Newsticker

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Barmer Ersatztraum

Traum, reicher approbierter Erbe zu sein und eine Praxis zu eröffnen, schon äußerlich so abweisend als irgend möglich gehalten: Hinter den unbemoosten Gabionen führt ein langer Weg durch eine Kunststeinwiese zur vintageabgerockten Portas-Türe, seitwärts, kaum merklich schief und etwas zu hoch angebracht ein Schild, Groteskschrift: "Facharzt für extrem seltene Krankheiten – Termine nach Vereinbarung – Keine Kassen". Ansonsten nur eine ungewartete Website mit hohem Orange-Anteil bei T-Online, und auf dem Anrufbeantworter läuft etwas von Janáček. So säße ich den ganzen Tag in meinem arschgemütlichen Sessel, daddelte auf Facebook rum oder versuchte, Werbekugelschreiber von Pharmafirmen aus der Distanz meines ausladenden Schreibtischs in die dafür vorgesehenen Steckvorrichtungen aus blauem Glas zu werfen, auf denen die absurden Phantasienamen extrem seltener Medikamente prangen. Und natürlich drückte ich mir den ganzen lieben Tag irgendwelche Palliative weg, denn da wäre keiner, der den Weg in meine Praxis fände, mich daran zu hindern. Und kichernd würde ich in meinem Wartezimmer die Umschläge der Lesezirkel-Illustrierten tauschen, Geo gegen Tattoo-Magazin, Micky Maus gegen die Super-Illu, ehe die gebeugte kleine Frau vom Lesezirkel sie für die Billigkunden holt. Schön und beschaulich wäre das Leben als Facharzt für extrem seltene Krankheiten, und fände eines Tages doch ein Leidgeprüfter seinen Weg in meine exklusive Praxis, so zöge ich mit großer Geste Umverpackungen von einer neuwertigen Maschine und schlösse ihn dort an; um dann nach ein, zwei Stunden Wartezeit zu dekretieren, die Krankheit sei nicht rar genug, und ob er wüsste, wofür es Hausärzte gebe? Ein Traum, geboren in der zweiten Stunde meines Wartens in einem vollbesetzten Zimmer, und da ist keiner, der die Zeitschriften durchblättert, wer käme auch bei einem Hautarzt nur auf die Idee?

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Life & Style mit Antonia Stille

Life: Pray for Avocado 

Hey, ihr Crema-Chaoten! Okay, also heute muss ich mal was ansprechen, was mich WIRKLICH beschäftigt momentan. Ihr wisst ja, dass ich mich immer schon für alles eingesetzt habe, was uns und unserer Welt gut tut. Wholesome life, wholesome planet! Aber ein Thema habe ich immer mit ein wenig vorsichtigen Fingern angefasst, muss ich sagen. Richtig geraten: Ich meine … Avocados. Ein Obst, das ein richtig DELIKATES Politikum ist inzwischen. Aber das Private ist auch politisch. Das Problem mit meinem favorite food add-on ist nämlich, ich will da ganz offen sein, der Wasserverbrauch. Habt ihr bestimmt schon mitbekommen. Umwelt! Und ihr habt bestimmt auch mitbekommen, dass Avocados gleichzeitig sehr lecker und überhaupt gut für einen sind, zum Beispiel für die Haut, obwohl sie selbst so eine rubbelige Oberfläche haben. Verrückt! Aber ich muss sagen: Ich bin in dieser Hinsicht nicht perfekt. Also von der Haut her schon, aber das ist ein anderes Thema. Mir ist unsere Welt nicht egal. Ehrlich! Aber man kann ja nicht immer alles beachten, sonst würden wir ja auch an den eigenen Ansprüchen zugrunde gehen. Deshalb entscheide ich mich, trotz der erwähnten Nachteile, dafür, Avocados zu essen. Ja, richtig gehört. Was bringt es nämlich dem armen Kind in Afrika, wenn ich meine Bowls nach dem Fotografieren nicht aufesse? Und überhaupt: Das Wasser, das für meine Avocados benutzt wird, kann Nestlé ja nicht mehr bekommen. So kann man es nämlich auch sehen … Es ist alles eine Frage der Abwägung. Ich will mich für mich und meinen Körper ideal ernähren, damit ich jeden Tag mit Schwung in den Beinen und Power in der Seele aus dem Bett komme. Man kann ja nicht immer so grün sein wie Avocado-Fleisch! Deshalb sage ich: Je suis Guacamole.

