Dax Werners Debattenrückspiegel KW 21
Liebe Leser:innen,
es war der erste heiße Tag in diesem Jahr, ich spazierte gut gelaunt durch den Kölner Grüngürtel als ich eine Gruppe junger Studierender entdeckte, die "es" spielten: Spikeball. Ich hatte zwar schon davon gehört, live miterleben durfte ich es jedoch noch nicht. Und just in diesem Augenblick kam mir die Idee für die heutige Kolumne: Ein Listicle, in der wir gemeinsam die derzeit gängigen Freizeitsportarten bewerten. Was ist cool und angesagt, was darf in die Tonne? Lasst es uns herausfinden!
Bouldern:
Ein inzwischen absolut etablierter Freizeitspaß mit gut ausgebauter Infrastruktur in ganz Deutschland. Zieht seinen Reiz vermutlich daraus, dass man kurz abtauchen kann und sich für ein, zwei Stunden wie Reinhold Messner 1970 auf dem Nanga Parbat fühlen darf. Für mich das Go-Kart-Fahren des Bergsteigens, was mich jedoch daran nervt ist, dass am Ende niemand verliert. 6/10
Flunkyball:
Das Wort "Bouldern" versprüht durch die weichen Konsonanten und die wohlklingende ou-Kombination eine extrem anziehende Aura – "Flunkyball" markiert das exakte Gegenteil davon und macht genauso viel Spaß, wie es klingt. Eine obszönes Trinkspiel mit dem simpelsten Regelwerk, das mir je untergekommen ist. Beliebt bei Studierenden der Geisteswissenschaften von der Erstiwoche bis zum Master sowie die vielleicht schlimmste Festival-Angewohnheit. Wirkt dabei so cool wie eine Oktoberfest-Eröffnung in der Käfer-Wiesn-Schenke zwischen Philipp Lahm und Jens Jeremies. Für mich der kleine JGA in der Düsseldorfer Altstadt. 1/10
Wikingerschach:
Für uns lässigen Millennials, deren Synapsen durch StudiVZ, Instagram und Mastodon inzwischen komplett zerfräst sind, eine niedrigschwellige Alternative zum Spiel der Könige, für das wir weder über die notwendige Konzentrationsfähigkeit noch die intellektuelle Kapazität verfügen. Eben ein Spiel für Menschen, die wissen, wo ihr Platz im Leben ist. Denn hier geht es einzig und allein darum, Holzblöcke mithilfe anderer Holzblöcke umzuwerfen. Entspannend, gesellig und trotzdem eine Sache, bei der ich völlig übertriebenen Ehrgeiz entwickeln kann – so geht Outdoorspiel! Ich empfehle Wikingerschach trotzdem nur in abgelegen Parks oder Gärten mit Sichtschutz. 7/10
Scootern:
Auch bekannt als Limen. Hat eine Weile gebraucht, bis Scootern es in die Mitte der Gesellschaft geschafft hat, inzwischen kann ich mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Wann immer es geht, buche ich ein Gefährt und erkunde damit die Stadt: Weltgewandt, nachhaltig und mit gut und gerne 20 Stundenkilometern unter den Schuhen. 10/10
Frisbee:
Der Klassiker, der zwar ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, jedoch auch signalisiert, dass man auf aktuelle Trends herzlich wenig gibt, und Traditionen zu schätzen weiß. Ich kann mir zum Beispiel Joe Laschet gut beim Frisbee vorstellen. 3/10
Hacky Sack:
Sorry, das muss nun wirklich nicht sein. 0/10
Spikeball:
Mal wieder einer dieser Fälle, in denen ich ein Outdoor-Spiel zunächst mit jeder Faser meines Seins verachte, bis ich es dann selbst ausprobieren darf. Letzten Sonntag war es soweit und was soll ich sagen: Ich habe mich verliebt – und spiele inzwischen mit einem selbst gegründeten Team in der Wilden Liga Köln Süd. Achtung: Trotzdem ein Spiel mit bedenklich hohem Single-Männer-Anteil. Daher: 9/10
Alles Gute und einen schönen Sonntag: Euer Dax Werner
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