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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (30)

(Was bisher geschah)

"Ich glaube, ich gehe auch mal", sagte Fred, der damit nicht nur Petras Frage beantwortete, sondern, ohne es auch nur zu ahnen, in Kurtchens Kumpanenranking einige hundert Plätze einbüßte, denn mit Porno-Petra allein am Tisch zurückzubleiben war nun das gerade Gegenteil der Sorte Kneipenabend, deren Ziel die Vernichtung der Sorgen ist und nicht die Verwirrung der Gefühle. Er, Kurtchen, war ja keine siebzehn mehr, als man ausging in der Hoffnung, bei der Heimkehr noch verwirrter zu sein als vorher; er wollte, alles in allem und nach Jahrzehnten der Verwirrtheit, seine Ruhe, und soweit es ihn betraf, fanden Abenteuer in der Phantasie statt, wo sie hingehörten. Ich will, dachte Kurtchen, morgens wissen, mit welchem Gefühl ich abends ins Bett gehe. Sobald man gelernt hat, daß das nicht deprimierend zu sein braucht, sondern sehr beruhigend sein kann, will man das nicht mehr missen. Ich bin, dachte Kurtchen und war froh, durch derlei Denkerei noch ein Weilchen abgelenkt zu sein, ein Gefühlsbeamter. Emotionale Vorgänge mußten rechtzeitig angemeldet werden, damit das Schild „Schalter geschlossen“ rechtzeitig auf den Schreibtisch wandern konnte. Das Leben ist ein langer, ruhiger Nachmittag im abgedunkelten Büro der Abteilung für Regelmaß und Sinnfragen. Petra hätte wenigstens eine Nummer ziehen können; eine möglichst achtstellige. Warum hießen diese Frauen eigentlich alle Petra?

Wieder war es am Kartentisch ruhig, auf den war kein Verlaß, es war nicht einmal recht ersichtlich (genauer: erhörlich, dachte Kurtchen), ob dort überhaupt noch gespielt wurde. Kurtchen war jetzt in der Situation, in der man automatisch daran denkt, daß man nur mit wirklich guten Freunden schweigen kann; mit einer Schlafzimmerphantasie, die man sich grad noch ohne Unterwäsche vorgestellt hat, geht das nicht. Immerhin schien auch Petra von der Situation überrascht, sie hätte sich niemals alleine zu Kurtchen gesetzt; ihr Miteinander funktionierte nur über Bande, sie waren bloß bis an die Grenze des Interesses bekannt, das man daran haben kann, ein leeres Zugabteil miteinander zu teilen. Kurtchen sog Bier und grinste sinnlos, und er dachte an George und Elaine und wie sie, weil Jerry verhindert ist, zu zweit im Café sitzen und nicht wissen, was reden.

Weil er, professioneller Geheimnisbewahrer, der er war, nie danach fragen würde, würde Kurtchen nie erfahren, ob Petra die betreffende Seinfeld-Folge wirklich kannte; ob der rettende Einfall, der ihr kam, ihr eigener war oder abgekupfert. Es war auch nicht so wichtig, die Hauptsache war, daß er beiden aus der Verlegenheit half. Und sei's auch auf Kosten des abwesenden Dritten, Gernolfs.

"Eigentlich kein Wunder", begann Petra, schnappte sich eine Haarsträhne und begann, sie harmlos um den Finger zu wickeln, „daß er verschwunden ist. Schon viel eher ein Wunder, daß er sich überhaupt zu Fred gesetzt hat."

"Gernolf war zuerst hier", sagte Kurtchen, der sich wunderte, wie aus einer beinahe aussichtslosen Gesprächs- und Sozialsituation im Nu ein unterhaltsamer Abend zu werden versprach; und wie zum Zeichen, daß jetzt genug geschwiegen sei, ging am Kartentisch das Gebrüll wieder los und bekam jetzt etwas geradezu Viehisches. (wird fortgesetzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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Briefe an die Leser

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg