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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochenend-Fortsetzungsroman (19)

"Die Frage ist doch", der Anwalt ließ und ließ sich nicht aus der Spur brin­gen, "bin ich gutbürgerlich? Oder will ich jemanden anlocken?" Was immer das nun wieder bedeuten mochte; die Bedienung kam, Kurtchen bestellte ein Bier und einen Schnaps dazu, denn wie es auch war, das Leben, es war gut. Kurz überlegte er, den Sums mitzuschreiben, das geplante autobiographische Meisterwerk damit anzudicken; aber erstens hatte er keinen Stift, zweitens nichts zum Aufschreiben, und drittens waren die Expertisen des Juristen zu amorph und konsistenzfrei, als daß hier ohne ein Spitzenkurzzeitgedächntnis oder wenigstens Stenokenntnisse was zu machen gewesen wäre. Kurtchen ging beides ab. Im Richtung Toilette gelegenen Eck, wo, wie Kurtchen beim Hereinkommen bemerkt hatte, Karten gespielt wurde, hob ein Gelärme an, jemand hieb laut und mehrfach auf den Tisch und schrie dabei das Wort "Kasperkopf".

"Ich war sechs oder sieben Jahre als Anwalt bei verschiedenen Kanzleien", und die sind jetzt alle pleite, vollendete Kurtchen im stillen. Der Mietrechts­experte fixierte Gernolf jetzt wie einen wackligen Zeugen, der langsam, aber sicher unter seinen Widersprüchen begraben wird. "Ich habe sie alle kommen und wieder gehen sehen. Alle. Wie du's brauchst. Comme ci, ça va. Wo Licht ist, ist auch Feuer. Aber eins stand für mich nie zur De­batte: vollkommene Integrität. Ansprechbarkeit. Demut, wenn du so willst." Die Frau nickte beifällig und hörte überhaupt mit einem Interesse zu, als sei ihr Galan gerade dabei, den Todesfall Barschel aufzuklären.

Kurtchen be­kam sein Bier und seinen Schnaps und nippte an beidem. "Genauso wie die Zeugen Jehovas", schaltete sich jetzt die Anwältin ein, die, wenn Kurtchen recht sah, hinter einer kleinen Fanta saß, "die sagen auch im­mer: Es steht kurz davor!" Ein fulminant rätselhafter Satz; vielleicht saßen sie hier alle vor der versteckten Kamera.

"Deshalb bin ich jetzt bei der AOK, der Sicherheit wegen", übernahm der Paragraphenexperte wieder das Kommando. Kurtchen stellte sich spaßeshalber vor, er sei der unschuldig Angeklagte in einem Mordpro­zeß, und dieser lustige Imbezile sei sein Pflichtverteidiger. Aber gottseidank war der ja bei der AOK; und er, Kurtchen, bei der DAK! So gab's dann eben doch einen, der für Ordnung sorgte und sein, Kurtchens, Schicksal unendlich sanft in seinen Händen hielt. Gernolf hörte weiterhin unverwandt zu, aber vielleicht hatte er auch längst abgeschaltet und dachte an etwas völlig anderes; vielleicht daran, Jura zu studieren, ganz so schwer schien das ja nicht zu sein.

"Ich hab mir das einfach nur erkämpft", korrigierte der Rechtsidiot wie be­stellt, der Ton blieb trotz des kämpferischen Themas jovial, der Mann hatte sich ganz einfach unter Kontrolle, während seine Frau jetzt erfreulich unverhoh­len in der Nase bohrte. "Meine Gründe, Jura zu studieren, wa­ren viele, aber nie, daß ich ge­sagt habe: Ich mach das nur, weil ich Geld will."

"Na eben", sagte Gernolf so unvermittelt wie sinnlos, und Kurtchen fragte sich, ob er tatsächlich nicht zugehört hatte oder im Gegenteil bestrebt war, hier noch richtig für Remmidemmi zu sorgen.

"Du Arschloch!!" schrie jetzt die Stimme, die eben noch "Kasperkopf" ge­brüllt hatte, und Kurtchen drehte sich um. (wird fortgesetzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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