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Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper

Das Lied im Grünen

Wenn uns in nicht einmal sechs Monaten die erste Rakete aus der Rotkäppchenflasche zischt, wird die DLRG auch für dieses Jahr eine Zahl tödlicher Badeunfälle vermelden, die zwischen 400 und 500 liegen dürfte, in großen Sommern (Rilke, Silsersee) mag die Zahl auch übertroffen werden. Wie immer werden es hauptsächlich Seen und Flüsse sein, die ein ums andere Mal aus glänzenden Zukünften vermischte Meldungen machen. Spontankrämpfe und Unterströmungen, Bier- und Wagemut, schläfrige Eltern und abfallende Ufer - so vielfältig die Gründe, so tragisch der Ausgang. 500 Ertrunkene, das ist, als kübelte die MS Europa irgendwo zwischen kleinen und großen Antillen all die Träger von Dinnerjackets und Abendroben über Bord, wo sie noch eine Weile mondbeschienen auf den Wellen trieben, während das gischtige Kielwasser mählich im Gleichschlag der Wellen aufgeht wie das kleiner werdende Schiff im Horizont. Gespenstisch aber auch die Badeseen: Döbel und Schlei streifen die rötlichen Beine, grünliche Ranken häkeln daran, Ungechlortheit schafft unhinterfragte Biotope. Ärger noch die gänzlich unbelebten Baggerlöcher, leere blaue Augen, die in den Himmel starren und in denen der einsame Schwimmer nur eine Wimper ist, mit einem Schlag verschwunden. Und doch nehmen jedes Jahr Ungezählte die kilometerlange Anfahrt auf sich, übersteigen Zäune, ignorieren Verbotsschilder, riskieren Ordnungsgelder, verzichten auf Toilette und Hotspot – für ein Leben ohne Badehosenzwang und Alkoholverbot, für ein paar warme Steine im Rücken und Käfer auf der Brust. Liebesgeschichten beginnen und enden hier. Es besteht Veranlassung zu der Annahme, dass nicht alle unglücklich werden. Drei gute Monate hat so ein Badesommer, und wenn's vier sind, so ist es herrlich gewesen. Zahlreich und doch erschöpflich sind unsere kleinen Fluchten. Gegen das Meer bleibt so ein Baggersee eine Träne im Getränkemarkt.

Kategorie: Meinung



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt