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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (82)

(Was bisher geschah)

Eine Weile schwiegen alle, es herrschte (falls es nicht einfach Verlegenheit war) eine geradezu feierliche, mindestens andächtige Stimmung; als horche jeder in sich hinein, wie er es denn mit Mutter hielt oder gehalten hatte. Kurtchen, während er die allgemeine Stille nutzte, um an Petra vorbei ins Freie zu sehen, dachte den möglicherweise simpelsten denkbaren Gedanken, daß er nämlich Mutti mal wieder anrufen müßte; auch wenn es freilich wenig mitzuteilen gab.

Er merkte, daß er Petra ansah, gefahrlos, weil sie mit Fred über irgendeinen Roman sprach, den sie „spannend“ fand, und Kurtchen hoffte, daß es um einen Krimi oder Agentenroman ging, andernfalls er das mit Petra praktisch gleich begraben konnte; wenn sie nämlich, der Mode der Zeit entsprechend, den Spannungsfall zur Alltäglichkeit werden ließ und von Einkaufsbummeln bis Schuppenflechte alles gleichermaßen und egalweg spannend fand; und ihm sank das Herz, als die Erinnerung an gestern nacht ihn flutete, da hatte sie, die schöne Petra (wie Kurtchen trotzig, vielleicht aber auch bloß wehleidig dachte), ja auch schon geredet, wie man das als durch Fernsehn und Bunte zerebral versauter Stumpfkopf eben heutzutage tat. Und während Irgendwie-Heiner aus Gründen, die fürs erste im Vagen bleiben mußten, in Gelächter ausbrach, kamen Kurtchen, gegen seinen Willen, Zweifel, ob er für derlei Kompromisse, wie sie im Falle, daß sich die Sache mit Petra entwickeln würde, womöglich anstünden, nicht zu alt und zu gebrannt sei.

"Das versteht sich", sagte Fred, in freilich anderem Zusammenhang.

Das Gespräch drehte sich immer noch um Lektüre, und Kurtchen fiel auf, daß er noch gar keine Gelegenheit erhalten hatte, ein Getränk zu ordern. „Laß mal die Luft aus dem Glas“, wie Ulrike immer gesagt hatte, und zwar ohne jede Ironie, und Kurtchen, der damals noch davon überzeugt gewesen war, man gewöhne sich an alles, hatte sie trotzdem geheiratet, obwohl seine erste Ehe ja bereits und jedenfalls unter anderem daran gescheitert war, daß er Sibylles Tischmanieren (bzw. deren Fehlen) nicht ertrug und es, gegen die Hoffnung, auch nicht lernte, sie zu ertragen. Man zog den Wein nicht durch die Zähne wie ein Mundwasser, aß Erbsen nicht mit dem Löffel, und wenn doch, dann galt mit Mutti wenigstens: Der Löffel geht zum Mund, nicht der Mund zum Löffel.

„Ist doch auch irgendwie logisch!“ krähte Heiner.

Einmal hatte er, Kurtchen, eine Einrede gewagt, unter Krämpfen, weil er sich nicht wie seine eigene Mutter anhören wollte, aber andererseits fand, daß Essen, mindestens das gemeinsame, gewissen ästhetischen Minimalanforderungen zu genügen habe. "Ah", hatte Sibylle, mehr spöttisch als gekränkt, geantwortet. "Unser Sozialist und Befreier der Arbeiterklasse ist ein Bourgeois."

"Eben", sagte wiederum Fred.

"Sozialismus heißt ja nicht, bei Tisch zu furzen", hatte Kurtchen gesagt.

"Ich furze ja auch nicht bei Tisch", hatte Sibylle geantwortet.

"Hab ich nie probiert", mischte Petra sich ein, und Kurtchen brach die Reminiszenz ab, sie war ihm, aus vielerlei Gründen, unangenehm. Das ganze Leben, ein Hallraum der Erinnerung.

"Wenn du es sagst", und Gernolf reckte sich auf der Bank nach der Bedienung. (wird fortgesetzt)

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Briefe an die Leser

 Njamm, REWE!

Da lief uns ja das Wasser im Mund zusammen, als wir in einer Deiner Filialen mit dieser Werbung beschallt wurden: »Der Sommer schmeckt nach Heinz«. Mmmh! Nach welchem denn? Heinz Rühmann? Heinz Erhardt? Heinz Rudolf Kunze? Oder gar Karl-Heinz Rummenigge? Worauf wir danach aber komischerweise gar keinen Appetit mehr hatten, war Ketchup.

Im Anschluss an diesen Brief haben wir gleich noch ein paar weitere Erledigungen zu machen und freuen uns schon auf Durchsagen wie »Der Herbst schmeckt nach Stuhl« bei Ikea, »Der Herbst schmeckt nach Eicheln« im Gartencenter, »Der Herbst schmeckt nach getrockneten Ochsenschwänzen« im Tierfutterhandel oder »Der Herbst schmeckt nach Linoleum« im Baumarkt!

Deine Heinzelmäuse von Titanic

 Really, Winona Ryder?

Really, Winona Ryder?

In einem Interview mit der Los Angeles Times monierten Sie, dass einige Ihrer jungen Schauspielerkolleg/innen sich zu wenig für Filme interessierten. Das Erste, was sie wissen wollten, sei, wie lange der Film dauere.