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Operation Kreuterkolle

Liebe Leser,

es wäre ohne Zweifel als DAS Mega-Event 2019 in die Geschichte eingegangen: Das gemeinsame, ganztägige Ultra-Mentoring unter dem sauber gearbeiteten Branding "Alpha Offensive" der beiden Mentalmonster Dirk Kreuter und Deutschrap-Legende Kollegah, genannt "Kolle", in der Kölner Lanxess-Arena. Auch ich hatte natürlich schon meine 2500 Euro-Karte gebucht (locker mit der 14-Tage-später-zahlen-auf-Paypal-Option geordert) für acht Stunden Bühnenaction, gemeinsames Steakessen mit Dirk und Kolle und anschließender Party irgendwo auf den Kölner Ringen. All Nighter bei Tageslicht und mit Vollverpflegung. Doch der Traum vom Mega-Event ist geplatzt und plötzlich beefen sich zwei erwachsene Männer gegenseitig in halbstündigen Youtube-Videos. How did we get here?

Vielleicht erstmal die Basics: Wer ist überhaupt Dirk Kreuter? Kreuter lebt den Traum und das heißt bei ihm: Nur 100 Tage in Deutschland, den Rest des Jahres in Dubai oder der Karibik. Er ist ein Macher, ein Möglichmacher, er denkt sich coole Bücher aus wie "Umsatz extrem" oder "So generieren sie Anfragen ohne Ende". Ein durchtrainierter Mittfünfziger, der es mit gnadenlosem Verkaufstalent, Call-Center-Lächeln und einem Traum in der Tasche zu etwas gebracht hat. Und: Er lebt nach einem einzigen Gesetz. Seinem Gesetz. Es lautet: "Sieger zweifeln nicht. Zweifler siegen nicht."

Doch Kollegah wurde schwach, er begann zu zweifeln. Als sich auf Instagram unter seiner Ankündigung zum Event drei Zwölfjährige über die 2500-Euro-Karte für die "Alpha-Offensive" austauschen, fabuliert Kolle in der Orga-Whatsapp-Gruppe mit Dirk vom "schlimmsten Shitstorm seiner Karriere" – und jawohl, wir befinden uns zeitlich bereits nach seinem Echo-Auftritt. Was wir wissen: Kreuter antwortet mit einem Privat-GIF aus dem Mallorca-Thinktank 2017 mit Matthew Mockridge. "Sehr, sehr geiler Spruch. Episch! Lachsmiley. Und jetzt lass uns die Hütte vor den Sommerferien vollmachen!" Aber Kolle meint die Nummer ernst. Und sagt die gesamte Veranstaltung kurzerhand über Whatsapp ab. Blaue Haken. Abgeblasen.

Das ist das Gegenteil von Alpha. Und das ist nicht das einzige Traurige an dieser Geschichte: Es macht betroffen, dass da offenbar eine Generation heranwächst, die zweieinhalb Mille für ein Verkaufsseminar mit Dirk Kreuter und Kollegah, dem Überboss, für überteuert hält. Oder dass eben jener Kollegah Dirk Kreuter in einem unübersichtlichen Instagram-Video vorwirft, es mit dem geplanten Event nur auf die junge Kernzielgruppe des Rappers, die aus Jungs zwischen 8 und 12 besteht, abgesehen zu haben. Und zwar in einem Tonfall, als sei das was Schlechtes. Wir können doch froh sein um jeden High Performer, der die junge Zielgruppe abholen & mitnehmen will auf die Erfolgsspur von Learnings, Mantras und Umsatzsteigerung. Aber hier in Germany ist man eben noch lange nicht so weit. Und so ist es auch kein Wunder, dass Kreuter den Großteil des Jahres im Ausland verbringt. Ich möchte nun zu ihm fliegen, wo immer er auch gerade ist, und für einen privaten Thinktank mehrere Tausend Euro ausgeben. Ohne zu zögern.

