Newsticker

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Karneval verbieten! Jetzt!

Liebe Mehrheitsgesellschaft,

wir müssen reden. Denn als ich gestern Abend gegen 23 Uhr nach einem harten Arbeitstag in der Agentur gedankenverloren mit meiner Subohm-Dampfe über die Komödienstraße Richtung Dom und Kölner Hauptbahnhof spazierte und mir drei Marienkäfer um die 50 mit leeren Augen entgegentorkelten, wurden mir mit einem Mal zwei sehr wichtige Sachen klar: 1. Gestern war der 11.11. und damit offizieller Beginn der Karnevals-Saison. 2. Der Karneval in Deutschland muss verboten werden. Jetzt!

Was hierzulande ständig mit so unverdächtigen Wendungen wie "närrisches Treiben", "Session", "Fasching" oder "Jecken" diminutiv verharmlost wird, ist in Wahrheit – and I take no pleasure in saying this – ein vollkommen überdimensioniertes Deindustrialisierungsprogramm für dieses unser Land. Angesichts der globalen Herausforderungen alleine in den Bereichen Automobilindustrie und Energiewirtschaft sowie den hinlänglichen Machtverschiebungen einer immer bipolarer organisierten Welt ist es aus meiner Perspektive schlichtweg nicht mehr hinnehmbar, ein ganzes Land für mehrere Netto-Arbeitstage pro Jahr in kollektive Betäubung zu versetzen.

Es muss ein Umdenken her. Lange Zeit glaubten wir der uralten Pointe des Traumschiff-Kapitäns Harald Schmidt, der einmal sinngemäß sagte: Ein Land, in dem nicht mindestens acht Millionen Menschen "Musikantenstadl" schauen, sei unregierbar, und übersetzten diese auf Karneval. Dabei zeigen die Beispiele China und Indien: Es geht auch ohne! Während der Düsseldorfer Hoppeditz vor Babyboomer-Publikum auf dem alten Markt gegen die Umweltspur und Dieselfahrverbote wettert, werden im indischen Hyderabad zeitgleich 12 neue Patente angemeldet. Ich weiß nicht, wie es Euch damit geht, aber mich macht das betroffen.

Erst recht treibt es mir die Tränen in die Augen, wenn ich ansehen muss, wie leichtfertig junge Menschen Jahr für Jahr ihre (und unsere) Zukunft in den Hochstraßen und Marktplätzen dieser Republik wegwerfen. Anstatt mit MINT-Mindset und einigen ihrer Freunde eifrig an Mobilitätskonzepten für übermorgen zu tüfteln, werfen sie sich in SWAT-Team- oder Krankenschwester-Kostüme, kippen literweise den Klaren in den Körper und grölen banalstmusikalisches Liedgut in ausgedachten Fantasiesprachen.

Und über die kulturellen und intellektuellen Folgekosten dieser alljährlichen Betäubung habe ich noch gar nicht gesprochen. So zwitscherte die "Taz" einen Text von Fatma Aydemir, in der diese eigentlich nur auf die Selbstverständlichkeit hinwies, dass rassistische Karnevalskostüme wie "Indianer" und "Chinesen" lediglich zur Belustigung weißer Menschen da sind. Prompt drunterkommentierte ein Boomer: "Was für ein Schwachsinn ..." (229 Favs) und etwas später hinterher: "Dass ich für den Tweet so viele Likes bekomme, hätte ich nie gedacht. Das haut mich um. Offenbar habe ich mit wenigen Worten genau den Nerv getroffen."

Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

Euer: Dax Werner

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Inside TITANIC (12)

Brisante Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Paula Irmschler über die Redaktion im Rauschscham.

Gute Satire fickt sich nicht von allein. Der Sekt zum Frühstück, der Joint vorm Mittag, das Koks bei der Konferenz, das Bier am Nachmittag, das Koks statt Essen, der Wodka-Lemon nachts um vier zum Schreiben der Kolumne, das CBD zum Runterkommen. Das alles machen wir nicht mehr. Stattdessen gibt es viel Schlaf, ausreichend Wasser, gutes Essen und intensive Gespräche.

Bis vor kurzem hielt uns alle zumindest noch die Liebe zum good old Glimmstängel über Wasser. Nachdem alle immer mal wieder scheinheilig mit Rauchen aufgehört hatten, feierte die Ziese in der TITANIC-Welt zuletzt ein Comeback, es wurde wieder geschlaucht, geröchelt, gequatscht. Wir waren kurz davor, den Besuch einer Trinklokalität mal wieder in Betracht zu ziehen.

