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Meditation und Markt mit Dax Werner

Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen

Liebe Leser*innen,

machen wir uns nichts vor: Dieses Jahr 2020 (gelesen: Zwanzigzwanzig) verlangt uns alles ab. Im Internet, im Fernsehen, aber vor allen Dingen auch in puncto Wirtschaft. Allein die deutschen Exporte – so was wie der Internetknotenpunkt Frankfurt fürs Geldverdienen – sind im April um 30 Prozent eingebrochen. Ein wirtschaftspolitischer red flag. Und vielleicht erinnert sich der/die ein/e oder andere Leser*in: Genau deswegen hat die Bundesregierung letzte Woche das mit 130 Milliarden Euro größte Konjunkturpaket in der Geschichte der Menschheit verabschiedet.

Im Nachrichtengeschäft 2020 stehen selbst die gigantischsten wirtschaftspolitischen Moves in direkter News-Konkurrenz zu Rainer Wendt, Xavier Naidoo und Prof. Dr. Drostens Corona-Podcast. Und noch das stärkste Konjunkturpaket kann man sich im Prinzip schenken, wenn es nicht von einer ordentlich designten Kampagne begleitet wird. Aus dem Paket muss eine reichweitenstarke Story werden. Auch bei den großen Parteien weiß man das, und in den Social-Media-Kellern rauchen an so einem Tag natürlich die Köpfe. Wie kommuniziert man den deutschen New Deal reichweitenstark in eine ohnehin schon ziemlich aufgeheizte Netzgemeinde?

Die CDU setzt wenig überraschend auf eine nüchterne, fast sachliche Kommunikation ("Kraftpaket", Deutschlandfarben, Einbettung in plattformübergreifende 360°-Kommunikationskampagne), vergisst dabei aber – ganz Volkspartei – nicht die fast 25 Prozent CDU-Wähler*innen unter 45 und arbeitet mit einem Smartphone-Akku-Emoji in Schwarz-Rot-Gold. Mit dem Deutschlandzeichen setzen die christdemokratischen Netzstrategen aufs visuell richtige Pferd, man kennt die Farben aus dem Kleingartenverein und von Fußballübertragungen, die Message dringt durch: Lasst uns das Ding hier gemeinsam rocken, lasst uns Deutschland wieder aufladen!

Ganz anders die Stimmung im Willy-Brandt-Haus: Hier beherrscht wieder einmal die Angst vor der eigenen Courage die Gemüter – ein Mindframe, das den Sozialdemokraten auf ihrem Weg nach oben des Öfteren im Weg steht. Dabei ist der Auftrag klar: Wie schafft man es, die erfolgreiche Rausverhandlung der 100-Euro-Prämie für einkommensschwache Familien als sozialdemokratischen Punktsieg zu verbuchen? Erlösung kommt einmal mehr von Finanzminister Olaf Scholz, der einen erlösend-geilen Claim ins Spiel bringt: "Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen." Wumms, das ist sexy, das hat Wucht, das ist hashtaggy. Scholz legt den Genossen den Kampagnenball quasi auf den Elfmeterpunkt, #Wumms trendet zum Erstaunen der SPD, hier hätte man mit einer verlängerten Kampagne anknüpfen können, solange die Nummer noch heiß ist. Stattdessen ruhte man sich auf dem kurzen Fame aus und legte nicht nach. Ärgerlich! Zumindest brachte sich der Hanseat mit seinem originellen Einfall wieder in die Pole-Position für die SPD-Kanzlerkandidatur!

Liebe Grüße und erfolgreiches Kommunizieren im Web wünscht euch euer: Dax Werner

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Wurde aber auch Zeit, Niedersächsische Wach- und Schließgesellschaft!

Mit Freude haben wir die Aufschrift »Mobile Streife« auf einem Deiner Fahrzeuge gesehen und begrüßen sehr, dass endlich mal ein Sicherheitsunternehmen so was anbietet! Deine Mitarbeiter/innen sind also mobil. Sie sind unterwegs, auf Achse, auf – um es einmal ganz deutlich zu sagen – Streife, während alle anderen Streifen faul hinterm Büroschreibtisch oder gar im Homeoffice sitzen.

An wen sollten wir uns bisher wenden, wenn wir beispielsweise einen Einbruch beobachtet haben? Streifenpolizist/innen? Hocken immer nur auf der Wache rum. Streifenhörnchen? Nicht zuständig und außerdem eher in Nordamerika heimisch. Ein Glück also, dass Du jetzt endlich da bist!

Freuen sich schon auf weitere Services wie »Nähende Schneiderei«, »Reparierende Werkstatt« oder »Schleimige Werbeagentur«:

Deine besserwisserischen Streifbandzeitungscracks von Titanic

 Wenn, Sepp Müller (CDU),

Bundeskanzler Olaf Scholz, wie Sie ihm vorwerfen, in einem »Paralleluniversum« lebt – wer hat dann seinen Platz in den Bundestagsdebatten, den Haushaltsstreitgesprächen der Ampelkoalition, beim ZDF-Sommerinterview usw. eingenommen?

Fragt die Fringe-Division der Titanic

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

 Ach, welt.de!

Die Firma Samyang stellt offenbar recht pikante Instant-Ramen her. So pikant, dass Dänemark diese jetzt wegen Gesundheitsbedenken vom Markt genommen hat. Und was machst Du? Statt wie gewohnt gegen Verbotskultur und Ernährungsdiktatur zu hetzen, denunzierst Du Samyang beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, wo Du fast schon hämisch nachfragst, ob das Produkt vielleicht auch hierzulande verboten werden könne.

Das Amt sekundiert dann auch sogleich bei der Chilifeindlichkeit und zählt als angebliche »Vergiftungssymptome« auf: »brennendes Gefühl im (oberen) Magen-Darm-Trakt, Sodbrennen, Reflux bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Bauch- und Brustraum. Bei hohen Aufnahmemengen können zudem Kreislaufbeschwerden auftreten – beispielsweise Kaltschweißigkeit, Blutdruckveränderungen und Schwindel«. Hallo? Neun von zehn dieser »Nebenwirkungen« sind doch der erwünschte Effekt einer ordentlich scharfen Suppe! Erbrechen müssen wir höchstens bei so viel Hetze!

Feurig grüßt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
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