Mal wieder nachdenkliche Grüße: Dax Werner

 

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Aus Brauch und Tum: Der Spargel

Veilchenduftend zieht der Frühling durch die Urinale und Besuchertoiletten – es ist Spargelzeit. Und Deutsche, als nahezu einziges Volk mit einem Enzym zum Abbau dieses gleichgeschlechtlichen Bruders der Schwarzwurzel ausgestattet, sind einmal mehr an vorderster Front, wenn es um das Vertilgen geht: Durchschnittlich 25 Meter der bleichen Spieße wird auch dieses Jahr jeder von uns zum Ende der Saison verzehrt haben, gerade für die Neugeborenen eine beeindruckende Leistung. Dabei ist die Liebe zum Drumstick der Persephone nicht einmal unter seinen Essern ungeteilt: Rund ein Drittel aller Niederrheiner etwa gibt an, ihn nur um der Hollandaise willen zu essen, ein weiteres Drittel nennt Schinken oder Schnitzel als Grund, und nur ein Drittel nickt rückhaltlos mit vollem Mund, weil die einmal mehr zu lang gekochten Stangen faserig und hartnäckig in den Mündern lungern. Woher rührt also das große Gedäh (um diesem schönen Wort auch außerhalb des Kolumnentitels zu seinem Recht zu verhelfen), das Jahr für Jahr um den Spargel anbricht und zum deutschen Frühling gehört wie Erektion und Heuschnupfen? Einmal mehr ist es die Erotik, die uns hier den Weg weist. Schon im ausgehenden Mittelalter schälte [sic!] sich heraus, dass diese dünn besiedelte und reizarme Region niemals imstande sein würde, ihren Bevölkerungsstand aus eigenen Mitteln zu erhalten: Die Idee des "Erntehelfers" war geboren. Angelockt von kargem Lohn und aufwendig gestalteten Beeten ziehen seither die sogenannten Spargelstecher in die Region um Geldern, die uralten Rituale aus Erneuerung und zerlassener Butter zu vollziehen. Der reiche Erlös der Bauernschaft, ursprünglich zur dringend benötigten Verschönerung der Landschaft gedacht, fließt nahezu vollständig in die Schankstuben, in welchen die Bevölkerung nach dem Johannistag die neunmonatige Tragzeit abwartet, an deren Ende zugleich der Beginn der neuen Spargelsaison steht. Geheimnisvoller Kreislauf der Natur!

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Life & Style mit Antonia Stille

Style: Das Urteil 

What's poppin', meine Trendtomaten? Es gibt gute Nachrichten!!! Die deutsche Justiz funktioniert, auch für uns Internetkünstler! Ja genau: Cathy (catherinyyy) ist innocent wie ein Smoothie! Schleichwerbung? Fehlanzeige! Beim Bericht auf "Spiegel Online" bezeichnet man uns zwar nur als "sogenannte Influencer", aber davon lassen wir uns nicht kleinmachen. WIR haben gewonnen. So wahnsinnig gute Gerichte gibt's sonst nur bei Vapiano! Cathy hat selbst gesagt: Dieses Urteil ist für UNS! Das hat sie wirklich gut ausgedrückt, meiner Meinung nach. Judikative is a girl's best friend! Da können diese sogenannten Journalisten schreiben, was sie wollen. Was zählt, ist das Ergebnis … Wenn einen etwas wirklich begeistert, dann darf man das auch verlinken. Wo wäre sonst die Meinungsfreiheit? Einfach mal ins Grundgesetz schauen! In jeden unserer Posts fließt harte Arbeit und vor allem mindestens (!!!) genauso viel Liebe wie in die wahnsinnig leckeren Lowcarb Schokodrops von LOCA – ganz ohne Geld zu machen natürlich. Das brauchen und wollen wir nämlich gar nicht. Wenn wir nicht mit jeder Schnalle unserer Zalando-Sandaletten hinter dem stünden, was wir machen, wären wir auch nicht immer so glücklich. Also sollen alle, die uns das nehmen wollen, es auch erstmal besser machen, würde ich sagen. Just do it! Als Content Creator ist das Leben nämlich auch kein Chupa-Chups-Schlecken. Und ich habe noch nie einen Journalisten gesehen, den ich als well-dressed bezeichnen würde – das einfach mal nebenbei. Kostenloser Tipp: Versucht doch mal Cartier statt C&A. Denn an so etwas Ehrliches wie die Arbeit von uns Influencern kommen diese Zeitungsmenschen zumindest eh nie heran.

Von meinem iPhone gesendet

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Der große Europawahl-Spitzenkandidatencheck von Dax Werner – Folge 4

Les amis de l'Europe, saustark, wie ich am Freitag schon meine Wahlbenachrichtigung für die Eurowahl aus dem Briefi gegrabbelt hab, ich bin jedenfalls jetzt komplett pumped! Heute melde ich mich mit der vierten und letzten Folge des großen Dax-Werner-Wahlomats zurück, bevor es dann am 26. Mai so richtig ernst wird in der Kabine. Da müsst Ihr dann alleine durch, ohne mich. Let's rock this election! Heute der Sondercheck des Europawahlkandidaten schlechthin: Manfred Weber für die EVP!

 

Manfred Weber (Europäische Volkspartei, EVP)

Wenn das Europäische Parlament das Pendant zur Nachtwache ist ("Mittlerweile ist die Nachtwache mehr eine Strafkompanie als ein edler Orden, man schickt all jene an die Mauer, die man los werden möchte." Quelle: Game of Thrones Wiki), ist Manfred Weber der deutsche Jon Snow: ein cooler Typ mit eigenwilliger Frisur, dessen Zeit definitiv schon sehr bald kommen wird. Wird er sich auf den europäischen Thron setzen können? Wird er den Nachtkönig Silvio Berlusconi zerstören können? Das war's auch eigentlich schon mit den arg weit hergeholten Parallelen, es tut mir auch leid, dass Ihr da jetzt durch musstet, aber zur Wahrheit gehört auch: Aktuell klickt sich einfach jeder Content affengeil, der auch nur entfernt mit GoT zu tun hat.

Potenzielle Wähler: GoT-Heads, Bayern, Pulse-of-Europe-Geher.

Prognose:
Zwei Tage vor der Wahl der vielleicht entscheidende Plottwist - Robin Alexander twittert, dass Manfred Weber laut "WELT-Informationen" (Robin-Alexander-Deutsch für: SMS aus dem CDU-Vorstand) der uneheliche Sohn von Horst Seehofer ist, der anschließende Buzz schießt Manfred und die EVP über die 50-Prozent-Marke. Hodor!

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Familienkonzert

Es gibt diese spezifische Form von Popsongs, die von vornherein auf Airplay schielen, indem sie das Medium selbst zum Thema machen, so Donna Summer ("On the Radio"), Roxy Music ("There’s a Band playing on the Radio"), Velvet Underground, die 1970 auch endlich mal ein paar Platten verkaufen wollten ("Despite all the amputations you know you could just go out and dance to a rock 'n' roll station") bis hin zu, horribile, Rolf Zuckowski ("Du da im Radio"). Und weil das Radio es mag, gut gefunden zu werden, sind viele dieser Stücke auch veritable Dauerbrenner geworden. Doch der allbeschrieene Markt kennt auch andere Formen von Redundanz und Referenz, Bauchpinselei und Selbsterregung: Lyriker schreiben über Lyriker beim Lyrikschreiben, Politiker preisen salbungsvoll und legislaturzyklisch die Weisheit des Wählers, Metzger formen Schweine aus Mett und Kolumnisten schreiben über Kolumnisten. Autopoiesis heißt das Zauberwort, ein sich selbst gießendes Bäumchen, von alters her reichlich Frucht tragend für all jene, die ihren Dung pH-sensibel einzusetzen wissen. Allerdings empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit auch mal einen neuen Gedanken einzukreuzen, sonst läuft irgendwann die ganze Medienlandschaft mit einer Habsburger Lippe durch die Gegend. Und die resultierende verwaschene Aussprache wird auch mit Autotune nicht wirklich besser. Deshalb weg von den Keyboards und ran an die Keyboards, und statt des fünfmillionsten Blogbeitrags über Hater und Follower mal wieder eine knackige Zwölftonreihe komponiert! "Du da - im Radio: Ich schalt dich jetzt mal ab." (R. Z.)

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Du, »Hörzu Wissen«,

weißt, wie Werbung geht! Mit »Die Sucht zu töten« machtest Du so richtig Lust auf Deine aktuelle Ausgabe, um erläuternd nachzulegen: »Bestialisch, sadistisch, rätselhaft: Was Menschen zu mordenden Monstern macht – acht Täter und die Geschichten ihrer grausamen Verbrechen.«

Wer kann sich da der Faszination der »dunklen Welt der Serienkiller« noch entziehen? Aber am Ende, liebe Hörzu Wissen, ist in diesem Zusammenhang doch die Implikation Deines Slogans »Hörzu Wissen – das Magazin, das schlauer macht!« das Allergruseligste!

Da erschauert sogar

Die True-Crime-resistente Redaktion der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Mitgehört im Zug

»Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt!« – »Ja, aber das muss es ja nicht bleiben.«

Karl Franz

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
10.05.2024 Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus Thomas Gsella
11.05.2024 Karlsruhe, Kabarett in der Orgelfabrik Thomas Gsella
12.05.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst »Ach was – Loriot zum Hundertsten«
12.05.2024 Kleinschönach/Bodensee, Kunsthalle Thomas Gsella