Inside TITANIC (14)
Brisante Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Schreiberling Torsten Gaitzsch darüber, warum weniger oft weniger ist oder was.
Sie haben es sicher gelesen: Der neueste Selbstoptimierungs-Trend im Silicon Valley ist Dopaminfasten. Startup-Heinis verzichten tagelang auf äußere Reize und beschränken ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum, um danach ihre Umwelt umso intensiver wahrnehmen zu können. "This is why Al-Qaida hates us", hätte man dies in den Nullerjahren kommentiert. Neurotransmitter auf Sparflamme zu halten, ist freilich ein alter Hut. Ich zum Beispiel habe mir schon vor vielen Jahren eine strenge Serotonin-Diät verordnet – meine Texte wären andernfalls noch unlustiger!
Und die anderen Redakteurinnen und Redakteure? Welche Einschränkungen erlegen die sich auf? Wie detoxen sie? Ich möchte es Ihnen verraten! Ella Carina Werner besitzt kein Smartphone und begegnet daher zwangsläufig interessanten Menschen, stolpert ständig auf langen Zugfahrten in kuriose Gespräche. Moritz Post und Hardy Burmeier praktizieren "Friseur-Fasten"; die so gesparten Taler stecken die beiden Mähnenträger in Mohrrüben (Post), Rewe-Sushi (Burmeier) und Tabak (beide). Martina Werner macht keinen Urlaub mehr – inzwischen schon seit mehreren Wochen! Alexander Golz wiederum entsagt der Firma Apple, allerdings nicht aus Askese- und Wellnessgründen, sondern nach rein technischen Analysen und sachlichen Abwägungen ("Apple-Fans sind idiotische Opfer").
Aber warum sollten sich Medienunternehmen überhaupt den kranken Spielregeln des Spätkapitalismus unterwerfen? Tja, wie es halt so ist: Einer fängt an, alle ziehen nach. Man munkelt, dass Jürgen Kaube allen FAZ-Mitarbeitern kürzlich eine Kaviar- und Trüffelschranke auferlegt hat, nachdem es um das 70jährige Blatt nicht mehr ganz so goldig steht. "Focus Money" nutzt keine teuren Tarot-Hotlines mehr und setzt ausschließlich auf Kaffeesatzleserei und Vogelschwarmbeobachtung. Die "Emma" verzichtet geschlossen auf linksdrehende Joghurtkulturen, und bei der "Welt" wird von Ostern bis Allerheiligen gefastet – halt, falsch: "gefistet" muss es heißen.