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Meditation und Markt mit Dax Werner

Der große Corona-Podcast-Test

Der Virus hat uns fest im Würgegriff, ein Land in Quarantäne: Während der Dax inzwischen unter 9000 Punkte rutscht (was immer noch eine sehr hohe Zahl ist, wie Chefredakteur Moritz Hürtgen gestern gelassen kommentierte), hat eine Zukunftstechnologie Hochkonjunktur: der öffentlich-rechtliche Corona-Podcast mit männlichem Experten! In den letzten Wochen sind mindestens drei solcher Formate an den Start gegangen, und die Frage ist nicht, ob es noch mehr werden, sondern wann. Und ich hab sie mir für Euch angehört!

"Coronavirus – Doc Esser klärt auf" (WDR) war eines der ersten öffentlich-rechtlichen Corona-Audioangebote am Markt. Doc Esser, bürgerlich Heinz-Wilhelm Esser, Fans auch bekannt unter seinem Alias "Heiwi", ist joviale Frohnatur, Lungenfacharzt und tätowierter Rockmusiker. Augenscheinlich ist "Doc Esser klärt auf" in der WDR-Verbraucherredaktion angesiedelt, bei den Episodentiteln wird niedrigschwellig gearbeitet: "Heiwi, was kommt denn jetzt noch auf uns zu?" (14.03.2020). Esser ist – im Gegensatz zu seinen direkten Mitbewerbern Drosten und Kekulé – offenbar nicht beratend für den Bund oder NRW tätig. Bedeutet aber auch inhaltliche Beinfreiheit, im Podcast selber herrscht eigentlich immer gute Stimmung. Interpretiert den Medizinexperten entlang der Schnittstelle von Fachmann und rheinischem Jung mit dem Herz am rechten Fleck ("Müssen gucken, dass wir das Ding gewuppt bekommen!"). Auch dafür gibt es einen Markt. Fazit: Schöner Einsteiger-Podcast zum Thema.

"Coronavirus-Update mit Christian Drosten" (NDR) ist ohne Zweifel das "Fest und Flauschig" der Viren-Podcasts: Branchenprimus, Benchmark-Angebot, Konsens-Format. Anja Martini, NDR-Wissenschaftsredakteurin, und Prof. Dr. Christian Heinrich Maria Drosten bearbeiten das Thema auf so einem hohen und gleichzeitig verständlichen Niveau, dass dieser Podcast für viele Menschen in diesem Land inzwischen längst zur Daily-Quarantäne-Routine gehört. Ein kleiner RSS-Anker in einer Welt aus den Fugen. Um den Professor hat sich inzwischen ein regelrechter Kult entwickelt, ausufernde Liebesbekundungen an das Genie in Weiß machen im Internet seit Wochen die Runde. Liegt auch daran, dass Drosten bei allem Elfenbeinturm immer nah am Menschen bleibt und sich im Podcast auch mal mit Flaschenbier und Fassbier aus virologischer Perspektive beschäftigt oder seine Wochenendpläne ("Studien durcharbeiten, spazieren") mit uns Hörern teilt. Dem Mitentdecker des SARS-assoziierten Coronavirus dürften (wenn "das hier mal alles vorbei ist") karrieretechnisch alle Türen offen stehen: Vom ARD-Vorabendquizmaster bis zum UN-Generalsekretär ist wenig undenkbar.

Gestern verkündete der Mitteldeutsche Rundfunk dann den Transferhammer der Woche – für "Kekulés Corona-Kompass" (MDR) hat man sich in Leipzig die Dienste des zweitwichtigsten Virologen des Landes sichern können: Dr. Alexander S. Kekulé. Was für viele Außenstehende überraschend über die Timeline vibrierte, war für uns Insider im Grunde nur eine Frage der Zeit: Seit Wochen schon schießt Kekulé mal mehr und mal weniger deutlich gegen das Robert Koch-Institut, Gesundheitsminister Jens Spahn und seinen Intimfeind Drosten, in so gut wie jedem öffentlichen Auftritt zitiert Kekulé seine eigenen Empfehlungen von vor ein paar Wochen. Tenor: Ich hab's euch doch gesagt. Ein Mann hat Redebedarf, der Hype um den Professor mit der sanften Stimme und den Wuschelhaaren macht ihm ganz offensichtlich zu schaffen. Marketingtechnisch ist die Kooperation zwischen MDR und Kekulé ein Match auf Augenhöhe. Gegen die Wohlfühlkonkurrenz wird schon gleich in der ersten Folge nicht lang drumherum geredet, Titel: "Risikogruppen sollen Vorräte anlegen". Auch Sparringspartner Camillo Schumann (MDR aktuell) setzt mit seiner ersten Frage den Ton für die Veranstaltung: "Herr Kekulé, sind das noch medizinisch notwendige oder nur noch politisch kopflose Entscheidungen?" Antwort Kekulé: "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand." Auch für Kekulé ist prognostisch alles drin: Von der Gründung einer Professorenpartei bis zur nächsten Causa Uwe Steimle scheint derzeit alles möglich. Fazit: Schöner Podcast für alle, die keine Infos, sondern Anweisungen brauchen.

Spannend bleibt, wann sich die erste Rundfunkanstalt an einen Corona-Podcast mit weiblicher Protagonistin traut. Aber vielleicht sind die Viren-Expertinnen gerade (wie zum Beispiel Marylyn Addo) auch einfach mit wichtigeren Dingen beschäftigt, als jeden Tag neue Einschätzungen in ein Mikrofon zu sprechen – oder um es mit Kurt Prödel zu sagen: "Shout out an alle Personen, die wirklich in der Wissenschaft arbeiten & den Impfstoff anrühren, statt nur Podcasts darüber zu machen." Bleibt zu Hause & gesund!

Euer Dax Werner

Kategorie: Meinung



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
02.12.2023 Itzehoe, Lauschbar Hauck & Bauer
03.12.2023 Kassel, Studiobühne im Staatstheater Kassel Ella Carina Werner
05.12.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Til Mette
06.12.2023 Oldenburg, Wilhelm 13 Bernd Eilert mit Sandra Kegel und Klaus Modick