Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Nach vielen Jahren ganz neu aufgerollt:
Der geheimnisvolle Fall der toten dicken Männer in ihren Wägelchen (2. Teil und Schluß)
Mit der Zeit begriff ich, daß ich unmöglich alle Richtungen gleichzeitig kontrollieren konnte. Ich bekam Angst, hinter meinem Rücken könne Wichtiges geschehen, ich stellte mir vor, ganze Kolonnen dicker toter Männer wälzten sich bergab, ohne von mir bemerkt zu werden. Infolgedessen begann ich, mit dem Wägelchen hektisch im Kreis herumzukurven. Schneller und immer schneller rotierte ich, das Ergebnis war unbefriedigend. Ich zog die Bremse. Es galt, scharfsinnig zu sein. Ging es bei den dicken toten Männern überhaupt um Mord? Als erfahrener Kriminalist wußte ich: Zu einem Mordfall gehört immer, daß die Kleidung des Opfers in einiger Entfernung fein säuberlich gefaltet auf einem Stapel liegt. Somit drängte sich der Schluß auf, im Falle der toten dicken Männer könne deren Kleidung gar nicht irgendwo liegen, denn sie kamen ja stets in blauen Anzügen unten an. Und prompt fand ich hinter einem Felsklumpen einen blauen Anzug. Unbekleidet, wie ich war, zog ich ihn ohne weitere Umstände an. Er paßte mir ganz gut. Nun hatte ich den Beweis, daß hier kein Verbrechen vorlag, sondern etwas anderes. War ich als Oberkommissar überhaupt dafür zuständig? Lange passierte nichts, der Tag verging, die Nacht verging, aber dann, bei einem schwierigen Trinkmanöver im Morgengrauen, löste sich für immer die Bremse an meinem Wägelchen, und ich rollte zu Tal. Ich war außer mir, es gab keine Hilfe und kein Halten, sogar die Flasche ließ mich im Stich, indem sie, noch halb voll, feige von meiner Hand abfiel. Aufgedunsen und mehr tot als lebendig kam ich unten an. “Schon wieder einer!” wurde gerufen.
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