Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Wunderlicher Volksfreund

Rein statistisch habe ich noch 32 Jahre vor mir; macht ca. 1000 korrektheitskritische Aufsätze von der Art, wie sie gestern dem süddeutschen Kulturbeobachter Hilmar Klute gelungen ist und wo es um die Unmöglichkeit ging, „ganz normal miteinander zu diskutieren“, weil die „Sprach-Türsteher“ jedes Wort „fünfmal in Watte packen“ und den anderen daraufhin „der sprachliche Tabubruch ein tägliches Fest ist“: „Die Begriffe werden wie Falschgeld unters Licht gehalten. Wer Zuwanderer mit Migranten verwechselt, hat schon den ersten Schritt in Richtung Denunziation unternommen, und wer sich im Begriffsgeflecht ,Asylant’ und ,Asylbewerber’ verstrickt, darf, wenn er Glück hat, als ahnungsloser Tölpel bestaunt werden.“ Und da weiß Klute freilich, wovon er spricht. Trinkt er jetzt auch noch? Oder ist das ein Versuch, sich im Geflecht von Ironie und höherer Bedeutung zu verstricken?

„Es ist auch ein elender Krampf, jegliche Wendung, welche die Stellung von Menschen in einer Gesellschaft beschreibt“, wie z.B. Bimbo, Fotze oder Schwuli, „unter Schutzatmosphäre zu verpacken. Wer jedem auf die Finger haut, der ein Wort verwendet, das möglicherweise diese oder jene Gruppe verletzten könnte“, zu der der Klute, versteht sich, nicht gehört, „macht sich zum Parkwächter eines logozentrischen Ideengartens: Sage mir, wie du das Wort ,Migrant’ benutzt, und ich sage dir, ob du dich schämen mußt oder weiterreden darfst.“ Bloß daß die Opfer von Klutes Parkwächtern gar nie „Migrant“ sagen, sondern „Asylantenpack“ oder „Gesindel“.

„Aber Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewußter ich mich ihr überlasse.“ Klemperer, 1947

„Daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit angeblich verschweigen oder verzerren würden – diese Ansicht teilen inzwischen auch Bürger, die sich nicht oder noch nicht radikalisiert haben. Sie werden bestätigt durch öffentlich zur Schau getragene Bedenkenträgerei.“ Denn zuerst ist der Mensch hilfreich und gut, dann kommen die Bedenkenträger von links, und dann werden die guten Menschen vor lauter Wut zu Nazis. (Und wo wir schon beim Bedenkentragen sind: „Daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit angeblich verschweigen oder verzerren würden“ ist keine Formulierung, die, wenn ich was zu sagen hätte, zur Arbeit in einer überregionalen Qualitätszeitung berechtigen müßte, lautet der Argwohn doch schlicht, daß Fernsehsender, Zeitungen und Magazine die Flüchtlingswahrheit verschweigen oder verzerren, und nicht, daß sie's angeblich tun bzw., doppelt falsch, sogar angeblich täten/tun würden.)

Und also sind nicht etwa zuerst die Ressentiments da, die sich die eine Partei mehr als die anderen zu kitzeln traut, weshalb diese Partei dann zweistellige Wahlergebnisse erwarten darf, nein: „logisches und faktisches Prius“ (Ernst Nolte) ist die politische Korrektheit (als Bitte, über rassistische, sexistische oder sonstwie gewalttätige Verwendung von Sprache einmal nachzudenken), über die sich der Ku-Klux-Klan, im Grunde mehr so was wie eine friedliche Interessenvereinigung, dann (zu Recht!) derart aufregt, daß wieder der Neger am Baum hängt und nicht der Afroamerikaner. „Den Tabubruch“, weiß hingegen Klute, „kann man gelassen aushalten“, wenn man nicht gerade Asylant ist, dem der Tabubruch als Stein oder Molli um die Ohren fliegt; „man kann ihn als Erkennungsmerkmal wunderlicher Volksfreunde begreifen und ihn zum Anlaß nehmen, diese Leute lächerlich und damit kleiner zu machen“, was in Klutens Kreisen funktionieren mag, am Stammtisch, wo man gerade noch darauf gewartet hat, von linksliberal maskierten Volksfreunden lächerlich gemacht zu werden, eher nicht.

Und gerade weil (!) die AfD vor hohen Gewinnen steht, „wäre es eine kluge Übung zu sagen: Hört euch an, was sie sagen, wie sie es sagen, und denkt bitte daran: Es handelt sich bei ihnen um bizarre Politikdarsteller ohne Macht und Mandat. Und das sollten sie unbedingt bleiben.“ Denn auch den Klute gibt es ja nur als Lärm, den er produziert; wie zu Tucholskys Zeiten die bizarren, lächerlichen Politikdarsteller dann aber durchaus noch zu Macht und Mandat kamen, und „von denen, die damals lachten, lachen unzählige nicht mehr. Die jetzt noch lachen, werden in einiger Zeit vielleicht auch nicht mehr lachen“ (Hitler). Und das gönne ich nicht mal dem Klute, jedenfalls weniger als ein Schlußwort in eigener Sache: „Ist es nicht besser, seltsame Menschen reden seltsames Zeug, anhand dessen man sie identifizieren kann?“

Wenn Sie mich fragen: nein.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Empfehlung für die Generation Burnout

Als eine günstige Methode für Stressabbau kann der Erwerb einer Katzentoilette – auch ohne zugehöriges Tier – mit Streu und Siebschaufel den Betroffenen Abhilfe verschaffen: Durch tägliches Kämmen der Streu beginnt nach wenigen Tagen der entspannende Eintritt des Kat-Zengarteneffekts.

Paulaner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg