Rosenmontag in Köln – Der Liveticker
+++ 7:30 Uhr: Augenzeugen berichten von grobschlächtigen Männern mit Zwirbelbärten, die Faßbomben mit einem hochtoxischen Gemisch namens "Kölsch" in die Keller der Altstadt rollen. Kurz darauf werden andere Männer mit Kränzen (Sprengstoffgürtel?) gesichtet, die das Zeug in kleinen Portionen unters Volk bringen. Sie nennen sich "Köbestien". +++
+++ 9:00 Uhr: Die Polizeiwache Kalk meldet zum jetzigen Zeitpunkt drei Dutzend Diebstähle, 14 Fälle von Körperverletzungen sowie elf Sexualdelikte. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigt daraufhin eine lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse auf der internen Karnevalsfeier der Wache Kalk an. Oberbürgermeisterin Henriette Reker läßt Polizeipräsident Jürgen Mathis antanzen und geht unverzüglich auf eine Armlänge Abstand zu ihm. +++
+++ 9:30 Uhr: Unschöne Szenen im Altstadtviertel. Eine Kölner Bürgerwehr, bestehend aus mehreren Clowns, drei Cowboys und Lukas Podolski, provoziert mit ausländerfeindlichen Parolen ("Heute fährt die 18 bis nach Istanbul"). +++
+++ 11:11 Uhr: Der Rosenmontagszug steht am Rande der Absage. Durch gleichzeitiges Anwerfen der Motoren der Umzugswagen am Morgen sprengt die Feinstaubbelastung in der Kölner Innenstadt jetzt selbst Pekinger Grenzwerte. +++
+++ 11:15 Uhr: Großes Glück! Das vorhergesagte Sturmtief "Ruzica" kommt auf und nimmt sowohl den Smog als auch einige der Aufbauten der Wagen mit. Nur der eine ganz lustige, der irgend etwas mit Merkel zeigt, trotzt der Witterung vollständig. Die Einsatzleitung ordnet gleichzeitig Helmpflicht für Jecken an, denn Kamellen können ab 120 km/h zu tödlichen Geschossen werden. +++
+++ 12:50 Uhr: Ein als Geißbock Hennes VIII. verkleideter "Jeck", der – offensichtlich schwer angetrunken und auf allen Vieren sich fortbewegend – einem Funkenmariechen dreist unters Röckchen geschaut haben soll, wird von der Sonderkommission "Straftäter in Tierkostümen" aufgegriffen, abgeführt und ohne Ansehen von Herkunft, Nationalität oder Religion in die Ausnüchterungszelle gebracht. Bei der routinemäßigen Leibesvisitation stellt sich jedoch nach ca. zwei Stunden heraus, daß es sich um den real existierenden Geißbock Hennes VIII. handelt, nicht um einen karnevalistisch legitimierten Doppelgänger. Der zu Unrecht Festgenommene meckert noch lautstark, trabt dann aber fröhlich ins gegenüberliegende Brauhaus "Klüngelpütz". Sein Arbeitgeber sieht die Angelegenheit augenzwinkernd: "Der Junge muß ja am Wochenende nicht spielen. Da darf er an den tollwütigen Tagen schon mal den Bock rauslassen", schmunzelt FC-Präsident Spinner angetrunken. Weniger Verständnis hat er für die beteiligten Polizisten: "Lebenslanges Stadionverbot, mindestens!" +++
+++ 13:35 Uhr: Eine Gruppe minderjähriger syrischer Chirurgen gerät auf dem Weg zu einer "Operation" plötzlich mitten ins enthemmte Treiben. Ein solches Ausmaß an Trostlosigkeit, Gemeinheit und Niedertracht kennen sie aus Aleppo natürlich nicht. Schwer traumatisiert entschließen sie sich zur Flucht, werden aber von mehreren Seeräubern, einem inkontinenten Krokodil und einem torkelnden Mann, der eine Baschar-al-Assad-Maske trägt, in ein Gespräch über das Silvesterfest und den Kölner Hauptbahnhof verwickelt. Als auch noch mehrere Salven klebriger Hartzuckergeschosse auf sie niedergehen und ohrenbetäubende Marschmusik einsetzt, resignieren die nordostarabisch aussehenden Jungmänner, verkleiden sich als irakische Gynäkologen und untersuchen ein paar fesche Jungfrauen, die sich leider rasch als Kfz-Mechaniker aus Siegburg entpuppen. +++
+++ 16:00 Uhr: Landgericht Köln: In einem Schnellverfahren werden eine Handvoll Personen, die irgendwie nordafrikanisch aussehen, wegen eben jenes Tatbestandes hilfsweise zu je 20 Stunden Sozialarbeit verurteilt. Die Strafe ist sofort in der Kölner Innenstadt abzuleisten. Diese Wendung im Prozeß war ebensowenig vorauszusehen wie der Umstand, daß Besen und Schaufel schon im Gerichtssaal bereitstanden. +++
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