Wer hätte gedacht, Ryder, dass Sie als Kind aus der Glanzzeit des Fernsehkonsums einmal die Nase rümpfen würden, weil junge Menschen möglichst wenig vor der Glotze sitzen und sich stattdessen lieber bewegen wollen? Davon abgesehen: Sind Sie sicher, dass sich die Abneigung gegen Cineastisches und das Verlangen, bereits beim Vorspann die Flucht zu ergreifen, nicht nur auf Werke beziehen, in denen Sie mitspielen?

Fragt sich Ihre Filmconnaisseuse Titanic

 Huch, Wolodymyr Selenskyj!

Laut Spiegel wollen Sie »überraschend nach Deutschland reisen«. Verständlich, Flugzeug oder Zug werden auf Dauer ja auch langweilig. Interessiert, ob Sie stattdessen einen Tunnel graben, mit einem Zeppelin fliegen oder doch per Faltkanu heranschippern, wünschen Ihnen in jedem Fall eine gute Reise

Ihre Travelguides von Titanic

 Ex-VIVA-Moderator Mola Adebisi!

Im »Dschungelcamp« gaben Sie Ihre Meinung zum Thema Geschlechterrollen zum Besten: »Ich möchte nicht das tun, was eine Frau tut, das kann ich auch nicht. Und eine Frau soll auch nicht das tun, was ein Mann tut. Das geht auch nicht.« Männer sollten beispielsweise nicht als Hebammen arbeiten, denn eine Frau würde ein Kind anders lieben als ein Mann.

Und das wird von einer Hebamme ja schließlich gefordert, dass sie Kinder nicht einfach fachgerecht zur Welt bringt, sondern sie auch liebt.

Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, die Tätigkeitsbereiche von Männern und Frauen zu trennen, warum haben Sie sich dann ein Metier gesucht, in dem sie gleichermaßen vertreten sind, Adebisi? Nämlich hauptberuflich im Dschungelcamp rumzusitzen?

Fragt sich, auch wenn sie das nicht tun soll: Titanic

 Bitte schön, Annika Stechemesser!

Sie sind Klimaforscherin in Potsdam, wurden in der Frankfurter Rundschau am Tag nach den brisanten Landtagswahlen zum Thema »effektiver Klimaschutz« interviewt, und da wir heute auf keinen Fall Witze mit Namen machen wollen, lassen wir das einfach mal so stechen, äh, stehen!

Ganz lieb grüßt Ihre Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kurzzeitgenossen

Bei der Meldung zu Anton Bruckners 200. Geburtsjubiläum (4. September) und dem tags darauf sich jährenden Geburtstag Heimito von Doderers (5. September) mit Interesse bemerkt, dass beide Herren im Jahr 1896 kurz gleichzeitig am Leben waren: nämlich fünf Wochen und einen Tag lang, von Klein-Heimitos Entbindung bis zu Bruckners Tod am 11. Oktober. Solche ganz knapp verpassten Möglichkeiten der Seelenwanderung faszinieren mich. Was wäre gewesen, hätte man Doderer etwas später zur Welt gebracht, wäre Bruckners Geist schon ein paar Wochen früher »frei« gewesen? Hätte Wien / Ansfelden ein reinkarniertes Doppeltalent Heimtoni von Brucknerer überhaupt ausgehalten, hätte die literarisch-musikalische Welt unter dem Eindruck der »Strudlhofsinfonie«, des »Rondo in c-Moll für Streichquartett und einen Merowinger« (Alternativtitel: »Die tonale Familie«) oder der kurzen vierstimmigen Motette »Die Peinigung der Orgelpfeifelchen« vor Entzücken und Überwältigung alle viere von sich gestreckt, aufgegeben und ihren Kulturbeutel auf immerdar zusammengepackt? – Dass das Spekulieren über solche vergeigten Leider-nicht-Seelenwanderungen nur sehr ausnahmsweise Sinn ergibt, dämmerte mir aber, als ich ad notam nahm, mit welchen Gruselgestalten und potentiellen Reinkarnationsgefäßen seinerseits Doderer seine allerletzten Tage im Herbst 1966 verbringen musste: Stefan Raab (*20.10.66), David Cameron (*9.10.66), Caroline Beil (*3.11.66) und sogar noch haarscharf David Safier (*13.12.66, »Miss Merkel – Mord am Friedhof«; »Der kleine Ritter Kackebart«). Dann schon lieber die Seele mit in die Hölle nehmen.

Michael Ziegelwagner

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

 Obacht!

Die Ankündigung von Mautgebühren ist furchterregend, aber so richtig Gänsehaut bekomme ich immer erst, wenn bei Google Maps als »Warnhinweis« auftaucht: »Diese Route verläuft durch Österreich.«

Norbert Behr

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Alle meine Aversionen

Was ich überhaupt nicht schätze:
»Mädchen, ich erklär dir ...«-Sätze.

Was ich nicht so super finde:
Bluten ohne Monatsbinde.

Was ich gar nicht leiden kann:
Sex mit einem Staatstyrann.

Den Rest, auch Alkoholkonzerne,
mag ich eigentlich ganz gerne.

Ella Carina Werner

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Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
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  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella