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Fabian Lichters Economy Class

Tellkrampf

Angespannt ist er, Uwe Tellkamp, da ist sich die Presse einig, verkrampft gar. Fraglich, ob er auch anders kann. Hier jedenfalls nicht, in der heiß erwarteten Tellkamp-Doku "Der Fall Tellkamp", in der der Buchpreisträger vom Dresdner Elbhang mal vor seiner Schreibmaschine sitzt, mal mit Buchhändlerin Susanne Dagen den neuen Roman bespricht und über die Herrschaft linker Narrative schimpft. Dagen wird später noch ihr eigenes Schicksal schildern. Wie sie sich aus der Branche "herauskatapultiert" habe, weil sie nicht den Mund halten könne. Vielleicht ja auch, weil sie mit der organisierten Rechten zusammenarbeitet, vom Antaios-Verlag bis zu den Identitären. "Kontaktschuld" würden sie und Tellkamp auf solch einen Vorwurf wohl konternd entgegnen oder irgendetwas mit DDR 2.0 und Meinungsfreiheit. Aber auch in der Demokratie sagt es eben etwas über einen aus, mit wem man sich an den Tisch setzt und weshalb. Die von ihr verlegte Reihe für heimatlose, weil aus dem Diskurs verstoßene Schriftsteller (u.a. Tellkamp), hat sie "Exil" genannt. So weit, so anmaßend. "Natürlich ändert sich das Publikum", sagt sie nicht ohne Stolz, und dass man ihr nun nachsage, die einzige vernünftige Buchhandlung in Deutschland zu besitzen. Mehrmals echauffiert sich Uwe Tellkamp über moralisierende Westdeutsche, die im Osten hohe Positionen einnehmen, ihm sagen wollen, was er zu denken habe. Sagen könne er alles, muss auch er zugeben, es habe eben seinen Preis. Eingeladen werde er nicht mehr. Vielleicht ein kleiner Trost: Der Roman "Der Schlaf in den Uhren" (Suhrkamp-Verlag), in dem nun jeder auf 900 Seiten noch einmal nachlesen kann, wie Tellkamp tickt, er dürfte ein Selbstläufer sein. Und dann ist da ja noch die Doku selbst; ganze eineinhalb Stunden lang Spotlight. Ein Witz, der nur leider nicht zünden will. Da sitzt einer, auf den gerade mal wieder alle Augen gerichtet sind, und fühlt sich verstoßen. Die Linie verlaufe da, wo man für klassische Familienmodelle stehe, Kritik an Einwanderung formuliere und Trump nicht nur für böse halte, und damit hat Tellkamp sicherlich nicht unrecht, unterschlägt dabei aber, dass es kein diktatorisches Regime braucht, damit sich Mehrheitsmeinungen bilden, keine Propagandaapparate, damit sich Leute von einer Haltung und der Dynamik, die ihr innewohnt, angezogen oder abgestoßen fühlen. Etwa, wenn man sich auf die Seite von Menschen stellt, die mit Deutschlandfahnen und Lynchphantasien durch die Nacht marschieren.

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Meta

Hat man sich einst noch ins Netz geflüchtet, um der Welt zu entfliehen, verdoppelte sich spätestens mit den sozialen Netzwerken in der digitalen Sphäre all das, was man zuvor eigentlich hinter sich lassen wollte. Nun, wo beinahe jeder immerzu auf den zwei, drei Plattformen der bekannten Big Player präsent ist, um auf den anderen loszugehen oder sich selbst zu vermarkten, verschreibt man sich also eher einen Digital-Detox, um Abstand zur Welt und neue Perspektiven zu gewinnen. Dennoch darf die Entwicklung digitaler Räume natürlich nicht stagnieren und darum steht mit dem Metaverse auch schon die nächste Erfahrung bereit. Augenfällig ist hierbei die Art und Weise, wie darüber gesprochen wird. Anders als zu Zeiten von Second Life, einem ähnlichen Experiment aus der MySpace-Ära, sind digitale Welten längst keine Besonderheit mehr, so stehen kommerzielle Interessen beim Metaverse von vornherein im Fokus der Berichterstattung. Wie werden Kryptowährungen und NFTs implementieren? Wie reagieren die Kurse? Wie und in welchem Ausmaß lässt sich Werbung integrieren, wie der Gaming-Markt? Wie sichere ich mir ein virtuelles Grundstück und wie stabil sind die Bodenpreise? Selbst Maklerfirmen wie McMakler informieren die Kundschaft über die neuen Möglichkeiten: "Das Metaverse und der digitale Immobiliensektor eröffnen … neue Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten. Wollen Sie nicht selbst ein Grundstück kaufen oder eine Immobilie bauen, können Sie auch bei einem Immobilienfond Miteigentümer werden. Auch ein virtueller Mietmarkt soll entstehen." Gleichzeitig erinnert man sich an den Immobilienboom in China und zeigt sich darüber hinaus skeptisch angesichts der Tatsache, dass Boden im virtuellen Rahmen nicht notwendigerweise begrenzt ist, womit theoretisch Platz für alle wäre. Ausgerechnet jenes Moment des Konzepts zeigt sich als Spaßbremse für Investoren. Nutzer sichern sich trotzdem bereits munter Grundstücke, die den Preisen für Land in der realen Welt oft um nichts mehr nachstehen und hoffen mit den beteiligten Industrien auf das nächste große Ding: eine neue, virtuelle Volkswirtschaft. Wer solche Träume hat, hat ein Leben im Metaverse wahrlich verdient.

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Offen gesagt  

Dass ein offener Brief im Zeitalter des Dauerdiskurses nun doch etwas antiquiert daherkommt, das hielt "28 Intellektuelle und KünstlerInnen" längst nicht auf, Olaf Scholz auf diese Weise aufzufordern, statt auf die Bitten aus Kiew einzugehen, doch besser einem Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland zuzuarbeiten und die Verhandlungen nicht zu vergessen, es drohe der 3. Weltkrieg. Praktisch auch, wenn man sich gar nicht erst auf die Website der Emma bemühen muss, wo das Ganze veröffentlicht wurde, um zu wissen, wer unter die mahnenden Worte seinen Namen gesetzt hat. Denn man kennt sie ja, die Berufsgockel des Landes. Ob nun Dieter Nuhr, Martin Walser, Alice Schwarzer oder Juli Zeh. Letztere ist immerhin gestandene Offene-Briefe-Autorin. 2013, man erinnert sich, verfasste sie anlässlich des "größten Abhörskandals in der Geschichte der Bundesrepublik" sogleich einen Brief an Angela Merkel. Unterstützt wurde sie, Zeh, dabei von etlichen Unterzeichnern, die bis 2013 offensichtlich noch keine Vorstellung davon gehabt haben, was Geheimdienste so treiben. So oder so ähnlich ging das damals jedenfalls vonstatten und so oder so ähnlich stellt man sich Intellektuelle und Künstler hierzulande nun mal vor: als engagierte Betriebsnudeln, die sich in regelmäßigen Abständen mit Beschwerdeschreiben an die Politik wie an ihr Publikum richten. Nur Putin muss bislang noch ohne Brief aus Deutschland auskommen. Er dürfte am gewünschten Kompromiss aber ohnehin kaum mehr Interesse haben als an einem neuen Zeh-Roman oder dem nächsten Jahresrückblick mit Dieter Nuhr. 

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Und wenn eine Entschuldigung …    

Was man mit Xavier Naidoos Entschuldigung anfangen möchte, bei der er sich vor kurzem doch eher abstrakt von seiner Vergangenheit distanziert hat, beschäftigte die Halböffentlichkeit bei Twitter und den Journalismus jüngst sehr. Dass man skeptisch dahingehend ist, ob Jahrzehnte der Wirrnis und Hetze mit jenen wenigen Minuten, um die es geht, als passé und aufgearbeitet gewertet werden können, ob auch nur ein Satz aus Naidoos Mund ernst gemeint ist, lässt sich verstehen. Ebenso der Gedanke, es Menschen, die es aus solch einem Universum der Verblendung herausgeschafft haben, nicht schwerer machen zu wollen, als es für sie ohnehin schon ist. Es ist eben alles kompliziert, nicht nur die Sache mit der Wahrheit. 
Glücklicherweise arbeitet man anderswo aber schon fleißig gegen diese Problematik an: "Eine Entschuldigung besteht im Idealfall aus mehreren Komponenten", weiß zum Beispiel die taz:    

"1. 'Es tut mir leid, dass'    

2. Eine klare Benennung des Fehlers oder der Tat    

3. Eine Erklärung, weshalb man den Fehler oder die Tat begangen hat    

4. Eine Absichtserklärung: 'In Zukunft möchte ich …, um mein Verhalten wiedergutzumachen.'"    

"Diese Entschuldigungskette hält Naidoo bisher nicht durch", heißt es weiter. Besonders der letzte Punkt fehle schmerzlich in seinem Video. Und während man das so liest, stellt sich einem unweigerlich die Frage, ob ein solch gleichsam infantiles wie technisches Verhältnis zu Sprache und Wirklichkeit nicht Ausdruck einer Verblendung verwandter Art ist. Der Entschuldigungsleitfaden in 4 Schritten, der auch die Dramaturgie eines Xavier-Naidoo-Songs sein könnte, soll also Licht ins Dunkel bringen und die lästige Uneindeutigkeit hinwegzaubern. Und nun? Muss er noch einmal nachlegen? Dann aber die 4 Punkte bedenken. Wenn einer erst die richtigen Worte weiß, kann sein Anliegen schließlich nur noch identisch mit seinem Gesagten sein. Selbstverständlich ist es mit einem kurzen Video nicht getan, diesem Irrglauben dürfte nicht einmal der für Irrglauben nachweislich anfällige Xavier Naidoo erliegen, meinte er es denn wirklich ernst. Diejenigen, die sich inzwischen hauptberuflich auf das ritualisierte Einfordern von Entschuldigungen und Distanzierungen eingeschossen haben, noch ernst zu nehmen, fällt jedenfalls nicht weniger schwer.  

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Kinderkram

Wer seinen Kindern früh das nötige Rüstzeug für den Wettbewerb mitgeben möchte, der hat Glück: Mit Carsten Maschmeyers Kinderbuch "Die Start-up Gang" etwa, verfasst zusammen mit Google-Manager Axel Täubert, gibt es nun endlich ein Gründerkompendium in erzählter Form schon für Zehnjährige. Der Klappentext: "Es ist Projektwoche in der Schule und Nele, Carl, Aliyah und Mehmet landen im selben Team. Thema ist 'Wir gründen ein Start-up', und am Ende der Woche sollen die Gewinner gekürt werden. Die Vier rechnen sich keine Chance aus, denn ihr Team ist einfach zu verschieden, was Interessen und soziale Herkunft anbelangt. Doch genau das - ihre unterschiedlichen Talente - erweist sich als große Stärke, als Ihnen (sic!) plötzlich eine geniale Geschäftsidee kommt …". So einfach geht Diversität in neoliberal. Mehmets Vater ist selbstverständlich trotzdem Dönerverkäufer und Aliyah, vor kurzem aus Syrien geflüchtet, möchte nun als Gründerin die Welt verändern. Carl wiederum liest gerne. Sein Lieblingsbuch: "Die Millionärsformel" von Carsten Maschmeyer. Maschmeyers Vorwort klingt dann so: "Ich vermute, die meisten deiner Freunde - du selbst womöglich auch - wollen Influencer, Fußballprofi oder am besten gleich Superstar werden. Aber erstens kann das nicht jeder sein und zweitens, was wäre das für eine Welt, in der es nur solche Berufe gibt? Wer würde dann zum Beispiel die nächste Social-Media-Plattform erfinden, auf der alle ihre Bilder posten? Dafür braucht es Unternehmen und mutige Menschen, die sie gründen." Wem ein Buch zu altbacken ist, der hole einfach das iPad herbei; schon für Kleinkinder stehen auf YouTube und den gängigen Streamingplattformen schließlich etliche Animationsfilmchen bereit, die von so grotesk schlechter, liebloser und bizarrer Machart sind, als habe eine minderwertige KI sie zusammengebastelt: ohne Charaktere oder Handlungsstränge, ein Universum, das verspielt, gar phantastisch ist, gibt es gar nicht erst, dafür findet man sich in einem Niemandsland wieder, in dem Konstruktionsteile auf dem Boden liegen, die unter Anleitung von Roboterstimmen und bei Fahrstuhlgedudel zu Gabelstaplern oder Kränen montiert werden. Auch die dingliche Welt soll schließlich dereinst geplant und beherrscht werden. Im beinahe schon kultverdächtigen Video "Bob der Zug" hingegen, immerhin über 90 000 000 Klicks, tuckert eine grenzdebile Bimmelbahn durch eine computeranimierte Landschaft, die eher an einen Horrortrip erinnert, denn an ein Kinderparadies, und bringt den Kleinen Buchstaben, Zahlen und Fahrzeuge näher, ehe sich, haben die Eltern sich erst verzogen, Kampfjet, Kriegsschiff und Flugzeugträger vorstellen dürfen und als wichtige Helfer im Alltag präsentiert werden, die das Land verteidigen. Mit so einer Bilderwelt im Nacken freut man sich dann auch aufs Existenzgründerseminar.

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Knirsch  

Dass der Kapitalismus ein Nepp ist, ist nun längst keine exotische Meinung mehr. Auch mit dem Fortschrittsoptimismus ist es so eine Sache, so richtig will jedenfalls keiner mehr daran glauben, dass dieser Welt in absehbarer Zeit noch Wunder entspringen könnten, die das Leben einfacher und schöner, idealerweise gar ökologischer machen. Was auch die Politik vor neue Herausforderungen stellt. Hat man Kritik am Status quo früher mit dem Versprechen von Wohlstand für alle und Bildern von Flüssen aus Sonnenblumenöl o.Ä.versucht abzubügeln, muss man heute auf andere Mittel setzen. Inzwischen bleibt selbst Regierenden nichts weiter übrig, als ihre eigene Vulnerabilität und Betroffenheit angesichts der Verzwicktheit der Lage auszustellen. Mit der unausgesprochenen Bitte, man möge ihnen ihr Engagement zu Gute halten, das nun mal dann und wann an den Mauern aus Sachzwängen zerschellt. Man muss mitansehen, wie Robert Habeck zerknirscht – denn das ist das Adjektiv, auf das sich die Presse bei ihm geeinigt hat – seine Runden dreht, um in Katar nach Alternativen zu russischem Gas zu suchen, die Leute darauf einstimmt, dass sie künftig noch ein wenig verzichten werden müssen, und wünscht ihm ja doch nur, dass er bald wieder die Jeans auf 6/8 krempeln und umringt von Fotografen barfuß durch das Watt stapfen kann. Der Gesundheitsminister warnt indessen auf Twitter in gewohnter Manier vor einer Pandemie und ihren Spätfolgen, während unter seiner Ägide gerade die letzten Maßnahmen zur Eindämmung abgebaut werden, ganz so, als könne niemand weniger in derlei Belangen ausrichten als ein einfacher Minister. Ein Twitteraccount als Appell an die Leser, doch bitte auszubaden, was man im Namen der Wirtschaft angerichtet hat. Und unter all dem leidet dann auch noch das Tischtennisspielen mit Freund Günter Wallraff, weiß jedenfalls die dpa.  

Es ist eben hart für alle.

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Zur Sonne, zur Freiheit    

In regelmäßigen Abständen muss hier über das Hantieren mit dem Begriff Freiheit gesprochen werden, der längst für alles und jeden herhalten muss, sei es für Gaucks pathetische Sonntagsrede, in der es hieß, man könne auch einmal "frieren für die Freiheit", – grandios, welch Spielräume einem Jahrzehnte freiheitsgetriebenen Wirtschaftens also nun eröffnen – sei es für Lindners "Freiheitsenergien". Entscheidend ist eben das richtige Wording, mit dem man – in Lindners Fall – die Klientel aus Wirtschaft und Industrie adressiert, also auch hier mal wieder: Freiheit. Freiheit, die hierzulande gemeinhin so fragil ist, dass man sie mit Tempo 230 und dem stets noch größeren Hubraum demonstrieren muss und die keine ist, wenn in ihr nicht zwangsläufig die Chance auf Selbstzerstörung und Gefährdung anderer mitschwingt. Freiheit, das klingt hier nun aber plötzlich besänftigend in Richtung einer grenzparanoiden Wirtschaft geflüstert, ein bitternötiges Sedativum, man nehme sich nur einmal das Titelblatt der Wirtschaftswoche vor, es könnte aber auch Compact sein: Robert Habeck thront dort als "König Planwirtschaft" mit Photovoltaikkrone und Windrad-Reichsapfel als Insignien der drohenden neuen Welt, weil ja eh längst alles wurscht ist. Als wäre in jenem Wahn, der sich immerzu kurz vor dem staatlichen Großeingriff, wenn nicht dem Sozialismus wähnt, nähme man ihn ernst, nicht auch etwa die Autoindustrie vor allem ein gigantisches planwirtschaftliches Projekt – mit Unsummen subventioniert, die Abhängigkeit zu fossilen Brennstoffen künstlich gefördert, ein Tempolimit durch ideologisches Dauerfeuer ins Reich der gefährlichen Utopien verbannt. Nichts anderes bei der Energieversorgung und der gezielten Zerstörung ungewünschter Märkte, das weiß man bei der Wirtschaftswoche natürlich am besten. Lindner hingegen weiß um den Pawlowschen Reflex und hofft also, dass das Wort Freiheit bei seiner Kundschaft wieder einmal seinen Zauber wirkt, während es draußen ja auch schon wieder wärmer wird. Manches regelt sich eben doch noch ganz von allein.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mal halblang, Polizei Düsseldorf!

Irgendwie war ja zu erwarten, dass Du Dich in Deinen Ermittlungen zum Anschlag in Solingen von rassistischen Debatten und wütenden Rufen nach Massenabschiebungen beeinflussen lässt. Wenn Du in einem Aufruf an die Bevölkerung aber auch noch um »Angaben zur Herkunft der abgebildeten Regenjacke« bittest – gehst Du damit nicht ein bisschen zu weit?

Deine Sittenwächterin von der Titanic

 Puh, Lars Klingbeil!

Gerade wollten wir den Arbeitstag für beendet erklären und auch die SPD mal in Ruhe vor sich hin sterben lassen, da quengeln Sie uns auf web.de entgegen, dass es »kein Recht auf Faulheit gibt«. Das sehen wir auch so, Klingbeil! Und halten deshalb jeden Tag, an dem wir uns nicht über Ihren Populismus lustig machen, für einen verschwendeten.

Die Mühe macht sich liebend gern: Titanic

 Wie Ihr Euch als Gäste verhaltet, liebe »Zeit online«-Redaktion,

ist uns wirklich schleierhaft. Immerhin empfehlt Ihr allen guten Besucher/innen, beim Verlassen des Gästezimmers »mehr als eine Unterhose« anzuziehen. Da drängen sich uns einige Fragen auf: Ist Euch im Höschen öfters kalt? Ist das wieder so ein Modetrend, den wir verpasst haben? Gibt es bei Eurem Gastgeber keine Toilette und Ihr müsst vorbeugen?

Und wie trägt man überhaupt mehr als eine Unterhose? Muss man sich Buxen in aufsteigenden Größen kaufen oder reicht ein erhöhter Elastan-Anteil? Wie viele Schlüpferlagen empfiehlt der Knigge?

Denkbar wäre etwa, bei engen Freund/innen zu zwei, bei Geschäftskolleg/innen jedoch zu mindestens fünf Slips zu greifen. Aber wie sieht es aus bei der nahen, aber unliebsamen Verwandtschaft?

Trägt zur Sicherheit immer mindestens drei Stringtangas: Titanic

 Und Du, »Braunschweiger Zeitung«,

hast uns mit Deiner Überschrift »Diese beiden tödlichen Keime bekämpfen Forscher aus Braunschweig« einen kleinen Schrecken eingejagt. Viel lieber wäre uns in eh schon schweren Zeiten die Headline »Forscher aus Braunschweig bekämpfen diese beiden tödlichen Keime« gewesen.

Bitte auf uns arme Seelen achten, wünscht sich

Deine Titanic

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

 Reality-TV

Bei der Fernsehserie »Die Nanny« gibt es diese eine Szene, in der die Mutter der Nanny, Sylvia Fine, in einem Pariser Restaurant mit dem Kellner kommunizieren will. Da sie kein Französisch spricht, nutzt sie zum Austausch ausschließlich den Text des französischen Kinderliedes »Frère Jacques«: Mit »Frère Jacques« ruft sie den Kellner, mit »Ding-ding-dong« fordert sie einen neuen Kaffee und so weiter. In der Serie klappte das sehr gut, und als Kind fand ich es auch ausgesprochen lustig, war mir allerdings sicher, dass das in der Realität nie funktionieren würde – bis es mir selbst gelang. Das kam so: Im Fitnessstudio wartete ein junger Mann am Tresen vergeblich auf einen Trainer. Vergeblich, weil er die im Tresen eingelassene Klingel nicht betätigt hatte. Nun hatte ich ihn während des Trainings Französisch sprechen hören, sprach allerdings selbst keines. Da ich aber der Einzige war, der sein vergebliches Warten bemerkte, ging ich schließlich hin, zeigte auf die Klingel und sagte »Sonnez les matines! Sonnez les matines!« Er verstand sofort und klingelte ausgiebig. Kurz darauf erschien der Trainer und ließ ihn hinaus. Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen würde im Leben nicht helfen.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
15.10.2024 Tuttlingen, Stadthalle Hauck & Bauer und Thomas Gsella
16.10.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit Max Kersting und Maria Muhar
16.10.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
16.10.2024 Frankfurt, Buchmesse TITANIC auf der Frankfurter Buchmesse