Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Vatis Fragen

Ich war ja neulich schon mal fast einverstanden, mindestens versuchsweise oder theoretisch, aber das ist ja, mit Benn, immer das Problem, daß man zwar Arbeit hat, aber nicht dumm ist. Oder jedenfalls nicht dumm genug, nämlich so dumm, am Bahnhofskiosk die „ekelhafte Abiturientenzeitschrift Neon“ (d. Verf. 2013) zu kaufen und einverstanden durchzulesen, statt wieder mal nur im Bahnmagazin entsetzt das Cover von der Neon-Reklame runterzufotografieren: „Sommer jetzt! Wohin wir fahren (Sylt), was wir tragen (Bikini), was wir lieben (Fahrräder)“.

Achach.

Ich bin ja immer ein großer Verehrer dieser perfiden Ranwanz-Pseudofragetechnik gewesen, wie sie Neon zur Perfektion getrieben hat: „Wohin führt mich das Leben? Nie war die Antwort ungewisser. Wie wir lernen, uns trotzdem für den richtigen Weg zu entscheiden“, und wenn an dieser Stelle neulich erst vom Zeit-Studienführer die Rede war, der sich gar nicht mehr an die angehenden Damen und Herren Studenten, sondern an deren Eltern wendet, dann hat Neon dieses bereits jugendliche Sichfügen in ein Leben als ewiges, niemals zu überwindendes Abhängigkeitsverhältnis präformiert.

„Und wenn du keine Antwort hast: / Stolz auf die offenen Fragen.“ Flowerpornoes, 1994

Denn die Fragen, die hier so unaufhörlich aufs Publikum niederregnen, sind ja im Ernst gar keine, allein schon des autoritär-vereinnahmenden, aufs zynischste verschleimten „wir“ wegen. „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“ lautet bekanntlich Kants zentraler Fragenkatalog, wie ein Wir ohne Ich ja bloß Faschismus ist. Auch die Stelle aus dem Kommunistischen Manifest wird ja gern falsch zitiert, weil der Realsozialismus es auf dem Weg zur freien Assoziation nur bis zum Kollektiv geschafft hat: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ – und nicht etwa umgekehrt. Die freie Entwicklung eines jeden ist die Voraussetzung für das freie Ganze. (Daß mit dieser freien Entwicklung nicht die Freiheit zum SUV-Fahren gemeint ist, sondern eine, die Unerpreßbarkeit zur Voraussetzung hat, sei hier nicht noch mal ausgeführt.)

„Was soll ich tun?“ ist eine gute und vollauf legitime Frage, noch in der Leninschen Verkürzung: „Was tun?“ Wohin mich mein Leben führt, ist als Frage dagegen wieder unvergleichlich verkehrt, denn wenn ich das erst einmal akzeptiert habe, daß mein Leben mich führt und nicht ich mein Leben, ist die Voraussetzung schon falsch und gibt es nichts mehr zu lernen. Außer vielleicht, daß eine „richtige Entscheidung“, „uns“ betreffend, wieder nur eine vorgekaute ist, idealerweise von Leuten, für die ich Kunde bin und bleiben soll und sonst gar nichts.

„Wohin wir fahren (Sylt), was wir tragen (Bikini), was wir lieben (Fahrräder)“ – „wer ist wir? Ich sicher nicht!“ (Polt). Dafür alle anderen, die nichts dagegen haben, daß Vati entscheidet, wohin es in den Urlaub geht. Und zwar jedes Jahr. Für immer.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.05.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
05.05.2024 Magdeburg, Factory Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hannover, Pavillon Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.05.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner