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Das ahnungslose Portrait (3)

Paul Bocuse – das muss kesseln! Was wir* über den Koch der Köche wissen und (vor allem) was nicht.

Hände wie Bratpfannen und ein Herz so groß wie das Elsass: das war Paul Bocuse, der Zeit seines Lebens eine eiskalte Konkurrenz mit seinem älteren Bruder Paul Bofrost pflegte. Um sich von dessen Konzept der proletarischen Massenversorgung mit vorgefertigter Kost abzugrenzen, kreierte er Nobelgerichte wie "Reiche Ritter", "Richtiger Hase" und "Goldener Löffelbiscuit".

Aufsehen erregte er 1964, als er im Gastronomenjournal "L’appétite petite" vorschlag, eine weitere Strophe für "Wir lagen vor Madagaskar" zu texten. Nach anfänglichem Zuspruch ("Klasse Idee! Kochmütze ab, Monsieur Bocuse!", "wollte das gute Lied schon immer mal weitersingen als die bisherigen läppischen 3 Strophen") wurden mit der Zeit die kritischen Stimmen lauter ("schon angefangen mit der Betextung?" "Was dürfen wir denn jetzt beim Rühren, Backen, Kneten weiter vor uns hinträllern?") und führte letztlich zu bitterer Ablehnung in der Gastro-Szene ("kein Interesse mehr", "konnte Seemannslieder noch nie leiden", "Schande für Zunft"). Heute ist seine Idee einer zusätzlichen Strophe nahezu vergessen.

Bocuse verabscheute Spinnen, da diese seiner Meinung nach keinen oder kaum Eigengeschmack besitzen. Mit etwas Dill und rotem Pfeffer konnte er aber selbst aus einem abgemagerten Weberknecht eine kleine Delikatesse zaubern (das war früher ein Arme-Leute-Essen).

1982 verfasste er seine Memoiren: “Küche, Koks und Coq au Vin”. Das Buch war monatelang in aller Munde und wurde schon bald unter dem zweifelhaften deutschen Verleihtitel "Zwei heiße Bräute hauen auf die Scheiße" verfilmt. Kultstatus erreichte darin die Szene, in der Bocuse (gespielt von Bo Derek) nach einem gewaltigen Schlag auf den Kopf 5 Sterne sah.

Als er an den Spätfolgen dieser "zu stark gerösteten Kopfnuss" (Jürgen Dollase) starb, lauteten die letzten Worte von Paul Bocuse: "Bon Appetit!". Er wurde über einem Topf Schnibbelbohnen plötzlich aus dem Leben gerissen. Die Hinterbliebenen saßen noch vor dampfenden Tellern, da lag er schon auf der Totenbahr'. Der Legende nach hat es dann allen doch noch ganz gut geschmeckt. Später wurde Bocuse, der immer alles auf den Punkt gegart hatte, ironischerweise verbrannt.

* Elias Hauck und Tim Wolff, die während des Lockdowns ein ganz neues Talent für sich entdeckt haben: das Essen.

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Das ahnungslose Portrait (2)

Madeleine Albright, amerikanische Politikerin von dieser einen Partei – was wir* über sie wissen, was wir nicht wissen.

Diese Frau (Schuhgröße 48, das entspricht etwa 2 Fuß) war schon bei ihrer eigenen Geburt unbequem – also ein Mensch wie alle anderen auch. Aber einer, der stets gern aneckte, wo es bei anderen rund geht.

Der Name, der ihr (Madeleine Albright) in die Wiege gelegt wurde, kommt aus dem Englischen: Albright. "All" heißt "ganz" und "bright" heißt "hell", auf Deutsch wäre das also etwa "Mädelein Ganz Hell", bzw. noch deutscher: MAGDA GANZHELL. Auf Französisch hieße sie Cafégebäck Toutelle, auf Italienisch vielleicht Mademoiselles Albondigas, weil Europa längst ein "Schmelztigel" (Begriff aus dem Schulunterricht des vergangenen Jahrtausends) ist wie die USA. Dort aber wurde Frau Albright zu ihrem Glück geboren – so konnten von Anfang an viele in ihrer Umgebung ihren Namen krorekt aussprechen.

Ihre Familie hatte Geld, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Aber das ist ja oft total subjektiv. Sie war jedenfalls behütet genug, um Interessen zu finden, und herausgefordert genug, um Kampfgeist zu entwickeln. So fand sie früh über den Mittelweg in die Politik. In der Highschool bereits gewann sie einen Kompromisswettbewerb, indem sie sich trotz besserer Argumente zur Zweitplatzierten erklärte.

Später war sie Ministerin bei einem Bush oder Clinton oder Obama, wahrscheinlich Außenministerin. Aber daran erinnert man sich auch nur so halb, weil sie wenigstens nicht einer dieser tausend austauschbaren weißen Christenmänner ist, die unter einem Bush oder Clinton oder Obama Minister waren.

