Gestorben
Lonesome George, 100. Als er 1912 in einem kleinen Nest bei Pinta/Galápagos geboren wurde, herrschte in Deutschland noch Kaiser Wilhelm II., die ersten Zeppeline wurden flügge und Charles Darwin feierte gerade erst seinen 30. Todestag. Lonesome George war der letzte seiner Art, trotzdem brauchte er gute hundert Jahre, um auszusterben. 1924 wurde er geschlechtsreif, 1927 bemerkte er es. In pubertärer Enthemmung begattete George nacheinander einen Stein (1928), eine Gabelschwanzmöwe (1930), die Darwin-Büste auf Santa Cruz (1931), noch mal den Stein (1932), danach Zigarettenpause bis 1935. Unter Hitler war Lonesome George in der inneren Emigration. 1971 wurde er erstmals von einem Malakologen entdeckt, der ihn "Chelonoidis nigra abingdoni" nannte. George nannte den Malakologen "Freitag". An die achtziger Jahre konnte sich Lonesome George zuletzt nicht mehr erinnern. 2006 fiel ihm seine Mitgliedschaft bei der Waffen-SS ein, es war aber niemand da, dem er davon erzählen konnte, und George legte sich zum Sterben hin. 2012 klappte es. Lonesome George wird am Mittwoch in einer Seebestattung beigesetzt, sein Panzer kommt auf den Kamin.
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