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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Eine sehr schöne Detektivgeschichte (Schulbuchlektüre)

Detektiv Brimlock war blind, gelähmt und komplett blödsinnig, deshalb konnte er auch keinen einzigen Fall lösen. Seine Detektei ging, wie sich denken lässt, nicht besonders gut. Seit Jahren war die Miete für das Büro überfällig, Strom, Gas und Telefon waren längst abgestellt worden. Hätte Lelia Rifkin, die Sekretärin, nicht alle Tage Strom, Gas und Telefon von zu Hause mitgebracht, wäre der Betrieb gänzlich zusammengebrochen. Ein Gehalt konnte der Detektiv seiner Sekretärin natürlich nicht zahlen, und sie musste sich ihren Unterhalt verdienen, indem sie nach Feierabend teure Knochen ausgrub. Brimlock interessierte sich ausschließlich für seine Bassetthörner, die er sich jedoch genauso einbildete wie die Misslichkeit, dauernd ums Leben zu kommen. Ungezählte Male spielte sich tagtäglich folgende Szene ab:
»Rifkin! Rifkin! Kaufen Sie mir schnell ein Ersatzleben! Mein Gott, dauernd komm ich ums Leben! Gehen Sie, Rifkin, gehen Sie! Mein Gott, wenn ich in dieser bösen Zeit meine Bassetthörner nicht hätte! Und sehen Sie, Rifkin!« Die Sekretärin machte pflichtschuldigst kehrt, um sich anzusehen, was der Chef ihr zeigen wollte.

»Hier, Rifkin: meine Bassetthörner. Die sind nicht aus Hartgummi. Meine Bassetthörner sind nicht, wie heute üblich, aus Hartgummi, sondern aus hochdruckgepressten Fischresten. Und, Rifkin, sie haben umstrittene Siemens-Mund­stücke mit Ziegenmelkermehl-Intarsien, wenn ich das einmal in der Maske einer halb liegenden Kommissarin hinzufügen darf.« Er kam schon wieder ums Leben, Lelia Rifkin mußte sich mit der Beschaf­fung eines Ersatzlebens ganz schön beeilen.
»Besser wird es sein«, rief der blinde, gelähmte und komplett blödsinnige Detektiv ihr nach, »wenn Sie gleich einen ganzen Arm voll Ersatzleben auf Vor­rat kaufen, Rifkin. Kaufen Sie einen ganzen Arm voll Ersatzleben auf Vor­rat. Aber machen Sie schnell!« Rifkin hatte kaum den Raum verlassen, als Brimlock kreischte:

»Halt! Halt! Rifkin! Warten Sie! Mich befallen kuhgroße Zweifel. Was, wenn bei dem Ersatzleben-Vorrat, wie's der Zufall will, das Verfallsdatum zu knapp sitzt? Ausgerechnet dann komm ich garantiert wochenlang nicht ums Leben. Nein, kaufen Sie nur ein Ersatzleben, Rifkin, nur eins. So, wie ich's ursprünglich bestellt habe. Aber machen Sie schnell!« Lelia Rifkin pflegte sich sodann in die kleine Teeküche zurückzuziehen, um ihrem Chef einen Tee mit Sauerbraten-Aroma zu kochen. Den gab sie ihm gegenüber als Ersatzleben aus.
Nach dem Einschlürfen des Ersatzlebens lag Brimlock völlig mente captus da und träumte, Rifkin habe ein musikalisches Collegium ausfindig gemacht, bei dem er als Bassetthornist mitwirken konnte. Natürlich dachte er gar nicht da­ran, vorher zu üben. Ihn hatte von jeher die ideelle Seite des Musizierens mehr interessiert denn die praktische. Handwerk war ihm zuwider. Zum Vorspiel­ter­min fuhr Brimlock mit einer auf Kufen montierten hochbeinigen Holzkiste, hinter der er auf einer Bank saß. Mittels zweier vor ihm aus der pultartigen Kistenoberseite ragender Steuerknüppel manövrierte er das Vehikel. In der Kiste lagen seine Bassetthörner. 

Das Collegium traf sich freitagabends im Jagdschloss des Oberförsters. Von zwei Dienern in den Musiksalon geleitet, gewahrte Brimlock im Schein der Tranlampe eine Gesellschaft von haarigen Berserkern. Sie keuchten und schno­ben wildbewegt. Zuerst war es dem Neuankömmling nicht möglich, sie zahlenmäßig zu erfassen bzw. auseinanderzuhalten. Wo hörte das Tranlicht auf, wo begannen die Physiognomien der Versammelten? Brimlock begriff nur, wie unterentwickelt seine Frisur war (vom langen Liegen). Er fasste sich ein Herz und klappte die Holzkiste auf. Mit fester Stimme sprach er:
»Hier, Herrschaften: meine Bassetthörner. Die sind nicht aus Hartgummi, wie heute leider üblich. Nein, meine Bassetthörner sind aus hochdruckge­preß­ten Fischresten. Und, geschätzte Anwesende, sie haben umstrittene Siemens-Mundstücke mit Ziegenmelkermehl-Intarsien.«

Letzteres hatte er, wie gewohnt, in der Maske einer halb liegenden Kommis­sarin gesagt. Dann sei es ja gut, wurde einstimmig geantwortet. Es schlossen sich ausführliche Erörterungen an, ob Musik sechseckig oder würfelförmig sei. Darüber verging die Zeit, vorzuspielen brauchte der Detektiv nicht. Die übrigen Mitglieder des Collegiums schätzten die praktische Musikausübung ebenso wenig wie er. In langen, mit Begeisterung geführten Gesprächen entwickelten sie unerhörte Theorien und gerieten außer sich. Brimlocks Frisur durchlief paradoxe Stadien einer konvulsivischen Metamorphose. Er erwachte mit dem Gefühl, schon wieder ums Leben zu kommen.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
07.12.2023 Bad Homburg, Kulturzentrum Englische Kirche Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige
09.12.2023 Leipzig, Kupfersaal Martin Sonneborn mit Gregor Gysi
10.12.2023 Kassel, Bali-Kino/Kulturbahnhof Gerhard Henschel
10.12.2023 Frankfurt, Elfer Ella Carina Werner