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TITANIC Meinung: Dummheit und Scholz

von Michael Ziegelwagner

Polit-Deutschland rotiert. Früher als erwartet ist die Katze aus dem Haus und geht uns auf den Sack: Olaf Scholz, der uncharismatische Kommisskopf aus Hamburg, der eiskalte Finanzclown mit dem Herz aus Geld, der Deus cum-ex machina der SPD, führt seine Partei in die nächste Bundestagswahl. Was noch vor drei Jahren, zu Schulz-Zeiten, wie ein dummer Schreibfehler gewirkt hätte, der uns ein U für ein O vormachen möchte ("Ulaf"), ist nun bittersüße Realität. Kanzlerkandidat Scholz. Wie konnte es soweit kommen?

Experten wie ich sind längst im Bilde. Denn die Antwort, warum es Scholz und kein anderer werden musste, ist simple Mathematik. Bzw. simples Alphabet: Seit 26 Jahren sucht die SPD ihr Heil darin, immer und immer wieder Männer mit einem S vornedran zu nominieren – Scharping, Schröder, wieder Schröder, nochmals Schröder, Steinbrück und Steinmeier, Schulz und Scholz. Das habe ich bereits 2017 in einer vielbeachteten Analyse nachgewiesen, die Sie jetzt noch einmal aufmerksam lesen und sich auf der Hirnrinde zergehen lassen können.

Die Wahrheit ist: Aus dem S-Dilemma gibt es keinen Ausweg. Die lähmende Angst, sich für den falschen Buchstaben zu entscheiden, sitzt der Sozialdemokratie bis in alle Ewigkeit tief im Nacken. Und es wird immer schlimmer. Ein Blick zurück: Mit Schröder lief es anfangs gut, danach passabel, beim dritten Mal so lala – warum das Erfolgsrezept ändern? Entsprechend strukturkonservativ die Entscheidung, den glücklosen Steinmeier (2009) im nächsten Anlauf durch einen anderen, ähnlich klingenden Steintypen zu ersetzen (2013). Jetzt, da es eigentlich das Jahrhunderttrauma Schulz (20,5%) zu verarbeiten gälte, scheint das Risiko, ganze Silben auszutauschen, zu groß: Nur ein winziger Vokalwechsel durfte es sein. Nächtelang tagten die Gremien, um bei Tag zu nächtigen; erwogen Schülz, Schalz und Schælz und ersetzten am Ende das mutlos unmusische U durch ein stolz strotzendes O. Ottos Mops kotzt formlos: "No-go."

Ist damit der Drops gelotscht? Mal langsam. Scholzens Chancen sind tadellos, ja nachgerade glänzend. Eine große Überraschung, wenn man diesen Artikel bis hierher gelesen hat! Denn ausgerechnet jetzt begeht auch die Union den Kapitalkardinalfehler, sich mit einem S-Kandidaten ins eigene Knie zu manövrieren. Scholz/Söder, Scho/Sö – die Chosö verspricht, interessant zu werden. Denn wenn die Union je gegen einen S-Mann aus der SPD verlieren sollte, dann mit einem S-Mann aus Bayern. Ob Strauß gegen Schmidt oder Stoiber gegen Schröder: Die Kombination SS ist in Wahrheit Scholzens einzige Chance. Ihm könnte ein coup de grâce gelingen, der seinesgleichen sucht.

S ist, was S ist, sagt die Liebe bzw. der Erich Fried. Die Zeichen der Zeit stehen auf fünf vor zwölf. Dass die Ära dummer Wortspiele vorbei ist, haben Norbert Walter-Boring und Saskia Eskimo mit schaumschlägerischer Sicherheit erkannt, als sie ihren Kandidaten aus der Traufe gehoben haben. Sollte es schiefgehen, bleibt der SPD immer noch das Exil. Wobei, ins Exil soll man ja derzeit nicht, wegen Corona.

Dann also doch gewinnen. Alles Gute, SPD!

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 Mmmh, Futterparadies Frankfurt a. M.!

Du spielst in einem Feinschmecker-Ranking, das die Dichte der Michelin-Sterne-Restaurants großer Städte verglichen hat, international ganz oben mit: »Laut einer Studie des renommierten Gourmet-Magazins Chef’s Pencil teilen sich in der hessischen Metropole 77 307 Einwohner ein Sterne-Restaurant.«

Aber, mal ehrlich, Frankfurt: Sind das dann überhaupt noch echte Gourmet-Tempel für uns anspruchsvolle Genießer/innen? Wird dort wirklich noch köstlichste Haute Cuisine der allerersten Kajüte serviert?

Uns klingt das nämlich viel eher nach monströsen Werkskantinen mit übelster Massenabfertigung!

Rümpft blasiert die Nase: die Kombüsenbesatzung der Titanic

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster