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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (50)

(Was bisher geschah)

Sekundenlang stand aufs neue alles still, dann setzte sich der Schwarze wie­der hin und behielt den Blick aber noch oben, derart seinen Machtanspruch über den Laden, dem er vorsaß, zu unterstreichen. Das Erstaunliche war nun, daß die zwei Delinquenten so gut wie gar nicht auf seine Vorhaltungen rea­gierten; das Mädchen sah ihn bloß an, aber nicht duellierend oder auch nur abschätzig, sondern bloß erstaunt, als habe man es aufgefordert, sich zu ent­kleiden.

Jetzt komm“, sagte der Junge, der, zu Kurtchens heller Überraschung, den Zwischenfall entweder versiert ignorierte oder aber gar nicht mitbekommen hatte, und Kurtchen wußte zwar, daß er selbst nicht wenig betrunken und überdies vor keiner halben Stunde vor einen Laternenmast gelaufen war, glaubte aber doch das Recht zu haben, sich über den ausbleibenden Skandal zu wundern. Daß heutzutage (Kurtchen, im Normalzustand, versuchte, die­ses Wort zu meiden, es klang ihm, bei aller Freude an vermeintlich alters­weiser Zeitkritik, dann doch zu arg nach Kissen im offenen Fenster, aber jetzt war es halt doch schon egal) dem Vernehmen alles möglich war und durchging, war bekannt, und war es ja nicht einmal durchgegangen, hier war ja, gottlob, endlich mal eine Rüge ausgesprochen worden, aber es war ganz sinnlos, es änderte nichts. Ja, die jungen Herrschaften schienen tatsächlich überhaupt nicht zu verstehen, was der Schwarze von ihnen wollte. Er hätte sie genausogut in seiner Muttersprache ansprechen können, und genauso sah das Mädchen, fiel Kurtchen auf, mittlerweile drein: mit diesem freundlich distanzierten Kannitverstan-Blick, den er selbst in Ländern, in denen man kein Englisch sprach, im Verkehr mit Einheimischen auflegte und den sich Kurtchen nach der Woche Paris vom vergangenen Jahr geradezu hatte abtrainieren müssen.

Von mir aus“, sagte das Mädchen, gab wie resignierend ihrem Begleiter ihre Getränkedose, auf daß er das Geschäft abschließend tätige, und verfügte sich ihrerseits an die Eistruhe, deren Inhalt sie, die Hände in den Taschen ih­rer Jeans, angelegentlich begutachtete, während der Junge, weiterhin ohne Regung, die Dosen zahlte.

Kurtchen legte die Konkret zurück ins Regal und machte, daß er fortkam, ihm war die Nähe des Mädchens unangenehm, und er wollte auch wirklich nicht wissen, was geschähe, wenn sie, den Mahnungen des Schwarzen zum Trotz, einfach weiterrülpste. Sein, Kurtchens, Bedarf an Sensationen war für heute gedeckt. Trotzdem wartete er, als er draußen war, auf die beiden, in­dem er sich hinter die in Richtung seiner Wohnung liegende Hausecke drückte, und mit einer seltsamen Befriedigung, die sich, kaum hatte er sein Versteck verlassen, in etwas Wehes auflöste, sah er, wie der Junge dem Mädchen, nachdem er seine Dose auf dem Bistrotisch geparkt hatte, die ihre öffnete und sie ihm hinhielt, und das Mädchen griff nach der Dose und hielt sie, mit ausgefahrenem Arm,

Auf dem Heimweg, dessen Schlußetappe Kurt­chen jetzt antrat, gab ihm das zu denken, bis ihn die Atemnot, die ihn zuver­lässig zwischen dem vierten und fünften Stock überfiel, auf andere Gedan­ken brachte. (wird fortgesetzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

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Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Nichts aufm Kerbholz

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Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
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