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Müters Söhne #7

Vaterschaft

"Der Zauberonkel war so lustig"

Thorben ist 5 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 12 und 16 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen".

Thorben entwickelt aktuell übernatürliche Fähigkeiten. Das mag vielleicht verrückt klingen. Aber erst letzte Woche hat Thorben mich mit einem Pendel aus Bügelperlen hypnotisiert und anschließend das Todesdatum seines Meerschweinchens Rudi prophezeit – mit Window Color auf unser Küchenfenster. Rudi ist zwar noch wohlauf, aber das Datum klingt realistisch. Eine Weile besorgte mich diese Entwicklung. Nicht wegen der Fähigkeiten an sich. Jemandem beispielsweise fremde Gedanken in den Kopf zu pflanzen, ist ein Skill, der später bei Elternsprechtagen hilfreich sein kann. Ich war besorgt, weil mein Mann Verdacht schöpfen könnte. Aber ich möchte den Mentalmagier in Thorben nicht länger unterdrücken.

Es ist die Zeit gekommen, ein Geständnis abzulegen: Thorben ist aus einer Affäre mit einem Mentalisten entstanden. Er heißt Stefan. Mein Mann weiß nicht, dass er nicht Thorbens leiblicher Vater ist. Bis jetzt. Ich habe lange auf den richtigen Moment gewartet, es ihm zu beichten. Weil ich wusste, es würde ihm das Herz brechen. Thorben ist sein Liebling. Wie könnte er das nicht sein? Thorben ist charismatisch, charmant, smart – all das, was mein Mann nicht ist. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Thorben in der Lage ist, mit Gedankenkraft unseren Stabmixer zu verbiegen. Spätestens dann wäre ihm aufgefallen, dass Thorben diese Begabung weder von mir noch von ihm geerbt haben kann.

Ich habe den Mentalisten Stefan an der Hotelbar im Motel One in Wiesbaden kennengelernt. Aus einer Nacht voller Leidenschaft wurden unzählige. Stefan gab sich erst im Hotelzimmer als Mentalmagier zu erkennen. Durch die Lüftung im Badezimmer kommunizierte er in einer mir fremden Sprache mit einer Kohlmeise. "Das war mein verstorbener Großonkel Jockel", informierte er mich im Anschluss. "Jockel wusste, dass wir uns hier treffen würden. Er hat mir die Nachricht überreicht, dass du mir etwas ganz Besonderes schenken wirst." Jockel hat Recht behalten. Ich schenkte Stefan Thorben.

Thorben und Stefan haben aktuell keinen Kontakt. Leider. Erst einmal lernte Thorben ihn kennen. Ohne zu wissen, dass der Mentalist sein leiblicher Vater ist. "Der Zauberonkel war so lustig", schwärmte Thorben, nachdem Stefan ihn im Kaufhaus entführt hatte. Uns ist keine andere Möglichkeit eingefallen, wie sie sich sonst heimlich hätten treffen können. Die inszenierte Entführung hat dem Rest meiner Familie einen großen Schrecken eingejagt. Seitdem ist Stefan auf der Flucht. Damals konnte ich nicht ehrlich mit der Polizei sein. Jetzt mache ich mich nackig. Für Stefan. Aber auch für meinen Mann. Ich hoffe, er ist nicht wütend. Vielleicht können Stefan und Thorben ihn gemeinsam hypnotisieren. Das wäre der Beginn einer wunderschönen Vater-Sohn-Beziehung.

Die Kolumne von Viola Müter erscheint jeden Donnerstag nur bei TITANIC.

Kategorie: Allgemein



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Briefe an die Leser

 Waaaas, Klaas Heufer-Umlauf?

Waaaas, Klaas Heufer-Umlauf?

»Nirgendwo, auf keiner Demo der Welt, ist die Stimme so laut wie in der Wahlkabine!« haben Sie zum Thema Europawahl im Podcast von Anne Will behauptet. Haben Sie Ihre Wahlstimme denn schon immer mündlich abgegeben? Und das auch Ihren Fans ans Herz gelegt? Das würde zumindest die niedrige deutsche Wahlbeteiligung auf EU-Ebene erklären!

Lauthals grüßt Titanic

 Sie, Daniela Behrens,

sind niedersächsische Innenministerin und machen sich gerade mit Ihren Maßnahmen bei den Ultras in norddeutschen Fußballstadien ziemlich unbeliebt. Aber auch Ihnen geht deren Zündeln gehörig auf die Nerven.

Wie aber, Frau Behrens, haben wir dann Ihre Aussage nach dem Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 zu verstehen? »Die Fantrennung hat gut funktioniert. Aber was wieder nicht gut funktioniert hat, ist der Pyro-Einsatz«, klagten Sie, und wir fragen uns seither: Woher dieser plötzliche Sinneswandel?

Erholen sich gerade vom letzten Knalltrauma:

Ihre Ultras von der Titanic

 Sie, Alexandra Popp,

warnen davor, weibliche Fußballprofis ähnlich zu verhätscheln wie die männlichen. Spielerinnen sollten Behördengänge alleine erledigen. Aber ist es nicht viel zu umständlich, wenn die jeden Pass erst mal selbst beantragen müssen?

Wort- und Ballspielgrüße von

Ihrer Titanic

 Etwas misstrauisch, Claus-Christian Carbon,

Psychologieprofessor, stimmt es uns, wenn Sie im Spiegel fordern, dass Politik und E-Auto-Hersteller für mehr bezahlbare Elektromodelle sorgen. Wo ist der Haken? Wollen Sie die mit Strom aus fossilen Brennstoffen betreiben? Oder wandert vielleicht Kohle von der E-Auto-Lobby in Ihre Taschen?

Interessiert sich brennend für die Antwort:

Ihre Titanic

 Gruselig, »FAZ«!

Man sagt ja, dass Print tot sei. Du scheinst das zwar zu bestätigen, aber zu Deinem Vorteil zu nutzen, um, glaubt man Deiner Schlagzeile »Schäuble nennt weitere Details zur CDU-Spendenaffäre«, brisante Informationen direkt aus der Gruft zu erhalten! Zu so viel journalistischer Einsatzbereitschaft gratuliert todernst

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Falscher Titel

Kürzlich habe ich einen Brief meiner ehemaligen Universität erhalten, dass ich mich, da ich in meiner Abschlussarbeit in Gletscherwissenschaften plagiiert haben soll und mir mein Titel nun aberkannt wird, fortan bitte nicht mehr Glaziologe, sondern lediglich Halbglaziologe nennen soll.

Ronnie Zumbühl

 Energievampir

Wie groß doch der Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und dem auf dem Land ist, fiel mir wieder auf, als ich mit meiner Tante vom Hof telefonierte und wir uns über unsere Erschöpfung austauschten: Ich erklärte mir meine große Müdigkeit damit, dass ich den Tag zuvor in der Therapie eine neue Erkenntnis gewonnen hatte, gegen die ich mich aber noch sperre. Das verbrauche natürlich schon viel Energie, außerdem wolle sich mein Gehirn so wenig mit der neuen Erkenntnis beschäftigen, dass es lieber in die Schläfrigkeit flüchte. Sie wiederum begründete ihre Mattheit mit den Worten: »Ich glaube, mich hat was gebissen, das müde macht.«

Laura Brinkmann

 Frage an die bovine Orthopädie

Haben Buckelrinder überhaupt eine Chance, je die Haltungsform »Premium« zu erreichen?

Torsten Gaitzsch

 Neuer Schüttelreim

Soeben in fünf Minuten erzwungener Wartezeit vor dem Limette-Minze-Mandarine-Aufguss die ausführliche Saunaordnung meines Stadtteilschwimmbades an der Wand studiert. In dem peniblen Regelwerk unter anderem erfahren, dass in den Räumlichkeiten neben Wäschewaschen und anzüglichen Bemerkungen auch Kratzen und »Schweißschaben« verboten sind, was immer das sein mag. Sofort Gedichtidee gehabt: »Wer denkt sich ein Wort aus wie Schweißschaben? / Das waren bestimmt diese« – na, ihr könnt es euch ja denken.

Mark-Stefan Tietze

 Should I stay or should I go?

Kurz vor meinem ersten Backpacker-Urlaub seit dreißig Jahren habe ich beim Befüllen des Kulturbeutels festgestellt, dass statt der fünfunddreißig Kondome, die ich als Teenager in Erwartung amouröser Begegnungen eingepackt und natürlich originalverschweißt wieder mit nach Hause gebracht hatte, nun Tablettenschachteln, Cremes, Salben, Pflästerchen, Nahrungsergänzungsmittel und massenhaft Tütchen mit Gel gegen saures Aufstoßen das Gros meines Waschtascheninhalts ausmachen. Mein Problem: Bei aller Ernüchterung ist die Gewissheit, dass ich dieses Mal jedes einzelne Teil aufreißen und hemmungslos zur Anwendung bringen werde, für mich schon wieder so aufregend, dass ich am liebsten zu Hause bleiben würde.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

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