Platz 1 - Die Spitzenkolumne #9
EUROPA-SPEZIAL
Wisst ihr und wissen Sie noch, wie man sich damals vor 15 Jahren mit Nachdruck ganz doll als Europäer fühlen sollte? Da wurde slogan- und merchmäßig einiges abgefeuert, überall ging es plötzlich um Europa und die Flagge und Farben und Zusammenrücken und so was. Es war meine erste Europawahl und DIE (?) taten ihr Bestes, uns jungen Leuten zu erklären, was und warum zum Fick man da überhaupt wählt.
Hängen geblieben ist bei mir nur irgendwas diesbezüglich, dass wir alle gleicher und freier sind, wenn es die EU gibt, es herrschte Aufbruchsstimmung, EUROPA OLÉ (leisten konnte man sich eh nur, was fußläufig von einem war, also mach dein Ding, EU). Die Wahl danach verbinde ich dann schon nur noch mit diesen Europa-Pullovern, die irgendwelche Agentur-Stefans und Skater-Leons viel zu lange noch getragen haben.
Seitdem wurde das mit Europa immer leiser – vielleicht, weil man es nicht mehr so dolle will und weil man sich halt schlecht liebe Slogans leisten kann, wenn man vor der Tür Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lässt. Europa wirkt irgendwie durch. Wir müssen unsere Ärsche trotzdem bald in die Wahlkabine der Grundschule ums Eck tragen (und damit meine ich nicht unsere besoffenen Männer, hahaha).
Und wie wird das mit dem Interesse für die EU-Wahl noch was? Klar, der Wahl-o-Mat soll’s wieder richten. Gamification kitzelt uns alle an. Auf Platz 1 in meinem Fall: DIE LETZTE GENERATION. Von mir aus.
Vor der EU-Politikwahl steht noch der ESC an. Und danach die EM, sodass man bis Mitte Juli auf einer regelrechten Europa-Wettbewerbe-Welle surfen könnte, wenn man wollte.
Prognose: Beim ESC werden mutige junge Leute in Fetzenklamotten was gegen Israel sagen, weil die Kulturwelt gerade so leise sei und bisher noch gar nichts gegen Israel gesagt wurde. Bei der EM hingegen wird … ach, ist doch egal. Selbst die EM interessiert keinen mehr. Früher war um diese Zeit schon jedes Auto in Deutschlandfarben angemalt, man bekam kein Bier mehr, dessen Etikett nicht schwarz-rot-gold war, die Kinder mussten braune Benjamin-Blümchen-Torte fressen und die Männer wurden wieder normal.
Das ist auch alles nicht mehr, Europa und seine Wettbewerbe sind tot, tot, mausetot. Das beweist auch ein Blick in die "Radio Charts Europe". Was schmückt dort den Platz 1? Beyoncés “Texas Hold ’Em”. Die Amis haben mal wieder gewonnen.
Arrivederci!
Platz 1 – die Spitzenkolumne von Paula „the one“ Irmschler erscheint jeden Samstag in voller Länge nur bei TITANIC.
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