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Inside TITANIC (37)

Intime Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Leo Riegel über vorweihnachtliche Hausmannskost, buttrige Goldbarren und Pinguine an Tannenbäumen.

Wie allerorts entfällt auch bei TITANIC die diesjährige Weihnachtsfeier. Je nach Corona-Infektionslage wird ein weiteres vorweihnachtliches Ritual jedoch stattfinden können: der Besuch im "Goldenen Engel". Seit ein paar Jahren pilgert die Redaktion an einem Dezemberabend ans andere Ende Frankfurts. Dort wird sie in dem für seine polnische Hausmannskost berüchtigten Lokal schon erwartet. Es kommt dann durchaus vor, dass wir die einzigen Gäste des Abends bleiben werden. Möglicherweise liegt es daran, dass die Eingangstür nach unserem Eintritt verriegelt wird, was die Raucher beim Versuch hinauszugehen wenig später feststellen werden. Fürchtet man sich etwa vor weiterer Kundschaft? Egal: Wir sind drin und machen es uns in der urigen und gespenstisch stillen Stube gemütlich. Neben Landschaftsgemälden platzierte Keramikgänse beäugen uns mit Skepsis.

Die Inhaberin und Chefköchin kommt zwecks Bestellungsaufnahme persönlich an den Tisch. Extrawünsche, wie "Kann ich die Steinpilzpiroggen auch ohne Sauerkraut bekommen?" werden mit eiserner Miene und Schweigen quittiert, solange bis die bestellende Person ihren Wunsch zurückzieht. Wenig später wird als Vorspeise eine (traditionell polnische?) Scheibe Ananas gereicht. Es folgt die Hauptspeise. Kleine Goldbarren aus Butter zerfließen auf hausgemachten Klößen und Piroggen. Dampfendes Bigos versprüht seinen fein-säuerlichen Duft. Die VegetarierInnen kratzen die auf der Speisekarte nicht erwähnten Garnitur-Speckwürfel von ihrem Essen. Später werden sie dafür einen Rüffel von der Köchin kassieren ("Sagen Sie doch einfach, dass Sie vegetarisch möchten!").

Alles ist frisch zubereitet und schmeckt fantastisch! Leider kommt es hin und wieder zu Problemen bei der Getränkeversorgung, denn sowohl Köchin als auch Kellner ziehen sich nach dem Servieren der Hauptspeise zurück und kehren so schnell nicht wieder. Als es den dürstenden Kollegen Tietze nicht mehr auf dem Stuhl hält und er nach dem Kellner rufend in den Bereich hinter der Theke vordringt, kommt dieser zurück und stellt ein silbernes, hotelrezeptionstypisches Glöckchen mit der Aufschrift "Bierklingel" auf den Tisch. Nun kann auch Thomas Hintner seine überfällige Bestellung aufgeben: "Noch so ein Zschüüsch ... ein Zwüchsch-sch ... so ein ..." - "Noch ein Zywiec?" - "Ja, genau!" Leider scheint die Bierklingel defekt zu sein. Zwar gibt sie einen Ton von sich, wenn man draufhaut, doch will trotzdem niemand zu uns an den Tisch kommen, um uns zu bedienen.

Am Ende des Abends herrscht zufriedenes Schweigen. Zum Reden ist man zu satt. Dank völlereibedingter Stille kehrt so etwas wie weihnachtliche Besinnlichkeit ein. Dafür sorgt auch der riesige, mit Schnee-Eulen und Pinguinen geschmückte Weihnachtsbaum, der mitten im Raum verkehrt herum von der Decke hängt.

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 So ist es, Franz Müntefering!

So ist es, Franz Müntefering!

Sie sind nun auch schon 84 Jahre alt und sagten zum Deutschlandfunk, Ältere wie Sie hätten noch erlebt, wozu übertriebener Nationalismus führe. Nämlich zu Bomben, Toten und Hunger. Ganz anders natürlich als nicht übertriebener Nationalismus! Der führt bekanntlich lediglich zur Einhaltung des Zweiprozentziels, zu geschlossenen Grenzen und Hunger. Ein wichtiger Unterschied!

Findet

Ihre Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

 Hi, Daniel Bayen!

Sie sind sehr jung und waren mit Ihrer Firma für Vintage-Klamotten namens Strike vorübergehend sehr erfolgreich. Die ist jetzt pleite, machte aber zeitweise 2,9 Millionen Euro Umsatz. Der Bedarf war so groß, dass Correctiv-Recherchen zufolge sogar massenhaft Neuware zwischen die Secondhand-Bekleidung gemischt wurde. Auch Sie räumten demnach ein, gefälschte Ware geordert zu haben. Allerdings, so behaupten Sie, nur, um Ihren »Mitarbeitern zu zeigen, wie man gefälschte Ware identifiziert und aussortiert«.

Aber Bayen, Ihre Expertise besteht doch darin, neue Sachen auf alt zu trimmen. Also versuchen Sie bitte nicht, uns solche uralten Tricks zu verkaufen!

Recycelt Witze immer nach allen Regeln der Kunst: Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Ein Lächeln

Angesichts der freundlichen Begrüßung meinerseits und des sich daraus ergebenden netten Plausches mit der Nachbarin stellte diese mir die Frage, welches der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen sei. Sie beantwortete glücklicherweise ihre Frage gleich darauf selbst, denn meine gottlob nicht geäußerte vage Vermutung (Geschlechtsverkehr?) erwies sich als ebenso falsch wie vulgär.

Tom Breitenfeldt

 Räpresentation

Als Legastheniker fühle ich mich immer etwas minderwertig und in der Gesellschaft nicht sehr gesehen. Deshalb habe ich mich gefreut, auf einem Spaziergang durch Darmstadt an einer Plakette mit der Aufschrift »Deutscher Legastheniker-Verband« vorbeizukommen. Nur um von meiner nichtlegasthenischen Begleitung aufgeklärt zu werden, dass es sich dabei um den »Deutschen Leichtathletik-Verband« handele und und umso teifer in mein Loch züruckzufalllen.

Björn Weirup

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Claims texten, die im Kopf bleiben

Ist »Preissturz bei Treppenliften« wirklich eine gute Catchphrase?

Miriam Wurster

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster