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Leute ... von Paula Irmschler

Der Brutzler

Leute,

ja: geil Sommer, ballaballa, raus. Dann werden wir SIE endlich wieder sehen und nichts begreifen, schon gar nicht, aus welcher Materie sie bestehen und warum. Es handelt sich um die Brutzler. 

Man weiß nicht, wer sie sind, man kennt sie nicht, man ist sie nicht, man sieht sie sonst nicht, sie materialisieren sich um den 21. Juni jeden Jahres herum etwa, jaaa, weil endlich Sommeranfang. Sie sind wie die Winterjogger, nur ohne Winter und ohne Joggen. Nein, die Parkhippiestudenten sind nicht das Problem mit ihren Slacklines und Becks-Gesöff, nicht ansatzweise. Die Brutzler leben unter dem ständigen Mantra: endlich schön die Sonnenstrahlen nutzen, mitnehmen, genießen, bevor sie weg sind, vergilben, unbedingt raus, nicht morgen, sondern jetztjetztjetzt, immer sofort, immer direkt los, ab aufs Fahrrad, losgestrampelt, Decke schon unterm Arm, ab in' Park und dann folgendes tun: NICHTS. Gepackt ist stets und schon im Korb ein Handtuch, eine Sonnenbrille und eine Lotion, ein gutes Buch und Weintrauben, ein Joghurtdrink, Wasser und auf dem Handy schon ein paar Hörbücher, vielleicht gar Podcasts, da kann man noch was lernen, aber nur englischsprachige, eh klar, und die Kopfhörer, fast vergessen, na, das wär ja was geworden. Alter. 

Im Park dann schnell hinlegen, weil man sonst schmilzt, Drei Seiten lesen, was dann zu anstrengend ist wegen der Sonne, Mensch! Wie das blendet. Also direkt auch schon alles austrinken und auffuttern. Dann Kopphörer aufsetzen, blablasülz, wow, all diese popkulturellen Referenzen, Hawking und Wissenschaft, Nerdkultur, Akku leer. Dann müssen die Brutzler ewig so sein, einfach in der Sonne bummeln, das ist das Ding. Möglichst viel Haut freilegen und braun werden. Braun werden ist gut, dann kann man sagen, man war viel draußen, man hat ein Leben und ist on tour, hat Freunde, geht raus, raus!!! Obwohl man wie ein Stück Hundescheiße in der Sonne stinkt. Es ist auch sauunbequem, man muss ständig den Platz verlegen, Gestrüpp entfernen und unter einem verrecken unzählige Käfer und Ameisen, aber so ist die Natur eben, im Einklang, gut, juckt. Um sie herum und in die Körperöffnungen fliegen Fliegen hinterher. Achtung auch immer: Nicht in die Sonne gucken, das ist schlecht für die Augen, also Augen zu und erstmal einnicken. Dann wieder aufwachen, denn die Brutzelnden sind ja keine Asis und nicht zum Pennen hier, sondern zum AUSSPANNEN. Oh, da hat man fast das eincremen vergessen, also erst mal eincremen, auch wichtig. Dann endlich Seele baumeln lassen und schwitzen wie ein Schwein.

Später kann man sagen, man war heute mal richtig lange in der Sonne. Aber es sind gerade mal sieben Minuten vergangen. Dann passiert überhaupt nichts mehr, weil in der Sonne rumliegen die langweiligste und sinnloseste Scheiße der Welt ist. Doch, eines passiert noch: Sie schaffen es nicht mehr hoch, der Winter kommt, Schnee legt sich über sie, Jogger treten sie platt, Natur im Einklang. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann brutzeln sie auch noch im nächsten Jahr. Sie sind allerdings gestorben.

Kategorie: Meinung



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Nachdem wir, »Spiegel«,

Deine Überschrift »Mann steckt sich bei Milchkühen mit Vogelgrippe an« gelesen hatten, müssen wir selbst kurz in ein Fieberdelirium verfallen sein. Auf einmal waberte da Schlagzeile nach Schlagzeile vor unseren Augen vorbei: »Affe steckt sich bei Vögeln mit Rinderwahnsinn an«, »Vogel steckt sich bei Mann mit Affenpocken an«, »Rind steckt sich bei Hund mit Katzenschnupfen an«, »Katze steckt sich bei Krebs mit Schweinepest an« und »Wasser steckt sich bei Feuer mit Windpocken an«.

Stecken sich auf den Schreck erst mal eine an:

Deine Tierfreund/innen von Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

 Deine Fans, Taylor Swift,

Deine Fans, Taylor Swift,

sind bekannt dafür, Dir restlos ergeben zu sein. Sie machen alle, die auch nur die leiseste Kritik an Dir äußern, erbarmungslos nieder und nennen sich bedingt originell »Swifties«. So weit ist das alles gelernt und bekannt. Was uns aber besorgt, ist, dass sie nun auch noch geschafft haben, dass eine der deutschen Stationen Deiner Eras-Tour (Gelsenkirchen) ähnlich einfallslos in »Swiftkirchen« umbenannt wird. Mit Unterstützung der dortigen Bürgermeisterin und allem Drum und Dran. Da fragen wir uns schon: Wie soll das weitergehen? Wird bald alles, was Du berührst, nach Dir benannt? Heißen nach Deiner Abreise die Swiffer-Staubtücher »Swiffties«, 50-Euro-Scheine »Sfifties«, Fische »Sfischties«, Schwimmhallen »Swimmties«, Restaurants »Swubway« bzw. »SwiftDonald’s«, die Wildecker Herzbuben »Swildecker Herzbuben«, Albärt »Swiftbärt« und die Modekette Tom Tailor »Swift Tailor«?

Wenn das so ist, dann traut sich auf keinen Fall, etwas dagegen zu sagen:

Deine swanatische Tayltanic

 Du, »MDR«,

gehst mit einer Unterlassungserklärung gegen die sächsische Linke vor, weil die im Wahlkampf gegen die Schließung von Kliniken plakatiert: »In aller Freundschaft: Jede Klinik zählt.« Nun drohen juristische Scharmützel nebst entsprechenden Kosten für beide Seiten. Wie wäre es, wenn die Linke ihr Plakat zurückzieht und im Gegenzug nur eine einzige Klinik schließt? Die Ersparnisse dürften gewaltig sein, wenn die Sachsenklinik erst mal dichtgemacht hat.

Vorschlag zur Güte von Deinen Sparfüchsen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster