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Zehn Jahre Berghain

Zum Jubiläum des Techno-Kultschuppens findet im Berghain derzeit die Ausstellung "10" statt. Gelingt es ihr, das Flair der Szenedisko authentisch erlebbar zu machen? Ein Besuch.

Von Helene Hegemann

Okay, der Tag ist mal wieder so ein Ringen mit dem Tod, die Fetzen angstgequälter Betrachtungen, die von schicksalsmächtigen Orchestern erbebende Halle am Berghain und all diese Verbrecherstimmen irgendwelcher postmodernen Arschlöcher, die dort auf der Suche nach irgendeinem Sinn im Leben oder einfach nur Sex sind. Ich stehe also vor einer dieser bombastischen Scheißskulpturen von Sven Marquardt und versuche mir beim Wichsen vorzustellen, wie ein dreieinhalb Tonnen schwerer Lastwagen aus Scheiße auf den Kopf einer behinderten Astrologieprofessorin aus dem vorderen Orient fällt. O-Ton eines neunundfünfzigjährigen Lederhosenträgers mit gefärbter Scheißsonnenbrille, der plötzlich neben mir steht: "Hast du mal Feuer?" Ich erkläre ihm den Zusammenhang zwischen Ecstasy im Müsli und einem hektischen Schreibstil. Fünf Sekunden später liege ich mit den Beinen hinter den Schultern auf einem vollgekotzten Scheißesofa von Viron Erol Vert und lasse es mir in den Mund machen, während Marc Brandenburg mir einen Blauwalpenis auf die Fußsohle tätowiert. Im Hintergrund mixt DJ Arschloch Minimal Death Metal mit "Männer sind Schweine" von den Ärzten, auch wieder so eine scheiß Hip-Hop-Crew, die keiner kennt. Plötzlich wird mir klar, daß ich diese Ausstellung umgehend verlassen muß, wenn ich vor 15.43 Uhr noch sieben Gramm Ketamin rauchen will. "Ich hau ab", sage ich zu Lara, "diese Atmosphäre aus Borderline und diskursivem Jugendstilklassizismus der frühen 90er macht mich fertig. Übrigens: FICK DICH, DU SPERMAEIMER, SCHEISSE, SCHEISSE, SCHEISSE!" Beim Hinausgehen rammt mir ein südamerikanischer Transvestit mit 6-Zentimeter-Nippeln schließlich ein falsches Zitat in den Arsch, und mir fällt die letzte, von Lepra zerfaulte Hand ab. Die Ausstellung "10" ist noch bis zum 31.08. geöffnet (Montag ist Ruhetag).

Kategorie: Allgemein



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Briefe an die Leser

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg