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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Pfirsich, Spargel, Sommerloch

Letzte Woche versah eine gesetzliche Krankenkasse die Internetgemeinschaft mit dem Tipp, bei Einschlafschwierigkeiten zum Hausmittel der Masturbation zu greifen. Und obwohl diese fühlbar kalkulierte Meldung vermutlich für weit mehr als 90 Prozent aller Facebookberechtigten den Neuigkeitswert des Vorschlags hatte, bei hitzebedingtem Durst mal ein Glas Wasser zu trinken, entfachte die mit einem gurkenfarbigen Ehehygieneartikel illustrierte Botschaft einen Sturm im Frotteehandtuch: Sie wurde vieltausendfach geteilt und kommentiert, und falls es nicht schon längst ein Emoji gibt, das mit pubertär geröteten Wangen verlegen in die vorgehaltene Hand kichert, dies wäre die Stunde gewesen, die nach seiner Erfindung geschrien hätte. Da war viel kumpeliges Anschlussgezote in den Kommentaren zu lesen, aber auch echter Bürgerzorn brach sich Bahn, etwa gehüllt in die Frage, ob man das Informationsmaterial der Krankenkasse künftig vor kleinen Kindern verstecken müsse? Kennen wir schließlich alle noch: Aus dem Vorschulkindergarten kommen, das Burberry-Mäntelchen und die Bento-Box in die Ecke pfeffern und erst mal die Infobroschüren von der Gesetzlichen durchstöbern. Und spätestens ab der zweiten Fremdsprache ist man ja eh fürs Leben versaut. Nein, das Problem wurzelt tiefer: Gut 50 Jahre nach Entdeckung der Geschlechtsteile durch die Kolle-Sommer-Expedition droht das Wissen der Altvorderen erneut verloren zu gehen in einer Kultur der Krampfigkeit, die mit den sozialen Medien auch gleich den puritanischen Geist ihrer überseeischen Entwickler aufsaugt. Einerseits schreitet die kommunikative Verrohung voran, die wundgeschürfte Volksseele eitert aus allen Kanälen, doch nur, solange das digitale Gegenüber taktwahrend als A****loch tituliert wird. Und diese Sternchensetzung setzt sich fort in allen Lebensbereichen – eine kaum gedeckelte Sehnsucht nach Aggression und Vulgarität, für das Recht auf Galgenattrappen und die tägliche "Bild"-Brust, doch möge man bitte nicht den Spaten einen Spaten nennen, und Selbstbefleckung als Gesundheitsvorsorge, sind wir denn schon so weit gekommen? Davon abgesehen, dass diese Fragestellung wieder einmal 51 Prozent der Bevölkerung ausschließt, schießen da längst so manche auf ganz anderen Kanälen über das Ziel hinaus. Und das sind jene, die einen neuen Sexualstau einklagen wollen mit Schlagworten wie Frühsexualisierung und Genderwahn, sie stehen schon in den Löchern, die sich bildenden Abszesse der Enthaltsamkeit zu öffnen, mit Sternchen, Storch und Kornblume, Regression im stets etwas zu eng sitzenden Gewand der Keuschheit, keine Hotpants in der Schule, aber bitte auch kein Burkini im Schwimmbad, nein, irgendetwas zwischen McKinsey-Kostüm und Dirndl, ein verklemmter Stammtischreigen, der uns in den Schlaf wiegen will, die Hände schön über der Bettdecke, und wenn wir aufwachen, sind wir alle gef***t.

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Life & Style mit Antonia Stille

Style: Tattoos 

Brrrrr … Bssss … Auuutsch … Kennt ihr diese Geräusche? So klingen nur zwei Dinge: Wespen und Tattoos. Und um Letztere geht's heute. Tattoos sind nämlich nicht nur IN, sondern auch eine tolle Möglichkeit, den inneren Fakir rauszulassen. Es muss nicht immer Heroin sein. Im Tattoo-Store meines Vertrauens ("Zum kleinen Stecher") hole ich mir regelmäßig neue kluge Sprüche, die unter die Haut gehen. Dabei sind natürlich Klassiker wie "Carpe Diem" (Handgelenk) oder "Live, Laugh, Love" (Leiste). Mein absoluter Favorit ist aber mein selbst erdachtes Lebensmotto, das ich mir direkt quer über beide Pobacken habe stechen lassen: "Liebe ist wie ein Puzzle: Es ist perfekt, wenn alles passt". Goethe kann einpacken! Aber genug von mir. Das Tolle an Körperkunst ist ja, dass jede Person sich ihr ganz individuelles Hautimage/-bild zusammenstellen kann. Wichtig ist nicht, wie man geboren wird, sondern was man aus sich macht … Ich kenne auch einige, die sich die Namen geliebter Menschen (z.B. Malte, Chico, Mama) auf den Arm nadeln lassen, damit sie im Zweifelsfall unauffällig spicken können. Das ist einfach mal praktisch und auch schlau. Mein bester Freund hat sich inzwischen den ganzen Körper mit verrückten Motiven, Runen und Symbolen vollmalen lassen und muss jetzt nie wieder Klamotten tragen. Das finde ich schon sehr nachhaltig. Und noch ein Pluspunkt: Die Tinte wurde nicht von Kindern aus Bangladesch genäht. Nur die Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und der Darstellung "verfassungsfeindlicher" Symbole nervt da natürlich nur. Manchmal ist die Welt einfach noch nicht bereit für Fortschritt.

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Inside TITANIC (5)

Brisante Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Moritz Hürtgen bringt Licht ins Dunkel.

Es gibt in der TITANIC-Redaktion einen Ort, an dem man sicher ist vor der feinen Beobachtungsgabe und dem groben Spott der Kolleg/innen, und dabei handelt es sich freilich um das Klo. Nun ist es aber so, dass an der neuen Adresse – TITANIC bezog 2018 neue Räumlichkeiten, weil der Verlag mehr Geld für Miete zahlen wollte (Steuertricks, fragen Sie nicht!) – eines von zwei Klos direkt an die Kaffeeküche anschließt und nur über diese zugänglich ist. Küche und Klo, Herd und Po – die Witze sind alle gemacht, darum geht es hier auch nicht.

Zum Verhängnis wurde mir auf dieser Toilette bereits mehrfach, dass sich das fensterlose "Örtchen" einen Lichtschalter mit der Küche (in der Küche!) teilt, was sich nur ein grundperverser Architekt ausgedacht haben kann. Zwei Dinge: 1) Wenn "besetzt" ist, meide ich die Küche, aus Respekt vor dem Refugium, auch aus Anstand usw. Daraus folgt für mich 2), dass ich das bescheuerte Licht in der Küche selbstverständlich nicht ausschalte, wenn jemand sein Geschäft … Doch den Kolleg/innen "leuchtet" das wohl nicht ein! Schon mehrfach wurde mir auf der Toilette eiskalt das Licht ausgeknipst! Aus Boshaftigkeit, als Attentat auf mich, als Scherz oder einfach aus Blödheit? Ich weiß es nicht! Zum Glück gehe ich nirgends ohne Smartphone hin. Dann browse ich Reddit-Posts bei Stern.de oder irgendeinen Scheiß beim "Arschfocus" und bringe Licht ins Dunkel.

 

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Unter der Sonne

Ich erinnere mich noch ziemlich gut an diesen Mittwoch: Cherno Jobatey war noch Moderator im Morgenmagazin, Twitter noch nicht erfunden und meine Klassenkameraden und ich liefen uns gerade für den Sportunterricht warm. Uns beschäftigte eine bestimmte Sache, nämlich dass die Klettverschlussschuhe, Pullover und T-Shirts unserer Kindheit, die einfach nur ganz basic das Wort "US"  in rot, weiß und blau trugen, verschwunden waren. Merkwürdig! Was früher noch als Symbol für Power und Energy stand, war inzwischen von anderen Motiven verdrängt worden. "Vielleicht wird man ja irgendwann auch mal von den 'ehemaligen USA' sprechen so wie jetzt von der 'ehemaligen Sowjetunion'?" warf unser Klassenkamerad Ralle, der nicht gerade die hellste Leuchte unter der Sonne war, im Lauftempo ein. Ziemlich spannender Ansatz, dachte ich.

An diese Anekdote musste ich irgendwie häufiger denken, als zur letzten Bundestagswahl 2017 plötzlich dieses Meme aufkam, dass es Menschen in Deutschland gibt, die so jung sind, dass sie nie eine andere Bundeskanzlerin als Angela Merkel erlebt haben. Dieses Meme wurde plötzlich in jeder Radio-Morning-Show und Paneldiskussion gearbeitet, es faszinierte die Menschen so sehr, dass ich es manchmal in der Regionalbahn hörte. Ein schönes, geschmeidiges Shareable.

Diese Woche gab es auf der journalistischen Plattform T-Online.de, wo es vor allem um starke Meinungen und Videos geht, die auf meinem Huawei P10 Lite nie richtig laden, ein anderes Shareable, nämlich einen Text von Raphael Thelen, der Text heißt "Verdammt, die Welt geht unter". Darin geht es um den Klimawandel und dass es fünf nach 12 ist, aber auch um Ferienhäuser in Brandenburg und nachhaltige Hochzeitsfeiern mit lieben Freunden. Mit dem Text geschah genau das, womit man rechnen kann, wenn man einen Text mit solchen Features ins Internet hochlädt: Es wurde gescreenshotted, beschimpft, kommentiert, retweetet und angezeigt. Twitter hat getan, was Twitter tun muss. Ich fand das Opinion Piece vom Thelen wegen der genannten Features sehr lustig, aber es erinnerte mich auch an die beiden Anekdoten in den beiden Absätzen hier oben drüber: Was wäre eigentlich, wenn es das Klima, so wie wir es kennen, wirklich nicht mehr gibt? Wenn es plötzlich echt 2, 4 oder 10 Grad wärmer wird? Ich glaube, dem Klima ist egal, wie cool ein Text geschrieben ist.

Heute besonders nachdenklich: Dax Werner

 

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

The circus is in town

In dieser Zeit des Jahres, die nur floskelstumpfe Seelen immer noch die Saure-Gurken-Zeit nennen, fraktalisiert sich in der Medienlandschaft – das ist die Welt, in der wir alle wohnen – jene Berufsgruppe, die wir auch niemals wieder als schreibende Zunft bezeichnen wollen: Ein Teil schreibt über Rockfestivals. Der andere Teil schreibt nicht über Rockfestivals. Der über Rockfestivals schreibende Teil hinwieder splittet sich in solche, die über die dort zu hörende Musik, sogenannte Acts, schreibt, und jenen Teil, der nicht über die dort zu hörende Musik, vielmehr über Chemietoilettenschlangen, Körperschmucktrends und Pfandsammeln als Lebensmodell schreibt. Die Musikschreibenden nun teilen sich auf in jene, die die dargebotene Musik ganz töfte (siehe auch: schnafte) finden und jene, die die dargebotene Musik nicht so töfte (siehe oben) finden. Hier unterscheiden wir wieder zwischen musikalischen und außermusikalischen Gründen wie unzureichender Instrumentenbeherrschung oder klanglicher Aussteuerung einerseits und Boykott- sowie Boykottboykottfragen andererseits. Verbleibender Zeilenraum kann dann mit sogenannten Setlists gefüllt werden, der Klassikwelt entlehnten Auflistungen der dargebotenen Musikstücke, welche auch dem rückwirkenden Wiedererkennen bei besagter unzureichender klanglicher Aussteuerung dienen. Und tief im Herzen nährt ein Gutteil der aufgrund der physikalischen Gegebenheiten dieser Welt parallel zu den Darbietenden (Acts, z. T. Stars) alternden Schreiber den Wunsch, man möge sie doch auch dieses Jahr wieder über das 'Sommerhaus der Stars' (RTL & anderswo) berichten lassen, da sie die vom heimischen Mediaset betrachtete Sendung in den Stand versetzt, zwischendurch die fest installierte Heimtoilette benutzen zu können.

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Life & Style mit Antonia Stille

Life: Auf dem Dixi-Klo sind wir alle gleich 

Hey Lebemänner, -frauen und alle, die welche werden möchten! Die wichtigste Saison des Jahres hat begonnen und ich spreche nicht von der Spargelsaison, die ist vorbei (für die besten Spargelrezepte folgt mir auf Pinterest). Nein, meine Lieben, ich meine natürlich die Festivalsaison. Für mich heißt es nämlich nicht Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sondern Festival – ja oder nein? Endlich wird die UE-Boom-Box durch brummende Bässe und babelmäßige Lautsprechertürme ersetzt, die einen vom Boden abheben und alle alltäglichen Sorgen vergessen lassen, wie zum Beispiel die Frage, welche Musik man heute hören soll. Vom Couch-Chiller zum Coachella! Falls der ein oder andere Geldbeutel zu klein für dafür ist: Mit crazy Veranstaltungen wie dem Emmendinger "I Em Music!" oder dem Drebberner "Freakquency Roundup" habe ich auch schon tolle Erfahrungen gemacht, denn die versprühen, abstrakt betrachtet, nahezu die gleichen Gute-Laune-Vibes. Und lokal und regional ist ja eh immer besser. Hauptsache, ich darf mit meinen Mädels das Tipi aufschlagen (Abenteuerfaktor), den Camping-Schaukelstuhl auspacken (Design & Komfort) und um 9 Uhr die erste Runde Bierpong mit 5,0er (Export) spielen. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist, dass ich neben dem Dosenbier meine komplette körperliche Versorgung (Peeling, Nahrung etc.) für mehrere Wochen auf Glitzer, Staub und Glitzerstaub reduzieren kann, da ich und meine Körperöffnungen (insbesondere die Nasenlöcher, Zwinker) sowieso zu fünfzig Prozent aus geilem Gekrümel bestehen. An der Stelle möchte ich mich daher gerne öffentlich für ein Forschungsprojekt zum Thema Abbau von Mikroplastik im menschlichen Körper anbieten. Wir sind ja schließlich nicht nur zum Spaß hier …

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Inside TITANIC (4)

Indiskrete Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Ein Rail Trip mit Paula Irmschler.

Während ich noch auf dem Weg in die "Redi" bin, begehen die anderen Redakteur/innen schon längst ihren sinnvollen Tag. Sie wälzen Zeitungen, wechseln Windeln, waren bereits auf dem Markt oder in einer Ausstellung, haben schon wieder drei geniale Ideen für einen angespitzten Habeck-Titel gepitcht, einen alten Zeitungsheini auf Twitter beleidigt, mit einer herrlichen Aktion das deutsche Medienwesen vorgeführt und normal vorgeglüht.

Ich verpasse drei ICEs, weil ich in "Köllefornia" wohne und mich, neben solchen Wortwitzen, mit den "Launen" "unserer" "allseits" "geliebten" "Bahn" herumplagen muss, vom ÖPNV ganz zu schweigen. Im Zug kennt man mich schon. "Ah, da ist wieder die Satire-Pendlerin", sagen die Mitarbeiter/innen, halten mir ein Handtuch hin, mit dem ich mir den errannten Zu-spät-Schweiß vom Gesicht reibe, geben mir einen dreifachen Espresso in die Hand, nehmen sich dafür eigenständig einen Zehner aus meinem Portemonnaie, wollen mir ein ekelhaftes Ciabatta andrehen. Ja, sie lernen es nie. Süß. Ich schlüpfe in meine Flip-Flops, die am Sitz 64 des Wagens 21 im Stuhlnetz stecken, ziehe meinen Bademantel an, der oben im Gepäckfach liegt, mache mir eine Avocadomaske und lasse mir "Die Welt" kommen (lies: klaue sie aus der 1.Klasse (lies: lese in Wirklichkeit die "DB Mobil")). Jeden Morgen und jeden Abend immer das gleiche. Die ungeduschte, nur halb angezogene Ulknudel und die ordentlichen, beschäftigten Anzugtypen zwischen den Welten (Frankfurt, Montabaur, Limburg Süd, Siegburg/Bonn, Köln). Unsere Laptops berühren sich zärtlich, wir haben nichts gemeinsam als den Weg und das Ziel. Und fett bezahlten Comfort-Status.

Wenn ich dann mal ankomme, ist der Kaffee bereits weggetrunken und der Aschenbecher voll. Doch das Bier ... Ja, das hat genau die richtige Temperatur.

Tschüsseldorf!

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Keine Frage, DHT Speditionsgesellschaft,

steht da auf Deinen Lkw, sondern eine Aussage: »Lust auf Last«.

Als Du damit auf der Autobahn an uns vorbeirauschtest, waren wir erst mal verwirrt: Kann man wirklich Lust auf etwas haben, was laut Duden »durch sein Gewicht als drückend empfunden wird«? Erst dachten wir noch, dass Du vielleicht was anderes damit meinst. »Last Christmas, I gave you my heart«, »Last uns froh und munter sein«, »I last my heart in San Francisco« – irgendwie so was.

Aber offenbar behauptest Du tatsächlich einfach, dass Du Spaß an der monotonen und zermürbenden Aufgabe hättest, dem Kapitalismus seine Waren über die stinkenden Autobahnen zu fahren, dabei Sonntage auf zugepissten Autohöfen zu verbringen und Dich beim Überholmanöver von Teslas und Audi A-Sonstwas anhupen zu lassen. Diese »Lust« wünschen wir Dir von ganzem Herzen, aber vermuten doch ganz stark, dass Dir der Spruch von jemandem auf den Lkw diktiert wurde, der bei der Berufswahl »Lust auf Marketing« hatte und seine Mittagspausen nicht in der Fahrerkabine, sondern beim Bagel-Laden in der Innenstadt verbringt.

Fahren an der nächsten Ausfahrt ab: Deine Leichtgewichte von Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Njamm, REWE!

Da lief uns ja das Wasser im Mund zusammen, als wir in einer Deiner Filialen mit dieser Werbung beschallt wurden: »Der Sommer schmeckt nach Heinz«. Mmmh! Nach welchem denn? Heinz Rühmann? Heinz Erhardt? Heinz Rudolf Kunze? Oder gar Karl-Heinz Rummenigge? Worauf wir danach aber komischerweise gar keinen Appetit mehr hatten, war Ketchup.

Im Anschluss an diesen Brief haben wir gleich noch ein paar weitere Erledigungen zu machen und freuen uns schon auf Durchsagen wie »Der Herbst schmeckt nach Stuhl« bei Ikea, »Der Herbst schmeckt nach Eicheln« im Gartencenter, »Der Herbst schmeckt nach getrockneten Ochsenschwänzen« im Tierfutterhandel oder »Der Herbst schmeckt nach Linoleum« im Baumarkt!

Deine Heinzelmäuse von Titanic

 Stefan Schlatt, Reproduktionsbiologe an der Uni Münster!

Sie gaben im Zeit-Wissensteil ein ganzseitiges Interview, das wie folgt betitelt wurde: »Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes«. Eine billige Masche der Zeit, mit einer bizarren Überschrift Neugier zu wecken, das war uns sofort klar. Dennoch wollten wir natürlich wissen, in welchem Zusammenhang Sie das oben Zitierte von sich gaben.

»Der Testosteronspiegel des Mannes geht nur langsam zurück, vor allem, weil er im Alter immer dicker wird und nicht mehr so gesund ist wie mit 25. Dies zeigt sich dann an der Hormonproduktion im Hoden. Bergleute haben früher Kanarienvögel mit unter Tage genommen, die Alarm schlugen, wenn die Luft dünner wurde. Man könnte sagen: Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes.«

Wo sollen wir anfangen, Schlatt? Der Kanarienvogel diente Bergleuten als Indikator für die sinnlich nicht wahrnehmbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. Diese soll in Ihrer Metapher wohl der niedrige Testosteronspiegel sein, der nicht etwa durch das Übergewicht, sondern nur durch den Hoden zu erkennen ist. Und das geschieht wie, Schlatt? Schlägt der Hoden Alarm, indem er laut zwitschert? Sind die Kanarienvögel unter Tage nicht vielmehr verstummt und tot umgefallen? Und was ist in Ihrer Analogie eigentlich der Käfig für den singenden Hoden?

Fest steht hier im Grunde nur eins: Bei Ihnen piept es gehörig – im Kopf und in der Hose.

Tirili: Titanic

 Und Du, »Braunschweiger Zeitung«,

hast uns mit Deiner Überschrift »Diese beiden tödlichen Keime bekämpfen Forscher aus Braunschweig« einen kleinen Schrecken eingejagt. Viel lieber wäre uns in eh schon schweren Zeiten die Headline »Forscher aus Braunschweig bekämpfen diese beiden tödlichen Keime« gewesen.

Bitte auf uns arme Seelen achten, wünscht sich

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Aus der militärgeschichtlichen Forschung

Feldjäger sind auch nur Sammler.

Daniel Sibbe

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
Titanic unterwegs
04.10.2024 Greiz, Sommerpalais Hauck & Bauer
05.10.2024 Kassel, TiF Max Goldt
05.10.2024 Berlin, Künstlerhof / Buchhändlerkeller Alt Lietzow Christian Y. Schmidt
06.10.2024 Berlin, Schloßparktheater Max Goldt