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Überschätzte Lebensmittel (XXIV)

Heute: Spargel

Dieser Tage kommen sie wieder aus ihren Höhlen: die Spargelesser. Einst ein Arme-Leute-Essen, auf das der Bauer in Zeiten von Mißernte zurückgriff, und auch nur dann, wenn schon jeder Mehlwurm verzehrt war, jede Heuschrecke verspeist und sich partout keine Ratte in die selbstgebastelte Falle verirren wollte, ist Spargel, als barbarischer Ausreißer des Zivilisationsprozesses, auch in der mittleren und gehobenen Küche salonfähig geworden. Unter dem Deckmantel der Kultur frönen Menschen, die man in anderem Kontext sonst durchaus für zurechnungsfähig und vernunftbegabt halten würde, jener bizarren Leidenschaft und geben sich schamlos dem Spargelessen hin. Nicht selten wird zuvor scheinheilig die halbe Weinkarte vorgekostet und nebenbei ein flapsiges Schwätzchen mit dem Sommelier gehalten um öffentlich den Anschein der Genußfähigkeit und Kultiviertheit zu erwecken, nur um sich im Anschluß die bitteren, fasrigen Holzstöcke aus dem dunkelsten Erdreich in den Wanst zu schlagen. Um die Stangengewächse mit seinen gichtigen Fingern und seinem fiebrigem Eifer überhaupt ohne Würgen herunter in den Saumagen zu bekommen, benötigt der Spargelesser die typische Sauce Hollandaise als schleimiges Schmiermittel für Rachen und Speiseröhre. Wem sein Schamgefühl noch nicht gänzlich abhanden gekommen ist, der versucht den Spargel meist unter einer auffallend unauffälligen Schicht Schinken vor der Außenwelt zu verstecken. Ohnehin dienen dem Spargelesser sämtliche Beilagen in seinem virtuos eingeübten Vexierspiel mit Messer und Gabel einzig der Ablenkung, Vertuschung und Relativierung seiner primitiven Gelüste und seines übermenschlichen Verlangens, das nur eines kennt: Spargel, Spargel, Spargel! Möglichst viel Spargel! Spätestens beim Toilettengang nach dem Essen jedoch fällt selbst die beste Fassade, und der Spargelesser wird enttarnt, woraufhin er für gewöhnlich in einem späten Anfall von Reue, schnellen Schrittes von dannen schreitet. So verstörend Auftritte wie diese auch sein mögen, beschränken Sie sich doch größtenteils auf die Frühjahrsmonate während der Spargelsaison, den Rest des Jahres zieht sich der Spargelesser in sein dunkles Kämmerlein zurück und lebt vom Lutschen eingefrorener Spargelstangen, bis es ihn im nächsten Frühjahr wieder hinaustreibt. Genuß geht anders!

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Überschätzte Lebensmittel (XXIII)

Heute: Flammkuchen

Mit Einzug des Frühlings stehen sie wieder in ihren rollenden Slumhütten (Très chic!) oder silberfarbenen Retro-Citroen-Transportern in Wellblech-Optik auf den Marktplätzen und Jahrmärkten des Landes herum, um ihre mit dem Bleinudelholz auf Nanometerstärke ausgewalzten, hoffnungslos überteuerten Weißmehlpampefladen unters kulinarisch unkundige Volk zu bringen: die Flammkuchen-Betrüger. Billigste Klischees bedienend, kleben sich diese Halunken falsche Schnurrbärte an, setzen sich Made-in-China-Baskenmützen auf die Rüben und delektieren sich an den mit derart anspruchslosem Handfraß eingefahrenen Riesengewinnen. Besonders dreiste Exemplare unter diesen Gaunern offerieren gar Tiefkühlware vom Discounter, zu erkennen an der kreisrunden Form der Fladen und der darauf geklatschten Analog-Crème-fraîche, meist bestehend aus billigem Rasierschaum oder Moltofill. Schlauere Betrüger täuschen Eigenherstellung vor, indem sie unregelmäßig ausgestanzte Teigrohlinge vom Großhändler belegen und weiterverticken. Übrigens: Der einzig zulässige Belag für Flammkuchen besteht aus Zwiebeln und Speck, Paprika ist beim "Flammkuchen klassisch" bereits zuviel! Weil davon natürlich niemand satt wird, finden sich häufig Bißspuren auf den Servierbrettern. Dazu trinkt man übrigens Weißwein, auf keinen Fall Bier, denn das ist der zwingende Begleiter zur Pizza! Fun Fact zum Schluß: Der Flammkuchen wurde von Soldaten der französchischen Fremdenlegion erfunden, die ihn mit Flammenwerfern zubereiteten, daher der Name. "Guten" Appetit!

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Überschätzte Lebensmittel (XXII)

Heute: Oliven

Wer am Abend Gäste empfängt und etwas auf sich hält, macht sich die Haare, reinigt seine Genitalien, kühlt den feinen 5-Euro-Weißwein und stellt gut sichtbar mitten ins Wohnzimmer ein Schälchen Oliven. Oliven, Oliven, Oliven! Wird schon keiner was sagen. Die Wahrheit: Es TRAUT sich keiner etwas zu sagen! Weil Oliven heute so hoch im Kurs stehen, wie der Egon-Schiele-Druck an der Altbauwohnungswand hängt. Und kein Mensch weiß, warum. Am Geschmack kann es nicht liegen, das Zeug ist fruchtgewordenes Salz. Jedoch ohne wertvolles Jod und Fluorid! In der Steinfrucht Olive steckt natürlich ein Kern, der einem beim Draufbeißen locker den Kiefer bricht. Doch von Warnhinweisen auf Olivengläschen will selbst bei der EU keiner was wissen. Wenn die Olivenindustrie doch mal ein Einsehen hat und die Steine entfernt, dann nur, um noch größere Gemeinheiten in das frivole Früchtchen zu stopfen: stinkenden Knoblauch, faden Tomatenkram oder kaugummifrischen Zitronenfrischkäse. Es ist alles ein riesiges Verbrechen. Die Hintermänner sind – na klar! – irgendwelche schmierigen Südländer: Italiener, Spanier usw., die sich die Taschen gewaltig vollmachen. Vom ebenfalls arschbeliebten Olivenöl gibt es übrigens noch schlimmeres zu berichten, doch wer das wagt, wird von der Cosa Nostra geholt.

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Überschätzte Lebensmittel (XXI)

Heute: Rucola

Ein Gorilla lernt, so heißt es, durch mimetisches Verhalten, durch die Nachhahmung älterer, erfahrenerer Affen, zwischen bis zu 200 genießbaren Pflanzenarten zu unterscheiden und die giftigen und ungenießbaren in weiser Voraussicht zu verschmähen. Was hingegen macht der Mensch? Noch im 21. Jahrhundert verdirbt er sein Essen mit dem Ungenießbarsten, was die bisweilen garstige, ja regelrecht verachtenswerte Natur einst wohl aus reinster Schadenfreude hervorbrachte: Rucola. Weil als Brechmittel nicht zugelassen (zu starke Wirkung), suchten Pharmakonzerne andere Möglichkeiten, das Kotzkraut unters Volk zu bringen und spekulierten schon damals auf die Wesensverwandtschaft der Menschen zu den Affen. Mit Erfolg. Über wenige Generationen hinweg haben Rucola-Gewächse einen zerstörerischen Siegeszug hingelegt, der in dieser Form nur damit erklärbar ist, daß sich zahlreiche Menschen durch jahrelange Nachhahmung um den Geschmack und nicht selten auch sprichwörtlich um den Verstand gegessen haben.

Daß Rucola gerade in Deutschland kaum auf kulturellen und moralischen Widerstand stößt, verwundert nicht weiter, haben die Vorfahren und Vorbilder der Deutschen, die Germanen, doch bereits anno dazumal Rucola verwendet, in dem Glauben, ein Potenzwunder in ihren groben Wichs-Pranken zu halten. Rucola ist teuflisch, gerade in seiner Vielfältigkeit. Rucolasalat, das ist blattgewordenes Leid, Sinnesfeindlichkeit mit Dressing, die wahre grüne Hölle. Alle Nachsagungen angeblich gesundheitsfördernder Eigenschaften des Krauts sind als blanker Hohn zu verbuchen und nichts anderes als in kulinarisch-medizinische Sophisterei gepackte Menschenverachtung. Denn merke: Wen nur noch Rucola am Leben halten kann, der ist mit dem Tod gut bedient.

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Überschätzte Lebensmittel (XX)

Heute: Auberginen

Die Aubergine verdankt ihre schäbige Existenz einzig und allein dem nach ihr benannten Farbton. Nicht violett, nicht dunkelblau, weder Fisch noch Fruchtfleisch. Anders jedoch als die sich zurecht hoher Beliebtheit erfreuende, sonnenverwöhnte wie vitaminreiche Orange, sucht uns die ordinäre Aubergine mittels ihrer glänzenden Oberfläche über die darunter befindliche vollkommene Geschmacklosigkeit hinwegzutäuschen! So ist es wohl allein der hierzulande weit verbreiteten und bedingungslosen Verküchengötterung des Mittelmeerraumes und seiner Eßtraditionen zu verdanken, daß dieses fade Gemüse überhaupt auf unseren zentraleuropäischen Tellern Platz finden konnte. Wer schon einmal Ratatouille gekocht hat, weiß zudem: Die Aubergine schluckt Unmengen Olivenöl!

Gut vierzig Jahre braucht ein Baum, bis er die ersten Früchte trägt, und dann geht die halbe Ernte für dieses in seiner Gier nach Öl allenfalls noch von einem amerikanischen Straßenkreuzer der frühen fünfziger Jahre übertroffene Parasitengemüse drauf! Dabei ist es extrem wichtig, den Körper auf diese Weise von innen mit dem Öl einzuschmieren, denn die Aubergine, man sieht's ihr ja schon an, absorbiert Unmengen an UV-Licht, würde einen somit sonst von innen komplett verstrahlen, diese hinterhältige Drecksau! Zu guter letzt ein Wort zum deutschen Sommervergnügen Nr. 1: Die gegrillte Aubergine, mit ihren charakteristischen Roststreifen, ist so ziemlich das Abartigste, was der Mensch seit der Entdeckung des Feuers an "Kulinaritäten" hervorgebracht hat. Selbst Vegetarier sollten nach dem Verzehr dieses widerwärtigen Gaumengrauses rückfällig geworden sein – oder sich nach einer schönen rohen Kohlrabiknolle sehnen.

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Überschätzte Lebensmittel (XIX)

Heute: Marmorkuchen

Am Marmorkuchen verzweifeln selbst hartgesottene Optimisten. Wenn das Leben dir Marmorkuchen gibt, mach Saft daraus. Aber nicht einmal diese Möglichkeit hält das Höllengebäck bereit, ist es doch in seiner Zusammensetzung die Ansammlung an trockenster und lebensfeindlichster Materie, die der Urknall einst hervorgebracht hat. Als Apple-Crumble der Generation Trümmerfrau, einem aus Resten an allem Vorrätigen (für gewöhnlich Sand und Rindenmulch) zusammengemischten Pseudokuchen, zerstört er heute noch Geschmacksnerven und Träume, ist giftige Nessel von Schwiegermüttern und traurige Realität eines jeden evangelischen Kirchenflohmarkts. Ein Kuchen, der Hoffnung raubt. Wird, zwischen Luftballons und Kinderlachen, der Marmorkuchen von irgendeiner "Tante" zweifelhafter Verwandtschaftsbeziehung serviert, holt er selbst das glücklichste und in Freude und Wohlgefallen am Leben gelöste Geburtstagskind aus dessen rosa Wolken zurück auf den Boden der Tatsachen und suggeriert ihm: "Zu Erde werden wir, zu Erde wirst auch du, drum beiß hinein!"

Wo Marmorkuchen serviert wird, verliert die Welt unwiderruflich ein Stück Glanz. Bei seiner ihm typischen Ästhetik eines Auffahrunfalls verkommen sämtliche Versuche der Verschönerung zum blanken Zynismus, zur Elendsverwaltung, zur Mitschuld am Bösen. Ob nun beim Modell "Wolf im Schafspelz" mit Puderzucker bedeckt oder gar der Variation "Udo Jürgens" mit Schlagsahne und Himbeerschnaps. Nichts an derlei Bemühungen kann und darf vergessen machen, daß der Marmorkuchen ein bereits aus sich heraus scheußliches Unding ist, freudlos und undankbar. Er ist Fessel am Diesseits und die ständig nötige Erinnerung daran, daß die Welt eine bessere werden muß.

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Überschätzte Lebensmittel (XVIII)

Heute: Bowle

"Man müßte mal ein Lebensmittel kreieren, das man weder essen noch trinken kann", dachte sich einst ein verrückter Sadist – und erfand die Bowle. Wie lustig ist es doch, wenn man sich auf einer Silvesterparty einen Becher Fruchtbowle eingeschenkt hat, ohne zuvor Löffel, Gabel oder Picker organisiert zu haben; wenn sich dann das Obstbröckchensediment in einem einzigen Schwall über die Fresse ergießt und durch den Hemdkragen rutscht, weil man verzweifelt versucht hat, einzelne Früchte mittels geschickter Bechersturzmanöver in die Mundhöhle zu lancieren; wenn man jene widerwärtigen, wodkagetränkten, entvitaminisierten und vergorenen Bröckchen am nächsten Morgen noch einmal im Waschbecken sehen muß, weil es dem Magen schlicht zu blöd ist, diesen Schlabber zu verdauen, und er ihn deshalb retour durch die Peristaltik schickt; und wenn man beim abendlichen Blick in die zischende, brodelnde Massenabfertigungsschüssel feststellt, daß niemand die einzige "Kirsche", die immer in so einer Obstsalatdose steckt, erwischt hat, und sich fragt, ob das ein gutes oder ein schlechtes Omen ist. Guten Rutsch!

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grüezi, Berner Kantonalbank!

Du verfügst über eine Bilanzsumme von 39,9 Milliarden Franken und investierst einen Teil davon in eine Werbeagentur, die sich für Dich Ein-Wort-Slogans wie »Wohlatility« oder »Globewürdigkeit« ausdenkt.

Dabei handelt es sich wohl um den Versuch, den Jargon der internationalen Finanzwelt mit positiv besetzten und vertrauenerweckenden Begriffen zu verknüpfen. Aber warum hier aufhören? Es warten doch noch so viele mögliche Wortspiele! Wie wäre es zum Beispiel mit »Kumpeliance«, »Nett worth« oder »Boniständigkeit«?

Rechnung ist unterwegs von Deiner Titanic

 Eine Frage, »Redaktionsnetzwerk Deutschland« …

»Manche Abiturienten in Hessen machen womöglich absichtlich einige Rechtschreibfehler. Sie wollen beim Gendern ein Statement zu setzen« – und Du, RND? Wofür willst Du Dein Statement zu setzen?

Fragt absichtlich Titanic

 Du hingegen, »Spiegel«,

willst uns in Sachen Smalltalk unter die Arme greifen: »Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Bushaltestelle. Ein Mensch kommt auf Sie zu und sagt: ›Gehen Sie mit mir Kuchen essen?‹« Unangenehm – so in etwa lautet Dein Urteil. Zu unserem Glück lässt Du, um Doppelpunkte nicht verlegen, das Positivbeispiel schnell folgen: »Nehmen wir stattdessen an: An der Bushaltestelle spricht Sie jemand an: ›Guten Tag, kennen Sie sich hier aus? Ich bin für einen Kurzbesuch in der Stadt und würde so gern einen richtig leckeren Kuchen essen. Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich?‹«

Tatsächlich, Spiegel: Eine »sympathische Einladung zu einem kleinen Informationsaustausch« können auch wir hier erkennen. Aber was ist denn jetzt bloß aus dem gemeinsamen Kuchenessen geworden?

Rätselt hungrig Titanic

 Stark, Bürgerbewegung Finanzwende!

Dass CumEx-Chefermittlerin Anne Brorhilker ihren Job als Oberstaatsanwältin aufgibt und stattdessen bei Eurem zwar ehrenwerten, aber vergleichsweise machtlosen Verein anheuert, war, wie Ihr in Eurem Newsletter mitteiltet, auch für Euch eine »Riesenüberraschung«.

Irritiert hat uns allerdings die dortige Zusammenfassung Eurer Ziele: »Gemeinsam arbeiten wir für Finanzmärkte, die uns allen dienen. Gegen Finanzkriminalität und Ungeheuerlichkeiten wie CumEx. Und dafür, dass Überschuldete nicht mit ihren Problemen alleine gelassen werden, dass die Schufa ihre Marktmacht nicht ausnutzt und dass öffentliche Gelder weiter intransparent und klimaschädlich angelegt werden können.« Na, wenn Ihr Euch dafür einsetzt, finden wir Eure Machtlosigkeit gar nicht mehr so schlimm!

Arbeitet für und gegen alles und jeden: Titanic

 Vermeintlich smooth, Vichy,

bewirbst Du Deine Feuchtigkeitscreme mit dem Slogan »I got 100 problems, but dry skin ain’t one«. Dass Du »99 problems«, wie im Originalsong von Jay-Z, vermutlich nicht sagen durftest: geschenkt. Wir fragen uns allerdings: Wenn man inklusive trockener Haut 101 Probleme hat, sollte man dann wirklich an dieser Stelle ansetzen?

Grübelt spröde

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Das Ende ist nah!

Wenn man aus dem radiologischen Zentrum kommt, fällt der Blick sogleich auf die gegenüberliegende Neuapostolische Kirche. Jesus überstrahlt eben doch alles.

Teresa Habild

 Energievampir

Wie groß doch der Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und dem auf dem Land ist, fiel mir wieder auf, als ich mit meiner Tante vom Hof telefonierte und wir uns über unsere Erschöpfung austauschten: Ich erklärte mir meine große Müdigkeit damit, dass ich den Tag zuvor in der Therapie eine neue Erkenntnis gewonnen hatte, gegen die ich mich aber noch sperre. Das verbrauche natürlich schon viel Energie, außerdem wolle sich mein Gehirn so wenig mit der neuen Erkenntnis beschäftigen, dass es lieber in die Schläfrigkeit flüchte. Sie wiederum begründete ihre Mattheit mit den Worten: »Ich glaube, mich hat was gebissen, das müde macht.«

Laura Brinkmann

 Bräunungstagebuch 2017

Normalerweise kennt meine Haut nur drei Farbtöne: Glasnudel, Aschenbecher und Hummer. Zu meinem 37. wollte ich mal was Verrücktes machen und kaufte mir eine Flasche Bräunungscreme. Weil ich diese grandiose Idee im wärmsten August seit Beginn des Klimawandels hatte, kam ich von der Creme bald übel ins Schwitzen. Da saß ich nun auf der Couch, mit macchiatobraunem Leib und leuchtend gelbem Bart, triefend und hechelnd mit offenem Hemd, wie der sehr späte Jürgen Drews. Mein Verlangen nach Abenteuer war danach jedenfalls gestillt.

Dominik Wachsmann

 Morgengrauensport

Mitten in der Nacht, halb drei vor der Szenekneipe in München: Ein volltrunkener Totalspack wankt hinter seiner Suffbraut her aus der Fußballzeige-Gaststätte, beide laut auf bairisch aufeinander einbrüllend. Draußen, zwischen dem halben Dutzend Rauchern, hievt sie ihren Quellkörper mit einer trägen Drehung herum, verlagert die Schwere auf den hinteren Krautstampfer und zimmert ihrem imbezilen Begleiter mit Effet eine knallharte Linke flach auf die Fresse. Public Watsching in Bayern eben.

Theobald Fuchs

 Sicher ist sicher

Geschäftemachen über das Portal Kleinanzeigen ist eine sehr geheime Sache. Natürlich mailt man nur mit Spezialadresse, unter Pseudonym, am besten ohne Anrede und Gruß, denn das lässt zu viele Rückschlüsse zu. Ich bin nun dazu übergegangen, für den Transport der Ware das Nummernschild des Autos zu überkleben, außerdem trage ich eine venezianische Halbmaske und einen schwarzen Umhang, den ich nach der Übergabe verbrenne.

Miriam Wurster

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.06.2024 Düsseldorf, Goethe-Museum Hans Traxler: »Traxler zeichnet Goethe«
21.06.2024 Husum, Speicher Max Goldt
23.06.2024 Kiel, Schauspielhaus Max Goldt
18.08.2024 Aschaffenburg, Kunsthalle Jesuitenkirche Greser & Lenz: »Homo sapiens raus!«