Vor Übernahme durch Bayer: TITANIC-Hausbesuch bei Monsanto
Nun schickt sich also der Bayer-Konzern, bekannt durch einen seelenlosen Fußballclub, an, den US-amerikanischen Agrarchemieriesen Monsanto zu übernehmen. Ob das gutgehen kann? Immerhin bestehen gewisse Gemeinsamkeiten: Beide Konzerne haben ein nicht sonderlich gutes Image, der US-Konzern sogar ein unterirdisches. Das ist aber nicht unbedingt ein Nachteil, denn ausnahmslos jeder haßt Chemiekonzerne, hängt sich dann aber doch gerne den dekorativen Klostein in die Schüssel, wenn er nur gut nach Zitrone riecht und die Biofäkalität auf Null senkt. Daher gilt für die Branche der gute alte Satz: "Ist der Ruf erst ruiniert, spritzt sich's gänzlich ungeniert!"
Nach gut vierstündiger Autofahrt durch gigantische Maisfelder, nur dann und wann unterbrochen durch riesige Sojafelder, gelangen wir endlich zum Hauptsitz von Monsanto in St. Louis, Missouri. CEO Hugh Grant, ja richtig gelesen, der Hugh Grant, bekannt aus firmeneigenen Werbefilmen wie "Vier Jahreszeiten und kein Schädlingsbefall", "Extrem... mit allen Pflanzenschutzmitteln" oder "Mickey Blue Mais" empfängt uns in der einem gigantischen Treibhaus ähnelnden Eingangshalle der Firmenzentrale. "Echte" Gummibäume aus Kunststoff, Ergebnis eines Mitarbeiterwettbewerbs, zieren den Raum. "Erdöl und damit letztlich auch seine Folgeprodukte entstanden durch einen Jahrmillionen langen Prozeß des Verrottens, somit ist der Unterschied zwischen natürlichen und Kunstpflanzen nicht so klar zu ziehen", findet Grant. Man merkt sogleich, der Monsanto-Boß ist mit allen Abwassern gewaschen. Das Unternehmen hat schon unzählige Rechtsstreitigkeiten vom Weidezaun gebrochen, viele davon gewonnen. "Wenn Sie als Landwirt beispielsweise unseren Genmais MON 810 verwenden und gegen Unkraut das Herbizid Roundup sprühen, müssen Sie natürlich gegen die sich neu bildenden, resistenten Superunkräuter regelmäßige Roundupdates dazukaufen. Oder Sie entscheiden sich gleich alle fünf Jahre für ein komplettes Groundupdate, also den Austausch des Ackerbodens zugunsten einer komplett runderneuerten Erdschicht aus Sondermull, einem Humus aus Monsanto-Pflanzenabfällen." Unsere Frage, ob er nicht Sorge habe, daß eine Fusion mit dem Bayer-Konzern aus dem Land der glühenden Glyphosatgegner und Bioladenkäufer irgendwie nicht so recht passen könnte, wischt er vom Tisch: Seit der Firmengründung im Jahre 1901 habe sich Monsanto mehrmals erfolgreich gewandelt, sei "mutiert", wie man betriebsintern sage. Vom Koffeinproduzenten über die Herstellung bekannter Marken wie Mon Chéri oder Mondamin und das Geschäft mit Erdöl habe man sich schließlich dem lukrativen und krisensicheren Agrarsektor verschrieben. Sogar der Kunstrasen sei hier erfunden worden, da müßten doch bei den fußballverrückten Deutschen die Herzen höher schlagen, so Grant. Auch die Skepsis gegenüber der Gentechnik, da ist sich Grant sicher, werde sich legen: "Wir arbeiten bereits an einem leistungsstarken neuen Hightech-Getreide, das über ein äußerst kraftvolles Wurzelwerk verfügen wird. Sämtliche Mineralien und Wasservorräte im Boden würden so abgesaugt, für das Unkraut werde dann nichts mehr übrig bleiben", verspricht er. "'Unkraut vergeht nicht!' sagt man bei euch in Deutschland. Für unseren Superweizen gilt künftig: 'Unkraut entsteht nicht!'" Somit werde das Spritzen in Zukunft überflüssig, was dann wiederum die Aktionäre fürchten würden. "Deshalb forschen wir im Moment mit Hochdruck an resistenteren Schädlingen, die Bayer-Milliarden kämen da gerade recht", verabschiedet uns Hugh Grant mit seinem berühmten Lächeln.
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