Zwischendurch fand sie Zeit, die Dinge zu tun, die amerikanische Politikerinnen tun. Sie hat Bücher geschrieben. Sie war in Talkshows (1984 erster Gastauftritt in der Fernsehsendung "Euer verrückter Steve", mit dem verrückten Steve). Sie hat Reden gehalten. Gespräche geführt. Ist zu Konferenzen geflogen. Aber auch mal gelaufen. Je nachdem, wie weit weg die Konferenzen waren. Sie wurde auch mal gefahren. Den Bus nahm sie dagegen selten. Sie soll mindestens einmal auf einem Schiff gewesen sein. Ihr Verhältnis zu Fahrrädern gilt dagegen als noch unzureichend erforscht. Skateboards, E-Bikes und diese kleinen Rollen für Schuhe, die eine Weile in waren, dürften ihr eher fremd geblieben sein.

Schrullig: Bis heute unterhält die eingefleischte Schottenrockträgerin eine Brieffreundschaft mit einem Shetlandpony (Quelle: "Encyclopedia of the most curios pen pals", vergriffen, eventuell zvab.com?), hier ein kleiner Auszug: 

Hü hott, Grüß Gott,

ich muss gerade an dich denken ;) Haha, und natürlich kannst du auch kein Wort von dem verstehen, das ich dir schreibe. Das wäre ja verrückt! Aber es tut mir einfach gut, auf diese Art meine Gedanken zu ordnen ... und deshalb möchte ich dich jetzt und hier fragen: Möchtest du mich heiraten? 

In galoppierender Liebe

Deine Maddie

Sie ist trotzdem Mutter von 3 Töchtern und 2 Söhnen – her Kids are Albright, heißt es.

*Elias Hauck und Tim Wolff, die diesmal sogar einmal kurz gegoogelt haben – wenn auch nichts zu Madeleine Albright

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Das ahnungslose Portrait (1)

Dimitri (oder Demetri?) Schostakowitsch, Komponist und Russe - was wir* über ihn wissen, was wir nicht wissen.


"Musigg-Schorsch" oder auch "Schotze", wie ihn seine Freunde am Ende nannten, wurde am Anfang in ärmlichste Verhältnissen geboren. Seine Mutter war Gerberin. Sein Vater nicht mal das. So blieb dem kleinen Dimetri nur die Musik. Er entdeckte sie überall: in Tropfen, die in die Regentonne fielen, in den gequälten Aufschreien seiner Katzen oder im Grammophon, wenn er es abspielte.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell: Revolution, Kommunismus, Sowjetunion. Und wer machte die Musik dazu? Natürlich der Demitri. Er komponierte wie ein Rohrspatz: Serenaden, Sinfonien, Ohrwürmer, Seifenopern und annähernd 400 musikalische Scherze ("Komikoff Komikon").

So weit das Berufliche. Doch wie war er privat? Er ging bis ins hohe Alter barfuß, das soll ihm oft das Leben gerettet haben. Er galt unter Homosexuellen als heterosexuell und unter Heterosexuellen als heterosexuell. In einem Brief an seine Schwester vom 8. Dezember 1932 beschrieb er sich selbst als Hundenarr und exzessiven Haschischraucher.

Trotzdem wurde Schostakowitsch nicht von Josef Stalin in den Tod geschickt – was nicht jeder von sich behaupten kann. Obwohl ... alle derzeit lebenden Menschen können von sich behaupten, nicht von Josef Stalin in den Tod geschickt worden zu sein. Andererseits ist Schostakowitsch bereits tot. Hier wird die Forschung wohl noch einiges zu leisten haben.

Eins steht jedenfalls fest: Von einem Tag auf den anderen konnte Schostakowitsch keine Musik mehr hören – sein Nachbar hatte ihm das Grammophon (bekannt aus dem ersten Absatz) gestohlen. Und im Radio liefen immer nur Bach und Rebroff. Sowjetunion halt.

Unsicher ist, ob das berühmte Sprichwort "Schosta, bleib bei deinem Kowitsch" von ihm selbst stammt. Darin steht übrigens Kowitsch für eine Art Callboy (derb) und Schosta für Schosta eben. Typischer Schosta-Humor eigentlich!

Sein letztes Hemd kaufte er sich während einer musikalischen Reise durch den Harz. Beim Hineinschlüpfen traf ihn der Schlag, zum anfänglichen Amüsement seiner Begleitung Lilo Pulver – war er doch für seine makaberen Späße bekannt. Er starb plötzlich wie ein König, wurde wie ein Edelmann bestattet und wie ein Bettler zu Grabe getragen. Danke, Schorsch, dass es dich gab.

Und gibt! Denn in den Köpfen großer Künstler lebt der tote Dumatri munter weiter: Anfang des Jahres wurde die Veranstaltung "Dieter Hallervorden trifft Schostakowitsch" (Kammermusiksaal Berlin) vom 14. Januar 2020 auf den 9. November verlegt. Es gibt noch Karten.


*Elias Hauck und Tim Wolff - die sich auch mal besser informieren könnten

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg