Inside TITANIC (29)
Intime Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Redaktionspraktikant Teja Fischer über scharfe Zungen in weichen Zügen.
Die ersten Kommentare meiner Kollegen:
Prima!
Spitze!
Weiter so!
Hut ab!
Und dies bereits, nachdem ich wie verabredet gegen 11 Uhr in die angenehm verschattet gelegene Redaktion gefunden hatte.
Normalerweise weicht der Schreck über eine neue soziale Umgebung nach etwa einer Woche aus meinem Gesicht. Hier musste ich schon am zweiten Tag nur noch einstellig auf Toilette. Unter den – auch temporären – Mitgliedern der TITANIC-Redaktion scheint eine auf spezielle Weise defizitäre Atmosphäre zu herrschen. Die überaus leidenschaftliche Satire-Arbeit zieht offenbar so viel Schärfe, Angriffslust und Empörungskräfte aus ihren zarten Gemütern, dass sie füreinander nur noch gute Laune übrig haben.
Ich muss das noch weiter vertiefen, aber einige Details im Umgang miteinander scheinen meine Theorie zu stützen: Man redet nicht übereinander, sondern miteinander – oder mit sich selbst. Die einzige Macht im Haus zirkuliert paritätisch zwischen den beiden, die aktuell die Toiletten besetzen. Es gibt ganze 0,25 Kühlschränke pro Mitarbeiter, in denen meistens sogar was Kühles drin ist. Und über Geld spricht man nicht – aber nur, weil eh jeder gleich viel bekommt, egal ob Redakteur, Assistent oder Praktikant.
Im Prinzip also die exakten Koordinaten für ein Arbeiten, wie es sein sollte. Die ewige Utopie, von der wir alle träumen, während wir vor Sonnenaufgang willfährig ins Büro stolpern, das El Dorado für unsere verkümmerten Seelen – es liegt mitten in Frankfurt.
Und bringt auch mich selbst so überraschend gut drauf, dass ich mich nicht mal mehr darüber aufregen kann, wie unverschämt lang die Rotphasen für Fußgänger in dieser Stadt sind.
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