Bis sie uns wieder ereilte: Die Rauchscham. Äh, die Rauschscham (hier geht es um mehr).

Schuld daran sind: die Praktikantinnen und Praktikanten. Verächtlich "shamen" sie uns, wenn wir zu den guten, alten Abfuckdrogen greifen wollen. Die Jugend macht sowas nicht mehr. Und wir wollen natürlich auch nicht machen, was die Jugend nicht macht, weil wir es machen. Verantwortungsbewusst rühren sie ihr Quinoa an, sind früher als wir im Büro und kümmern sich um die Finanzen. Und sie verzerren ihr Gesicht oder machen diese Scheibenbewegung vor dem Gesicht, wenn wir uns mal ein bisschen Fun gönnen wollen. Einige bestehen nicht mal den "Kennst du alle hundert Millionen Biersorten der Welt?"-Test von Tom Hintner. "Ok Boomer", lachen sie uns mit diesem neuen Internetwitz aus, den ich gegoogelt hab. Und: "Interessant. Diese Zigaretten hatte meine Oma auch." Was glauben die eigentlich, wie alt wir sind?

Neuerdings experimentiert die (erwachsene) Redaktion allerdings heimlich mit Pilzen. Mehr dazu vielleicht bald an dieser Stelle.

Bleibt smooth, kids.

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Meditation und Markt mit Dax Werner

5000 Jahre Internet

Liebe digitale Vorhut,

Rechenzentren, Sternenstaub, unendliche Weiten: Das Internet, Quell und Ursprung aller guten und schönen Dinge in unserem Leben, feiert 50jährigen Geburtstag. Happy Birthday, liebes Weltnetz! 1969 wurde der erste Computer der Welt im sogenannten Alpaka-Net durch ein gelbes LAN-Kabel mit einem WLAN-Router verbunden. Für die Geschichte der Menschheit war dieser eine Handgriff vermutlich nicht von geringerer Bedeutung als das erste Mal ein Feuer machen oder eine Pyramide bauen. Warum? Ein Thread.

Natürlich, das Internet hat uns nicht nur coole Sachen geschenkt: Es sei hier nur an Donald Trump sowie Spam-Mails erinnert. Das war's aber auch eigentlich schon, denn ansonsten stehen insgesamt sehr viele geile neue Möglichkeiten auf der digitalen Habenseite: Memes, Vaporwave, Ebay, Rapidshare, Hundefotos und die Wikipedia-Seite von Reinhold Messner! Daran erkennt man mal wieder sehr gut, dass alles im Leben zwei Seiten hat. Wenn man zum Beispiel heutzutage ein Buch schreiben möchte, kann man sich einfach an den Millionen kostenlosen Texten im Netz bedienen und sich aus diesen ein neues, ein besseres Buch basteln!

Das größte Achievement des Internets ist jedoch sicherlich, dass es denjenigen eine Stimme gab, die vorher keine hatten. Egal ob westdeutscher Babyboomer, thüringischer Millennial oder Don Alphonso: Im Internet darf jeder seine Meinung sagen – und das ist auch gut so!

Wenn es eine Sache gibt, die ich mir an diesem heutigen Geburtstag wünsche, dann vielleicht: Dass wir wieder versuchen, sachlicher miteinander im WWW zu diskutieren, das rhetorische Wettrüsten einstellen und, jawohl, dass wir uns wieder ein Stück weit selber finden. So, wie es der kleine Prinz im berühmten Märchen von Frank Schätzing einmal gesagt hat: "Ich frage mich, ob die Sterne leuchten, damit jeder seinen eigenen eines Tages wiederfindet."

Liebe Internet-Sterne, ihr seid so viel mehr als Einsen und Nullen für mich.

Auf die nächsten 50 Jahre,

Euer Dax Werner

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Life & Style mit Antonia Stille

Style: Inhalte überwinden 

Manche würden sagen, zur Buchmesse in Frankfurt 2019 sei alles gesagt: Wir haben schon viele Analysen über Politik und Bücher und politische Bücher von serbischen Österreichern gelesen oder zumindest wurden sie uns in der Twitter-Timeline vorgeschlagen von den Zeitungsaccounts, die wir aus schlechtem Gewissen abonnieren, aber nie wirklich nutzen – bloß nicht dem Finanzamt sagen. Aber wie jedes Jahr wurde ein Aspekt selbst bei "Bento" und "Zeit Online" sträflich vernachlässigt: Outfits, Kleidung, kurz, die Haute (Non-)Couture in den heiligen Hallen der Menschen, die sich gerne auf ihre Bücherregale reduzieren. Aber, liebe Lesemäuse, let's judge the book by its cover! Bei Büchern geht es angeblich um Inhalte, und das sah man den Besucherinnen und Besuchern nun wirklich an. Marc O'Polo, Cos und H&M gaben sich hier unbeholfen die Klinke in die Hand. Schlecht geschnittene Ponys, Sneakers aus der 2017er Reebok-Kollektion und dazu asymmetrische Bärte, in denen noch die Reste von den Pumpernickel-Schnittchen aus dem vergangenen Jahr hängen: Es ist ein Trauerspiel, bei dem selbst ein Makeover durch die Fab 5 wenig bis nichts hätte ausrichten können. (Antoni, bitte antworte mir endlich bei Insta!) Wirklich schade, wenn man bedenkt, dass all die networkenden Buchstabenfans selbst mal Kinder waren. Darum ist es auch kein Wunder, dass diese traurigen Gestalten sich ihre eigene Existenz beim hippen Umsonst-Saufstand "Generation Riesling" schöntrinken müssen. Dann liest man auch schnell über schwierige Passagen und mehr als vierzig rechte Verlage hinweg, aber ich will jetzt auch nicht politisch werden. Peter Handke hat nämlich auch oberflächlich betrachtet keinen Literaturnobelpreis verdient, sondern höchstens eine Stilberatung und einen Maniküre-Workshop.

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Inside TITANIC (11)

Brisante Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Moritz Hürtgen über die Chats, Mails und Foren der Redaktion.

Die Frage treibt zwar nicht viele, aber gewiss eine Handvoll Nerdboys und Fangirls um: Wie chatten die klügsten Köpfe des Landes? Die Antwort: Alle Mitglieder der TITANIC-Redaktion sind in verschiedenen Chats und Kommentarsträngen organisiert. Eine kurze Übersicht und Historie will ich Ihnen heute gerne liefern.

Alles begann in der 90ern mit dem ältesten Medium der Welt: der E-Mail. Bis heute gibt es einen Verteiler, über den man alle aktiven Mitglieder der Redaktion erreicht. Hier werden wichtige Dinge geklärt wie: Wer kommt dieses Jahr mit auf das Lohrer Bierfest? Aus diesen Plänen wird grundsätzlich nie etwas.

Ein bisschen später, nachdem eine Zeitlang unschuldige Gästebücher anderer Webseiten terrorisiert wurden, führte man ein klassisches Forum mit hellblauer Nutzeroberfläche ein; Leser/innen waren dort eingeladen, mit Redakteuren zu mingeln. In einem geheimen Unterforum, für das man vom Webmaster zugelassen werden musste, wurden Meldungen für den Newsticker auf der Website ausgeheckt. Einige spätere Redakteure fanden so ihren Weg "zum Heft". Ich persönlich denke, dass dieses Forum die schlimmsten Jahre der TITANIC-Geschichte ermöglichte. Heute muss man sich zum Glück wieder ganz normal auf eine Stelle bewerben. Mit Zeugnis und Empfehlung seines Professors.

Dann kam … – Facebook. Ich korrigiere mich: Erst jetzt wurde es richtig entsetzlich und furchtbar beim endgültigen Satiremagazin. Bald postete das halbe TITANIC-Personal mit Autor/innen und weiteren Verrückten in einem halböffentlichen Facebook-Kommentarstrang ca. 70 000 Kommentare zusammen. Es gab stets einen König (m/w, fragen Sie nicht!) und meist ging's um Sex und Schlüpfriges; Menschen zwischen 25 und 45 – ja, auch ich – holten ihre Pubertät nach. Ich habe dieses Kapitel für mich abgeschlossen.

Und jetzt? Ist jede und jeder in ca. 17 verschiedenen Chatgruppen im Facebook-Messenger untergebracht, wo man 24/7 mit Organisatorischem und Intrigenspinnerei behelligt wird. Mein Versuch, die Kolleg/innen davon zu überzeugen, sich professionell bei Slack zu auszutauschen, musste scheitern. Naturgemäß. Loben möchte ich die Plattform Twitter. Dort wird man in den "DMs" stets nur seriös mit Anfragen, die Hand und Fuß (und ein anständiges Honorar) haben, erfreut.

Haben Sie weitere Fragen? Sie erreichen mich unter: papierkorb@titanic-magazin.de

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Meditation und Markt mit Dax Werner

Case Study: Regenbogenfisch

Immer mal wieder finde ich etwas im Internet, was in mir instantly dieses Frank-Thelen-Investment-Case-Feeling triggert. Der Regenbogenfisch-Auftritt der österreichischen Poetry-Slammerin Lisa Eckhart auf 3Sat, der seit gestern auf Twitter die Runde macht, gehört definitiv dazu!

Alles an ihrer Zweieinhalb-Minuten-Performance ist bis ins kleinste Detail genial gearbeitet. Allein das Sujet: "Der Regenbogenfisch", ein 1992 – übrigens auch das Geburtsjahr von Lisa Eckhart – erschienenes, extrem virales Kinderbuch, in dem ein Fisch seine Schuppen an andere Fische verschenkt und so herausfindet, dass man nur durchs Teilen wirklich wahres Lebensglück findet.

Die Möglichkeit, dass es sich bei dem Kinderbuch von Marcus Pfister um ein unter vielen Schuppen verstecktes sozialistisches Manifest handle, das unsere unschuldigen Kinder für den ersten Arbeitsmarkt versaut, bringt Kritiker schon seit dem Erscheinen auf die Palme. Vielleicht zitiert Eckhart deswegen gleich zu Beginn einen sieben Jahre alten, extrem nischigen Tweet des inzwischen 74-Jährigen konservativen US-Radiomoderators Neal Boortz, der weiland ins Twitter drückte: "The Rainbow Fish is the most insipid, disgusting and subversive children's book available today. ObamaPelosiReid would LOVE it." 8 Retweets, 4 Favs. Bei Eckhart wird daraus der staubtrocken servierte Opener: "Wissen Sie, was das schlimmste Kinderbuch ist? Für alle Zeit? Der Regenbogenfisch!" Zugegeben, wenig mehr als ein intertextuelles Goodie für Leute mit abgebrochenem Germanistik-Studium. Aber die Richtung ist natürlich goldrichtig.

Denn in der Satire- und Kabarettbranche arbeiten wir seit langem viel mit Visualisierungen. Eine davon lautet: Wenn du in Deutschland mit Humor Geld verdienen willst, musst du die Best-Ager erobern, die anspruchsvolle und konsumfreudige Kundengruppe der 40- bis 50-Jährigen; Menschen also, die sich unter der Woche den Nuhr in der Stadthalle geben und freitagabends im Karohemd den Welke in der Heute-Show. Du musst die Provinz abholen. Leute, die mehr wollen als Pispers und Priol. Und alle Marktforschungen sagen es deutlich: Diese Menschen haben auf eine Sache am allerwenigsten Lust, nämlich: Sozialismus.

Und Eckharts Kabarett-Setup ist milimetergenau auf die Best-Ager abgestellt: "Besonders zu sein, ist heute nur dann gestattet, wenn alle gleich besonders sind. Denn alle Menschen sind gleich, und jeder ist etwas Besonderes. [...] Das ist definitiv ein Fortschritt. In den Irrsinn." Das ist genau der haarsträubend apokalyptische Sound, auf den gerade in Zeiten von Gendergaga und political correctness sowohl in strukturschwachen- als auch starken Landstrichen, sowohl in Montabaur als auch in Pirna resoniert wird.

Deswegen ist Lisa Eckhart für mich ein extrem clever gearbeitetes Kabarett-Produkt mit retropolitischem Markenkern und hat gerade deswegen eine großartige Zukunft vor sich. Oder, um es mit der ZDF-Social-Abteilung zu sagen: "Bitterböses von Lisa Eckart zum 'schlimmsten' Kinderbuch aller Zeiten: dem 'Regenbogenfisch'." Tränenlachsmiley.

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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Ich wärdä diesä Schallplattä niecht kaufän

Monty Python wird 50, und alle überschlagen sich mit Lobpreisungen und Referenzen. Und wer könnte ihre Großartigkeit und humorhistorische Relevanz in Abrede stellen; wie so viele Kulturphänomene leiden sie jedoch an der erdrückenden Umschlingung ihrer Verehrer, zumal seitdem das Internet Bild- und Wortzitate zur frei konvertierbaren Währung erhoben hat. Referenzkapital, das als selbsterklärender Platzhalter Eigenschöpferisches ersetzt, nicht ergänzt. In touristisch organisierten "Silly Walks" und dem viermillionsten "Chleudert den Purchen zu Poden!" verdünnt sich die effiziente Humorarbeit der Engländer und nimmt ein wenig vom Salzstangenspendercharme eines "Dinner for One" oder des gleichfalls silvesterverzahnten "Ein Herz und eine Seele" an – letzteres hat durchaus seine überzeitlichen Meriten, nicht zuletzt durch das heute selten gewordene halbimprovisierte Spiel der Darsteller – allein, es ist die alles erdrückende Kultpflicht, die den distanzierteren Betrachter im Sessel zurücklässt mit dem Gedanken: "Früher hatten die Witze halt mehr Zeit." Vielleicht könnte man den Pythons auch das preußische Tafelsilber Loriot zur Seite stellen, dessen perfekt durchorganisierte Sketche mit der Präzision eines Frankreichfeldzugs ablaufen, ihr inhärent zwangsneurotisches Element nach ungezählten Wiederholungen in MDR-Potpourris und anderswo jedoch zuweilen schmerzhafter als beabsichtigt offenbaren. Ihre zu Recht gerühmte Anarchie – die mehr der subversiven Logik des Traums als einer weltanschaulichen Agenda zu folgen scheint – ist von einer Dichte und Robustheit, die die Pythons vor der finalen Abgegriffenheit bewahren wird; den "Was habe ich da gerade gesehen?"-Effekt haben sie auch ins Streamingzeitalter mit seiner stets zum Absprung bereiten Konzentration zu retten verstanden. Allzu häufigen Gebrauch vermeidend, werden sie weiterhin ein probates Heilmittel gegen Oneliner-Geknatter einer- und brucknerbreite Bräsigkeit andererseits darstellen, denn mausetot ist dieser Papagei noch lange nicht.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Huhu, Schwarzblauer Ölkäfer!

Du breitest Dich gerade fleißig aus im Lande, enthältst aber leider eine Menge des Giftstoffs Cantharidin, die, wie unsere Medien nicht müde werden zu warnen, ausreichen würde, um einen erwachsenen Menschen zu töten.

Wir möchten dagegen Dich warnen, nämlich davor, dass bald Robert Habeck oder Annalena Baerbock bei Dir anklopfen und um Dein Öl betteln könnten. Dass Rohstoffe aus toxischen Quellen oder von sonstwie bedenklichen Zulieferern stammen, hat uns Deutsche schließlich noch nie von lukrativen Deals abgehalten.

Kabarettistische Grüße von den Mistkäfern auf der Titanic

 Sorgen, Alexander Poitz (Gewerkschaft der Polizei),

machen Sie sich wegen des 49-Euro-Tickets. Denn »wo mehr Menschen sind, findet auch mehr Kriminalität statt«.

Klar, Menschen, die kein Auto fahren, sind suspekt, und dass die Anwesenheit von Personen die statistische Wahrscheinlichkeit für Straftaten erhöht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Wir denken daher, dass Sie uns zustimmen, wenn wir feststellen: Wo mehr Polizist/innen sind, finden sich auch mehr Nazis.

Mit kalter Mathematik: Titanic

 Merhaba, Berichterstatter/innen!

Wie die türkischen Wahlen ausgegangen sind, das konntet Ihr uns zu Redaktionsschluss noch nicht mitteilen; wohl aber, auf welche Weise Erdoğan seinen Gegenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu sowie dessen fortgeschrittenes Alter (74) während des Wahlkampfes lächerlich zu machen pflegte: »mit der veralteten Anrede ›Bay Kemal‹ (Herr Kemal)«. Niedlich, dieser Despoten-Ageismus. Auch wenn Erdoğans Exkurs ins Alt-Osmanische, den uns der Tagesspiegel hier nahebringen wollte, laut FAZ eher einer ins Neu-Englische war: »Der türkische Präsident nennt ihn«, Kılıçdaroğlu, »am liebsten ›Bye-bye-Kemal‹.«

Aber, Türkei-Berichterstatter/innen, mal ehrlich: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Erdoğan seinen Herausforderer schlicht als bestechlich brandmarken wollte (»Buy Kemal«)? Ihn als Krämerseele verspotten, als Betreiber einer provinziellen deutschen Spelunke (»Bei Kemal«)? Als »Bay-Kemal«, der den ganzen Tag am Strand von Antalya faulenzt? Als »By-Kemal«, der bald einen »By«-Pass braucht, als Tattergreis, der Nahrung nur noch in Matschform zu sich nehmen kann (»Brei-Kemal«)?

Erwägt doch, liebe Berichterstatter/innen, erst mal all diese Möglichkeiten und gebt byezeiten Bayscheid Eurer Titanic

 Zur klebefreudigen »Letzten Generation«, Dr. Irene Mihalic,

Erste Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fiel Ihnen ein: »Mit ihrem elitären und selbstgerechten Protest bewirkt die ›Letzte Generation‹ das Gegenteil dessen, was wir in der aktuellen Lage bräuchten, nämlich eine breite Bewegung in der Gesellschaft, für konsequente Klimaschutzpolitik.«

Aber wäre es nicht eigentlich Ihr Job, für eine solche Bewegung zu sorgen? Oder sind Sie ganz elitär daran gewöhnt, andere für sich arbeiten zu lassen? Dann macht das Rummäkeln am Ergebnis aber schnell einen recht selbstgerechten Eindruck, und der kann ziemlich lange an einem kleben bleiben.

Wollte Ihnen das nur mal sagen:

Ihre breite Bewegung von der Titanic

 Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

ständig vergessen wir, dass Sie ja hessischer und somit »unser« Ministerpräsident sind, und das immerhin schon seit einem guten Jahr! Es kann halt nicht jeder das Charisma eines Volker Bouffier haben, gell?

Immerhin hat ein großes Bunte-Interview uns nun an Sie erinnert. Dort plauderten Sie erwartungsgemäß aus dem Nähkästchen, wie bei der Frage, ob die erste Begegnung mit Ihrer Frau Liebe auf den ersten Blick gewesen sei: »Nein. Sie hielt mich für einen stockkonservativen JU-Fuzzi, mir hat sie zu grün gedacht, weil sie gegen die Atomversuche der Franzosen in der Südsee war.« Wie bitte? Ihre Frau war dagegen, idyllische Pazifik-Atolle in die Luft zu jagen? Haha, was für eine Hippie-Tante haben Sie sich denn da angelacht, Rheini?

Später im Interview wurde es dann sogar noch politisch. Zum Thema Migration fanden Sie: »Jeder, der uns hilft und unsere Werte akzeptiert, ist hier herzlich willkommen. Manche Migranten babbeln Frankfurterisch wie ich. Einige sogar besser.« Soso! Das sind also »unsere Werte«, ja? Wie gut jemand »Aschebäschä« sagen und mit Badesalz-Zitaten um sich werfen kann?

Bleibt zu hoffen, dass Sie nicht herausfinden, dass unsere Redaktion hauptsächlich aus unangepassten (Nieder-)Sachsen, Franken und NRWlerinnen besteht.

Wird sonst womöglich von Ihnen persönlich abgeschoben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Suche Produktionsfirma

Das ZDF hat meine Idee »1,2 oder 2 – das tendenziöse Kinderquiz« leider abgelehnt.

Rick Nikolaizig

 Autobiografie

Ich fahre seit dreißig Jahren Auto. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Es ist ein laufendes Verfahren.

Luz Laky

 Der Kult-Comic aus dem Kreißsaal:

»Asterix und Obstetrix«

Fabio Kühnemuth

 Body Positivity

Kürzlich habe ich von einem Mordfall in einem Fitnesscenter gelesen. Stolz schaute ich an mir herunter und kam zum Befund: Mein Körper ist mein Tempel Alibi.

Ronnie Zumbühl

 Aus dem Kochbuch des Flexikannibalen

Lehrers Kind und Pfarrers Vieh
Gebraten: gern.
Gedünstet? Nie!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURSonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!Hans Zippert: "Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten", signiertJahrelang lag TITANIC-Urgestein Hans Zippert in der Sonne herum und ließ Eidechsen auf sich kriechen. Dann wurde er plötzlich Deutschlands umtriebigster Kolumnist. Viele fragen sich: Wie hat er das bloß verkraftet? Die Antwort gibt dieses "Tagebuch eines Tagebuchschreibers": gar nicht. Von Burnout-, Schlaganfall- und Nahtoderfahrungen berichtet Zippert in seinem bislang persönlichsten Werk – mal augenzwinkernd, mal mit einer guten Portion Schalk in den Herzkranzgefäßen. Nie war man als Leser dem Tod so nahe!
Titanic unterwegs
06.06.2023 Essen-Steele, Grend Thomas Gsella
06.06.2023 Berlin, Pfefferberg Theater Hauck & Bauer mit M. Wurster und Krieg und Freitag
06.06.2023 Hamburg, Literaturhaus Gerhard Henschel mit Gerhard Kromschröder
08.06.2023 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner