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Wider den Hass gegen Vermieter

Ein sehr persönlicher Kommentar von TITANIC-Chefredakteur Moritz Hürtgen

Seit das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel kassiert hat, ergießt sich im Netz – es war zu erwarten – wieder einmal der Hass auf Eigentümer von Wohnungen und Häusern. Ich denke, dass die meisten, die da hetzen, falsche Vorstellungen vom Leben als Immobilienbesitzer haben. Ist das Vermieter- ein Luxusleben? Aus eigener schmerzlicher Erfahrung kann ich garantieren: nein.

Heute wohne ich selbst zur Miete, mit meinem landlord komme ich prima aus. Auch in Corona-Zeiten lässt er mich nicht im Stich und kommt häufig unangemeldet vorbei. In seiner Freizeit wohlgemerkt! Vor zehn Jahren aber war ich selbst einmal Vermieter: Als junger Studentenhüpfer vermietete ich mein Münchner WG-Zimmer für drei Wochen unter, weil ich in Flensburg an einem "Schreib dein Buch!"-Seminar unter Leitung des damals schon erfolgreichen Poetry-Slammers Marc-Uwe Kling (übrigens auch ein Berliner Vermieter) teilnahm. Es waren drei Wochen, in denen ich durch die Hölle ging – nicht wegen des phantastischen Seminars, bei dem ich lernte, wie ein Känguru zu hüpfen, um auf kreative Ideen zu kommen, nein, mich brachte allein die Sorge um mein Zimmer beinahe um. Dabei war es genaugenommen ja nicht einmal meines, nur die Einrichtung gehörte mir. Ich bat meine Mitbewohner Hanna und Max dennoch, ein Auge auf mein "kleines Reich" zu haben.

Mein Untermieter war ein Student der Philosophie, und bereits wenige Tage nach meiner Abreise berichtete mir Mitbewohner Max davon, dass der Neue beim Indoor-Hacky-Sack spielen in mein Billy-Regal gefallen war. Der Schaden lag im unteren zweistelligen Bereich – damals viel Geld für mich. Noch ein paar Tage später musste ich erfahren, dass in der gesamten ersten Woche nicht ein einziges Mal gestaubsaugt worden war. Vor meinem inneren Auge zogen Staubmäuse vorüber, ich hörte nicht mehr, was Marc-Uwe klingt sagte während er Beuteltiere auf ein Whiteboard malte. Jeden Tag erreichten mich neue Hiobsbotschaften aus meiner Wohngemeinschaft: Kaffeeränder auf meinem Schreibtisch, Straßenschuhe in meinem Zimmer und noch viel schlimmes mehr.

Nach zwei Wochen beschloss ich, das Seminar – obwohl es mich 4999 Euro gekostet hatte – vorzeitig abzubrechen, um mein Zimmer vor dem Vandalen zu retten. Doch bei meiner Ankunft in München der Schock: Der Untermieter war ein Liebesverhältnis mit meiner Mitbewohnerin Hanna eingegangen, weigerte sich auszuziehen und verbot mir, das Zimmer zu betreten. Bis heute habe ich es nicht mehr von innen gesehen! Hanna und der Untermieter sind heute verheiratet, haben drei Kinder und leben noch immer in der Wohnung und in meinem Zimmer. Jeden Monat überweist mir dieser Gauner nur 450 Euro Untermiete – und ich muss 350 davon an den Besitzer der Münchner Wohnung weiterüberweisen. Natürlich bin ich vor Gericht gezogen, nächste Woche fällt Karlsruhe in letzter Instanz ein endgültiges Urteil in der Sache "Hürtgen vs. Untermieter". Sie können sich vorstellen, liebe Leserinnen und Leser, dass meine Sympathie nach dieser Erfahrung auch in der Sache Berliner Mietendeckel klar bei den Vermietern liegt. Wenn ich mir vorstelle, dass mich nicht nur ein einziger Untermieter terrorisiert, sondern ein ganzer Wohnblock voller Flegel und Verbrecher, wird mir ganz anders. Vielleicht überdenken ja auch Sie noch einmal Ihre Position und schreiben Ihrem Vermieter eine nette Postkarte.

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg