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Inside TITANIC (27)

Intime Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Praktikantin Jessica Ramczik über Ekelvögel und braune Wachmachschlonze.

Sie gehören ja irgendwie zusammen, Redaktionen und Kaffee. Kreativer Durchbruch und Kaffeeküche, der Koffeinaufguss als Kulturtechnik. Apropos Kulturtechnik. Irgendwo in Frankreich pflegt man den Fettammer zu verspeisen. Das ist ein Singvogel, den "diese kranken Wichser" (Moritz Hürtgen) fangen und im Dunkeln oder nach Entfernen seiner Augen zwei Wochen lang mästen, bevor sie ihn in Schnaps ertränken und in Fett kochen. Anschließend isst man den armen Vogel ob der ganzen Würdelosigkeit des Prozesses dann mit einem Tuch über dem Kopf. Dabei knacken die Knöchelchen und Flügelchen des kleinen Tieres und den französischen "Genießern" ist es eine wahre Freude. Wieso, kann einem niemand sagen. Die Redaktion ist sich einig: "Boah, einfach nee." (Leo Riegel).

Aber zurück zur braunen Wachmachschlonze: Kaffee, mhhh. Dieser Geruch, der ölige Aufguss, der bittere Geschmack, der saure Abgang. Nichts ist gut an Kaffee, aber ein Bewusstsein dafür ist auch bei TITANIC nicht angekommen. Kaffee ist das letzte Lagerfeuer des Kapitalismus, die Kaffeeküche als letztes Refugium derer, die heute "schon noch was machen müssten" (Jessica Ramczik). Grund genug, niemals mit Kaffee anzufangen. In der Kaffeeecke prostet Moritz Bleibtreu dem Betrachter von einem Plakat her zu, doch all die Abschreckungsversuche bringen nichts: "Ist noch welcher da? Hat schon jemand? Soll ich mal?" (Paula Irmschler).

"Los! Rauchen! Kaffee!" (Moritz Post). Koffeingetrieben und ein bisschen wahnsinnig rennen sie los. Die Wahrheit ist jedoch: die Menschen hassen Kaffee, aber zugeben würde man das natürlich nur halb. "Ich bin eigentlich gar nicht so mit Kaffee" (Paula Irmschler), "Och naja" (Moritz Post), "Aber schau, es gibt auch gutes Bier" (Tom Hintner). Wo solch ein Gruppendruck herrscht, zieht man mit. Eines Tages greift man selbst zu, einfach so. Man hat die Hürtgens und Riegels und Posts beobachtet. Und schon ist man hooked und trinkt Tasse um Tasse. Mit jedem Schluck redet man sich sein, dass es doch so sein muss, und dabei zittert man und schwitzt und hat einen komischen Geschmack im Mund. "Ja, wieso überhaupt?" (Martina Werner). So ist es hier mit Kaffee wie mit dem Ekelvogel aus Frankreich. Keiner weiß so richtig wieso, am Ende ist es vielen unangenehm und von "außen auch oft nicht so schön anzusehen" (Torsten Gaitzsch). Man macht es, weil es die anderen tun. Wie es angefangen hat, weiß keiner mehr so richtig. Kulturtechnik halt.

Kategorie: Meinung



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Tatütata, LKA Niedersachsen!

»Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin«, sagt angeblich das gesuchte ehemalige RAF-Mitglied Burkhard Garweg gut gelaunt in einem Video, das bei der Fahndung im Presseportal unter der Rubrik »Blaulicht« veröffentlicht wurde. Die Fahnder/innen erhofften sich dadurch, so heißt es, neue Hinweise, und richten sich deshalb mit den Fragen an die Bevölkerung: »Wer ist ›Karin‹ bzw. ›Carin‹?« und: »In welchem Zusammenhang steht sie zu Burkhard Garweg?«. Schön und gut, da möchten wir nach einem derartigen Cliffhanger nun aber auch die Frage hinzufügen: Wie ist Karins Prüfung denn nun eigentlich gelaufen?

Hinweise an Titanic

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

 Philipp Bovermann (»SZ«)!

Früher hatten Sie Angst vor der Klimakatastrophe. Heute sind Sie Mitte dreißig und haben dazugelernt: »Ich kann heute nur noch darüber staunen, wie wenig tief mich die Tatsache bekümmert, dass der Planet überhitzt, dass Arten verschwinden, Ökosysteme kollabieren, Regenwälder brennen, Meeresböden sich in Wüsten verwandeln. Menschen werden sterben, Menschen sterben schon heute, das Leid der Tiere sprengt alle Vorstellungskraft – aber jetzt stehe ich auf meinem Balkon, habe mir ein Leben aufgebaut, mit einem tollen Job, einer tollen Frau, einer tollen Tochter, unten auf dem Teich schwimmt eine Entenfamilie vorbei, und geblieben ist nur die sanfte Sorge, dass ich mir zu wenig Sorgen mache. Ich grusele mich vor mir selbst. Aber nur ein winziges bisschen.« Denn »vielleicht ist es rational, wegen des Klimawandels ruhig zu bleiben und sich auf das Leid im Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Welt wird schon nicht gleich untergehen.«

Nein, Kollege Bovermann, wird sie nicht, jedenfalls Ihre nicht. An den Menschen in Südostasien oder Osteuropa, betroffen von einem exemplarischen Regen aus der neuen Klimagegenwart, schwimmen derweil keine Entenfamilien, sondern ihre toten Töchter vorbei, während Sie sich so arg auf das Leid im Hier und Jetzt konzentrieren, dass es alle Vorstellungskraft sprengt.

Vorm ewigen Jungspießer gruselt’s da ein bisschen: Titanic

 Njamm, REWE!

Da lief uns ja das Wasser im Mund zusammen, als wir in einer Deiner Filialen mit dieser Werbung beschallt wurden: »Der Sommer schmeckt nach Heinz«. Mmmh! Nach welchem denn? Heinz Rühmann? Heinz Erhardt? Heinz Rudolf Kunze? Oder gar Karl-Heinz Rummenigge? Worauf wir danach aber komischerweise gar keinen Appetit mehr hatten, war Ketchup.

Im Anschluss an diesen Brief haben wir gleich noch ein paar weitere Erledigungen zu machen und freuen uns schon auf Durchsagen wie »Der Herbst schmeckt nach Stuhl« bei Ikea, »Der Herbst schmeckt nach Eicheln« im Gartencenter, »Der Herbst schmeckt nach getrockneten Ochsenschwänzen« im Tierfutterhandel oder »Der Herbst schmeckt nach Linoleum« im Baumarkt!

Deine Heinzelmäuse von Titanic

 Wenn Sie, Micky Beisenherz,

als Autor des »Dschungelcamps« gedacht hatten, Sie könnten dessen Insass/innen mit einer Scherzfrage aus der Mottenkiste zu der Ihnen genehmen Antwort animieren, dann waren Sie aber so was von schief gewickelt; die RTL-»Legenden« wollten Ihnen nämlich partout nicht den Gefallen tun, auf die Frage, womit sich Ornitholog/innen beschäftigten, einfach und platterdings »mit Vögeln« zu antworten.

Stattdessen kamen: »Was ist das denn?« oder »What the fuck …?«. Dafür zu sorgen, dass so aus Ahnungslosigkeit ein Akt des Widerstands gegen Ihre idiotische Fangfrage wurde, das soll Ihnen, Beisenherz, erst mal jemand nachmachen.

Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Im Unterzucker

Wenn man sich bei seinem Lieblingsitaliener keine Pizza bestellen kann, weil man nicht alle Vespas auf den Fotos gefunden hat – liegt das dann am nicht bestandenen Turin-Test?

Lara Wagner

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
Titanic unterwegs
05.10.2024 Kassel, TiF Max Goldt
05.10.2024 Berlin, Künstlerhof / Buchhändlerkeller Alt Lietzow Christian Y. Schmidt
06.10.2024 Berlin, Schloßparktheater Max Goldt
06.10.2024 Hannover, Pavillon Hauck & Bauer