Portrait: Sebastian Kurz – der "Next Generation Führer" aus Österreich
Zum Gespräch verabredet war man eigentlich in seinem Lieblings-Blowjob-Kaffeehaus, doch schließlich trifft man ihn spätnachts volksnah vollgesoffen am Tresen in einer abgeranzten Wiener Kneipe – und schon das zeigt: Der Außenminister Österreichs und baldige Alleinherrscher Sebastian Kurz ist mehr als nur der Christian Lindner der Alpen. Das 30jährige Politiktalent avancierte längst zum Stern am Hatespeech-Himmel, indem er mit dem Charisma eines grundperversen Lehramtsstudenten NGOs vorwarf, sie sorgten im Glauben, karitativ zu handeln, mit ihren menschenverachtenden Hilfsaktionen auf hoher See für Chaos und Zerstörung. Umgekehrt versteht sich der an Philosophen wie Benito Mussolini und Axel Stoll geschulte Dialektiker Kurz als Kraft, die Böses will und Gutes schafft, löst der Tod doch bekanntlich alle Probleme und befreit Flüchtende von sämtlichen Sorgen. Wäre Sebastian Kurz ein Bayer, er hieße Horst Seehofer.
Kurz wuchs im Wiener Gemeindebezirk Meidling auf und lebt heute noch dort, er ist ein Provinzheld gefangen im Körper eines Städters. Seine Lieblingswörter sind "Ausländer" und "raus". Hört man sich in Meidling um, gibt es nur eine Meinung: Dieser ÖVP-Mann ist das menschgewordene Österreich; schenkt er der Nation doch endlich wieder ein Gesicht, vor dem sich die ganze Welt fürchtet. Gerüchte, denen zufolge Kurz’ Großmutter ein Techtelmechtel mit dem früher sexuell umtriebigen Austropop-Künstler Adolf Hitler hatte, aus dem wiederum Kurz’ Vater und letztlich Kurz selbst hervorgegangen sein soll, gibt es nicht.
Getrieben vom Wahn und geisteskrank angespornt vom Gedanken, nach der österreichischen Parlamentswahl am 15. Oktober ein noch jüngerer Diktator als Kim Jong-un sein zu können, schießt Kurz gegen alles, was sich außerhalb seines Landes bewegt, scheut aber auch vor Verbalattacken nicht zurück. Den türkischen Präsidenten Erdoğan warnte Kurz davor, sich in den österreichischen Wahlkampf einzumischen. Andernfalls würde Kurz sich in die türkische Politik einmischen. Solche Drohungen sind es, die diesen Mann zum Goldstück Europas machen.
Kurz hat alles, was so ein "Next Generation Leader" braucht, zu dem ihn das "Time"-Magazin ernannte: Er sieht auch im Offline-Leben immer so aus, als hätte irgendwer den Instagram-Filter "Depperter Lackaffe" aktiviert, er sammelte erste rechtsradikale Erfahrungen im Bundesheer und hat sein Studium bis heute nicht abgeschlossen. Wer glaubt, die Wahl in Deutschland sei langweilig und deprimierend, der sollte den Blick nach Österreich wenden. Dort sagt man sich, ehe man defätistisch sein Kreuz und dem eigenen Dasein ein Ende setzt, kurz und gut: Kurz und gut.
◀ | Für Jens Spahn: Noch mehr neue Parallelgesellschaften! | Fakt vs. Frage | ▶ |
