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Meditation und Markt mit Dax Werner

Dorfkinder

Gerne würde ich die heutige Kolumne mit ein paar Fakten beginnen, die den gefürchteten Internet-Kosmopoliten in Aachen, Heidelberg und Regensburg wahrscheinlich nicht besonders gut schmecken werden: Wusstet Ihr, dass über 90 Prozent der Fläche Deutschlands ländlich geprägt ist und dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf dem sogenannten "Land" lebt? Astonishing facts, die auch mich beim Googeln so unvorbereitet getroffen haben wie weiland ein abrupter Jab von Ex-Boxprofi Sven Ottke aus Berlin-Tempelhof.

Facts jedoch, die es ermöglichen, mit ein paar Mythen und Vorurteilen aufzuräumen, die seit gestern die Diskussionen rund um das Thema Dorf bestimmen. Und wer hätte überhaupt gedacht, dass die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft im IV. Kabinett Merkel, Julia Klöckner, die erste große gesellschaftliche Debatte im neuen Jahrzehnt anstößt? Ich für meinen Teil hätte da eher auf Friedrich Merz und/oder Karl-Theodor zu Guttenberg gesetzt. So schön kann man sich irren.

"Dorfkinder haben den Dreh raus!" – Mit diesem schön gearbeiteten Claim launchte Klöckner gestern Morgen ihre Kampagne, die von sauber gearbeiteten High-Resolution-Fotografien begleitet wurde, die das Leben und die Gemeinschaft auf dem Land zeigten, wie es ist: Unverstellt, authentisch, fast neorealistisch. Und wie immer, wenn in Deutschland jemand eine Sache mal ein bisschen anders denkt als die gesellschaftliche Norm es vorsieht, lässt der Shitstorm nicht lange auf sich warten: Viele User zwitscherten sich unter dem Hashtag #Dorfkinder auf diversen Blogging-Plattformen die Finger heiß, empört wurde auf angeblich schlechtes Internet und fehlende Busverbindungen auf dem Land hingewiesen. Interessant, dachte ich, das sind ja genau die ausgedachten infrastrukturellen Probleme, mit denen die restliche Zeit des Jahres der Erfolg der AfD und andere Neonazis wegerklärt werden! Doch wenn die Landwirtschaftsministerin auf Twitter zum politischen Abschuss freigegeben wird, ist der vom Dorf in die Stadt gezogenen globalistischen Klasse noch jedes "Argument" recht, peinlich!

Disclaimer: Das folgende hübsche Thinkpiece verbloggte ich gestern schon auf meiner Jimdo-Homepage, möchte es aufgrund der Relevanz und Originalität auch den Titanic-Leser*innen nicht vorenthalten: "Wenn ich ans 'Dorf' denke, denke ich an Weber Grill, Carport und ,- real Future Store. Aber ich denke auch an kleine und mittlere Unternehmen, Mittelstand, Handwerk, Länderfinanzausgleich, kurz: die Basis." Anders gesagt: Der Milliarden-Überschuss im Bund rührt sicher nicht daher, dass wir jedes Mal, wenn wir traurig sind, ein neues Apple-Produkt von unserer Amazon-Wishlist bestellen, sondern wohl eher von der tagein, tagaus hart arbeitenden Landbevölkerung. Menschen, die mit ein paar Minuten ZDF-Morgenmagazin um halb sieben in der Früh ausreichend informiert in den Tag starten, um dann fleißig das Bruttoinlandsprodukt in neue Sphären zu pushen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich empfinde tiefe Dankbarkeit.

Euer Dax Werner

Kategorie: Meinung



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grüß Gott, Markus Söder!

Weil der bayerische AfD-Chef Sie wiederholt »Södolf« genannt hat und Sie ihn daraufhin anzeigten, muss dieser Ihnen nun 12 000 Euro wegen Beleidigung zahlen. Genau genommen muss er den Betrag an den Freistaat Bayern überweisen, was aber wiederum Ihnen zugutekommt. Ebenjener zahlt Ihnen ja die Honorare für freie Fotograf/innen, von denen Sie sich bei öffentlichen Anlässen gern begleiten und ablichten lassen. Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten auf stolze 180 000 Euro belaufen haben.

Vorschlag: Wenn es Ihnen gelingt, die Prasserei für Ihr Image komplett durch Klagen gegen AfD-Mitglieder querzufinanzieren, stoßen wir uns weniger an Ihrem lockeren Umgang mit öffentlichen Geldern.

Drückt vorauseilend schon mal beide Augen zu: Titanic

 Also echt, Hollywood-Schauspieler Kevin Bacon!

»Wie wäre es eigentlich, wenn mich niemand kennen würde?« Unter diesem Motto verbrachten Sie mit falschen Zähnen, künstlicher Nase und fingerdicken Brillengläsern einen Tag in einem Einkaufszentrum nahe Los Angeles, um Ihre Erfahrungen als Nobody anschließend in der Vanity Fair breitzutreten.

Die Leute hätten sich einfach an Ihnen vorbeigedrängelt, und niemand habe »Ich liebe Dich!« zu Ihnen gesagt. Als Sie dann auch noch in der Schlange stehen mussten, um »einen verdammten Kaffee zu kaufen«, sei Ihnen schlagartig bewusst geworden: »Das ist scheiße. Ich will wieder berühmt sein.«

Das ist doch mal eine Erkenntnis, Bacon! Aber war der Grund für Ihre Aktion am Ende nicht doch ein anderer? Hatten Sie vielleicht einfach nur Angst, in die Mall zu gehen und als vermeintlicher Superstar von völlig gleichgültigen Kalifornier/innen nicht erkannt zu werden?

Fand Sie nicht umsonst in »Unsichtbare Gefahr« am besten: Titanic

 Mahlzeit, Erling Haaland!

Mahlzeit, Erling Haaland!

Zur Fußballeuropameisterschaft der Herren machte erneut die Schlagzeile die Runde, dass Sie Ihren sportlichen Erfolg Ihrer Ernährung verdankten, die vor allem aus Kuhherzen und -lebern und einem »Getränk aus Milch, Grünkohl und Spinat« besteht.

»Würg!« mögen die meisten denken, wenn sie das hören. Doch kann ein Fußballer von Weltrang wie Sie sich gewiss einen persönlichen Spitzenkoch leisten, der die nötige Variation in den Speiseplan bringt: morgens Porridge aus Baby-Kuhherzen in Grünkohl-Spinat-Milch, mittags Burger aus einem Kuhleber-Patty und zwei Kuhherzenhälften und Spinat-Grünkohl-Eiscreme zum Nachtisch, abends Eintopf aus Kuhherzen, Kuhleber, Spi… na ja, Sie wissen schon!

Bon appétit wünscht Titanic

 »Welt«-Feuilletonist Elmar Krekeler!

»Friede eurer gelben Asche, Minions!« überschrieben Sie Ihre Filmkritik zu »Ich – einfach unverbesserlich 4«. Vorspann: »Früher waren sie fröhliche Anarchisten, heute machen sie öde Werbung für VW: Nach beinahe 15 Jahren im Kino sind die quietschgelben Minions auf den Hund gekommen. Ihr neuestes Kino-Abenteuer kommt wie ein Nachruf daher.«

Starkes Meinungsstück, Krekeler! Genau dafür lesen wir die Welt: dass uns jemand mit klaren Worten vor Augen führt, was in unserer Gesellschaft alles schiefläuft.

Dass Macron am Erstarken der Rechten schuld ist, wussten wir dank Ihrer Zeitung ja schon, ebenso, dass eine Vermögenssteuer ein Irrweg ist, dass man Viktor Orbán eine Chance geben soll, dass die Letzte Generation nichts verstanden hat, dass Steuersenkungen für ausländische Fachkräfte Deutschlands Todesstoß sind und dass wir wegen woker Pronomenpflicht bald alle im Gefängnis landen.

Aber Sie, Elmar Krakeeler, haben endlich den letzten totgeschwiegenen Missstand deutlich angesprochen: Die Minions sind nicht mehr frech genug. O tempora. Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
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09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster