Leute ... von Paula Irmschler
Schöne, geile, junge, ermordete Männer
Schöne, geile, junge, ermordete Männer. Zu früh sind sie gestorben. In Kriegen verreckt. Von Ehefrauen abgeschlachtet. Oder noch im Mutterbauch hingerichtet. Es ist eine inspirierende Angelegenheit. Schöne, geile, junge, ermordete Männer sind meine Musen. Ich versetze mich auch gern in die Menschen hinein, die den zarten, perfekten Männerkörpern das angetan haben. Was trieb ihre Mörderinnen an? Ertrugen sie nicht das heiße Leben der aufkeimenden Sexualität? Hassten sie die zarten Blüten, die in Form von Bärten in die Welt sprossen? War ihnen die feste Brust zu entschlossen? Der knackige Hintern zu aufmüpfig? Ihre schönen, geilen, jungen Fleischlenden waren dem Tode geweiht. Was hätten sie werden können? Richter, Polizisten, Regisseure, Kosmonauten oder Arbeiter? Mannequins? Aus ihnen hätte so wahnsinnig viel entstehen können... Kinder. Ihre Gesichter waren voller Zuversicht und süß und auch saftig. Ihre Frauen waren anständige Menschen. Aber letztendlich ist auch nicht schlecht, dass sie uns für immer schön und geil und jung und ermordet im Gedächtnis bleiben. Ihre Lippen mag man küssen. Man mag sie umarmen und ihnen sagen, dass alles gut wird. Dass wir sie nie vergessen werden. Ihre Mode hat uns gut gefallen. Ihre Morde faszinieren uns. Mit meinen Freundinnen treffe ich mich manchmal in der Bar, in der die Mörderinnen der schönen, geilen, jungen, ermordeten Männer ein- und ausgingen. Es ist ziemlich kultig und es gibt oft Schnaps. Es bringt mich dazu, Bücher zu schreiben oder einen Film zu machen... Männer sollten sich das am besten gar nicht angucken und hier auch nicht mitlesen. Sie hielten sicher nicht aus, zu erfahren, dass viele andere Männer schon gestorben sind.
Hach, sie trugen sicher hübsche Slips.
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