Newsticker

Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Müters Söhne #2

Zukunftspläne

„Von dem Geld kaufe ich uns eine Ferienwohnung in Dubai“

Henry ist 12 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 16 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre „Mütersöhnchen“.

„Manchmal ist das Leben voller Überraschungen“, denke ich, als Henry mir eröffnet, dass er Krypto-Coach werden möchte. Er reicht mir seinen Business-Plan. 17 Seiten, Ringbuchbindung, grelle Farben auf dem Deckblatt. Einen Sinn für Ästhetik hatte er noch nie. Ich merke schon nach kurzer Lektüre, dass es sich um unseriöse Methoden handelt, mit denen er sich an seinen zukünftigen Kunden bereichern will. „Von dem Geld kaufe ich uns eine Ferienwohnung in Dubai.“

Dieser Satz ließ mich aufhorchen. Mich überraschte nicht, dass Henry sich für Dubai entschied. Die junge Generation interessiert sich für Dubai. Wahrscheinlich wegen des bösen Rappers, der jetzt in der Wüstenmetropole wohnt. Ich glaube, er heißt Smudo. Ich war schon einmal in Dubai. Es gefiel mir nicht. Der Beton und das mit den Menschenrechten. Homosexuelle haben dort nichts zu lachen.

Dass Henry Coach werden wollte, überraschte mich auch nicht. Erst kürzlich hatte er mich gebeten, ein Video von ihm aufzunehmen. Er erklärte mit festem Blick in die Kamera, dass man das richtige Mindset brauche, um bei Tipico erfolgreich zu sein.

Dass Henry sich für Kryptowährungen interessierte, entlockte mir höchstens ein Schulterzucken. Henry schreibt gerne Geschichten. In einer, die ich auf seinem Laptop gefunden habe, geht es darum, dass Andrew Tate sein Vater ist und sie zusammen Memecoins kaufen. In unserer Beziehung zählte bisher eine andere Währung. Aber ich bin nicht naiv. Ich weiß, dass er uns mit Liebe kein Haus in Dubai kaufen kann.

Mich überraschte etwas anderes. Dass Henry Krypto-Coach werden und uns von dem Geld ein Ferienhaus in Dubai kaufen wollte, zeigte mir, wie sehr er uns liebte. Ich habe einen Freund, der mit Krypto-Coaching Millionär geworden ist. Jedem seiner Kinder konnte er eine Eigentumswohnung ermöglichen. Täglich muss er mit dem moralischen Dilemma umgehen, sein Geld mit einem illegalen Schneeballsystem verdient zu haben.

Schneeballsystem – in dem Fall gibt es wohl kein größeres Wort für Liebe. Es rührte mich, wie viel Henry auf sich nehmen wollte, um uns als Familie einen gemeinsamen Ort zu schenken. Mittlerweile habe ich mich sogar mit Dubai abgefunden. Dabei hatte ich mir für einen Zweitwohnsitz im Warmen eher die Seychellen ausgemalt.

Die neue Kolumne von Viola Müter erscheint ab jetzt jeden Donnerstag - nur bei TITANIC.

Kategorie: Allgemein



Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

 Du wiederum, »Spiegel«,

bleibst in der NBA, der Basketball-Profiliga der Männer in den USA, am Ball und berichtest über die Vertragsverlängerung des Superstars LeBron James. »Neuer Lakers-Vertrag – LeBron James verzichtet offenbar auf Spitzengehalt«, vermeldest Du aufgeregt.

Entsetzt, Spiegel, müssen wir feststellen, dass unsere Vorstellung von einem guten Einkommen offenbar um einiges weiter von der Deiner Redakteur/innen entfernt ist als bislang gedacht. Andere Angebote hin oder her: 93 Millionen Euro für zwei Jahre Bällewerfen hätten wir jetzt schon unter »Spitzengehalt« eingeordnet. Reichtum ist wohl tatsächlich eine Frage der Perspektive.

Arm, aber sexy: Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

 Augen auf, »dpa«!

»Mehrere der Hausangestellten konnten weder Lesen noch Schreiben« – jaja, mag schon sein. Aber wenn’s die Nachrichtenagenturen auch nicht können?

Kann beides: Titanic

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Der kästnerlesende Bläser

Es gibt nichts Gutes
außer: Ich tut’ es.

Frank Jakubzik

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster