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Meditation und Markt mit Dax Werner

Operation Kreuterkolle

Liebe Leser,

es wäre ohne Zweifel als DAS Mega-Event 2019 in die Geschichte eingegangen: Das gemeinsame, ganztägige Ultra-Mentoring unter dem sauber gearbeiteten Branding "Alpha Offensive" der beiden Mentalmonster Dirk Kreuter und Deutschrap-Legende Kollegah, genannt "Kolle", in der Kölner Lanxess-Arena. Auch ich hatte natürlich schon meine 2500 Euro-Karte gebucht (locker mit der 14-Tage-später-zahlen-auf-Paypal-Option geordert) für acht Stunden Bühnenaction, gemeinsames Steakessen mit Dirk und Kolle und anschließender Party irgendwo auf den Kölner Ringen. All Nighter bei Tageslicht und mit Vollverpflegung. Doch der Traum vom Mega-Event ist geplatzt und plötzlich beefen sich zwei erwachsene Männer gegenseitig in halbstündigen Youtube-Videos. How did we get here?

Vielleicht erstmal die Basics: Wer ist überhaupt Dirk Kreuter? Kreuter lebt den Traum und das heißt bei ihm: Nur 100 Tage in Deutschland, den Rest des Jahres in Dubai oder der Karibik. Er ist ein Macher, ein Möglichmacher, er denkt sich coole Bücher aus wie "Umsatz extrem" oder "So generieren sie Anfragen ohne Ende". Ein durchtrainierter Mittfünfziger, der es mit gnadenlosem Verkaufstalent, Call-Center-Lächeln und einem Traum in der Tasche zu etwas gebracht hat. Und: Er lebt nach einem einzigen Gesetz. Seinem Gesetz. Es lautet: "Sieger zweifeln nicht. Zweifler siegen nicht."

Doch Kollegah wurde schwach, er begann zu zweifeln. Als sich auf Instagram unter seiner Ankündigung zum Event drei Zwölfjährige über die 2500-Euro-Karte für die "Alpha-Offensive" austauschen, fabuliert Kolle in der Orga-Whatsapp-Gruppe mit Dirk vom "schlimmsten Shitstorm seiner Karriere" – und jawohl, wir befinden uns zeitlich bereits nach seinem Echo-Auftritt. Was wir wissen: Kreuter antwortet mit einem Privat-GIF aus dem Mallorca-Thinktank 2017 mit Matthew Mockridge. "Sehr, sehr geiler Spruch. Episch! Lachsmiley. Und jetzt lass uns die Hütte vor den Sommerferien vollmachen!" Aber Kolle meint die Nummer ernst. Und sagt die gesamte Veranstaltung kurzerhand über Whatsapp ab. Blaue Haken. Abgeblasen.

Das ist das Gegenteil von Alpha. Und das ist nicht das einzige Traurige an dieser Geschichte: Es macht betroffen, dass da offenbar eine Generation heranwächst, die zweieinhalb Mille für ein Verkaufsseminar mit Dirk Kreuter und Kollegah, dem Überboss, für überteuert hält. Oder dass eben jener Kollegah Dirk Kreuter in einem unübersichtlichen Instagram-Video vorwirft, es mit dem geplanten Event nur auf die junge Kernzielgruppe des Rappers, die aus Jungs zwischen 8 und 12 besteht, abgesehen zu haben. Und zwar in einem Tonfall, als sei das was Schlechtes. Wir können doch froh sein um jeden High Performer, der die junge Zielgruppe abholen & mitnehmen will auf die Erfolgsspur von Learnings, Mantras und Umsatzsteigerung. Aber hier in Germany ist man eben noch lange nicht so weit. Und so ist es auch kein Wunder, dass Kreuter den Großteil des Jahres im Ausland verbringt. Ich möchte nun zu ihm fliegen, wo immer er auch gerade ist, und für einen privaten Thinktank mehrere Tausend Euro ausgeben. Ohne zu zögern.

Mal wieder nachdenkliche Grüße: Dax Werner

 

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

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