanieren am Steuer eingeschlafener Stadtbusfahrer einen Inlineskater-Volkslauf jäh unterbrochen und gewissermaßen defragmentiert hatte, ihm, Kurtchen, noch vom Unfallort eine fassungslose, aufgelöste SMS geschrieben hatte; und Kurtchen schämte sich für seine flapsige Antwort, in der die Worte „Ehrenbürger“, „Kampf“ und „gerechte Sache“ die Hauptrolle gespielt hatten, aber von den 56 Toten hatte er halt auch erst in der Tagesschau erfahren. (wird fortgesetzt)

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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (7)

 

Jaja, das Hausverbot im „Busenfreund“ – und Kurtchen, der jetzt die Straße querte und nach links in den Park bog, war sich wiederum nicht im klaren, ob die Tatsache, daß er neuerdings ständig sentimental und wehmütig wurde, Zeichen für einen wunderbaren, nämlich gewissermaßen anti-instrumentellen und dem tendenziell Inhumanen einer unreflektierten Zukunftsgläubigkeit widerständigen Charakter seinerseits sei oder vielmehr ein erster schwacher Ruf Freund Heins, der bereits dabei war, ihm, Kurtchen, ein Grab freizubuddeln; und das, überlegte Kurtchen zäh, würde am Ende schnell gehen, er hatte sich nämlich bereits felsenfest auf Feuerbestattung festgelegt.

Worauf auch sonst. Er hatte schließlich immer klare Verhältnisse gebraucht, hatte sich z.B. bei all seinen Ehen auf ein „Trennen auf Probe“ erst gar nicht einlassen wollen, sondern sofort auf eine amtliche Beglaubigung des Beziehungsendes gedrungen (was beide Damen dann doch einigermaßen geschockt hatte, wobei es Kurtchen, Futurist, der er dann doch partiell war, strikt ablehnte, für Ulrikes Selbstmordversuch die Verantwortung zu übernehmen, er hatte die drei Flaschen Müller-Thurgau ja nicht mal mitgebracht); und ein (neuerdings wegen Antibiotika und Frostschutzwein noch verlängertes) Vergammeln und Verwesen im feucht-muffigen Zwischenreich eines Zwar schon tot, aber noch da über Jahrzehnte hinweg wäre ja nun ein klarer Verstoß gegen dieses Prinzip gewesen. Er war ja nicht Johannes Heesters!

Neinnein, wußte Kurtchen (und vor lauter froher Überzeugtheit ließ er seinen rechten Arm, an dem seine Tasche ging, ein bißchen ausschwingen), er benötigte (und hatte immer benötigt) ein Entweder – oder. Seine Rede war ja, ja, nein, nein! Damit war er immer gut klar- und durchgekommen, seit frühester Adoleszenz, erinnerte sich Kurtchen nun geradezu rauschhaft, und er suchte sich eine Bank und wühlte Tabak aus dem Graumann, um sich die Szene im Landschulheim vor Augen zu holen, wo er auf die Fragen von Petra Steinhart: „Bist du bescheuert? Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Hast du überhaupt schon mal? Wird der denn noch größer?“ bereits so wunderbar geläufig und mit einer Sicherheit geantwortet hatte, wie sie für einen Vierzehnjährigen keinesfalls selbstverständlich ist. (wird fortgesetzt)

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Auf einem Sharepic, »Handelsblatt«,

lasen wir: »460 Milliarden US-Dollar. So hoch ist das Gesamtvermögen der zehn reichsten Frauen der Welt« und erwarteten im Folgenden irgendwas in Richtung »Reiche werden reicher«. Doch falsch gedacht!

Schon in der Caption erfuhren wir, worum es Dir eigentlich ging: »Immer noch verdienen Frauen etwa 18 Prozent weniger als Männer.« Wir glauben ja, es gibt bessere Versinnbildlichungen für den Gender-Pay-Gap als die reichsten Menschen der Welt, aber hey, stay woke!

Schickt Dir reichlich Grüße: Titanic

 Wir haben da eine Idee, FiniBee!

Ihr seid »Frankfurts erstes Powerbank Sharing Startup« und versprecht mit Euren Ladestationen schnelle Abhilfe, wenn man mal mit fünf Prozent Restladung auf dem Telefon vor dem Kiosk steht.

Da uns genau das jetzt passiert ist, sind wir zur Powerbank-Station geschwirrt und hatten im Handumdrehen wieder Saft: nur schnell den QR-Code scannen, die App installieren, die eigene Telefonnummer eintippen, ein Passwort ausdenken (»AarghGleich3%«), ein Bezahlverfahren einrichten, einen anderen QR-Code scannen, den richtigen Aufstellort per Kartenansicht suchen, ein paar Knöpfe drücken und schon die rettende Leihbatterie entnehmen. Puh!

Wenn Ihr jetzt noch die Spannung, die der Wettlauf zwischen Telefontod und Ausleihe in uns erzeugt, direkt zur Energiegewinnung nutzen könntet, hättet Ihr eine komplett ökologische Lösung ganz ohne Powerbanks gefunden!

Geladene Grüße von Titanic

 Du hingegen, »Spiegel«,

willst uns in Sachen Smalltalk unter die Arme greifen: »Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Bushaltestelle. Ein Mensch kommt auf Sie zu und sagt: ›Gehen Sie mit mir Kuchen essen?‹« Unangenehm – so in etwa lautet Dein Urteil. Zu unserem Glück lässt Du, um Doppelpunkte nicht verlegen, das Positivbeispiel schnell folgen: »Nehmen wir stattdessen an: An der Bushaltestelle spricht Sie jemand an: ›Guten Tag, kennen Sie sich hier aus? Ich bin für einen Kurzbesuch in der Stadt und würde so gern einen richtig leckeren Kuchen essen. Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich?‹«

Tatsächlich, Spiegel: Eine »sympathische Einladung zu einem kleinen Informationsaustausch« können auch wir hier erkennen. Aber was ist denn jetzt bloß aus dem gemeinsamen Kuchenessen geworden?

Rätselt hungrig Titanic

 Sie, Daniela Behrens,

sind niedersächsische Innenministerin und machen sich gerade mit Ihren Maßnahmen bei den Ultras in norddeutschen Fußballstadien ziemlich unbeliebt. Aber auch Ihnen geht deren Zündeln gehörig auf die Nerven.

Wie aber, Frau Behrens, haben wir dann Ihre Aussage nach dem Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 zu verstehen? »Die Fantrennung hat gut funktioniert. Aber was wieder nicht gut funktioniert hat, ist der Pyro-Einsatz«, klagten Sie, und wir fragen uns seither: Woher dieser plötzliche Sinneswandel?

Erholen sich gerade vom letzten Knalltrauma:

Ihre Ultras von der Titanic

 So sieht’s aus, Kai Wegner (CDU)!

Über ein Jahr schon arbeiten Sie als Berlins Regierender Bürgermeister daran, in der deutschen Hauptstadt für Zucht und Ordnung zu sorgen. Längst könnten Magnetschwebebahnen und Flugtaxis über die eingezäunten (oder wie Ihre Verwaltung sie nennt: befriedeten) Parkanlagen der Metropole hinweggleiten – würden sich nicht irgendwelche grünen Bezirksbürgermeister/innen und Initiativen dem Fortschritt in den Weg stellten.

Jetzt weihen Sie den RBB in die Machtfantasien ein, die Sie in schwachen Momenten überkommen: »Ich würde mir manchmal wünschen, ich sage heute: ›Morgen passiert das.‹« Aber: »Aber: Dass wir demokratische Strukturen, Prozesse haben, wo einer nicht allein alles sofort entscheiden kann, ist, glaube ich, schon ganz gut.«

So und nicht anders, Wegner, klingt ein flammendes Plädoyer für die Demokratie aus dem Munde eines leidenschaftlichen Demokraten. Glauben wir. Vielleicht.

Ganz gute Grüße von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Für Ethnologen

Gibt's so was wie Brautstraußfangen auch bei Begräbnissen?

Wolfgang Beck

 Verrücktes Kapitalismus-Experiment

Was würde wohl passieren, müssten alle Soldaten ihre Munition selbst bezahlen?

Katharina Greve

 Gute Aussichten

Für mich ist es ganz wichtig, auch im Alter neugierig zu bleiben. Darum habe ich mir ein neues Kissen für mein Fensterbrett geleistet.

Uwe Becker

 Grausiger Befund

Als Angstpatientin weiß ich den Smalltalk zu schätzen, den meine Zahnärztin vor der Behandlung mit mir führt, aber ihre beiläufige Bemerkung, dass sie True-Crime-Fan sei, während sie die Instrumente sortierte, war für unsere Vertrauensbasis eher kontraproduktiv.

Loreen Bauer

 Morgengrauensport

Mitten in der Nacht, halb drei vor der Szenekneipe in München: Ein volltrunkener Totalspack wankt hinter seiner Suffbraut her aus der Fußballzeige-Gaststätte, beide laut auf bairisch aufeinander einbrüllend. Draußen, zwischen dem halben Dutzend Rauchern, hievt sie ihren Quellkörper mit einer trägen Drehung herum, verlagert die Schwere auf den hinteren Krautstampfer und zimmert ihrem imbezilen Begleiter mit Effet eine knallharte Linke flach auf die Fresse. Public Watsching in Bayern eben.

Theobald Fuchs

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.06.2024 Berlin, Galerie Artlab Rudi Hurzlmeier und Martin Sonneborn
05.06.2024 Schwerin, Club Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.06.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
08.06.2024 Berlin, Bücherfest auf dem Bebelplatz Ella Carina Werner