TITANIC Money Nature: Schweiz wildert Franken aus
Es ist ein Thema heiß wie frisch gestampftes Käsefondue: Der Schweizer Franken – seit knapp dreieinhalb Jahren wegen seiner unbändigen Vermehrungslust menschlicher Obhut und Kontrolle unterstellt – wurde wieder in die freie Geldbahn entlassen. Schon vor Jahrzehnten hatten öko-bewußte Finanzaktivisten die Frankenplage angeprangert und in der Schweiz Reservate für seltene Großvermögen aus dem Ausland eingerichtet, die durch den Konkurrenzdruck des Franken dezimiert zu werden drohten. Die Währungsschützer versuchten, die scheuen Summen durch aufwendige Zuchtprogramme mit künstlicher Bezinsung und strenge Schokidiät wieder aufzupäppeln, auch wehrten sie räuberische Steuerfahnder ab.
Als diese Maßnahmen nicht mehr ausreichten, entschloß man sich 2011 zu dem radikalen Eingriff in das Ökosystem: Die Schweizer Nationalbank kettete die gesellig jodelnden Franken voneinander getrennt an die sich stets solo und damit wertstabil polierenden Euros. Auf diese Weise, so hoffte man, würden sich die Bestände bedrohter Währungen wieder erholen und einzelne Banknoten oder gar ganze Münzrudel in ihre natürlichen Refugien auf Sparbüchern und Konten zurückkehren. Allein, es nützte alles nichts, Kraft und Härte des Franken blieben ungebrochen. Seine natürlichen Feinde wie der Louisdor oder der Taler waren längst ausgestorben; nur einige Präparate in Museen zeugen heute noch von deren einstigem Glanz. Jetzt also hat man vor dem wilden Drange des Franken kapituliert und ihn wieder im Finanzdschungel ausgesetzt, wo nur das Recht des Stärkeren gilt. Sofort begannen gewissenlose Raubfranken die Jagd auf schlafende Euros und erinnerten an das Entsetzen, das der Franken unter sanften Renditefressern wie dem Rubel oft ausgelöst hatte.
Man hofft jedoch, daß dies nur eine vorübergehende Remineszenz an alte Zeiten ist und der Franken zukünftig nicht mehr als Schadwährung in Erscheinung tritt, sondern durch natürliche Investitionswahl bald das ökonomische Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Möge der Herr der Fliegen sich unserer gnädig erweisen.
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