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Müters Söhne #1

Das innere Kind

„Willst du auch einen?“

Thorben ist 5 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 12 und 16 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre „Mütersöhnchen“.

Thorben hat kürzlich eine Packung Super Dickmann’s gestohlen. Er mag Super Dickmann’s gern. Zuhause darf er sie nicht essen. Noch auf dem Supermarktparkplatz fiel mir der Diebstahl auf. Er drückte sich genüsslich einen Schaumkuss zwischen die Milchzähne. „Willst du auch einen?“, hat Thorben mich in seiner gewohnt unschuldigen Art gefragt. Ich war wie gelähmt. Oft wird geschrieben, die junge Generation sei faul und fordernd. In jenem Moment traf beides auf Thorben zu. Sein Diebstahl ließ ihn glauben, mit wenig Aufwand alles haben zu können. Zum ersten Mal fühlte ich mich in der Gegenwart meines Sohnes unwohl. Ich spürte den Impuls, ihn auf dem Parkplatz zurückzulassen. Doch ich gab ihm nicht nach.

Denn ich erinnerte mich an ein Buch, dass ich neulich gelesen hatte. In dem Buch geht es um das innere Kind. Eigentlich hege ich eine gewisse Abneigung gegen esoterisch angehauchte Selbsthilfeliteratur. Sein inneres Kind zu heilen, indem man sich liebevoll mit Verletzungen aus der Kindheit auseinandersetzt – das leuchtete mir jedoch ein. Als Jugendliche hatte ich einmal versucht, eine Flasche billigen Wodka mitgehen lassen. Mein Vater erwischte mich dabei und es gab großen Ärger. Ich sei faul und fordernd, so der Vorwurf. Noch heute bekomme ich schlechte Laune, wenn ich im Supermarkt das Spirituosenregal sehe. Ich denke viel darüber nach, ob der Grund für die schlechte Laune ein generationales Trauma ist. Vielleicht hatte schon meine Großmutter meinem Vater verboten zu stehlen. Ich möchte nicht, dass Thorben ein Trauma bekommt.

Seitdem Thorben die Super Dickmann’s mitgehen ließ, begehen wir einmal die Woche zusammen Diebstahl. Der Rest der Familie weiß nichts davon. „Mutter-Kind-Klauen“ nennen wir unser kleines Geheimnis. Ich finde das Wortspiel lustig, Thorben versteht es nicht. Einmal habe ich aus einiger Entfernung beobachtet, wie er erst konzentriert mit seinen treuen Augen das Süßigkeitenregal abfuhr, sich aber später doch für eine Flasche Fürst Uranov entschied. Es erfüllte mich mit Stolz, mit welcher Leichtigkeit er sie in seinen Kindergartenrucksack gleiten ließ. Zuhause erzählte er mir, dass er mir mit dem Wodka eine Freude machen wollte. Ich freute mich. Thorben und ich, wir heilen heute gegenseitig unsere inneren Kinder.

Die neue Kolumne von Viola Müter erscheint ab jetzt jeden Donnerstag - nur bei TITANIC.

Kategorie: Allgemein



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Hey, »Dyn Sports«!

Bitte für zukünftige Moderationen unbedingt merken: Die Lage eines Basketballers, der nach einem Sturz »alle Viere von sich streckt«, ist alles Mögliche, aber bestimmt nicht »kafkaesk«. Sagst Du das bitte nie wieder?

Fleht Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner
01.05.2024 Berlin, 1.-Mai-Fest der PARTEI Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
02.05.2024 Dresden, Schauburg Martin Sonneborn mit Sibylle Berg