Meditation und Markt mit Dax Werner
If you can do it, you can make it!
Liebe Freunde der Beobachtung des aktuellen gesellschaftspolitischen Geschehens,
eines vorweg: Ich kann mir 2019 wenig Langweiligeres und Überflüssigeres vorstellen als die deutsche Fußball-Bundesliga und alles, was mit ihr zu tun hat. Für mich ist "die Liga" nichts anderes als ein komplett unnötiger Kostenfaktor im Haushalt von Bund und Ländern – Stichwort Polizeieinsätze – und einer der vielen Gründe, warum ich mich am Wochenende in keinen NRW-Regionalexpress traue.
Jetzt gibt es aber gerade wieder einen Skandal in der "BuLi", diesmal ausgelöst vom Schalke-04-Aufsichtsratsvorsitzenden und Wurst-Fürsten Clemens Tönnies. Ich hatte kurz überlegt, ob ich seine rassistischen Ausfälle beim "Tag des Handwerks in Paderborn" (was für ein Meme), die in ihrer stumpfdeutschen Blödsinnigkeit an die Causa Gloria von Thurn und Taxis (20 Jahre her!) erinnern, hier kurz rekapituliere, aber ich fand das albern und überflüssig – außerdem sind die drei Leser dieses Blogs hier eh durch die Bank Medienjunkies, die nichts verpassen! Spannender als das finde ich die Diskussionen um seinen möglichen Rücktritt.
Wenn inzwischen jeder drittklassige Sportredakteur "die Dinge vom Ende her denkt", spürt man’s dann doch überdeutlich: 14 Jahre Merkel haben etwas mit "dieser Republik" (Nils-Markwardt-Voice) gemacht/veranstaltet. Vor dieser Folie wundern auch die fast artistischen Verrenkungen aus dem Axel-Springer-Haus viel weniger. Da hat zum Beispiel Matthias Brügelmann zum Thema Tönnies in seine Tastatur getippt: "Entschuldigen kann man sich schnell, zurücktreten oder einen Scheck nach Afrika schicken auch – so schafft man den Rassismus aber nicht aus der Welt." Wodurch soll der Rassismus denn sonst aus der Welt geschafft werden, wenn nicht dadurch, dass Rassisten aus der Öffentlichkeit verschwinden?
Klaro, Rücktrittsforderungen schreiben sich heutzutage immer leicht von der Hand. Vielleicht liegt das auch daran, dass eh niemand mehr von irgendwas zurücktritt und diese Forderungen nichts mehr zu bedeuten haben. Und man ist ja auch selber nicht frei: Wer mal das Vergnügen hatte, in gemütlich-privater Runde über die unappetitliche Causa Christian Wulff zu diskutieren und dabei nie den verschwörerischen Halbsatz "Am Ende wegen einem Bobbycar" gedroppt hat, werfe den ersten Stein. Und vergessen wir eines nicht: Der wahre Bundespräsident der Herzen hat die Affäre mit harter Münze bezahlen müssen. Trotzdem, Wulff war nie der Typ, der einfach so aufgibt, deswegen hat er auch nach Feierabend mithilfe des großen Data Becker HTML-Buchs das Walt-Disney-Zitat "If you can dream it, you can make it" großflächig auf seine Homepage programmiert. Mysteriös bleibt nur, dass das Zitat im gesamten Internet etwas anders steht als auf dem 1&1-Server (Basic) von Wulff: Überall sonst heißt es "do it" statt "make it". Hat Wulff da etwa schon wieder geschludert oder einen klugen Metakommentar reinprogrammiert?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, trotzdem einstweilen liebe Grüße nach Hannover!
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