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Fabian Lichters Economy Class

Auf Zeit  

Es soll ein neues Eckpunktepapier geben, so liest man. Was das eigentlich schon wieder sein soll, es wäre noch einmal gründlich zu klären, jedenfalls plant die SPD diesem Papier nach Entlastungen für Mieter. Heißt: Wer die nach oben schnellenden Nebenkosten nicht mehr stemmen kann, soll nicht sofort auf der Straße landen. Eine temporäre Maßnahme also, man kennt es inzwischen. Wie mit den Corona-Maßnahmen ergeht es einem schließlich längst auch mit dem Flickwerk der Ampelkoalition zu Inflation und Co.: ein Rabatt hier, ein vergünstigtes Ticket auf Zeit da, ein Tweak in der Steuer für den Herbst und hier und dort ein wenig an der Subventionsschraube gedreht. Längst fällt es schwer, den Überblick zu behalten inmitten all der Ausnahmefälle, schwerer noch fällt es lediglich, sich ein Ende all dessen vorzustellen. In Zeiten, in denen Krise auf Krise folgt, ist dankbarer Weise auch stets ein Schuldiger für die nächste gesellschaftliche Wackelpartie auszumachen, so dass man beinahe vergessen könnte, was das zugrunde liegende Problem ist: dass der neoliberale Kahlschlag der letzten Jahrzehnte ein System geschaffen hat, das keiner Erschütterung mehr standhält und eine lange Reihe an Existenzen hervorgebracht hat, die eine Nachrichtenmeldung entfernt sind, nach ganz unten durchzurutschen. Zum Glück wissen sie dank Scholz jetzt immerhin: "You'll never walk alone". Das mag nun beruhigen oder nicht beruhigen, so mancher würde sicherlich gerne eines Tages wieder alleine gehen können. Der Winter, er wird also die große gemeinsame Kraftanstrengung, und es erscheint einem beim Gedanken daran schon beinahe von selbst das Bild des Kanzlers, der da vor dem Fest Rewe-Gutscheine in die Menge feuert. Das Weihnachtsfest, es wäre – zumindest temporär – gerettet. 

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Fahrzeugeltern

Große Sorgen bereitet einem in diesem Land traditionell der Nachwuchs. War er eben noch zu lasch, zu antriebslos, politikverdrossen gar, ist er wenig später wiederum zu aktivistisch und fordernd. Irgendwie ist aber auch der Wurm drin bei den Jungen. Mit ganz eigenen ausgefallenen Vorstellungen fahren die Vertreter der jüngeren Generationen plötzlich auf; Wahnideen vom Feierabend bis zur gerecht bezahlten Arbeit treiben sie um, und weit und breit niemand mehr in Sicht, der ihnen diesen Zahn ziehen könnte. Das gute alte Buckeln bis zum Umfallen, es scheint aus der Mode gekommen zu sein. Und es könnte noch schlimmer werden. Das vermitteln einem jedenfalls die Aufschreie vermeintlicher Experten, weshalb man mit Argusaugen auf die Eltern der Nation blickt. Von Helikopter- oder U-Boot-Eltern ist dann die Rede, die den Nachwuchs verweichlichen, ihn bis zur Lebensunfähigkeit päppeln und alle und jeden in ihrem Umfeld terrorisieren. Die Folgen sind klar: kleine Tyrannen und Narzissten, wohin man blickt. Und weil mit derlei Panikmache hierzulande der Erfolg auf dem Experten- und Ratgebermarkt garantiert ist, muss das Angebot ständig erweitert werden. Rasenmäher-Eltern heißt also die neue große Gefahr für die kommende Generation, soll heißen die Wirtschaft und darf nun als Aufhänger für allerlei populärwissenschaftlichen Kokolores herhalten. Rasenmäher-Eltern, bisweilen auch Schneepflug-Eltern genannt, beseitigen im Vorfeld alle Hindernisse für die Kinder, statt sie, wie es sich gehört, ins offene Messer laufen zu lassen. So oder so ähnlich lautet die Klage, die sich, wie alle Klagen dieser Art, hervorragend dafür eignet, von den Stümpereien der Generation abzulenken, die gegenwärtig an den Hebeln sitzt. Und weil einen aus den Warnungen vor Helikopter-Eltern und kleinen Tyrannen die gesamtgesellschaftliche Lieblosigkeit geradezu anspringt, kann man sie doch nur mit einem gewissen Mitleid entgegennehmen. Schwer muss es schließlich einmal gehabt haben, wer sich heute Fahrzeug-Eltern ausdenkt.

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Sylt  

Ein Rätsel, warum ausgerechnet die Insel Sylt den Ruf genießt, der ihr vorauseilt, als idyllische, luxuriöse Vorzeigeinsel für Leistungsträger und Bessermenschen, als besonders strahlendes Fleckchen Deutschland. Das jedenfalls fragt sich, wer Westerland einmal schaulustig betreten hat und dort von einer Fußgängerzone begrüßt wurde, die jeder beliebigen deutschen Vorstadthölle entnommen sein könnte. Dass so viele Deutsche ihr 9-Euro-Ticket nun ausgerechnet für eine Reise nach Sylt verwenden wollten, man kann es nur als Ergebnis einer hartnäckigen Legendenbildung erklären. Einmal sein, wo sich HP Baxxter, Ulla Kock am Brink und Jürgen Klopp gute Nacht sagen. Die bekannten Reetdächer und Goschs Krabbenparadies am nördlichsten Zipfel, das, dank Krachts Faserland zwar irgendwie zum Kultort erhoben, doch allenfalls den Charme einer Raststätte auf der A8 versprüht. Aber immerhin mit Meerblick. Drumherum: Steppe und besteppwestete Urlauber beim Inselgang. Luxuriös an Sylt ist ausschließlich seine Exklusivität, man weiß eben, wessen Insel es ist und wessen nicht, wer sich hierher zu verirren hat oder allenfalls als Tagesausflügler geduldet ist. Und natürlich hat Christian Lindner seine Hochzeit auf Sylt weder abgesagt noch um Nachsicht gefleht, angesichts der Empörung darüber, dass etwa Gäste cool mit dem Privatflugzeug anreisen, während so mancher auf dem Festland schon Schweißperlen beim Gedanken an die kommende Nebenkostenabrechnung auf der Stirn stehen hat. Dass Lindner seine Sause also nicht samt Fritz "Maverick" Merz und Pfarrer Sloterdijk aus Solidarität mit den Werktätigen in ein Vereinsheim in Wuppertal verlegt hat, es war abzusehen. Und wem hätte es schon genützt? Niemandem zumindest, dem an Transparenz mehr gelegen ist als an symbolpolitischen Verschleierungsmanövern. Dass auf Sylt gefeiert wird wie eh und je, es sollte vielmehr als Geste mit Durchhaltesymbolik, als Mutmacher in finsteren Zeiten gesehen werden, denn als Ausdruck eines Mangels an Empathie. Als Zeichen, das sagen möchte: Es ist noch immer alles irgendwie gut gegangen und das wird es auch in Zukunft. Zumindest für manche.

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Ideologisches  

Ein Verbrennerverbot – ideologisch motiviert, Argumente gegen die Nutzung von Kernenergie – sind ebenfalls Ideologie, na klar. So klar, dass es in der Regel auch keiner Begründung mehr bedarf, warum und wieso es sich gerade dabei um Ideologie handeln soll. Aktivismus, Journalismus – alles wird nach Belieben und im Handumdrehen als ideologisch abgetan. Ob im wirtschaftsfreundlichen Politbetrieb oder in der Kommentarspalte. Ein Leichtes wäre es, dagegen anzuführen, die Angewohnheit, jede Motivation als ideologisch zu verbuchen, außer der, Kapital und Industrie unmittelbar zuarbeiten zu wollen, koste es, was es wolle, deute selbst auf einen gewissen ideologischen Einschlag hin. Vielleicht sollte man den Begriff nach all den Strapazen, denen er ausgesetzt war, aber auch einfach ein wenig abkühlen lassen, wenn man es denn gut mit ihm meint. Gegenwärtig dient er jedenfalls kaum noch dazu, gesellschaftliche Verhältnisse und Widersprüche ins Bewusstsein zu rufen, mehr schon der Diffamierung, wenn nicht der Verdrängung. Dass man sich hierzulande über Habecks saloppe Duschtipps weit mehr echauffiert, als etwa über die 42-Stunden-Woche, die zur gleichen Zeit schon mal vorsichtig aus der Ferne winkt, zeigt eindrücklich, dass das Dauerfeuer wirkt. Keine Debatte um ein erhöhtes Renteneintrittsalter, keine Studie über Altersarmut könnte die Gemüter so erhitzen wie eine Aktivistin in einer Talkshow, die daran erinnert, dass das Verheizen fossiler Brennstoffe seine Folgen hat. Alles, was darauf hinweist, dass nicht alles so bleiben kann wie es ist, muss Ideologie sein. Ideologien, das ist ja das Praktische an ihnen, bewegen sich im Bereich des Ausgedachten. Man kann sie ganz einfach zurückweisen, stellvertretend für all den unschönen Mist, auf den man gerade wirklich überhaupt keine Lust hat. Kein Wunder also, dass es gerade nur so von ihnen wimmelt.

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Agitprop Kassel  

Schon die Documenta 2017 stand ganz im Zeichen der politischen Botschaften, die ganz ohne lästige Subtilität oder künstlerischen Tand in Auge und Hirn des Betrachters springen sollten; unter antikolonialistischer Flagge ist 2022 dann auch machbar, das dachte man zumindest, was sonst zurecht als verkitsch, schmerzhaft verkürzt oder eben antisemitisch zurückgewiesen werden würde. Von Agitprop ist längst die Rede, wenn es um die Documenta 2022 geht, und dass hier Inhalt vor Form kommt, das zeigen die inzwischen schon ikonographischen Bilder der einschlägigen Exponate in aller Deutlichkeit. Politik geht vor Ästhetik. Wo aber Politik schon auf der Verpackung steht, das ist kein Geheimnis, ist in der Regel mit der Kunst nicht allzu viel los. Vom politischen Gehalt ganz zu schweigen. Allein das Schlagwort Globaler Süden: "Wenige Begriffe haben gerade derart Konjunktur, überall taucht er auf, eine Konstruktion, die so vieles zusammenbindet, dass sie eigentlich gar nichts beschreibt", weiß auch der Spiegel. "Wer diesen Begriff ins Zentrum einer Ausstellung wie der Documenta stellt, behauptet, eine Verständigung herstellen zu wollen – und schafft in Wirklichkeit erst die Distanz, die dann überbrückt werden soll." Der Rückzug ins Identitäre, das zeigt die Documenta immerhin, ist für die Kunst ganz offensichtlich eine Sackgasse. Nicht zufällig erinnert alles fatal an den Kitsch alter antiimperialistischer Bewegungen. "Wir haben aus unserem Fehler gelernt und erkennen jetzt, dass unsere Bildsprache im historischen Kontext Deutschlands eine spezifische Bedeutung bekommen hat", heißt es in einer Entschuldigung der Gruppe Taring Padi auf der offiziellen Seite der Documenta. Sie hatten auf ihrem inzwischen entfernten Bild People’s Justice u.a. eine raffzähnige Figur mit Schläfenlocken und SS-Emblem auf der Mütze präsentiert. Dank der Documenta kann man jetzt also über Lesarten und Perspektiven diskutieren.

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Heiß, heiß, kochend heiß  

Selbst schuld, wer bei über 30 Grad noch nach den trending topics auf Twitter schielt, das mag schon sein. Wer es dennoch wagt, der wird wie erwartet von penetrant-fürsorglichen Hitze-Warn-Twitterern überrollt, die für all diejenigen, die bis jetzt noch nicht dazu gekommen sind, eine Vogeltränke aufzustellen, wohl nichts als tiefste Verachtung übrig haben dürften. Dazu erfährt man, dass der Hashtag Klimahysterie trendet, unter dem gleich nebenan die offensichtlich besonders hitze- und erkenntnisresistenten Exemplare der Gattung Mensch sich damit beruhigen, Geschichten in den Strom zu ballern, denen zufolge es vor zweihundert Jahren auch schon einmal heiß war, in der eigenen Kindheit sowieso und überhaupt war in den Freibädern der 60er-Jahre die Welt ja noch in Ordnung. Axiome wie diese und ein paar hinübergerettete Fotos von Titelseiten zu Rekordtemperaturen von vor ein paar Jahrzehnten reichen ihnen völlig aus, um den aktuellen Stand in Sachen Klimaforschung mal eben gekonnt beiseitezutrollen. Und auch wenn die Dinge bei allem Hitzeflimmern zu verschwimmen drohen: Twitterer, die die Tatsache, in einer Dachgeschosswohnung zu wohnen bereits angstlüstern in Content zu verwandeln gelernt haben und den Waldbrand nebenan wie selbstverständlich dafür nutzen, ihre nichtsnutzige Expertise an die Leser respektive Kundschaft zu bringen, sind vielleicht ein weiteres trauriges Produkt der Aufmerksamkeitsökonomie, lästig, wie es einst die Bienen waren, an die sich doch gerade die meist älteren und erklärten Antihysteriker wiederum noch erinnern dürften, aber nun einmal nötig, um unser aller Feed des Lebens weiter zu bestäuben. Hysterisch, besser gesagt panisch agieren dann jedoch vor allem diejenigen, die immer größere Energie dafür aufwenden müssen, das Offensichtliche noch zu verdrängen und zu leugnen und die auf ihre ganz eigene Art heißlaufen, dass man beinahe Mitleid mit ihnen bekommen könnte, stünden sie nicht so bewundernswert stabil und selbstsicher über den Gesetzen von Natur und Wissenschaft. 

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Wenn die Pflicht ruft

Ob man die jungen Leute nicht mal wieder für eine Pflichtzeit zum Wohle der Gesellschaft heranziehen könne, fragte sich Bundespräsident Steinmeier und wünschte sich eine Debatte. Denn: "Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein". Was man sich eben so zusammendenkt, wenn man in Schlösschen sitzt und darüber sinniert, wie und womit man sich mal wieder ins Spiel bringen könnte. "Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn." Und ganz nebenbei zieht man Pflegereservisten nicht nur für einen kaputtgesparten Gesundheitssektor heran. Prompt wünscht man sich, Steinmeier zöge sich wieder in seine Blase des beflissentlichen Schweigens zurück. Hat man von irgendetwas genug in diesem Land, sind es schließlich Debatten. Einer der Gründe für den Wegfall von Wehrpflicht bzw. Zivildienst, weiß Spiegel-Autorin Susanne Beyer, "war der damalige neoliberale Zeitgeist: schneller, höher, weiter, darum ging es. In fast allen Bundesländern wurde zwischen 2012 und 2015 auch die Schulzeit bis zum Abitur verkürzt. Man wollte die jungen Leute früher in den Arbeitsmarkt bringen." Natürlich sei der demographische Wandel anders als mit einem Pflichtjahr kaum zu bewältigen. "Doch die Jüngeren könnten sich dennoch freuen, wenn die Erkenntnis sich verbreitete, dass es auf ein Schneller-Höher-Weiter nicht unbedingt ankommt, sondern vor allem auf die Substanz und die Tiefe einer Erfahrung." Dass kein Zeitgeist, sondern ein beinhartes Kürzungsregiment zuvor u.a. dafür gesorgt hatte, dass Krankenhäuser und die Pflege heute in erster Linie Gewinne abwerfen müssen wie jedes andere Unternehmen, Alter und Krankheit für einen wachsenden Teil der Gesellschaft wieder eine ganz konkrete Bedrohung darstellen – auch das ist sicherlich eine tiefe Erfahrung – man vergisst es gerne. Eine Gegenbewegung nun ausgerechnet im Zugriff des Staates auf die Jugend auszumachen, die als Notfalltrupp retten soll, was über Jahrzehnte blinder Profitwirtschaft preisgegeben wurde, es ist wohl auch so einem Zeitgeist geschuldet, der Gesellschaft einzig noch als reine Kopfgeburt von Moden und Debatten versteht.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Haha, Daniel Günther!

Haha, Daniel Günther!

Sie haben tatsächlich im Juni dieses Jahres auf der Kieler Woche »Layla« mitgegrölt? Auf der Bühne euphorisch »Schöner, jünger, geiler!« ins Mikro gejohlt? Also unsereins hat ja schon eine lange Leitung, wenn uns das bis jetzt entgangen ist. Aber mit einer solchen Verzögerung und mit beiden Beinen ins Vorjahres-Fettnäpfchen zu springen, da können wir nicht mithalten – Chapeau!

Rechnen mit einer Reaktion in zwei bis drei Werkjahren:

Ihre Puffmütter von Titanic

 Ob das eine gute Idee ist, British Telecommunications?

Als einer von Großbritanniens größten Kommunikationsdienstleistern betreibst Du unter anderem die berühmten roten Telefonzellen, die allerdings außer für Lösegeldforderungen und Rauschmitteldeals keinem Zweck mehr dienen. Darum hast Du nun angekündigt, die pittoresken Blickfänger für einen symbolischen Betrag den britischen Kommunen zu verkaufen, damit diese einen neuen Verwendungszweck für sie finden. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir lesen werden, dass die Tories die erste Telefonzelle in eine Mehrbettunterkunft für Geflüchtete umgewandelt haben.

Orakeln Deine politischen Hellseher/innen von Titanic

 Erinnerst Du Dich, Adobe,

an das Titelbild unserer letzten Ausgabe? Wir nämlich schon, und da fragen wir uns glatt, ob Du neuerdings die Betreffzeilen für Deine Werberundmails ungeprüft vom Digitalisierungs-Ausschuss der AfD übernimmst!

Nichts für ungut. Titanic

 Grüß Dich, Stachelbeere!

Von Dir dachten wir bisher, wir wüssten einigermaßen Bescheid. Keine Ahnung hatten wir! Bis wir die NZZ in die Hände bekamen: »Die Stachelbeere galt lange als spießigste aller Sommerbeeren.« Wie konnte das an uns vorbeigehen? »Im Gegensatz zu ihrem Namen tut ihr Stachel gar nicht weh.« Toll, Du bist die erste Beere der Naturgeschichte, deren Name wehtut. »Stachelbeeren werden geputzt, indem der Stiel und die Blütenenden mit einer Küchenschere abgeschnitten und dann kurz mit Wasser abgebraust werden.« Dann sind zwar Stiel und Blütenenden nass, aber wie wirst Du davon sauber? »Der Gaumen erinnert sich beim Verspeisen an einen süßen Sirup, der als Kind besonders gut geschmeckt hat.« Außer, der Gaumen ist etwas zerstreut und hat vergessen, dass der Sirup mal ein Kind war.

»Stachelbeeren haben einen schönen Knack.« Wir aber haben jetzt einen schönen Knacks, Stachelbeere, nämlich einen Stachelbeeren-Knacks, und rühren Dich bizarres Früchtchen auf keinen Fall mehr an. Oder zumindest nicht die NZZ-Kulinarikseiten. Die machen nämlich Sodbrennen.

Stichelt gern: Titanic

 Huhu, hessische FDP!

Zunächst hatten wir es ja auf das Unwissen des jungen Kandidaten bei uns im Viertel geschoben, aber spätestens zur Septembermitte dann verstanden, dass Dein eminenter Powerslogan für die gesamte hessische Landtagswahl tatsächlich »Feuer und Flamme für Hessen« lautet. Anschließend hatten wir gedacht, Ihr wärt vielleicht allesamt zu dumm oder unbelesen, um zu wissen, dass »Feuer und Flamme für diesen Staat« seit den frühen achtziger Jahren ein beliebter Schlachtruf von Linksradikalen und Autonomen war, gerade in Hessen, wo die Kämpfe um die Startbahn West blutig eskalierten.

Aber Du, FDP, hast den Slogan gewiss mit Bedacht und einem kräftigen Augenzwinkern gewählt, denn Du besitzt ja auch einen anarcho-libertären Flügel, der jede staatliche Ordnung abschaffen und alle Belange vom Markt regeln lassen will, also vom Gesetz des Stärkeren.

Und dass Du diese gewaltversessenen Hooligans zur Wahl noch mal vor unseren inneren Augen durch die Straßen Frankfurts marodieren lässt, dafür danken Dir die gesetzlosen Chaot/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In between lifestyles

Silberner BMW, quer über die Heckscheibe der Schriftzug »Moskovskaya«, vorn auf der Ablage: Anwohner-Parkausweis Nr. 05.

Frank Jakubzik

 Rentner mit Humor

Ich bin im Bus für einen deutlich Jüngeren aufgestanden.

Uwe Becker

 Präzision

Fine-Dining-Restaurants schließen nicht, sie fermétieren.

Ronnie Zumbühl

 Verödungsalarm

Deutliches Zeichen dafür, dass ein Ort langsam stirbt: Wenn im kommunalen Veranstaltungskalender eine Blutspende-Aktion unter »Events« angekündigt wird.

Jürgen Miedl

 After-Life-Hack

Auf meinem Organspendeausweis ist vermerkt, dass ich posthum nur ausgeschlachtet werden darf, wenn mein Ableben, egal wie mysteriös, blutrünstig, effektvoll, erheiternd, generationenkonfliktelösend, krebsheilend oder die messianische Zeit einläutend es auch stattgefunden haben werden mag, niemals in einem True-Crime-Podcast vorkommen darf.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.10.2023 Frankfurt, Elfer Hauck & Bauer mit Julia Mateus
08.10.2023 Berlin, BAIZ Katharina Greve
10.10.2023 Cuxhaven, Ringelnatz-Museum Thomas Gsella
10.10.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview«